Vor ein paar Tagen stolperte ich über die Gruppe "Real ist ein Supermarkt und kein Fußballklub". Zwar trifft der negativ besetzte Begriff Supermarkt im modernen Fußball auf nahezu alle Clubs zu, dennoch waren die Unterschiede gestern Abend deutlich erkennbar.

Der gut strukturierte Fachhandel Bremen begab sich zum internationalen Marktvergleich nach Madrid. Seit Jahrzehnten ist die Bremer Einkaufsleitung bekannt für ihren Weitblick, ihr Auge für Schnäppchen und ihr Bewusstsein für Qualität. Vieles wird günstig ein- und später teuer verkauft. Oftmals wurden Ladenhüter aus anderen Märkten ins Sortiment aufgenommen und entwickelten sich zu Verkaufsschlagern.
Allein im Bereich Sturm wurde so manch üppige Marge erwirtschaftet, die Völlers, Riedles, Pizzaros oder Kloses wurden als No-Names geholt und später als Premium-Produkte wieder abgegeben.

Gestern Abend reichte das beim Vergleich mit dem Luxus-Kaufhaus Real Madrid nicht. Reals Einkaufsabteilung ist seit Gründung für einen lockeren Umgang mit dem Geldbeutel bekannt. Seit der Eröffnung im Jahre 1902 wurde ausnahmslos eingekauft, was spektakulär, schillernd und vor allem teuer war.
In der Vergangenheit kam man so auf sehr gute Ergebnisse, seit einigen Jahren allerdings tut sich der Branchenriese schwer, mit dem immer noch hochklassigen Sortiment - vor allem auf dem internationalen Markt - Erfolge zu verbuchen.

Am gestrigen Abend präsentierten sich nun die beiden Läden vor einem großen Publikum in Madrid. Etwas schade, dass Bremen nicht mit seiner besten Produktauswahl antreten konnte, einige waren ausverkauft, andere in den letzten Wochen zu Bruch gegangen und nicht rechtzeitig repariert worden.

Am Schluss hatte man in nur im Bereich Tor die Nase vorn und mit Abstrichen im Mittelfeld, wo Diego Analysten zufolge der nächste Verkaufshit werden dürfte.
Real präsentierte eine schöne Auswahl, ohne den ganz großen Glanz, aber der Unterschied zum Gast aus Bremen wurde insbesondere bei den Produkten aus dem Lager deutlich. Als man am Ende Robinho und Robben, absolute Highend-Ware, vorzeigen konnte, hatte man auf Bremer Seite bestenfalls noch Durchschnitt parat.

Dennoch war das Endergebnis knapp, Bremen überzeugte mit sympathischem und engagiertem Auftreten und verlor das Duell einzig und allein ob des Unterschieds in der individuellen Klasse der einzelnen Artikel.

Real fehlt es auf dem Weg zum besten Supermarkt Europas noch an der klaren Linie im Sortiment, es wirkt noch ein wenig zusammengewürfelt, auch wenn einzelne Glanzstücke auf jeden Fall erkennbar sind.

Bremen muss sich, wenn alle Reparaturen abgeschlossen sind, im Kreis der Größten sicher nicht verstecken. In zwei Wochen sollte ein Sieg drin sein, dann ist der Discounter Piräus zu Gast.

aus Madrid: Christoph Köchy

P.S.: Die Würde des Menschen ist nach wie vor unantastbar. Bei allen, denen der Vergleich Mensch - Produkt zu weit geht, entschuldige ich mich hiermit und befürworte gleichzeitig eine Wahl des Begriffs "Spielermaterial" zum Unwort des Jahres.