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06.01.2012 um 18:19 Uhr
Die Metamaschine
Von Ameisen und 112 Km/h.
Die Tierwelt bietet die sonderbarsten Dinge. Überall findet man Kuriositäten, über die man als Mensch nur staunen kann. Eine Ameise, beispielsweise, ist in der Lage das Vielfache ihres eigenen Körpergewichtes zu transportieren. Steine und Blätter, kleine Äste oder auch Käfer zählen zu ihrer Ladung. Zum Vergleich könnte man versuchen sich eine Palette Fliesen auf den Rücken zu schnallen und einen Marathon damit zu absolvieren. Ein Gepard bringt es innerhalb von etwa 4 Sekunden auf 100 Stundenkilometer bis schließlich ungefähr 112 km/h. Toller Typ! Aber natürlich, haben auch diese Eigenschaften ihren Haken. Die Ameise wäre aufgrund ihrer Körpergröße allein doch ziemlich aufgeschmissen, und der Gepard fällt nach etwa 400 Metern Dauersprint tot um, da sich seine Körpertemperatur sehr stark erhöhen wird. Um dieses Defizit auszugleichen, sammeln beziehungsweise jagen diese beiden Zeitgenossen in der Gruppe. Dabei bedarf es kaum einer Absprache. Alles passiert instinktiv. Eine Gruppendynamik entsteht, ohne die die Stärken des Einzelnen kaum nennenswert wären.
Und Wölfe erst ...

Spricht man im Fußball vom allseits beliebten „Die Mannschaft stand kompakt" oder „ ... hat gut verschoben", so vergisst man schnell die Mechanismen, die dahinter stecken. Die Bezeichnung „Mannschaft" steht hier nur als Metaangabe und dient, kurz gesagt, der vereinfachten Darstellung. Sicherlich könnte man das Ganze auch als eine Art mathematische Formel darlegen: Spieler X hat im Spiel den Kompaktheitsfaktor Y erreicht etc., also Yx plus Yz mal sterile Berichterstattung entspricht Langeweile. Man kommt jedoch leicht in den Genuss, das Gebilde nur noch als funktionierendes Ganzes zu sehen.

Große Titel werden von großen Spielern gewonnen.
Die neusten Entwicklungen auf dem Transfermarkt in Bezug auf Investoren im Profifußball, lassen für finanziell minderbemittelte Vereine, oberflächlich betrachtet, nichts Gutes erahnen. Niemand hat in den letzten Jahren mehr Überweisungsträger zur Bank gebracht als Manchester City. Der erhoffte Erfolg wollte aber nicht so recht Halt machen. Auch der alljährliche Großangriff von Seiten Real Madrids auf die Vorherrschaft des FC Barcelona, wurde spätestens mit der 5:0-Demonstration aus der letzten Saison im Camp Nou symbolisch abgewehrt. Es war ein Kampf von Individualisten gegen ein eingespieltes Spitzenteam. Selbstredend leidet der FC Barcelona nicht an seinen, mit übermäßig viel Talent gesegneten, Spielern, doch wer hier das ausgeprägte Gruppenverhalten absprechen will, kann seinen Wohnsitz nur in Zentralspanien angegeben haben.

Zeit heilt alle Wunden.
Und diese saßen tief! Daher begann man in Madrid eine neue Zeitrechnung. Man erkaufte sich die Dienste eines Trainers, der durch seine Egozentrik sämtlichen Fokus auf sich zog. Im Hintergrund reift mittlerweile eine Mannschaft mit individuell herausragenden Fähigkeiten heran. In Manchester spielt mit City momentan der Tabellenführer der Premier League, da sich anscheinend auch hier ein Team gefunden hat, und in Wolfsburg wird schon wieder alles umgekrempelt. Erfolge der letzten Jahre hin oder her, muss man sich in der Autostadt fragen, ob das schwächste Glied der Kette nicht eher abseits des Platzes zu finden ist. Der Antrag für Spielerverpflichtungen zwischen der 35. und 43. Spielminute ist bereits eingereicht. Tarifverträge über maximal 21 Einsatzminuten nach einer Einwechslung ebenfalls. Die Bibel könnte Diego Benaglio schneller auswendig lernen als sämtliche Namen seiner Mitspieler einer Halbserie. Woher dann einen Laufweg erahnen? Fremd im eigenen Trikot und bei weitem kein Wolfsrudel.

Um zu einer funktionierenden Metamaschine zusammenzuwachsen, bedarf es immer an Zeit. Aller Anfang ist schwer, und gut Ding will Weile haben. Kitschig? Aber wahr. Gegen „kleine" Gegner kann man auch mal mit Individualistenfußball bestechen, große Titel führen nur über mannschaftliche Geschlossenheit. Homogenität ist oft angsteinflößender als große Ablösesummen. Trotzdem man diese nicht greifen kann, ist sie für Außenstehende sehr gut spür- und sichtbar. Sie zieht sich im Idealfall durch alle Abteilungen eines Vereins, vom Präsidentenamt bis zum Busfahrer. Für homogene „Finanzzwerge" bleibt daher immer die Chance, über die bekannten Tugenden und ein funktionierendes Ganzes den Großen ein Bein zu stellen.

Ferner muss man sich als Fan fragen, wo die Identität bleibt, wenn man die Namen der Mannschaftsaufstellung jede Woche aufs Neue kaum mitgrölen kann. Sicherlich ist Fußball mehr denn je Geschäft, Marketing und Show. Am Ende des Tages bleibt es aber ein Mannschaftssport, der nur als Team ausgeübt werden kann. 11 Freunde haben auch immer 11 Gegner, Herr Magath.
Aufrufe: 2589 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 4 | Erstellt:06.01.2012
ø 7.8
KOMMENTARE
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Jacks_Rabbit
06.01.2012 | 18:25 Uhr
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06.01.2012 | 18:25 Uhr
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und druff
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Schnecke70
07.01.2012 | 13:17 Uhr
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Schnecke70 : 
07.01.2012 | 13:17 Uhr
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Schnecke70 : 
sehr schön!!!
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Jacks_Rabbit
07.01.2012 | 16:45 Uhr
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07.01.2012 | 16:45 Uhr
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ach poohdini,

so viel lob...

bescheiden, kurz und schnulzig gesagt, ist es ja immer schön, wenn man etwas machen kann, das anderen gefällt.

danke danke
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Beutling
08.01.2012 | 00:50 Uhr
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Beutling : 
08.01.2012 | 00:50 Uhr
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Beutling : 
Hmm.. gefällt mir nicht
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Jacks_Rabbit
08.01.2012 | 11:21 Uhr
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08.01.2012 | 11:21 Uhr
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... nicht konstruktiv, aber schon fast ein satz.
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