27.12.2011 um 21:01 Uhr
Die Trainer-WG Folge 2
Es ist ein besinnlicher Donnerstag in der Trainer-WG von José, Peter und Jürgen. Nach dem Feiertagsstress und der unvermeidlichen Zeit im Kreise ihrer Familien können sich die drei Visionäre endlich wieder mit den Dingen befassen, die wirklich wichtig sind: Fußball, Fußball und nochmals Fußball.
Jürgen ist der erste, der an diesem Donnerstagmorgen den Schlüssel aus seiner Hosentasche fummelt und die Tür öffnet. Mit einem strahlenden Lächeln und einem gelösten „Hach, schön!" betritt er das Wohnzimmer, wo der von Peter persönlich geschlagene Tannenbaum in der Mitte des Zimmers thront. Mit dem angeborenen Instinkt der schwäbischen Hausfrau beginnt Jürgen damit, die heruntergefallenen Nadeln zusammenzukehren. Die Spitze des Baumes, die eine Miniaturausgabe der Premier-League-Trophäe ziert, ist durch den Nadelverlust ein wenig schief geworden. Also holt Jürgen aus Josés Zimmer die Erfolgsleiter und schickt sich an, sie wieder geradezurücken. Gerade als er die oberste Sprosse erklommen hat, dröhnt „I am the one and only" durch die Wohnung. Der Schreck bringt Deutschlands Mann in Amerika aus dem Gleichgewicht, und er legt sich und den Baum mit einem technisch sauberen Back-Bodydrop flach.
„Was ist das denn für ein Gepoltawa?" schnarrt Josés Stimme von der Tür her.
„Hallo José. Ich wollt‘ grad die Spitze von unserem Weihnachtsbaum graderücken, und hab‘ mich erschrocken. Und ich glaub‘, ich hab‘ mir den Rücken verrenkt. Da hilft nur ein gutes ABC-Wärmepflaschter, glaub‘ i."
José stolziert – nein, er schwebt – ins Wohnzimmer, reicht Jürgen eine Hand und zieht ihn hoch.
„Jürgen, das war eine astreine Schwalbe, ich hab’s genau gesehen. Genau wie früher, bei Tottenham. Du bist und bleibst der Diver!"
„Na und? Bei Chelsea hat das der Didier Drogerie au immer g’macht."
„Und von wem hat er das gelernt? Ich hab‘ ihm immer und immer wieder deine schönsten Szenen vorgespielt, Jürgen."
„Ha, i war halt doch ein Weltklassestürmer! Apropopo Stürmer, José – Barcelona hat dir ja ganz schön deinen Gucci-Arsch versohlt, ge?" Josés jüngste Niederlage gegen das Reich des Guten und Schönen hatte in der Trainer-WG zu einem glücklichen Spontanbesäufnis (für Peter Kölsch, für Jürgen Bionade mit Brombeergeschmack) geführt.
„Shut up, Jürgen. Außerdem trage ich keine Anzüge von Gucci, sondern von Armani."
„Ja, aber du hesch eifach keine Schangs gegen den Pep, oder? Komm, mir kannscht des doch sage!"
„Jürgen, ich hab‘ schon einen Masterplan!"
„Ja un welchen?"
„Wirst du noch erfahren, Jürgen. Als Schritt eins habe ich aber schon einen neuen Stürmer verpflichtet!"
„Wen? Wen?"
„Jetzt wart‘ halt ab. Diese Neuigkeit ist nur für die Ohren von Champions bestimmt, also nicht für deine."
Das charakteristische Knattern einer Harley Davidson kündigt kurz darauf das Eintreffen von Peter an. Einige Minuten später betritt er in voller Motorradmontur die Wohnung, nimmt den Helm ab und schüttelt sein Haar auf eine Weise, die selbst Miley Cyrus vor Neid erblassen lassen würde.
„Hallo Jungs! Wie war euer Heiligabend?"
„Ohhh, meins war ja toll. Die Debbie, die wo ja meine Frau ist, hat mir ein Waffeleisen g’schenkt. Unn so ein toller HaRa-Wischmob. Sie hat g’sagt, wo i mich doch eh immer verhalt wie ein Mädle, wenn man mich kritisiert, kann i ja au was im Haushalt mache! Un danach haben wir mit de Kinder Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt, und i hab‘ verloren, hab‘ aber glei mit einer Klage gedroht. Un danach ham mir die Kinder eine leere DVD geschenkt."
„Eine leere DVD?" José ist sichtlich irritiert.
„Haja – da stand drauf: ‚Papas größte Erfolge als Trainer‘. Total süß. Da fällt mir ei: I hab‘ natürlich au für euch was zu Weihnachten."
Mit einem breiten Meister-Propper-Grinsen holt Jürgen zwei Päckchen aus seinem Rucksack.
„Des isch für dich, José, und des für dich, Peter." Beide nehmen ihre Geschenke stirnrunzelnd entgegen. Während José das Papier fein säuberlich entlang der Tesa-Streifen öffnet, reißt Peter es einfach ab.
„Oh, Anti-Schuppen-Shampoo für strapaziertes Haar und ein Barttrimmer. Danke, Jürgen!" sagt Peter mit süßsaurem Lächeln. Beide blicken erwartungsvoll auf José.
„Eine DVD – ‚Josés größte Siege gegen Barcelona mit Real Madrid – Laufzeit: fünf Minuten – Inhalt: Copa-del-Rey-Finale 2011‘. Very nice, Jürgen. Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?"
„Ha, i bin halt kreativ, ge? Wie damals, als i den Bernhard Langer von der Basketball-Nationalmannschaft als Fitnesstrainer für den DFB g’holt hab."
„Ich hab‘ euch auch was mitgebracht." Peter zerrt zwei kleinere Pakete unter seiner Lederjacke hervor.
„Uiiiii, ein Starschnitt von meinem Lieblingsspieler! Danke, Peter!" ruft Jürgen begeistert und entfaltet das lebensgroße Poster von Landon Donovan.
„Very niiiiice, ein Tetra-Pack Bordeaux-Wein. Danke, Peter! Und nun zu meinen Geschenken." José grinst überlegen und übergibt Jürgen einen Umschlag.
„Uiiiiiiiiii, ‚Grundlagen der Spieltaktik: Viererkette, Pressing, den-anderen-die-Schuld-geben‘ von José Mourinho! Das hab‘ ich mir immer gewünscht! Danke, José!"
Peter öffnet sein Kuvert und wird kreidebleich. Der Brief, der im Umschlag war, fällt ihm aus der Hand. Jürgen hebt ihn auf und liest, während Peter José um den Hals fällt und „Dada-daaa-da-danke" stammelt.
„Ein Gutschein über ein Spiel gegen Real Madrid als Trainer von Barcelona. Krass, wie hast du das gemacht, José?"
„Naja" lächelt der Gefragte, „Pep und ich spielen ja öfter gegeneinander Schach, und wir wetten immer um irgendwas. Manchmal gewinnt er, manchmal gewinne ich. So habe ich den Sieg in der Copa del Rey geholt. Dafür musste ich mich im Camp Nou 5:0 abschlachten lassen. Und kurz vor Weihnachten habe ich gewonnen und wir hatten darum gewettet, dass der Sieger jemanden bestimmen darf, der für ein Spiel die Mannschaft des jeweils anderen trainiert."
„Ja, aber..." wirft Peter ein, der seine Stimme inzwischen wiedergefunden hat, „das ist doch für dich ein riesiger Nachteil. Ich bin schließlich nicht umsonst der größte Trainer aller Zeiten. Du kriegst doch dann 10:0 auf die Omme!"
„Das Risiko gehe ich ein, Peter", entgegnet José gönnerhaft. „Ich wollte dir einfach eine Freude machen."
„Oh, danke!"
„Ja, aber José – du hast doch g’sagt, du hasch einen Masterplan für’s nächste Barcelona-Spiel?"
„Richtig, Jürgen – ich habe einen neuen Stürmer im Visier, einen Spieler, der so gut ist wie zwanzig Messis zusammen."
„Ja und wer isch es?"
Plötzlich klingelt es an der Tür.
„Oh, das wird er sein. Er kommt heute zur Vertragsunterzeichnung. Gentlemen, darf ich vorstellen..."
Wer ist Josés geheimnisvoller Neuzugang? Carlos Tevez? Thomas Brdaric? Oder am Ende etwa doch jemand anderes?
Jürgen ist der erste, der an diesem Donnerstagmorgen den Schlüssel aus seiner Hosentasche fummelt und die Tür öffnet. Mit einem strahlenden Lächeln und einem gelösten „Hach, schön!" betritt er das Wohnzimmer, wo der von Peter persönlich geschlagene Tannenbaum in der Mitte des Zimmers thront. Mit dem angeborenen Instinkt der schwäbischen Hausfrau beginnt Jürgen damit, die heruntergefallenen Nadeln zusammenzukehren. Die Spitze des Baumes, die eine Miniaturausgabe der Premier-League-Trophäe ziert, ist durch den Nadelverlust ein wenig schief geworden. Also holt Jürgen aus Josés Zimmer die Erfolgsleiter und schickt sich an, sie wieder geradezurücken. Gerade als er die oberste Sprosse erklommen hat, dröhnt „I am the one and only" durch die Wohnung. Der Schreck bringt Deutschlands Mann in Amerika aus dem Gleichgewicht, und er legt sich und den Baum mit einem technisch sauberen Back-Bodydrop flach.
„Was ist das denn für ein Gepoltawa?" schnarrt Josés Stimme von der Tür her.
„Hallo José. Ich wollt‘ grad die Spitze von unserem Weihnachtsbaum graderücken, und hab‘ mich erschrocken. Und ich glaub‘, ich hab‘ mir den Rücken verrenkt. Da hilft nur ein gutes ABC-Wärmepflaschter, glaub‘ i."
José stolziert – nein, er schwebt – ins Wohnzimmer, reicht Jürgen eine Hand und zieht ihn hoch.
„Jürgen, das war eine astreine Schwalbe, ich hab’s genau gesehen. Genau wie früher, bei Tottenham. Du bist und bleibst der Diver!"
„Na und? Bei Chelsea hat das der Didier Drogerie au immer g’macht."
„Und von wem hat er das gelernt? Ich hab‘ ihm immer und immer wieder deine schönsten Szenen vorgespielt, Jürgen."
„Ha, i war halt doch ein Weltklassestürmer! Apropopo Stürmer, José – Barcelona hat dir ja ganz schön deinen Gucci-Arsch versohlt, ge?" Josés jüngste Niederlage gegen das Reich des Guten und Schönen hatte in der Trainer-WG zu einem glücklichen Spontanbesäufnis (für Peter Kölsch, für Jürgen Bionade mit Brombeergeschmack) geführt.
„Shut up, Jürgen. Außerdem trage ich keine Anzüge von Gucci, sondern von Armani."
„Ja, aber du hesch eifach keine Schangs gegen den Pep, oder? Komm, mir kannscht des doch sage!"
„Jürgen, ich hab‘ schon einen Masterplan!"
„Ja un welchen?"
„Wirst du noch erfahren, Jürgen. Als Schritt eins habe ich aber schon einen neuen Stürmer verpflichtet!"
„Wen? Wen?"
„Jetzt wart‘ halt ab. Diese Neuigkeit ist nur für die Ohren von Champions bestimmt, also nicht für deine."
Das charakteristische Knattern einer Harley Davidson kündigt kurz darauf das Eintreffen von Peter an. Einige Minuten später betritt er in voller Motorradmontur die Wohnung, nimmt den Helm ab und schüttelt sein Haar auf eine Weise, die selbst Miley Cyrus vor Neid erblassen lassen würde.
„Hallo Jungs! Wie war euer Heiligabend?"
„Ohhh, meins war ja toll. Die Debbie, die wo ja meine Frau ist, hat mir ein Waffeleisen g’schenkt. Unn so ein toller HaRa-Wischmob. Sie hat g’sagt, wo i mich doch eh immer verhalt wie ein Mädle, wenn man mich kritisiert, kann i ja au was im Haushalt mache! Un danach haben wir mit de Kinder Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt, und i hab‘ verloren, hab‘ aber glei mit einer Klage gedroht. Un danach ham mir die Kinder eine leere DVD geschenkt."
„Eine leere DVD?" José ist sichtlich irritiert.
„Haja – da stand drauf: ‚Papas größte Erfolge als Trainer‘. Total süß. Da fällt mir ei: I hab‘ natürlich au für euch was zu Weihnachten."
Mit einem breiten Meister-Propper-Grinsen holt Jürgen zwei Päckchen aus seinem Rucksack.
„Des isch für dich, José, und des für dich, Peter." Beide nehmen ihre Geschenke stirnrunzelnd entgegen. Während José das Papier fein säuberlich entlang der Tesa-Streifen öffnet, reißt Peter es einfach ab.
„Oh, Anti-Schuppen-Shampoo für strapaziertes Haar und ein Barttrimmer. Danke, Jürgen!" sagt Peter mit süßsaurem Lächeln. Beide blicken erwartungsvoll auf José.
„Eine DVD – ‚Josés größte Siege gegen Barcelona mit Real Madrid – Laufzeit: fünf Minuten – Inhalt: Copa-del-Rey-Finale 2011‘. Very nice, Jürgen. Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?"
„Ha, i bin halt kreativ, ge? Wie damals, als i den Bernhard Langer von der Basketball-Nationalmannschaft als Fitnesstrainer für den DFB g’holt hab."
„Ich hab‘ euch auch was mitgebracht." Peter zerrt zwei kleinere Pakete unter seiner Lederjacke hervor.
„Uiiiii, ein Starschnitt von meinem Lieblingsspieler! Danke, Peter!" ruft Jürgen begeistert und entfaltet das lebensgroße Poster von Landon Donovan.
„Very niiiiice, ein Tetra-Pack Bordeaux-Wein. Danke, Peter! Und nun zu meinen Geschenken." José grinst überlegen und übergibt Jürgen einen Umschlag.
„Uiiiiiiiiii, ‚Grundlagen der Spieltaktik: Viererkette, Pressing, den-anderen-die-Schuld-geben‘ von José Mourinho! Das hab‘ ich mir immer gewünscht! Danke, José!"
Peter öffnet sein Kuvert und wird kreidebleich. Der Brief, der im Umschlag war, fällt ihm aus der Hand. Jürgen hebt ihn auf und liest, während Peter José um den Hals fällt und „Dada-daaa-da-danke" stammelt.
„Ein Gutschein über ein Spiel gegen Real Madrid als Trainer von Barcelona. Krass, wie hast du das gemacht, José?"
„Naja" lächelt der Gefragte, „Pep und ich spielen ja öfter gegeneinander Schach, und wir wetten immer um irgendwas. Manchmal gewinnt er, manchmal gewinne ich. So habe ich den Sieg in der Copa del Rey geholt. Dafür musste ich mich im Camp Nou 5:0 abschlachten lassen. Und kurz vor Weihnachten habe ich gewonnen und wir hatten darum gewettet, dass der Sieger jemanden bestimmen darf, der für ein Spiel die Mannschaft des jeweils anderen trainiert."
„Ja, aber..." wirft Peter ein, der seine Stimme inzwischen wiedergefunden hat, „das ist doch für dich ein riesiger Nachteil. Ich bin schließlich nicht umsonst der größte Trainer aller Zeiten. Du kriegst doch dann 10:0 auf die Omme!"
„Das Risiko gehe ich ein, Peter", entgegnet José gönnerhaft. „Ich wollte dir einfach eine Freude machen."
„Oh, danke!"
„Ja, aber José – du hast doch g’sagt, du hasch einen Masterplan für’s nächste Barcelona-Spiel?"
„Richtig, Jürgen – ich habe einen neuen Stürmer im Visier, einen Spieler, der so gut ist wie zwanzig Messis zusammen."
„Ja und wer isch es?"
Plötzlich klingelt es an der Tür.
„Oh, das wird er sein. Er kommt heute zur Vertragsunterzeichnung. Gentlemen, darf ich vorstellen..."
Wer ist Josés geheimnisvoller Neuzugang? Carlos Tevez? Thomas Brdaric? Oder am Ende etwa doch jemand anderes?
Aufrufe: 4413 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 16 | Erstellt:27.12.2011
ø 9.4
KOMMENTARE
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27.12.2011 | 22:46 Uhr
0
Rodnox :
Alter, des isch große Musigg. In hö'gschtem Grade unterhaltsam und wie schon in Runde eins einen zweifelsfreien Zehner wert. Keep'em coming buddy.
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27.12.2011 | 23:58 Uhr
0
mamö99 :
Wie Teil 1: überragend! Hat wieder viel Freude gemacht, das Ding zu lesen. In freudiger Erwartung auf Teil 3...
0
28.12.2011 | 08:59 Uhr
0
taneu :
Genial. Ich hoffe ja mal, dass die 3 mit uns beiden am 5. Februar zum Betze fahren und somit Stoff für Teil 3 liefern
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29.12.2011 | 10:16 Uhr
0
Tagon :
Danke, Jungs. :) Aber wie kommt ihr nur auf die Idee, dass Edmond Kapllani Josés neuer Top-Transfer ist? Dermaßen abwegig. :D
0
29.12.2011 | 10:49 Uhr
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Der Edmond bei Real, eine konsequente Weiterentwicklung des Kaders
will ich meinen.
Mein Highlight ist allerdings der "angeborene Instinkt der schwäbischen Hausfrau"...
Göttlich!
0
02.01.2012 | 14:50 Uhr
0
Tagon :
Werden auch kommen, Büchse. :) Nur, wenn das weiterhin so erbärmlich wenige Klicks generiert, schreibe ich ja quasi nur für einige wenige. Das ist trotz eures Lobes, über das ich mich auch sehr, sehr freue, ein wenig frustrierend.
0
02.01.2012 | 14:54 Uhr
0
taneu :
Und wenn du nur für mich schreibst, lohnt sich, glaubs mir, was ist jetzt mit dem 5.2.?
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Statistik
Fast noch besser als Teil 1!
Was kaum geht.
Aber Teil 3 muss bald kommen.
Ich freue mich schon auf Kaplanis Einsatz gegen Barca.