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18.01.2011 um 14:31 Uhr
Die BVB-Tickethotline
Spätschicht. Feierabend um Mitternacht. Pennen um 2.30 Uhr. Wecker klingelt um 8.27 Uhr. In drei Minuten beginnt der Vorverkauf beim BVB. Über die längst legendäre, automatische Tickethotline.

Um 8.38 Uhr sind erfahrungsgemäß alle Karten längst weg. Mal wieder hat sich Dortmund für die besonders fanfreundliche Variante entschieden: Der Mitglieder-VVK für zwei Auswärtsspiele (Kaiserslautern und Bayern) startet am selben Tag. Zur selben Uhrzeit. Wie immer um 8.30 Uhr.

Also dasselbe Prozedere wie immer: Aufwachen in der Tiefschlafphase, Videotext anschalten (um die genaue Uhrzeit zu ermitteln), Mitgliedsausweis bereit legen. Routinierter Griff zum Handy und Festnetztelefon.

Um 8.30 Uhr und drei Sekunden drücke ich drauf. Mit dem Handy schaffe ich es in die Leitung. Am Festnetz gibt es kein Durchkommen. Die altbekannte Stimme der Automaten-Dame, die in mir schon jetzt Hassgefühle weckt, begrüßt mich alsbald mit der Frage: "Kennen Sie diesen Service bereits? Sagen Sie bitte Ja oder Nein!".

Bis man dann endlich dorthin kommt, wo in diesem Moment tausende Anhänger hin wollen, muss man noch "Tickets" sagen, die Null drücken, seine Mitgliedsnummer und Postleitzahl eingeben. Nebenbei wird man darüber informiert, dass das Derby ("in der Fußball-Bundesliga") ausverkauft ist. Genauso wie der Kick am Samstag gegen den VfB ("in der Fußball-Bundesliga"). Weiß aber eh jeder schon. Heute geht es für 99% der Anrufer einzig allein um den FCK und dummerweise zeitgleich um die Bayern.

Nach gefühlten fünf Minuten (und drei Euro, die jetzt schon weg sind) werden einem endlich die Partien aufgezählt, für die es noch Karten gibt. Angefangen wird dabei mit Heimspielen, für die es noch tausende Tickets gibt und die in ca. sechs Wochen stattfinden. Irgendwann brülle ich aber ein lautes "STOP" in die Muschel.

Auf dem Betzenberg gäbe es Karten für die Ost- und für die Gasttribüne. Welche ich haben will, sagt die Dame. Ich: Gasttribüne. Sie: "Ich kann Ihnen auf der OSTtribüne folgenden Kategorien anbieten." Na gut, mal anhören. 30 Euro-Sitzplätze gibt's. "Wollen Sie diese Tickets haben?" Ich: Nein. Das sagen in dem Moment viele, da der Trick, der dahinter steckt, längst enttarnt ist. Bei einem "Nein" stehen die Chancen nämlich nicht schlecht, eine günstigere Kategorie angeboten zu bekommen. Im besten Fall die heißbegehrten Stehplatztickets, deren Kontingent aufgrund von Auswärtsdauerkarten und Fanklubkontingenten jedoch verschwindend gering ist.

Die Hotline bietet diesmal nichts Günstigeres an. Es geht zurück zur Frage Ost- oder Gasttribüne. Ich wieder: Gasttribüne (Die Frage, ob die Osttribüne nicht gleichzeitig auch die Gasttribüne ist, sollte man sich besser nicht stellen…). Sie: "Ich kann Ihnen auf der OSTtribüne folgende Kategorien anbieten." Gleiches Spiel erneut, diesmal nehme ich die 30-Euro-Sitzer. Ich will ja innerhalb desselben Anrufs noch Tickets für das Spiel in München.

Bevor die FCK-Karten unter Dach und Fach sind, sage ich noch ein paar Mal "Ja" und letztlich "Lastschrift". Die Dame: "Ich fasse noch einmal zusammen." Logisch, ich habe ja den Überblick total verloren, du Pfeife. Ist ja nicht so, als ob ich diesen Witz nicht schon drölf Mal mitgemacht hätte.

Endlich dann: "Wollen Sie noch weitere Tickets bestellen?". Ich: Ja. Bei München ("im Münchner Olympiastadion") dann wieder "STOP". Gleiches Spiel wie beschreiben. Sitzer für 49 Euro das Stück - ohne das ebenfalls sauteure Porto - hat meine Hassliebe im Angebot. Ich lehne wie immer erstmal ab. Diesmal ein Fehler. Es ist ja immerhin schon 8.39 Uhr, es wird eng.

Ich hoffe auf die Ansage "Das sind die letzten Tickets, die ich Ihnen noch anbieten kann. Wollen Sie diese Tickets haben?". Stattdessen: "Es tut mir leid, in diesem Moment sind alle verfügbaren Tickets verkauft worden." Da ist es völlig wurscht, dass es doch eben noch zwei Tickets für mich hätte geben sollen.

Also auflegen. Und wieder anrufen. Das hässliche Prozedere von vorne. "Kennen Sie diesen Service bereits?" LECK MICH AM ARSCH, mach hinne, Alte. Ich kenne den Service auswendig, verdammte Axt. Es ist mittlerweile 8.42 Uhr. Habe ich erwähnt, dass ich parallel dazu weiterhin im Sekundentakt das Festnetz bemüht habe, aber nicht in die Leitung komme, es nicht einmal ein Signal gibt?

Am Handy wird mir das Bayern-Spiel gar nicht mehr angesagt. Als alter Hase weiß ich damit: Scheiße. Das war's. Letzte Hoffnung freier Vorverkauf, aber da darf theoretisch auch meine Mutter anrufen. Egal. Nächsten Tag geht's weiter.

8.27 Uhr klingelt der Wecker. Videotext an, Handy und Festnetz ans Ohr. Manch einer versucht es übrigens auch nach der Atomuhr. Kein Witz. Diesmal der Schock: auch auf dem Handy schaffe ich es nicht in die Leitung. Das hat sonst immer recht gut geklappt. Gegen Mainz (damals immerhin Erster gegen Zweiter) gab's sogar mal den Jackpot, zwei Steher für je 15 Euro.

Mit beiden Telefonen am Ohr liege ich vollkommen ermüdet im Bett. Es macht TUT-TUT-TUT. Nichts geht. Minutenlang. Bei Handy UND Festnetz. Um 8.35 Uhr weiß ich quasi schon, dass es das für München war. Um 8.38 Uhr komme ich in die Leitung, diesmal per Festnetz.

Ich gehe mit der Dame die ewig gleichen Fragen durch. Ein Ticket gäbe es für München. Wieder für 49 Steine. Ich sage ja, will auf jeden Fall dabei sein, trotz dieser unglaublichen Abzocke treuer Anhänger. Die Dame: "Es tut mir leid…". Ich lege auf. Rufe wieder an. Das Spiel wird nicht mehr angesagt.

Fazit: Das Ticket, mit dem ich auf dem Betzenberg direkt über den Ultras stehen werde und mit ihnen mein Team anfeuere, kostet mich letztlich 33 Euro. Von wegen "Kein Zwanni für nen Steher". Ganz zu schweigen von den 10 Euro, die allein am Handy draufgegangen sind.

In München - der Stadt, in der ich seit 3 Jahren lebe und es immer geschafft habe, die BVB-Spiele zu sehen - werde ich nicht dabei sein.
Aufrufe: 120398 | Kommentare: 78 | Bewertungen: 61 | Erstellt:18.01.2011
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KOMMENTARE
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BVBWaschbär
18.01.2011 | 16:30 Uhr
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18.01.2011 | 16:30 Uhr
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Hab ne Alternative gefunden! :P

http://cgi.ebay.de/FC-KAISERSLAUTERN-GEGEN-BORUSSIA-DORTMUND-2-TICKETS-/260724087682?pt=DE_Sport_Fu%C3%9Fball_Fu%C3%9Fball_Fanshop&hash=item3cb45ddb82

Und immer der tolle Hinweis: "Kann LEIDER nicht hin, bin krank/Bein gebrochen/Hochzeit/bla bla bla..."
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Shearer87
18.01.2011 | 16:31 Uhr
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Shearer87 : 
18.01.2011 | 16:31 Uhr
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Shearer87 : 
Oder wenn steht kann leider nicht fahren bin beruflich verhindert aber dann bei anzahl 10 stück oder sowas
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Chappi
18.01.2011 | 16:39 Uhr
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Chappi : 
18.01.2011 | 16:39 Uhr
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Chappi : 
@saladin

1. ich vergleiche nirgends irgendwelche stadien. wie die chose läuft, ist mir hinreichend bekannt. dass die karten extrem begehrt sind, erst recht in dieser saison, ist mir auch klar.

2. hab ich ja auch geschrieben.

3. absolut. kann ich.

4. die überschrift des blogs ist "die bvb-tickethotline". was soll daran schwachsinnig sein?

5. gibt es, ja. sieht man ja im fanboard, wo leute ihre sitzer ohne wertausgleich gegen steher tauschen möchten. guck mal z.b. nach stuttgart. dort stehen mehr oder weniger alle im selben block. unten die ultras etc., die 15 euro für ihr ticket zahlen. 7 reihen weiter oben sind fans, die 30 euro zahlen. wenn die lust haben und 7 reihen nach unten gehen und dort jemanden finden, der es erlaubt, sich neben ihn zu stellen, dann stehen da fans zusammen, die extrem unterschiedliche preise für quasi denselben platz bezahlt haben. der übergang ist manchmal extrem schwammig bzw. erst gar nicht vorhanden.

6. absolut. ist mir bekannt.

7. ich bin nie zu spät in der hotline. wenn du 3 sekunden als zu spät bezeichnest, dann ist das für mich ein zeugnis, dass die hotline einfach scheiße ist.

fazit: ich plädiere dafür, die tickets online bestellen zu können. so wie man es bei vielen vereinen machen kann, wenn wir uns über die für angrenzende blöcke eindecken (z.b. nürnberg). dazu bedarf es eben leistungsfähiger server. die wird der bvb sicherlich bezahlen können. alleine von dem geld, das ich an dieser unsäglichen hotline schon verloren habe.
und: ich hatte bisher auch immer glück. st. pauli in der hinrunde und jetzt bayern sind meine 2 ausnahmen. wir rufen auch immer mit 6 mann an. für den fck haben wir 4 tickets bekommen, für bayern null. in zahlen: 0.
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DerScharfrichter
18.01.2011 | 16:50 Uhr
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18.01.2011 | 16:50 Uhr
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Erstmal sehr guter, persönlicher Blog!
Ein Thema was mich zwar nicht betrifft, denn ich bekomm die Tickets für meine Lieblingsvereine kostenlos (ist allerdings auch 2. und 3. Liga) dass ich aber durchaus mitfühlen kann. Dass es für sowas kein Online-System gibt war mir neu und ist in meinen Augen ein absoluter Skandal, eine dreiste Abzocke. Gerade mit Mitgliedern geht sowas mal gar nicht!

@Chappi
Dafür würde ein Server reichen den du dir für 100 EUR im Monat mieten kannst. Ist nicht die Welt was da an Datenbelastung stattfindet, es sei denn man schmeißt ne unglaublich mächtige, unglaublich sinnlose Java-Plattform drüber. Es geht meiner Meinung nach nur darum die 0900er-Erlöse zu sichern.
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Potthopper
18.01.2011 | 17:10 Uhr
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Potthopper : 
18.01.2011 | 17:10 Uhr
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Potthopper : 
Geschichten, die man erlebt, wenn man BVB-Karten für ein Topspiel kaufen will.

Platz 3: Der BVB hat 10 offizielle VVK-Stellen. Für das Spiel gegen Schalke gab es nur Karten an 4 der 10 (was nirgendwo stand). Jede der 4 Stellen greift auf dasselbe System zurück. Folge: Das System bricht zusammen (immer und immer wieder). Selbst wenn man sich um 8 Uhr auf den Weg zur VVk macht, gibt es keine Garantie, Karten zu bekommen. Und wenn, muss man damit rechnen, dass der Kollege eine für Nord-Oberrang bekommt, der andere für Ost-Unterrang. Zusammenhängende Plätze gibt es in der Regel nur von 8.30 bis 8.32 Uhr.

Platz 2: Anrufen bei der Hotline und Spiel auswählen. Ob noch Karten da sind, wenn es zur Auswahl der Plätze geht, ist eine andere Frage. Beim BVB ist es nichts ungewöhnliches nach geschätzten 12 Minuten in der Warteschleife zu hören: "Es tut uns leid, aber für das Spiel sind keine Karten mehr verfügbar".

Platz 1: In der letzten Saison VVK für Bayern und Schalke. Standartregeln sind, dass es für ein Spitzenspiel max 2 Karten pro Nase gibt. NICHT aber an allen VVK-Stellen. Wir haben viele junge Leute (die nur daran interssiert waren, ihre Karten auf dem Schwarzmarkt zu verticken) gesehen, die sich den Arsch abgelacht haben und mit 14-16 Karten die Vorverkaufsstellen geplündert haben. Direkt nachdem sie draußen waren, haben sie sich wieder angestellt -- und wieder 14-16 Karten bekommen. Darüber hinaus gibt es in Dortmund mehrere VVK-Stellen, die nur an Leute verkaufen, an die sie auch verkaufen wollen. Geht man rein und ihm passt dein Gesicht nicht, sagt er, ist längst ausverkauft. Geht der Kollege 2 Stunden später, bekommt er gaaanz easy 2 Karten.

Dortmunder Tickets sind mit die teuersten der Liga. Der BVB erhebt Topspiel-Zuschläge auf jede beliebige Partie. Wolfsburg war vor 2 Jahren Meister - ja dann ist das ein Topspiel. Köln ist ein Derby - Topspiel. Hoffenheim hat Geld - Topspiel. Von den Spielen gegen Schalke, Bayern, Hamburg, Bremen etc mal abgesehen.
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Rodnox
18.01.2011 | 17:19 Uhr
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Rodnox : 
18.01.2011 | 17:19 Uhr
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Soll ich dir 2 Karten für die Alianz Arena, Gästeblock, Stehplatz besorgen?
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Chappi
18.01.2011 | 17:22 Uhr
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Chappi : @Rodnox
18.01.2011 | 17:22 Uhr
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Chappi : @Rodnox
wenn das angebot ernst gemeint ist, dann wäre ich sehr gerne dazu bereit. sehr sehr gerne. würdest mir eine riesenfreude machen. bitte melde dich!
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donluka
18.01.2011 | 17:28 Uhr
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donluka : 
18.01.2011 | 17:28 Uhr
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donluka : 
Sehr schöner Blog!
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Rodnox
18.01.2011 | 17:32 Uhr
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Rodnox : 
18.01.2011 | 17:32 Uhr
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Rodnox : 
Das Spiel ist ausverkauft :D

Aber immer wieder schön, eine Zecke zu verarschen ^^

Glück auf ;D
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marcoreus11
18.01.2011 | 17:34 Uhr
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18.01.2011 | 17:34 Uhr
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Finde bei uns Gladbachern ist das ganz gut geregelt.
4 Wochen vor jedem Auswärtsspiel werden die Auswärtskarten, die in den Verkauf gehen online gestellt.
Da können dann erstmal nur Mitglieder drauf zugreifen.
Wenn 2-3 Wochen vor Schluss noch Sitzplatzkarten frei sind werden sie auch für Nichtmitglieder in der Verkauf gestellt.
Wenn man pünktlich dran ist, bekommt man eigtl. immer Karten als Mitglied. Einzig Pauli und vorallem Köln sind ne Lotterie.

Da kann man dann aber auch noch versuchen, irgendwie über das Fanprojekt an Karten zu kommen.
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