09.03.2013 um 23:09 Uhr
Ein Sinnbild des neuen Brasilien
Wo man mit 21 Jahren im Leben steht, ist unterschiedlich. Einige Leute studieren, einige arbeiten, vielleicht wohnt man noch bei den Eltern oder schon in einem anderen Land. Mehr kann ich über das Leben mit 21 Jahren aufgrund meines eigenen Alters nicht sagen. Es ist aber vermutlich im Bereich des Möglichen, die Aussage zu treffen, das Leben von Neymar unterscheide sich radikal von dem seiner Altersgenossen. Abzusehen war das schon etwas länger. Etwa als Neymar im zarten Alter von vierzehn ein Probetraining in Spanien bestritt, Real Madrid interessierte sich für ihn. Der Vorstand seines Klubs Santos, dem er schon mit elf Jahren beigetreten war, brach daraufhin in eine mittelschwere Panik aus und bezahlte dem Jungen 400.000€ für den Verbleib in Brasilien. Viel Geld für einen Jugendspieler, aus heutiger Sicht aber einigermaßen verständlich. Denn 210 Spiele und satte 149 Tore später wird der Mann mit dem ausgesprochen schnieken Bart (blond ist die aktuelle Farbe der Wahl)als das brasilianische Versprechen für die Heim- WM gehandelt, die in ungefähr 450 Tagen angepfiffen wird.
Dass Neymar bereits viel erreicht hat, zeigen neben seiner außergewöhnlichen Torquote auch die bereits geholten Titel. In einem bei Facebook kursierenden Bild wird einem die Möglichkeit gegeben, Joey Bartons Erfolge mit denen Neymars zu vergleichen. Dementsprechend ist die Aufmerksamkeit, die Neymar medial und in alltäglichen Gesprächen zuteilwird, ungleich höher als die eines jeden anderen Spielers in Brasiliens erster Liga, der Serie A. Gesteigert wird dieser Effekt zudem durch all die Fernsehspots oder Plakatwände, mit denen der Flügelstürmer für große Unternehmen wie Volkswagen, Nike, den Mobilfunkanbieter cláro oder das in Deutschland leider nicht erhältliche Getränk Guaraná Antarctica wirbt. Zahlen des Sportmagazins Placar belegen eindrucksvoll die Omnipräsenz Neymars (dummerweise habe ich die Ausgabe verbummelt und auch nach eifriger Recherche im Internet nichts weiter aufspüren können, bin mir aber sicher, dass die Statistik besagte, Neymar sei innerhalb von ungefähr zehn Tagen über dreihundert Mal in Berichten, Werbung etc. zu sehen gewesen sein).
Dementsprechend befinden sich auch die Ansprüche an den „Jungen aus dem Dorf" auf der Ebene eines Wolkenkratzers, wie sie in Brasiliens Großstädten im Zuge des ökonomischen Erfolges der letzten Jahre in die Höhe sprießen. Die Zuschauer sind von ihm die Dribblings, Freistöße und Tricks einfach gewöhnt. Wenn es dann mal nicht so gut läuft, sei es für Santos oder die Seleção Brasileira, ist in Neymar schnell ein Schuldiger gefunden. Gerade nach Spielen auf internationalem Parkett hagelt es häufig Kritik für einen Spieler, der in einer Liga spielt, die zwar in den letzten Jahren aufgeholt hat (man erinnere sich an Rückkehrer wie Ronaldinho, Luis Fabiano, Elano oder kürzlich Pato), den großen europäischen Ligen jedoch noch immer hinterherhinkt. Gut zu sehen war dies etwa beim Spieler gegen die robusten Engländer. In den Laufduellen gegen Gary Cahill etwa sah man Neymar eine körperliche Unterlegenheit an, die er in Brasilien normalerweise durch seine Schnelligkeit kompensieren kann. Da hilft auch das gelegentlich aufgetragene Nasenpflaster nicht, das den markanten Riechkolben ziert und für einen regelrechten Nasenpflasterboom auf den Spielfeldern alternder Freizeitkicker gesorgt hat.
Leistungen wie die gegen England werden in Brasilien genau und mit großer Kritik verfolgt. Im Land des fünffachen Weltmeisters ist es selbstverständlich, dass die Nationalmannschaft bei jedem Turnier um den Titel mitspielt. Der Erfolg von 2002 und die großen Zeiten um Ronaldo, Rivaldo, Roberto Carlos oder Ronaldinho Gaúcho sind noch präsent. Das aktuelle Team scheint aus qualitativer Sicht im Vergleich nachzustehen, eine neue Generation befindet sich noch in der Wachstumsphase. In Europa konnte man die Zukunft Brasiliens während der olympischen Spiele bestaunen, dessen Sieg eigentlich ein Muss war. Der enttäuschende zweite Platz mit einem einer Mannschaft um Thiago Silva, Hulk, Oscar und natürlich Neymar soll entscheidenden Anteil an der Entlassung Mano Menezez´ gehabt haben.
Nun sollen es die Weltmeistertrainer Luiz Felipe Scolari und Carlos Alberto Parreira richten, die 2002 und 1994 den Pokal in die Höhe stemmen durften. Felipao, wie ihn die Leute rufen und das sich mit „der große Felipe" übersetzen lässt, hat trotz enttäuschender Engagements bei Chelsea, Palmeiras und in Usbekistan noch immer einen Ruf, der von der letzten WM zerrt. Er soll es mit Disziplin und Ordnung schaffen, die Seleção auf ein Niveau zu hieven, sodass sie es mit den Granden des Weltfußballs aufnehmen kann. Mit ihm in ausführender Rolle hat Brasilien neuen Schwung, neuen Mut bekommen, die schwierige Aufgabe in eineinhalb Jahren zu meistern. Auf dem Platz benötigt es dazu eine Mannschaft, die reifer ist als die jetzige. Versprechen wie Lucas, Paulinho, Oscar, Ralf oder der Shootingstar der vergangenen Saison Bernardo haben sich alle eine Chance im knallgelben Nationaltrikot verdient. Nun gilt es für viele, den nächsten Schritt zu machen. Denn wie erwähnt, spätestens zur Copa sollte sich eine schlagkräftige Truppe zusammengefunden haben, die es mit Deutschland, Italien, Argentinien und allen voran Spanien aufnehmen kann.
Der Anführer dieser neuen Generation im wachstumsgestärkten Land bleibt aber Neymar, der vermutlich mit seinem Wechsel einen neuen Rekord aufstellen wird, was die Summe angeht, die ein brasilianischer Verein einstreichen wird. Ob er die übernatürlichen Leistungen, die er in der Liga zeigt, bis zum Beginn der WM auch international bringen kann, bleibt gespannt abzuwarten. Zumindest bis zum Confed- Cup, wo er dann vielleicht endlich seine noch zahlreichen Kritiker eines Besseren belehren kann.
Dass Neymar bereits viel erreicht hat, zeigen neben seiner außergewöhnlichen Torquote auch die bereits geholten Titel. In einem bei Facebook kursierenden Bild wird einem die Möglichkeit gegeben, Joey Bartons Erfolge mit denen Neymars zu vergleichen. Dementsprechend ist die Aufmerksamkeit, die Neymar medial und in alltäglichen Gesprächen zuteilwird, ungleich höher als die eines jeden anderen Spielers in Brasiliens erster Liga, der Serie A. Gesteigert wird dieser Effekt zudem durch all die Fernsehspots oder Plakatwände, mit denen der Flügelstürmer für große Unternehmen wie Volkswagen, Nike, den Mobilfunkanbieter cláro oder das in Deutschland leider nicht erhältliche Getränk Guaraná Antarctica wirbt. Zahlen des Sportmagazins Placar belegen eindrucksvoll die Omnipräsenz Neymars (dummerweise habe ich die Ausgabe verbummelt und auch nach eifriger Recherche im Internet nichts weiter aufspüren können, bin mir aber sicher, dass die Statistik besagte, Neymar sei innerhalb von ungefähr zehn Tagen über dreihundert Mal in Berichten, Werbung etc. zu sehen gewesen sein).
Dementsprechend befinden sich auch die Ansprüche an den „Jungen aus dem Dorf" auf der Ebene eines Wolkenkratzers, wie sie in Brasiliens Großstädten im Zuge des ökonomischen Erfolges der letzten Jahre in die Höhe sprießen. Die Zuschauer sind von ihm die Dribblings, Freistöße und Tricks einfach gewöhnt. Wenn es dann mal nicht so gut läuft, sei es für Santos oder die Seleção Brasileira, ist in Neymar schnell ein Schuldiger gefunden. Gerade nach Spielen auf internationalem Parkett hagelt es häufig Kritik für einen Spieler, der in einer Liga spielt, die zwar in den letzten Jahren aufgeholt hat (man erinnere sich an Rückkehrer wie Ronaldinho, Luis Fabiano, Elano oder kürzlich Pato), den großen europäischen Ligen jedoch noch immer hinterherhinkt. Gut zu sehen war dies etwa beim Spieler gegen die robusten Engländer. In den Laufduellen gegen Gary Cahill etwa sah man Neymar eine körperliche Unterlegenheit an, die er in Brasilien normalerweise durch seine Schnelligkeit kompensieren kann. Da hilft auch das gelegentlich aufgetragene Nasenpflaster nicht, das den markanten Riechkolben ziert und für einen regelrechten Nasenpflasterboom auf den Spielfeldern alternder Freizeitkicker gesorgt hat.
Leistungen wie die gegen England werden in Brasilien genau und mit großer Kritik verfolgt. Im Land des fünffachen Weltmeisters ist es selbstverständlich, dass die Nationalmannschaft bei jedem Turnier um den Titel mitspielt. Der Erfolg von 2002 und die großen Zeiten um Ronaldo, Rivaldo, Roberto Carlos oder Ronaldinho Gaúcho sind noch präsent. Das aktuelle Team scheint aus qualitativer Sicht im Vergleich nachzustehen, eine neue Generation befindet sich noch in der Wachstumsphase. In Europa konnte man die Zukunft Brasiliens während der olympischen Spiele bestaunen, dessen Sieg eigentlich ein Muss war. Der enttäuschende zweite Platz mit einem einer Mannschaft um Thiago Silva, Hulk, Oscar und natürlich Neymar soll entscheidenden Anteil an der Entlassung Mano Menezez´ gehabt haben.
Nun sollen es die Weltmeistertrainer Luiz Felipe Scolari und Carlos Alberto Parreira richten, die 2002 und 1994 den Pokal in die Höhe stemmen durften. Felipao, wie ihn die Leute rufen und das sich mit „der große Felipe" übersetzen lässt, hat trotz enttäuschender Engagements bei Chelsea, Palmeiras und in Usbekistan noch immer einen Ruf, der von der letzten WM zerrt. Er soll es mit Disziplin und Ordnung schaffen, die Seleção auf ein Niveau zu hieven, sodass sie es mit den Granden des Weltfußballs aufnehmen kann. Mit ihm in ausführender Rolle hat Brasilien neuen Schwung, neuen Mut bekommen, die schwierige Aufgabe in eineinhalb Jahren zu meistern. Auf dem Platz benötigt es dazu eine Mannschaft, die reifer ist als die jetzige. Versprechen wie Lucas, Paulinho, Oscar, Ralf oder der Shootingstar der vergangenen Saison Bernardo haben sich alle eine Chance im knallgelben Nationaltrikot verdient. Nun gilt es für viele, den nächsten Schritt zu machen. Denn wie erwähnt, spätestens zur Copa sollte sich eine schlagkräftige Truppe zusammengefunden haben, die es mit Deutschland, Italien, Argentinien und allen voran Spanien aufnehmen kann.
Der Anführer dieser neuen Generation im wachstumsgestärkten Land bleibt aber Neymar, der vermutlich mit seinem Wechsel einen neuen Rekord aufstellen wird, was die Summe angeht, die ein brasilianischer Verein einstreichen wird. Ob er die übernatürlichen Leistungen, die er in der Liga zeigt, bis zum Beginn der WM auch international bringen kann, bleibt gespannt abzuwarten. Zumindest bis zum Confed- Cup, wo er dann vielleicht endlich seine noch zahlreichen Kritiker eines Besseren belehren kann.
Aufrufe: 8056 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 11 | Erstellt:09.03.2013
ø 6.9
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Statistik
Hatte von der Überschrift noch etwas mehr Inhalt versprochen.
Von dem was du schreibst kann man nicht viel bemängeln,da hast du natürlich recht mit dem was du sagst,aber es fehlt wie gesagt a bissl ;)
Fazit: Gute Ansätze,aber noch ausbaufähig.