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Von: rudeloy
05.05.2014 | 2363 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
rudeblog
Die Rückkehr des Königs
Du wirst es nicht vergessen

Auf Asphalt reitend, fliegend vor Adrenalin. Gebremst nur von der Erdanziehung. Vor Wut rasend, brennend, kämpfend. Ich war nicht der, der ich sein kann. Der ich bin. Es hat mich zerstört, von innen heraus zerfressen. Das Gehirn kocht, versetzt mich zurück in eine längst vergessene Zeit. Ich war unten. Viel zu lang, viel zu weit. Abseits der Gesellschaft, abseits des Platzes, abseits meiner selbst. Ich musste lernen mich zu akzeptieren, mich neu zu erfinden, unterzuordnen mit meiner Qualität, meinem Hass.

All diese Zeit in den Armen des Schicksal haben mich geprägt wie der Sand die Wüste, das Wasser die Flüsse. Ich habe immer mit geöffneten Augen in das Gesicht des Unabwendbaren, der zähen, müßigen Wahrheit geblickt. Gewonnen habe ich nicht immer, aber oft genug um jetzt hier zu sitzen, zu rasen, zu fliehen. Um anzukommen. Wo auch immer das ist. Doch selbst wenn ich es schaffe, habe ich mein Bestreben längst verfehlt, werde es nie mehr erreichen können. War so nah, jetzt auf immer so weit weg. Nun bist du das Ziel, bist Prophezeiung, Lösung. Du bist schuld. Hast dich schuldig gemacht. Du wirst es nicht vergessen.

Wenn sich Berge bewegen, Häfen verschwinden, Blumen zerfallen, dann stehe ich da und schließe die Augen. Die Konzentration hoch wie die Rekorde, die ich anstrebe. Im Kabinengang fühle ich mich nicht wohl, auf dem Feld umso mehr. Der Moment, in dem das Flutlicht erstrahlt, mich erleuchtet, beginnt die Luft um mich zu glühen, verschmilzt Traum mit Realität, definiere ich Altes neu. Ich habe die Champions League gewonnen, habe mein Team nach oben geführt. Dem wollte ich folgen, habe gehofft, gezittert und geflucht. Der Stachel sitzt tiefer als ich ihn vermutete. Du wirst es nicht vergessen.

Alles stürzt ein, über mir, meiner selbst, dem Traum eines Tages die Leute lügen zu strafen. Ihnen das Gefühl von Verfehlung, Fremdheit, Anderssein nahe zu bringen. Ich war Sündenbock, Hassfigur, Symbol einer nationalen Verfehlung. Für euch im Heimatland bin ich es immer noch. Der Titel sollte euch abstrafen, meinem Leben den grauen Schleier von Missetat und Unglück entreißen. Wollte für euch glänzen, die Mauern einreißen, Brücken schlagen, Brüderlichkeit schwören. Dort wo ich herkomme, will man uns nicht haben. Wir bringen Schande über euer stolzes Land. Bin konvertiert, habe Straftaten begangen, mich auf die falschen Leute eingelassen. Ich trage mehr von euch in mir, als es euch lieb ist. Ihr verdrängt, guckt weg, schreit um abzulenken. Ihr werdet es nicht vergessen.

Das Leben ist nicht einfach. Einfach so, einfach schwer. Ich weiß nicht weiter. Deswegen mache ich es mir leicht, blende aus, überspringe Logik und Gewissen. Gesunder Menschenverstand ist nicht das was ich suche, was ich besitze in dieser letzten aller Stunden. Ich schmiede kein Glück, sondern kalte Waffen der Rache, bin weit gereist und besuche keine Museen. Ich mache das nicht für Gott. Keinem Gott im Himmel und auf Erden bin ich etwas schuldig. Nur mir selbst, den Gebeten, die ich spreche. Wenn ich an deiner Tür stehe und du sie öffnest, geht ein Kapitel zu Ende. Nicht deines allein, unseres. Die Welt, die wir kennen wird es sehen, verstehen, verurteilen. Aber nur wenn es alle wissen, kann ich es vergessen. War ich doch schon immer vergessen, versunken im sozialen Morast. Schickt mich zurück dahin wo ich herkam. Aber jetzt, in diesem traurigen Moment, kann keine Jury dieser verlogenen Gemeinschaft gegen mich stimmen. Du wirst es nicht vergessen.

Das Blinkrelai treibt mich an. Ich bin nah. Nah an der Verzweiflung, am Ziel, meinem größten Fehler. Noch eine Kreuzung und mein Wagen kommt zum Stehen. Stillstand hat es bei mir nie gegeben. Nur ein ständiges Auf und Ab. Ich strebe nach Licht wie ein junger Laubbaum im dichten Fichtengestrüpp. Die Dunkelheit hatte ich hinter mir gelassen. Doch jetzt, wo ich den Sicherheitsgurt ablege, sehe ich sie wieder vor mir und merke wie sie nach mir verlangt. Ein Deja-Vu voller Magenkrämpfe und Schweißausbrüche. Ich fühle mich plötzlich müde und hilflos, geplagt von den Strapazen der langen Fahrt. Die Hände kalt, nass, verkrampft. Der Kopf gen Himmel gerichtet, ziellos umhersuchend wie ein Wasserschlauch unter Hochdruck. Ich spreche zu mir selbst. Höre nicht auf, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Die Erinnerungen verschwimmen vor meinem inneren Auge. Zu viel Falsches scheint wahr, zu viel Realität wie nie geschehen. In diesen Minuten überkommen mich Gefühle, die ich nicht beschreiben kann, als wollten sie mich verwirren, mich abhalten von meinem Plan. Meine Knie übersät mit blauen Flecken. Jede Hürde habe ich noch genommen, so hoch und schmerzvoll sie auch war. Ich steige aus. Klettere über die Gartenpforte, hoch zu deiner Tür. Du wirst es nicht vergessen.

Die noch verbleibenden Meter werden zu Meilen, die Treppenstufen zu Felsvorsprüngen. Ich bekomme auf gerader Strecke Höhenangst, mein Gleichgewichtsorgan befindet sich im freien Fall. Es führt kein Weg zurück, zu groß der Schmerz, die Schmach die du mir angetan hast. Ich muss mich setzen, falle hinten über. Die Arme weit von mir gestreckt, suche ich einen Fixpunkt am spanischen Abendhimmel, um die Übelkeit loszuwerden. Vor Verzweiflung grübelnd, stelle ich mir Fragen. Stelle meine Mission in Frage. Noch ist es nicht zu spät umzukehren, die Wut in mir zu unterdrücken, aufzusaugen wie ein vertrockneter Schwamm. Ich könnte fahren, fliehen, wieder zu Hause sein. Mich in den Armen meiner Frau ausweinen, um Verzeihung bitten, Besserung geloben und das alles hier vergessen. Nur nun bin ich hier, erhebe mich wie ein Sandkorn der Sahara, fest entschlossen bis nach Europa zu fliegen, mir einen Namen zu machen, Schrecken zu verbreiten. Du wirst es nicht vergessen.

Das Schloss der Tür springt auf, ich schwebe in den Raum dahinter. Getragen auf meinen eigenen Schultern blicke ich herab, versuche zu erkennen wo du bist. Ich sähe Angst und Schrecken und ernte deine Aufmerksamkeit. Jetzt wo du vor mir stehst, ich die Panik in deinen Augen erkennen kann, komme ich immer näher. Keine Flucht. Du stehst, akzeptierst das Urteil. Meine wahre Größe. Nur deinem unehrenhaftem Verhalten wegen, haben sie ihn mir weggenommen, hast du ihn mir weggenommen und in deinen weißen Palast gebracht. Beinahe königlich anmutend posiert du auf dem Bild hinter dir an der Wand. Eine Dame bringt dir einen Bademantel, flüstert dir etwas ins Ohr. Dort hinten putzt eine andere deine Pokale. Du bist ihr Kosmos, ihre Bestimmung, der Traum und unerreichbare Verlockung zugleich. Doch du bist es nicht für mich. Ich sehe dich nicht, kann nicht begreifen, warum sie nach dir verlangen, mit dir seien wollen. Du wirst es nicht vergessen.

Ich werde dem ein Ende bereiten. Eiskalt und emotionslos lasse ich die Seele aus deinem Körper entweichen, lasse sie frei, befreie sie aus dem Gefängnis das du ihr gebaut hast. Sie fliegt wie ein bunter Drachen davon um irgendwo da draußen eine neue Existenz zu begründen. Ich werde sie bewachen. Beobachten ob sie abermals Schaden anrichten wird und wenn es sein muss wieder über sie richten. Doch nun stehe ich hier, die Hände voller Schuld und beschmutzt von deiner Eitelkeit. Die Damen um mich herum sind umgefallen. Kreischend, bettelnd, flehend geben sie hektische Worte in portugiesischer Sprache von sich. Ein Inferno aus Hass und Trauer schlägt mir entgegen. Was habe ich nur getan? War es falsch oder nicht richtig genug? Was nützen jetzt Fragen oder Zweifel? Es ist geschehen. Niemand kommt zurück. Der König ist tot, es lebe der König. Ihr werdet es nicht vergessen.

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