Heute Abend steigen die ersten Viertelfinalrückspiele der Champions-League-Saison 2008/09. Einige Teams stehen dabei mit dem Rücken zur Wand und sind zum Weiterkommen verdammt. Nur der FC Bayern kann zum ersten Mal in dieser Saison entspannt in ein Spiel gehen.

Brisanzduell in Liverpool
Das wohl interessanteste Duell heute Abend liefern sich der FC Liverpool und Real Madrid. Trotz verschiedener Saisonverläufe (Liverpool starte hervorragend, Madrid für ihre Ambitionen mittelprächtig) haben beide eines gemeinsam: Ein Titel ist schon weg. Beide sind im Pokal frühzeitig ausgeschieden, Madrid peinlich gegen Drittligist Real Unión und Liverpool verlor das Prestigeduell gegen seinen Erzrivalen FC Everton.

Auch der Meistertitel scheint nur noch ein Wunschtraum zu sein. Liverpool liegt mit sieben Punkten Rückstand auf Manchester United (ein Spiel weniger) auf Platz 3, Real Madrid konnte aufgrund einer Serie von zehn Siegen in Folge den Abstand auf den FC Barcelona auf sechs Punkte verkürzen – wenn auch schwer vorstellbar, so ist der Titel noch drin, zumal noch das direkte Duell der beiden Spitzenclubs ansteht.

Bleibt für beide Clubs im Grunde nur noch der Titel in der Champions League, um die Saison positiv zu beenden. Zumindest das Halbfinale sollte für beide Traditionsclubs Pflicht sein, ein Ausscheiden könnte vor allem bei Liverpool verheerende Folgen haben. Der Trainer Raphael Benitez und die Inhaber George Gillett und Tom Hicks sollen zerstritten sein. Vor allem das kleine Tief nach dem exzellenten Saisonstart macht den Job für Benitez nicht einfacher. Die großen englischen Zeitungen („Sun", „Daily Mail" und „Mirror") sind sich bereits einig, dass die beiden amerikanischen Besitzer sich bei Inter-Trainer José Mourinho gemeldet haben sollen. Sollte Benetiz heute mit Liverpool aus der Champions League rausfliegen, wäre das Ende seiner Ära wohl besiegelt.

Beim gegnerischen Trainer Juande Ramos sieht es etwas anders aus. Zwar wäre ein Ausscheiden auch für Madrid aufgrund der geringen Titelaussichten fatal, allerdings hängt dies nicht mit der Arbeit von Ramos zusammen. Seit er Trainer bei Real ist, haben die Königlichen zehn Mal gewonnen, ein Mal unentschieden gespielt und zwei Mal verloren – ausgerechnet gegen FC Barcelona und dem heutigen Gegner Liverpool im Hinspiel. Eine exzellente Bilanz, die Ramos für weitere Aufgaben empfiehlt. Dies sieht er ebenso, wie er heute in der Daily Post verriet: „Ob wir gewinnen oder rausfliegen, es wird meinen Vertrag nicht beeinflussen". Selbstbewusstsein hat der Mann zumindest.

Juventus im Soll, Chelsea-Spieler unter Druck
Was soll man zu dieser Partie sagen? Beide sind mit sieben Punkten Rückstand auf Platz 1 Zweiter. Beide sind im Halbfinale des jeweiligen Pokalwettbewerbes. Allerdings ist bei Juventus alles im Soll, bei Chelsea hing der Haussegen zwischenzeitlich schief. Seit Guus Hiddink das Zepter übernommen hat, gab es in sechs Spielen (ein Spiel verfolgte er auf der Tribüne) sechs Siege und bei Chelsea scheint wieder alles Friede Freude Eierkuchen zu sein. Scheidet man allerdings heute Abend aus, werden nach der Saison Köpfe rollen – vor allem der hochbezahlte Kader würde von den Mitläufern entschlackt werden. Allen voran Deco, Malouda, Ballack, Alex und Drogba stehen jetzt schon auf der Abschussliste. Sollte die Mannschaft allerdings – und wider Erwarten – die Champions League gewinnen, dann würden wohl ein paar geschundene Spieler begnadigt werden. Unseren Capitano würde es freuen.

Saison verschönen
Im dritten Spiel treffen Panathinaikos und Villarreal aufeinander. Beide sind aus den Ligapokalen ausgeschieden - Villarreal verlor sogar im Hinspiel 0:5 gegen Drittligst Polideportivo Ejido -, beide kämpfen um die die Qualifikation für die Champions League und für beide würde ein Weiterkommen den Höhepunkt der Saison darstellen, mit dem man eine durchschnittliche Saison deutlich aufwerten könnte. Aus diesem Grund werden wir heute Abend in Athen ein kampfbetontes Spiel sehen, zumal Villarreal nach dem 1:1 im Hinspiel nach vorne spielen muss. Tore sind da eigentlich vorprogrammiert.

Nur nicht weh tun
Im letzten Spiel geht es im Grund um nichts mehr. Bayern ist nach dem 5:0 Auswärtssieg in der nächsten Runde – daran zweifelt niemand mehr. Deshalb und aufgrund einiger Verletzungen wird Bayern mit einer zweiten Mannschaft auflaufen. Auch Lissabon wird ein paar Stammspieler schonen, um gegen Befinca den Ligapokal zu gewinnen und um den Stadtrivalen vom wichtigen zweiten Platz zu verdrängen.

Einige Reservisten haben damit die Möglichkeit, sich für weitere Aufgaben zu empfehlen. Dabei werden vor allem die Stammspieler aufpassen müssen, dass sie von übermotivierten Ergänzungsspielern nicht verletzt werden. Aber auch ein paar Stammspieler müssen zeigen, dass sie zu Recht zur ersten Elf gehören: Massimo Oddo vermag rechts nicht immer zu überzeugen, Martin Demichelis ist ein ständiger Unruheherd und Bastian Schweinsteiger steht zu oft im Schatten von Franck Ribéry. Dies verspricht eine gute Partie, trotz eines klaren Hinspiel-Erfolges seitens der Bayern. Hoffen wir es.