Als BVB-Fan im unteren Teil der Republik hat man es ja nicht leicht. Der Weg nach Dortmund unendlich lang, kaum Gleichgesinnte um einen herum und haufenweise schlechte Erinnerungen an Auswärtsfahrten nach München oder Stuttgart.
Ungläubig vernahm ich daher auch, dass der BVB sein diesjähriges Sommertrainingslager in Donaueschingen abhalten wird. Sonst war es in der Türkei oder Portugal, doch jetzt endlich kamen sie mal zu mir. Sind ja nur 85km gewesen.
Also schnell den Karren der Eltern geborgt, zwei fußballverrückte Kumpels eigepackt und nix wie auf die Autobahn.
In Donaueschingen selbst musste man nur raus Richtung Golfplatz und Pampa fahren und schon strahlte einen das BVB-Fanmobil an. Nennt mir mal einen Verein, der so was in seinem Trainingslager hat?

Das Vormittagstraining ließ sich aus nächster Nähe beobachten. Erste Auffälligkeit: Während Ziegler und Neueinkauf Kruse bereits den Bällen von Teddy de Beer hinterher hechteten, absolvierte Weidenfeller das Konditionstraining zusammen mit den Feldspielern.
Nächste Auffälligkeit: Die klinsmannschen Strechbänder haben auch ihren Weg nach Dortmund gefunden. Meiner Meinung nach ist das schon hart, dass der Klinsi da beginnt, mit solchen Dinger trainieren zu lassen und schon macht die ganze Bundesliga mit. Wieso ist denn da die ganze Zeit zuvor keiner drauf gekommen?

Irgendwann durften die Jungs dann auch endlich mal die Kugel mit ins Spiel nehmen. Kloppo dachte sich eine Übung aus, die einige Profis wohl etwas überforderte.
Dabei war's ganz simpel: Den Ball zum Mitspieler passen, kurz über drei Stangen hopfen, die Kugel wieder aufnehmen, Stangenslalom und Torschuss. Dann direkt die Linie entlang sprinten, wo auf einen die nächste Kugel wartet. Diese nach innen auf zwei Mitspieler flanken und im Anschluss selbst nochmal aufs Tor schießen.

Nach den ersten zehn Durchgängen war wohl für jeden Trainingskiebitz ersichtlich, dass Kloppo hier nochmal mit einer genaueren Erläuterung nachbessern muss.
Da die Hütchen, Stangen und Markierungen alle unterschiedliche Farben hatten und genau dies den Jungs Probleme zu bereiten schien, brüllte der Neue über das ganze Feld: "Ja sagt mal, seit ihr alle farbenblind?"

Als blind erwies sich auf alle Fälle Robert Kovac. Der Kroate machte nicht nur einen arroganten (wohl zu lang bei den Bayern gewesen…) und lustlosen Eindruck, sondern ballerte die Kugel bei allen (!) seiner Versuche dermaßen weit über das Tor, dass selbst die anwesenden Golfspieler aufpassen mussten. Unglaublich einfach, wie oft gestandene Fußballprofis das Tor aus kürzester Distanz nicht treffen und damit meine ich nicht, dass der Ball auch rein geht.

Am Ende der Trainingseinheit zeigten sich die Verantwortlichen dann äußerst fannah.
Einzig Kovac fuhr mit so einem Golf-Caddy-Wagen von dannen und wollte Petric mitnehmen, doch der nahm sich wie alle anderen Jungs noch ausgiebig Zeit, um Fans mit Bildernund Autogrammen zu versorgen. Anschließend fuhren die Profis auf der Ladefläche eines Trucks in Richtung Hotel zurück.

Die fünf Stunden, die bis zum zweiten Training überbrückt werden mussten, gestalteten wir mit ausgiebigem Sightseeing in Downtown Donaueschingen. Die ortsansässige Fürstenberg-Brauerei versorgte uns mit Kaltgetränken und 1a Schnitzel. Die nahegelegene Donauquelle tat ihr Übriges.

Um 17 Uhr ging es dann im Anton-Mall-Stadion nahe der Innenstadt weiter. Dort waren rund 400 BVB-Anhänger, für mich als süddeutscher Fan immer wieder ein herrlich ungewohntes Bild.
Das Training war deutlich härter als am Vormittag. Im anschließenden Trainingsspiel hinterließ Neven Subotic einen ordentlichen Eindruck, auch Tamas Hajnal forderte viele Bälle, eher er von Sebastian Kehl aus dem Training getreten wurde. Zum Glück ist nix passiert.

Spezialaufgabe: Derjenige, der einen Fehlpass spielte, musste bis zur Grundlinie und wieder zurück durchspurten. Angefeuert wurden sie dabei von Kloppos lautem "Rot – Laufeeeeeen"-Geschreie. Denkt man gar nicht, dass der Kerl so brüllen kann.

Felipe Santana wirkt etwas staksig und hat sehr, sehr dünne Beinchen wie mir aufgefallen ist. Giovanni Federico ist sowohl beim als auch nach dem Training ebenso unscheinbar wie sonst bei Pflichtspielen. Die Grobmotorik von Markus Brzenska lud zudem immer wieder zum Lachen ein.

Nach der Einheit gab die gesamte Mannschaft wieder lange Zeit Autogramme. Am gefragtesten war natürlich Klopp, der für die abschließende Anekdote dieses Blogs sorgen soll.

Als mein Kumpel eine Unterschrift von ihm wollte, sagte er: "Das war's jetzt, den Rest gibt’s morgen." Kumpel: "Aber Herr Klopp, morgen bin ich gar nicht mehr hier."
Klopp: "Also gut. Aber wenn ich dich morgen hier erwische…"