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Von: Funghi
24.11.2013 | 6330 Aufrufe | 14 Kommentare | 7 Bewertungen Ø 8.9
Pep Guardiola
Eine taktische Meisterleistung
Die ganz hohe Fußballintelligenz mit dem nötigen Quäntchen Risiko

Was war das für ein klasse Bundesligaspiel? Es war genau das Topspiel, das sich alle im Vorfeld erhofft und auch erwartet haben. Dortmund fand vor heimischer Kulisse besser in die Partie, hatte nach drei Minuten auch schon die erste Großchance durch Lewandowski. Bayern spielte in der ersten Hälfte mit gewohnt hohem Ballbesitz, jedoch mit wenigen Strafraumszenen und nur einer wirklich guten Tormöglichkeit. Der BVB hingegen schien der Führung näher zu sein, trotzdem ging es torlos in die Halbzeit, weil die Münchner die Ruhe behielten und sich wieder auf ihre Stärken konzentrierten. Aber was waren eigentlich die Stärken des FCB in diesem Spiel?


Ein System - viele Möglichkeiten

Guardiola bot am Samstagabend eine taktische Meisterleistung - Fußball-IQ auf höchstem Niveau. Das fing mit der Startaufstellung an, indem er Götze, bei seiner Rückkehr zu alter Wirkungsstätte, nicht 90 Minuten lang den Druck aussetzt, denn immerhin ist der EX-Dortmunder erst 21 Jahre alt. Mit dieser Entscheidung nahm er ihm einen großen Teil der Last von den Schultern. Mandzukic sollte die neuformierte Borussen-Abwehr von Beginn an (u.a. mit seiner Kopfballstärke) bearbeiten. Das Spiel des Rekordmeisters bestand nicht wie gewohnt aus endlosen Ballstafetten, sondern aus vielen Flanken und hohen Bällen in den Sechzehner, immer wieder zum Kroaten. Vielleicht war Pep von dieser Art und Weise nicht wirklich begeistert, doch damit vermied sein Team unverhofft in die brandgefährlichen Konter zu laufen. Bayern behielt die Ruhe, und Guardiola wusste nach der Halbzeit genau, wie er sein Team zum Erfolg verhelfen kann.


Bei Schachzug Nummer zwei ersparte der Trainer Götze das Aufwärmen vor der Südtribüne. Er schickte ihn, zur Überraschung vieler, in den Tunnel (in südeuropäischen Ligen ist das üblich) und nahm dabei ein weiteres Stück Last von ihm. In der 56. Minute war es dann soweit: die Pfiffe ertönten, der vierte Offizielle hob die Tafel und die Neun wird von der "falschen Neun" (der 19) ersetzt. Anstatt Götze ins Mittelfeld zu stellen tauschte Pep die Stürmer aus und setzte auf mehr Technik im Angriff. Genau das macht die Bayern so unberechenbar, denn auch wenn sie ihr 4-1-4-1 System beibehalten, können sie dieses in vielen Varianten umsetzen. Durch diesen Wechsel bevorzugten die Bayern wieder flache Bälle in die Spitze.


Schachzug zum Dritten: Boateng, der wenige Minuten zuvor noch mit einem überragenden Abwehrverhalten vor Reus klärte, aber schon gelb vorbelastet war (für die letzten 25. Minuten zu gefährlich gegen Lewandowski), musste runter. Für ihn kam Thiago Alcantara - ein Fingerzeig in Richtung Sieg. Dies hatte zur Folge, dass Martinez zurück in die Innenverteidigung neben Dante rutschte und Thiago mit seinen Offensivfähigkeiten mehr Schwung in den Angriff bringen sollte. Dieser Wechsel war definitiv mit einer Portion Risiko verbunden. Der 22jährige Neuzugang kommt zu seinem Comeback beim wahrscheinlich wichtigsten Spiel der Vorrunde und das in der 64. Minuten beim Spielstand von 0:0. Pep kennt seinen Schützling aus Barca-Zeiten genau und leitete damit den letztendlich verdienten Sieg der Roten ein, denn nicht einmal zwei Minuten später traf Götze mitten ins Schwarz-Gelbe Herz.


Bis zur 80. Minute war es ein offenes Match. Dortmund hatte durch Reus, welche Neuer überragend parierte, und Mkhitaryan, der zu viel Zeit brauchte, zwei dicke Möglichkeiten zum Ausgleich. Die Bayern spielten ebenso nach vorne, auf ein zweites Tor. Dann kam aber Streich Nummer vier vom spanischen Star-Trainer. Natürlich brachte er mit van Buyten einen Schrank für die Defensive, doch dafür opferte er keinen Offensivakteur. Rafinha durfte die restlichen gut 10 Minuten von der Bank betrachten und sah dabei, wie erneut auf mehreren Positionen rotiert wurde. Lahm nach "hinten-rechts", Martinez auf "die Sechs" und der Belgier jetzt neben Dante. Dahinter stand in erster Linie das Ergebnis über die Zeit zu retten, Lahm sollte Aubameyang stoppen und mit van Buyten kam für Ecken zusätzliche Gefahr ins Spiel. Dortmund musste aufmachen, mehr riskieren, konnte nicht mehr nur auf Konter warten und musste zu hohen Bällen greifen - van Buyten der ideale Mann dafür.

Fünf Minuten vor dem Ende schlugen die Bayern dann eiskalt zu. Ein genialer Seitenwechsel von Thiago in den Lauf von Robben, der in den Strafraum zog und seine starke Leistung mit einem traumhaften Treffer belohnte, war schlicht Weltklasse. Zwei Minuten später beim 3:0 lief der Ball dann nach den Vorstellungen des Trainers - Robben, Lahm, Müller, Tor.


No risk, no fun

All die Rotationen nach den Auswechslungen waren perfekt auf das Spiel und einem Sieg abgestimmt. "Uns mit hohen Bällen bearbeiten und dann die 1,70 Jungs zu bringen", war sogar nach Klopps Ansicht sehr clever. Einen Thiago Alcantara in einem solchen Spiel, in einer solch wichtigen Phase einzuwechseln bringt schon ein gewisses Risiko mit sich, aber dieses Risiko machte sich auch bezahlt. Mit dieser Maßnahme kam auch Robbens Leistung mehr zur Geltung, der von den flachen Pässen deutlich profitierte, immer wieder gute Angriffe und auch das dritte Tor mustergültig einleitete. Dass die Mannschaft diese Umstellungen schier problemlos umsetzen konnte war schon beeindruckend - die Laufwege passten, Martinez in der Abwehr gut, auf der Sechs ausgezeichnet, Thiago fand sich nach drei Monaten Pause sofort zu Recht und überzeugte auf ganzer Linie.


Es sieht so aus, als hätte der FC Bayern, speziell Pep Guardiola auf alles eine Lösung parat. Für jeden Gegner kann die Taktik verändert, das Spiel angepasst werden. Erstaunlich ist ebenso: Bayern war in dieser Saison, wann immer sie gefordert wurden, voll auf den Punkt da und dazu gehört mehr, als nur ein gutes System.
Guardiola verfügt ohne Frage über einen außergewöhnlichen Kader, doch wie er dieses Gut verwaltet, bei Laune hält und einsetzt ist beachtlich - er ist eben ein Perfektionist. Bayern weiß genau, wie wertvoll dieser Trainer-Coup für den Verein und den Erfolg ist.

KOMMENTARE
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zagalo
25.11.2013 | 12:59 Uhr
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-7
zagalo : 
25.11.2013 | 12:59 Uhr
-7
zagalo : 
natürlich hat pep für jedes problem eine lösung parat. seine auswechselungen und umstellungen gegen den bvb als geniestreich zu verkaufen ist lächerlich .zu den schlüssen wäre auch peter neururer gekommen und pep hat einfach die spieler , um so zu handeln. also lasst mal die kirche im dorf mit genie und so. wo soll denn bei dem kader ,den er bei bayern zur verfügung hat bitte die genialität liegen?. mich wundert nur ,daß diese anhäufung von weltklasse überhaupt irgendwo in bedrängnis kommt. hört endlich auf diesen typen in den himmel zu heben. selbst der busfahrer würde mit einem kader, mit dem du auf alle herausforderungen reagieren kannst und zwar auf allerhöchstem niveau ,titel holen. ist diese lobhudelei eigene meinung oder vorauseilender gehorsam ,weil die bayern das so sehen?. ich kann die überragende coaching leistung von pep nicht erkennen.
1
der_broeckler
25.11.2013 | 15:12 Uhr
4
0
25.11.2013 | 15:12 Uhr
0
@zagalo:
So sprechen nur die Neider. Es ist die Gesamtheit der Entscheidungen eines Guardiolas. Nicht nur dieses eine Spiel. Dennoch steht es symptomatisch dafür.
Er beschränkt sich nicht engstirnig auf 11, 12 Stammspieler und eine klare Formation, sondern reagiert sowohl in Form der Aufstellung als auch in der Taktik auf den Gegner.
Dass ein sehr guter Kader nicht automatisch zum Sieg gegen jede Mannschaft verhilft, haben doch die letzten Jahre gezeigt. Jupp Heynckes hat trotz (auch da schon unglaublichen Kaders) gegen Dortmund nur im CL-Finale gewinnen können - und damit will ich auf gar keine Fall seine Leistung und Qualität schmälern. Ich will bloß zeigen, womit sich Pep Guardiola von eben einem solchen Top-Trainern nochmals abhebt. Er findet gegen solch "besondere" Gegner die ideale Mischung aus Aktion und Reaktion. Er versteht es Spieler auch außerhalb ihrer gewohnten Position ideal einzusetzen und auch darauf einzustellen. Und was ihn (auf einer anderen Ebene) ebenso besonders macht: Er ist, trotz Lobhudelei auf ihn, bereit sich umzustellen und auch von der Bundesliga zu lernen und Ratschläge von anderen anzunehmen.
4
algato
26.11.2013 | 13:41 Uhr
1
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algato : Martinez auf der 10
26.11.2013 | 13:41 Uhr
-1
algato : Martinez auf der 10
Bei aller Begeisterung für sein Änderungen während des Spiel muss man doch bitte berücksichtigen, dass seine Änderungen vor dem Spiel keinen Erfolg brachten: Mit Martinez auf der 10 kamen kaum Angriffe bis in den Straufraum, Martinez selber war extrem unbeteiligt am Spiel. Das Bayernspiel wurde erst besser, als Martinez wieder nach hinten rückte.
1
Funghi
26.11.2013 | 13:48 Uhr
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Funghi : @algato
26.11.2013 | 13:48 Uhr
0
Funghi : @algato
Ich weiß was du meinst.. Natürlich hat Martinez nicht wirklich herausragende Spielmacherqualitäten, doch seine eigentliche Aufgabe war eher das Umschaltspiel der Dortmunder zu unterbinden. Diese Aufstellung resultierte aus den Lehren des Supercups gegen Dortmund, als sie gnadenlos ausgekontert wurden. Das Offensivspiel der Bayern litt unter dieser Startformation, doch die Defensive wurde stabilisiert und in der zweiten Halbzeit wurde darauf richtig reagiert. Ich denke, dass das alles seinen Sinn hatte und diese Strategie ging (vielleicht auch mit etwas Glück) voll auf.
3
PeterMüller
26.11.2013 | 18:42 Uhr
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PeterMüller : Stimme zagalo zu
26.11.2013 | 18:42 Uhr
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PeterMüller : Stimme zagalo zu
Auch wenn ich Deinen Artikel (Funghi) nur überflogen habe, finde ich persönlich Deine Überschrift allein schon falsch.
Ich hatte den Eindruck dass die Bayern Klopps "kompakte Aufstellung" Spielweise" nur schwer durchbrechen konnten, sicher auch weil Ribery fehlte. Aber trotzdem er hätte ja direkt thiago und/oder Götze aufstellen können. Dortmund hat wieder mal seine Torchancen nicht genutzt, (Reus Miki blaszczykowski etc). Insofern hatte Bayern eher Glück oder die genannten Spieler sind (im Moment) einfach qualitativ zu schlecht für Bayern .
Spricht das nicht eher gegen Pep und für Klopp?
0
Joyside
26.11.2013 | 18:43 Uhr
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Joyside : 
26.11.2013 | 18:43 Uhr
0
Joyside : 
Gut gemachter Blog. Diese Leistung Guardiolas war schlicht großartig. Das war brillant, wie er agiert (mit Götze und Thiago) und reagiert hat (mit Van Buyten). Klopp wollte die mit Rafinha (vergleichsweise) schwächer besetzte rechte Abwehrseite mit dem schnellen Aubameyang attackieren, doch Guardiola setzte Aubameyang mit Lahm außer Gefecht und schickte den baumlangen van Buyten als "Abfangjäger" erfolgreich in den Luftkampf um die hohen Bälle in der Endphase, sowie Martinez als "Zerstörer" ins Mittelfeld, zurück in seine angestammte Rolle.

Das war klasse. Wer das nicht anerkennt, der will es nicht sehen. Er hatte sowohl einen guten "game plan", als auch die richtigen Antworten auf Klopps Schachzüge.
2
Joyside
26.11.2013 | 18:53 Uhr
1
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Joyside : PeterMüller
26.11.2013 | 18:53 Uhr
0
Joyside : PeterMüller
Natürlich können weder Guardiola noch Klopp was dafür, wenn Lewandow$ki so eine Fahrkarte schießt, oder Neuer brillant hält, gegen Reus. Aber auch Guardiolas Kader stand nicht voll im Saft, und da ist es mMn durchaus legitim, einen Thiago nach langer Verletzung nicht von Anfang an zu bringen. Ein Spieler, der sowohl Defensivstärke, als auch Spielintelligenz und Passsicherheit so vereint wie Schweinsteiger, steht nicht im Kader. Deshalb fand ich es eine gute Idee, Martinez und Lahm zu bringen, auch wenn man von Martinez nicht die zündenden Pässe, wie von Schweinsteiger erwarten darf.

Außerdem finde ich es, bei der Qualität, die Dortmund mit Lewandow$ki, Reus, Kuba, etc. da vorne hat, eher normal, dass sie halt auch mal zum Abschluss kommen.

Auch Mandzukic ist nur Millimeter an einem Torerfolg vorbeigerutscht.
1
Funghi
26.11.2013 | 19:05 Uhr
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Funghi : 
26.11.2013 | 19:05 Uhr
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Funghi : 
@joyside - kann dir nur zustimmen..

@peter müller - du hast den blog überflogen wenn du ihn liest, dann siehst du auch meine begründung WARUM er götze und thiago nicht von anfang brachte.. ich finde nämlich, dass genau DAS auch schon richtig war..
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Picassobin
26.11.2013 | 23:37 Uhr
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Picassobin : 
26.11.2013 | 23:37 Uhr
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Picassobin : 
Ganz starker Blog!

Das einzige was mir so ein bisschen abhanden kommt, ist die Tatsache dass man erst durch Boatengs Auswechslung und die gleichzeitige Versetzung Martinez' dorthin, hinten anfing wacklig zu stehen. Es kam mir fast schon so vor als sei dieser noch weit weg von der 100%, vorallem wenn er zum Sprint gezwungen wurde fiel auf wie schwer er sich tat und dementsprechend die Laufduelle in der IV verloren hat.

Auf der sechs hat er sich merklich wohler gefühlt und konnte diese "Schwäche" auch gut kaschieren.
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Funghi
27.11.2013 | 01:52 Uhr
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Funghi : @picassobin
27.11.2013 | 01:52 Uhr
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Funghi : @picassobin
Vielen Dank

Dass Martinez auf "der Sechs" am besten aufgehoben ist, darüber denke ich sind wir uns einig. Dass er in die Abwehr musste, war die Folge des Siegesgedanken von Pep, indem er Boateng nicht mit einem frischen Abwehrspieler ersetzte, sondern auf Thiago baute, um das Offensivspiel zu verstärken.

Guardiola bevorzugte "den unbedingten WIllen zum Sieg" gegenüber "nicht verlieren zu wollen".
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