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31.07.2012 um 17:54 Uhr
Die zwei Sommer der Mavs TEIL 1
Zu den Mavs im Sommer 2012 ist schon einiges geschrieben worden. Ich will nochmal einen quasi historischen Abriss seit der Championship geben und auf ein oder zwei bisher unberücksichtigte Gesichtspunkte hinweisen.

Es gibt ja zwei Sichtweisen auf die offseason 2012 der Mavericks, die hater-Sichtweise und die durch die rosarote Brille. Die hater schwafelten schon Anfang Juli davon, dass der Sommer 2012 die eigentlich für Ende Dezember angesagte, vorgezogene (Sport)apokalypse war. Spätestens als nach dem Deron-Williams-signing beim NBA-Chelski auch noch Terry und Kidd gingen, wurde die längst aufgelöste 2011er-championship-lineup Chandler/Nowitzki/Marion/Kidd/Stevenson zur verschenkten Dynastie verklärt. Selbst die Sport-Bild (!) ließ es sich nicht nehmen, einen Platz im Cuban-diss-Chor einzunehmen („verzockt"). Der Plan, finanzielle Flexibilität zu erhalten und für die Zeit nach Nowitzki vorzusorgen, den Cuban und Nelson jr. nach der Championship entworfen hatten, war für sie schlicht der dümmste seit dem Sixers-Neuaufbau ohne Chuck.

Die Träger der Brillen, deren Farbe man durch Mischung von rot und Deckweiß erhält, meinten dagegen, das front office der Mavs sei eine Geniegeheimloge, die ab 2013 – Williams hin, Williams her – ein Allstarroster unter dem Mavs-Banner versammeln würde. Die Wahrheit liegt mMn da, wo die Mavs in den letzten 15 Jahren am meisten Geld verbrannt haben: in der Mitte.

1) der atomare Sommer I
Um es gleich am Anfang zu sagen: die Entscheidung, das Meisterschaftsteam von 2011 nicht um jeden Preis zusammenzuhalten, war richtig. Entgegen landläufig verbreiteter Meinung hatten die Mavs das Team auch nicht mutwillig gesprengt. Insbesondere Chandler und Barea wurden neue Verträge angeboten. Mit den Rentenkontrakten der Knicks bzw. der Wolves wollte und konnte man aber nicht mitgehen. Tyson Chandler war der Defensivanker der Meistermannschaft, ja. Aber: Chandlers offensive Limitation gehört mittlerweile zur Allgemeinbildung wie die Grundrechenarten und die Tatsache, dass man Isiah Thomas kein NBA-Team anvertrauen darf. Und seine Krankenakte aus den Jahren 2001 bis 2010 ist dick wie das Telefonbuch von Dallas. Ca. 150 verpasste Spiele in neun regular seasons wies die Karrierestatistik bis 2010 für den damals erst 28-jährigen aus. Manche, die heute Chandler für den lange gesuchten zweiten Superstar der Mavs halten, scheinen vergessen zu haben, dass Chandler bei seiner Verpflichtung vor allem wegen seines 2011 auslaufenden Vertrages als reiner trade-Baustein galt. Dem von seiner Athletik lebenden Chandler ab Dezember 2011 in den Lebensjahren 29 – 33 unter dem strengeren Regime des neuen CBA fast 60 Millionen $ zu überweisen, wäre schlicht Irrsinn gewesen. Man muss übrigens kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Knicks diesen Vertrag angesichts der in den nächsten Jahren exorbitant steigenden Luxussteuer noch verfluchen werden. Man konnte den Schock im großen Apfel in diesem Sommer förmlich spüren, als sie realisierten, dass der (zugegeben frech gebackloadete) Vertrag von Lin allein 2014/2015 inkl. luxury tax ca. 40 Mio. $ gekostet hätte.

J.J. Barea war als ungedrafteter Spieler ein Megasteal, ja. Mit seiner anarchischen Spielweise war er auch ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Titelgewinn. Aber 20 Mio. $ für vier Jahre für einen auf Zehenspitzen 1,85 m großen Aufbau mit allenfalls durchschnittlichem PER (regular season 2011: 14,83) und einem Karriereschnitt von 7,6 (!) Punkten? Give me a break. Barea als energizer von der Bank war groß. Dass er aber als Nachfolger von Kidd als Starter geeignet gewesen wäre (nur das hätte einen langfristigen Vertrag gerechtfertigt), darf man bezweifeln.

Berücksichtigt man sowohl bei Chandler als auch bei Barea zudem noch das Phänomen explodierender Leistungen im letzten Vertragsjahr bei zu erwartender anschließender Nivellierung, war es ein no-brainer, die beiden ihren Ring woanders versilbern zu lassen. Dass dann noch allen Ernstes Aufregung darüber entstand, dass man Stevenson, Stojakovic und den dauerverletzten Butler wegschickte, kann man nur noch als Hysterie bezeichnen. Es waren Rollenspieler, deren absehbarer Weise überteuerte Weiterverpflichtung nur Sinn gemacht hätte, wenn man das Projekt repeat 2012 hätte angehen wollen. Im angestrebten Übergangsjahr wären sie nichts als Bremsklötze für die Entwicklung von Jones und Beaubois gewesen.

Es bringt im übrigen auch wenig, hyperventilierend jeden einzelnen gemachten oder im Fall Chandler/Barea/Stevenson/Stojakovic/Butler eben nicht gemachten deal gleich zur schlechtesten Entscheidung seit dem Jerome-James-signing der Knicks zu stilisieren. Die Mavs von 2011 hätten ihren Titel aller Voraussicht nach nicht verteidigt. Sie lebten von einer in den Spielen 5 und 6 gegen Portland in Runde 1 der playoffs kreierten Magie, die sich nicht beliebig oft hätte wiederholen lassen, davon, dass sie sträflich unterschätzt wurden und einem Dirk Nowitzki in Überform. Wer behauptet, die Mavs 2011 seien eigentlich ein Champion über dem Zenit gewesen, sagt nur die halbe Wahrheit. Die Mavs von 2011 hätten selbst auf ihrem Zenit eigentlich keinen Titel holen dürfen. Hätte das Team noch einen tiefen playoff-Ritt in sich gehabt? Wahrscheinlich ja, mehr aber auch nicht. Dann ist es aber richtig, an die free agents Jahresverträge auszuteilen und eben nicht mehr. Wenn dieselben free agents, die mit Champagner im Blut auf der Siegesparade vom Herzblut für big D reden, dann Verträge haben wollen, die die franchise absehbarer Weise knebeln und zum luxury tax zahlenden lottery team verkommen lassen, kann man nur sagen: geht mit Gott, aber geht.

2) 3D und der atomare Sommer II
Warum aber ließen die Mavs-Macher so viele ihrer Ringträger scheinbar leichten Herzens die Zelte woanders aufschlagen? Wollten die Mavericks in Dirks letzten drei Jahren tanken und lottery picks sammeln? Mitnichten. Jenseits des Resterampenrosters von 2011/2012 hieß der Plan big three 2.0. Was der gedemütigte Finalgegner von 2011 kann, kann Dallas schon lange. Schließlich gilt: everything’s bigger in Texas.

Also kurzer Blick auf die free agent Klasse 2012: Deron Williams, Dwight Howard sind dabei. Die driver’s license von ersterem weist als Geburtsort Dallas aus und er hatte früh angekündigt, seinen Vertrag beim Stadtteilteam aus NYC nicht vorzeitig zu verlängern. Letzterer ist in einem schlechten Team unter einem unfähigen Management gefangen, extension in Orlando also eher unwahrscheinlich. Geboren war die Idee von Dirk, Deron und Dwight, kurz 3D in big D. In einem Jahr von den Göttern zu den Deppen der Basketballwelt und zurück.


Zu Teil 2!


Aufrufe: 7787 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 8 | Erstellt:31.07.2012
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