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20.11.2013 | 3863 Aufrufe | 5 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 7.0
England muss sich ein Beispiel an Deutschland nehmen
Die EM 2000 als echter Glücksfall
Immer weniger Engländer spielen in der Premier League. Das wirkt sich auch auf die englische Nationalmannschaft aus.

Die Europameisterschaft 2000 mag den deutschen Fußball-Interessierten vor allem aufgrund des blamablen Ausscheidens und des äußerst dürftigen Fußballs in unschöner Erinnerung bleiben. Wie Mehmet Scholl am Abend in der ARD richtig erkannte, gab es für die Jugendarbeit in Deutschland in den letzten Jahren wohl keine wichtigere EM als eben diese.



Nur ein Drittel Engländer


Den Engländern habe so ein Wachmacher gefehlt, führte Scholl weiter aus. Auch da hat er Recht. Ich habe den charakterlosen Auftritt des Three Lions gegen eine deutsche 1B-Elf zum Anlass genommen, um mir die gegensätzlichen Entwicklungen in den beiden Ländern genauer anzusehen.


Während des Spiels streute Steffen Simon die Information ein, dass nur noch ein Drittel aller Spieler in der Premier League einen englischen Pass besäßen. Das ist nicht ganz richtig. Ein Drittel der Einsatzminuten in der höchsten englischen Spielklasse können Engländern zugeschrieben werden, besagt eine Studie von Opta. In der Bundesliga kommen die deutschen Kicker auf exakt die Hälfte aller Spielminuten.


In der Premier League sorgen eher millionenschwere ausländische Stars für die Schlagzeilen. Sergio Agüero, Luis Suarez, Eden Hazard, Mesut Özil, Robin van Persie und Roberto Soldado heißen die Top-Stars der großen Klubs von der Insel. Am letzten Spieltag bot Arsenal einen Engländer (Kieran Gibbs) in der Startelf auf, Manchester City deren drei (Micah Richards, Joleon Lescott und James Milner) und Lokalrivale United nominierte immerhin vier Engländer (Chris Smalling, Michael Carrick, Wayne Rooney und Phil Jones) für die Startelf. Vergleicht man diese Zahlen mit den Mannschaften auf den ersten Plätzen in Deutschlands Eliteklasse, dann wird ein erstes Problem deutlich. Bayern München stellte fünf Deutsche auf, der BVB und Bayer Leverkusen griffen auf sechs Spieler zurück, die für die deutsche A-Nationalmannschaft spielberechtigt wären. Diese Zahlen kommen im deutschen Oberhaus trotz Stars wie Franck Ribery, Arjen Robben, Robert Lewandowski und Henrikh Mkhitaryan zustande.



Sind die Nachwuchsleute so schlecht oder ist die Liga zu stark?



Das Aufgebot von Roy Hodgson ließ erahnen, dass es junge Nachwuchsleute in der Premier League gibt. Mit Kyle Walker (23 Jahre alt), Chris Smalling (23), Tom Cleverley (24), Andros Townsend (22) und Daniel Sturridge (24) wurden einige Akteure unter 25 eingebaut. Diese befinden sich jedoch bis auf Sturridge, der bisher eine hervorragende Saison spielt und bereits letzte Saison glänzen konnte, noch nicht in der Rolle wie dies gleichalte deutsche Spieler tun. Smalling kommt mit 23 Jahren auf knapp 70 Premier-League-Einsätze, Toni Kroos kann mehr als das Doppelte in der Bundesliga aufweisen. Vor allem das Mehr an internationaler Erfahrung wird im Vergleich Götze vs Townsend deutlich: Götze spielte 20 Mal in der CL, während Townsend lediglich in der Europa League zum Einsatz kam (11 Einsätze).



Die Nationalspieler von morgen wachsen in der Premier League also langsam heran, doch noch ist der Generationenwechsel nicht vollzogen. Steven Gerrard (33 Jahre), Ashley Cole (32) und Phil Jagielka (31) haben den Zenit wohl überschritten oder Können den Rhythmus der englischen (!) Wochen zumindest nicht mehr auf Weltklasseniveau bestreiten. Mit Jordan Henderson, Jack Wilshere und Leighton Baines steht die nächste Generation in den Startlöchern. Diese darf jedoch nicht mit überzogenen Erwartungen konfrontiert werden, denn ob diese Akteure tatsächlich die Klasse wie Gerrard oder Lampard haben, ist anzuzweifeln.


Wie auch in der deutschen Nationalelf werden in Englands Team in Zukunft vermehrt Kinder von Zuwanderern Fuß fassen. Das hat in Deutschland einen überaus positiven Effekt, möglicherweise auch auf die Art und Weise des Fußballs, gehabt. In England stehen Spieler wie Raheem Sterling und der von vielen Ländern umworbene Adnan Januzaj beispielhaft für diese Entwicklung.


Meiner Meinung nach sind die englischen Nachwuchsleute nicht zu schlecht für das Premier-League-Niveau. Vielmehr ist auch in diesem Punkt der Einfluss der Investoren zu erkennen. Deren Ziel ist meist der kurzfristige und möglichst attraktive Erfolg. Dafür werden teure Stars aus Spanien oder Südamerika verpflichtet. Die Geldgeber haben in den seltensten Fällen die Geduld, die nötig wäre, um den Einsatz von Jugendspielern zu fördern.


Bayern und Dortmund als Vorbild für englische Top-Klubs



Das beste Beispiel dafür, dass junge Spieler bereits eine Menge leisten können, lieferten Bayern München und Borussia Dortmund im letzten Jahr im "Wohnzimmer des Fußball-Mutterlandes". Die deutschen Vertreter begeisterten ganz Europa und trafen schließlich im ersten deutschen Champions-League-Finale aufeinander. Für die englischen Teams war spätestens im Achtelfinale Schluss.


Im Wembley-Stadion wurde am Dienstag vor allem im zweiten Durchgang außerdem deutlich, dass selbst die deutsche 1B-Elf eine klarere Spielidee hatte als der Gastgeber. Die englischen Fans werden ihrem Flaggschiff Zeit zugestehen müssen, um einen sinnvollen Generationenwechsel vollziehen zu können. Zudem muss in England in Umdenken geschehen, das laut Zeitungsberichten bereits in den ersten Köpfen stattfindet.



Die Klubs, insbesondere die großen Vereine, müssen vermehrt auf junge Spieler setzen, um nicht nur den eigenen Erfolg, sondern auch den der Three Lions nachhaltig zu fördern. Gute Nachwuchsarbeit sorgt später auch dafür, dass die Investoren nicht ständig horrende Summen in die Aufbesserung des Kaders investieren müssen. Ausländische Spieler machen die Liga besser und davon profitieren auch die Nachwuchskicker, wenn sie denn die Chance dazu bekommen.

KOMMENTARE
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ausLE
MODERATOR
22.11.2013 | 15:39 Uhr
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ausLE : 
22.11.2013 | 15:39 Uhr
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ausLE : 
Schade, daß der Blog so untergeht.
Ist ein Blog mit viel Diskusionsbedarf. Ich denke, der englische Verband würde gerne Reformen anstreben, aber ob sie sich umsetzen lassen, steht auf einem anderen Blatt. (Investoren und TV-Anstallten)

Aber den englischen Medien scheint es egal zu sein, es ist ja viel wichtiger von einer angeblichen deutschen B-Elf zu berichten

Guter Blog torres und 10 Punkte.

Aber sag mal. Warum ist junge Herr in Deinem Avatar ist nicht Herr Torres
1
BVB_Hero
22.11.2013 | 15:51 Uhr
2
0
BVB_Hero : 
22.11.2013 | 15:51 Uhr
0
BVB_Hero : 
Die Premier League ist zu aller erst einmal eine Geldmaschine. Jedes Team möchte, ein möglichst grosses Stück vom Kuchen haben. Die Teams werden einen Teufel tun und in Zukunft auf die englische Jugend setzen. Die Clubs sind Unternehmen und werden deshalb kaum für den Erfolg der englischen Nationalmannschaft, eine schlechtere Platzierung bzw. weniger Geld in Kauf nehmen.
England hatte ihre "EM 2000" mMn bereits. Wann war das (2008?) als England sich nicht einmal qualifizieren konnte?!
Italien z.B. zog nach der verkorksten WM 2010 einen Strich und stand 2 Jahre später, dank neuer junger Spieler und taktische Disziplin schon wieder im Finale. England fehlt es nicht an Talenten, sondern im Grunde genommen ein Plan, die richtigen Leute und der richtigen Teamchemie. (Obwohl die noch nie gestimmt hat in England)
2
RoyRudolphusAnton
23.11.2013 | 10:16 Uhr
0
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23.11.2013 | 10:16 Uhr
0
Du hast Recht, ausLE, dieser Blog sollte mehr im Fokus stehen. Flüssig geschrieben und informativ. Klasse Ding!
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Galactic89
23.11.2013 | 15:38 Uhr
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Galactic89 : Teil 1
23.11.2013 | 15:38 Uhr
0
Galactic89 : Teil 1
Gute Idee so einen Blog zu schreiben. Mir fehlt aber doch einiges und einige Beispiele sind schlecht gewählt.

Um schnell auf die Beispiele einzugehen: Einen Leighton Baines mit 28 Jahren als Spieler der "nächsten Generation" zu betiteln finde ich gewagt, Außenverteidiger müssen antrittsstark sein und das ist eins der ersten Attribute, die im Alter verloren gehen. Er wird mit 31, spätestens 32 anfangen schwächer zu werden. Das andere Beispiel ist die Integration von Einwanderern und in dem Zusammenhang der Name Januzaj. Der kann das Problem in England nun wirklich nicht beheben oder als Beispiel herhalten, denn er ist kein Engländer.

Ansonsten hätte man auf mehr Dinge eingehen können, vor allem das Ausbildungssystem an sich, den Fokus auf das Abwerben ausländischer Jugendspieler wie Gnabry, Zelalem, Toral oder Fofana und vor allem auf die taktische Unterlegenheit englischer Vereine und deren Ausbildung (Ausnahmen vor allem Arsenal und Swansea sowie Southhampton).

Ich habe diesen Sommer die U21 EM geguckt und bin in allem bestätigt worden was ich von der Taktik und der Ausbildung englischer Spieler halte. Fast keiner der Spieler genießt eine technisch hochwertige Ausbildung wie ein Gündogan, Thiago oder Illaramendi, diese Beispiele sind bewusst aus dem ZM. In England sitzt bei vielen Spielern die Ballannahme nicht perfekt, es wird zu selten mit 1-2 Ballkontakten gespielt, die Spieler haben den Ball viel zu lange am Fuß und verkörpern meistens 2 oder 3 von 5 Eigenschaften: Robustheit, Schnelligkeit, Schusskraft, Kopfball, Tackling.

Es ist immer das gleiche: ZMs sind laufstark und haben einen guten Schuss. Außen sind sehr schnell. Manche können ebenfalls gut schießen. Stürmer sind robust und Kopfballstark. Verteidiger sind robust, Kopfballstark und gut im Tackling. Es gibt viel zu wenige Ausnahmen von diesem Muster und das reicht halt nicht. So kriegt eine englische U21 dann eben von Norwegens U21 die Grenzen aufgezeigt weil die technisch sicherer sind...
1
Galactic89
23.11.2013 | 15:41 Uhr
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Galactic89 : Teil 2
23.11.2013 | 15:41 Uhr
0
Galactic89 : Teil 2
... mehr passen, der Ball selten verspringt und sie sich viel mehr als Einheit zu bewegen wissen. NORWEGEN. Diese elementaren Dinge scheinen im schnellen und kampfbetonten englischen Fußball irgendwie vernachlässigt.

Wen wundert es denn, dass eine Mannschaft wie Swansea, die sich auf genau solche Dinge fokussiert, gemessen an den Mitteln so gut da steht? Dann hat man Brendan Rogers nach Liverpool geholt und sieh an, auch da steht man wieder weiter oben.

Klar, im englischen Fußball geht es rauf und runter, es finden viele Zweikämpfe statt, es wird selten über das Feld gepresst so dass Flanken oft eine letzte Lösung sind und dann braucht man eben Kopfballstarke Spieler. Aber das ist viel zu einseitig und ausrechenbar. Der englische Fußball hat da ganz tief liegende Probleme und es wird Jahre dauern da was zu verändern.

Trotzdem liebe ich die Premier League und verfolge sie gerne, aber es ist eben so, wie du richtig festgestellt hast: Die ganz großen Momente kommen fast immer von Ausländern die woanders ausgebildet worden sind.

Man fragt sich warum...
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