Es war gewiss kein Spiel für die Geschichtsbücher. Bayerns Achtelfinale in Donezk. Beim Anschauen der Zusammenfassung des Parallelspiels in Paris, wäre die Konferenz eine Alternative gewesen - mindestens.
Aus der reinen Fußballsicht war der Abend schnell abgehakt. Am nächsten Morgen, beim obligatorischen Durchklicken der englischen Fußballseiten im Büro, um sich über die neusten Gerüchte zu informieren, damit das Kaffeeautomatengespräch mit den Kollegen gefördert wird, kam dann jedoch der Hammer. Das Video aus der Pariser-U-Bahn.
Das Ansehen eines Vereins
Als Fan des FC Arsenal, sowie der Bayern - dass soll in diesem Blog kein Diskussionsthema werden, man kann damit, außer in den letzten beiden Jahren, sehr gut leben - hat man zum FC Chelsea ohnehin ein besondere Beziehung. Ein Verein, der mit "künstlichem" Geld hochgezogen wird und die jahrelange Arbeit anderer Verein mehr oder minder zerstört - unter anderem nachzufragen bei Leeds United - mit dem Höhepunkt im Mai 2012. Dass ich es mir mit dieser Aussage sehr leicht mache, weiß ich selber, jedoch soll dieser Blog auch nicht die "Geschichte" des FC Chelsea beinhalten.
Chelsea-Fans? Egal!
Der Blog soll vor allem die Wut, die die Bilder aus der Praiser-U-Bahn hervorbringen und das Unverständnis dieser Aktion zeigen. Aus meiner Sicht haben ein paar Idioten eine ganze Menge Schaden für den Fußball angerichtet. Eigentlich ist es egal, dass es Chelsea-Fans sind. Die Tatsache wird höchstens in der nächsten angetrunkenen Diskussion mit einem Anhänger der Blues eine Rolle spielen. Eine Art Totschlag-Argument um das lästige Gespräch zu beenden.
Ich glaube dass kein Fan der Welt für die Anhänger seines Klubs beide Hände ins Feuer legen kann, dass ihnen so etwas nicht passiert. Vielleicht ist es sogar schon vorgekommen. Nur war dieses Mal eine Kamera dabei.
Mandela mit Füßen getreten
Mit ungefähr acht Jahren hörte ich zum ersten Mal den Satz von Nelson Mandela bei den Laureus Awards. "Sports have the power to change the world. It has the power to inspire, the power to unite people in a way that little else does. It speaks to youth in a language they understand. Sports can create hope, where there was once only despair. It is more powerful than governments in breaking down racial barriers. It laughs in the face of all types of discrimination. Sports is the game of lovers."
Eine Aussage, die mich bis heute jeden Tag begleitet, da sie auf meinem Handy in der Playlist ganz oben steht. Eine Aussage, in der ich persönlich das "Sports" durch "Fußball" ersetzen würde, weil es der Sport mit der größten Reichweite und dem größten menschenverbindenden Potenzial ist. Eine Aussage, die mich beim Tod Mandelas des Öfteren schlucken ließ, obwohl ich diesen Mann nicht kannte. Eine Aussage, die in Paris mit Füßen getreten wurde.
Wohl keine Strafen
FA und UEFA haben sich bereits zu den Vorfällen geäußert und werden bzw. können, nach meinen Informationen, nichts unternehmen. Eine Strafe festzulegen, finde auch ich persönlich schwierig. Ermittelt man die einzelnen Täter, bleibt für mich eigentlich nur der Gang hinter schwedische Gardinen - wohl ohne rechtliche Grundlage. Ermittelt man sie nicht, würde vielleicht ein Geisterspiel in Erwägung gezogen werden - eine Strafe für Unschuldige.
Ich bin gewiss kein Moralapostel oder Unschuldsengel und kann mich auch nicht davon freisprechen, schon einmal einen rassistischen Witz im Kreise der besten Freunde getätigt oder über ihn gelacht zu haben. Aber die Vorfälle in Paris sind mindestens drei Nummern drüber.
Lächerliche Medien
In den Nachrichten werden solche Aktionen mit denen in Gladbach in einen Topf geworfen und daraus eine Diskussion gestartet mit der Überschrift "Fußballfans außer Kontrolle" ... oder ähnliches. Das alleine ist schon lächerlich, doch für den Außenstehenden, der nichts mit Fußball am Hut hat, nachvollziehbar. Was soll der Vater seinem zehnjährigen Kind sagen, wenn Idioten den Platz stürmen? "Dass sind Ausnahmen, dass sind Idioten, dass kommt selten vor?" - Jop, vier Täge später zum Beispiel.
Und damit kommt auch der Schluss aus dieser Aktion. Es schadet dem Fußball. Ein einfacher Satz, der jedoch für mich viel mehr Wirkung hat. Im Moment werde ich mit den Worten Chelsea und Paris im Zusammenhang mit Fußball zuerst diese Bilder im Kopf haben. Das 3:1 im Vorjahr, Ba`s 2:0 im Rückspiel?- nein! Achja, was haben diese Idioten eigentlich bei Ba`s Tor gesungen? Es mag der zeitlichen Nähe geschuldet sein, doch vergessen kann man so etwas eigentlich nicht.
Es geht auch anders
Die Gemeinschaft "Fußballfans", bei aller Rivalität zwischen den Vereinen, kann mit der Liebe und Hingabe zu diesem Sport, so viel erreichen und hat dies in der Vergangenheit auch getan. Gemeinsame Fanaktionen um Menschen zu helfen, Spenden sammeln, etc. hat es überall schon gegeben.
Ich habe Auswärtsfahrten erlebt wo Fußballfans, zugegebener Maßen leicht angetrunken, älteren Damen die Koffer durch den Bahnhof getragen haben, kleine Kinder ein Eis an der McDonalds Kasse spendiert bekommen haben, oder junge Mädchen vor komplett betrunkenen Fans beschützt wurden.
Warum geht das alles außerhalb der 90 Minuten und außerhalb des Stadions nicht immer so? Ist man nicht zuerst einmal Mensch?
Muss ein Ramires oder John Obi Mikel das Gleiche erfahren, wenn er demnächst mal mit einer Bahn voller Chelsea-Fans fährt?
Ein Haufen von Idioten, die in dieser Nacht das blaue Trikot trugen, machen aus meiner Sicht ganz viel kaputt. Am Ende würde mir der Verein so gar Leid tun, wäre es nicht der FC Chelsea. So bleibt nur die Enttäuschung, ein Blog und viel Kopfschütteln über einen eigentlich ganz normalen Fußballabend.
Ansonsten verstehe ich deinen aufgewühlten Kommentar natürlich, es ist eine Schande dass so etwas passiert, aber anstatt "bestürzt" sich die Bilder anzusehen muss man vielleicht mal gucken was die Ursachen sind für solches Verhalten. Warum ist der Rassismus in Europa wieder auf dem Vormarsch (zumindest hat es ja den Anschein)? Es gibt immer Gründe und Ursachen und diese muss man angehen, anstatt einfach nur schockiert von der Situation zu sein, denn das hilft dem Opfer auch nicht weiter...