Wir schreiben den 30. Mai 2010 und es sind nur noch 11 Tage bis zur WM. 11 Tage bis zum größten interkontinentalen Sportevent im Fußball.
Lange Zeit war dieses Großereignis für mich persönlich noch in weiter Ferne. Interessierte mich nur peripher, denn mein Fokus galt einzig und allein dem Klubfußball mit Bundesliga und Europapokal.
Doch wie schnell die Zeit nun mal vergeht, sind hier bereits die Würfel gefallen und die Saison ist beendet. Nun heißt es Sommerpause. Furchtbar.
Wie gut dass dieses Jahr die endlos erscheinende Sommerpause ,verbunden mit fußballfreier Zeit, verkürzt wird durch den "Lückenfüller WM".

Plötzlich steigt die versteckte Vorfreude auf das Turnier von Tag zu Tag. Bei mir persönlich weniger begründet durch die allgemeine Feier.- und Partystimmung, die im Land herrschen wird, verbunden mit den allseits bekannten Public Viewing Partys, sondern vielmehr die Perspektive 1 Monat lang weltklasse Fuball geboten zu bekommen, kombiniert mit der Hoffnung auf Erfolgsfall des eigenen Teams.

Wie alle Jahre wieder vor einem großem Turnier, ist die Nationalmannschaft in aller Munde. Jeder sorgt sich um sie, jeder hat seine eigenen Vorstellung wie der Kader und die Startelf im Optimalfall auszusehen haben und jeder hat eine Meinung, wie hoch die Erfolgschancen betragen, das Turnier erfolgreich zu bestreiten.

Und wie schon 2006 und 2008 lässt die allgemeine Stimme des Volkes nichts Gutes erhoffen. Ob es überhaupt Sinn macht bei der WM teilzunehmen?



Ist vielleicht eine große Stärke der Deutschen,sich im Vorfeld eines Turniers schlechter zu reden als man ist und sich dann am Ende euphorisch freuen kann, was man denn sensationelles nie zu Erwartendes geschafft hat.
Daran sollten sich mal Nationen wie Portugal oder die Niederlande ein Beispiel nehmen, bei denen es genau anders rum läuft.
Vor jedem Turnier kennt die Euphorie der Menschen kaum Grenzen, dass die eigene Mannschaft sensationell stark ist und den Titel holen kann.
Am Ende steht dann das frühe Ausscheiden und das Land befindet sich im Tal der Tränen.

Offensichtlich handeln viele Deutsche nach der Maxime: "wer nichts erwartet kann auch nicht enttäuscht werden. Eigentlich ganz clever aber ganz ehrlich manchmal fragt man sich schon woher eigentlich der Pessimismus der vielen Leute begründet ist?

Sind wir doch mal objektiv:

Deutschland 2006 :3 ter bei der WM. Knapp verloren in der Verlängerung gegen den späteren Weltmeister.
Deutschland 2008 :Vizeeuropameister und gegen einen, gemessen an individueller Qualität, hoch überlegenen Gegner 1 zu 0 verloren.
Deutschland 2009:1 ter in der WM Quali als einer der ersten Mannschaften, die sich qualifiziert haben .

Das waren jetzt mal die nackten Resultate und Ergebnisse in der letzten Zeit.

Sie lassen meiner Meinung nach nicht auf eine verkorkste WM 2010 hindeuten .Doch woher kommt dann das mangelnde Vertrauen in die eigene Stärke?

Ist Deutschland etwa personell schlechter aufgestellt als vergangene Jahre?

Eine kleine Einschätzung der Lage:

Tor:

Neuer steht Enke und Adler in Nichts nach.

--> Qualität gleich geblieben

Abwehr:

Lahm verkörpert Weltklasse ob links wie rechts. Mertesacker hat die beste Saison seit langem gespielt und wird mit Friedrich eine grundsolide IV bilden.
Ein Fragezeichen steht hinter der Position des 2 AV. Dort hat sich bis jetzt keine Idealbesetzung ergeben.

--> Qualität gleich geblieben

Mittelfeld

Mit Özil, Kroos Marin und Müller besitzt das deutsche Mittelfeld so viel spielerische Qualität wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Schweinsteiger ist extrem gereift in der Saison auf seiner Paradeposition und Khedira ist einer der talentiertesten 6 ers seines Alters in Europa.
Ballacks Ausfall hinterlässt ein Führungsvakuum, spielerisch kann ihn Khedira aber ersetzen.
Er bedeutet auch gleichzeitig die Chance für junge Spieler sich zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen wodurch der Ausfall nachträglich sogar zum Vorteil werden könnte.

--> Qualität deutlich Erhöht

Sturm:

Klose und Podolski laufen regelmäßig zur Höchstform auf wenn sie den Adler tragen. Mit Gomez hat man einen hochveranlagten Stürmer, wo es nur eine Frage der Zeit ist bis er auch auf Länderebene explodiert.
Cacau verkörpert als spielerischer Stürmer, der sich ins MF fallen lässt einen Stürmertyp den Deutschland lange nicht mehr gehabt hat.
Kießling, wenn er denn mitfährt, reist zur WM mit dem Selbstvertrauen von 21 Toren in der BL Saison.

-->Qualität gleich geblieben

Der Trainer ist im Vergleich zu 2008 immer noch der Gleiche. Auch wenn man persönliche Vorbehalte gegen ihn hat muss man anerkennen, dass die Mannschaft geschlossen hinter Löw steht .Als Bundestrainer hat er die beste Bilanz die je ein Trainer in Deutschland vorzuweisen hatte . Er ist ein anerkannter Taktikexperte ,der gerade in Ko Spielen den Unterschied ausmachen kann wie bei derEM 2008, als er ein spielerisch übermächtiges Portugal mit Scolari ausgecoacht hat und Deutschland ins Viertelfinale gebracht hat.

Fazit:

Deutschland hat sich 2010 im Vergleich zu 2008 quantitativ sowie qualitativ stark verbessert Auffällig ist das geringe Durchschnittsalter der einzelnen Spieler, wovon viele direkt aus der Mannschaft stammen ,die U21 Europameister geworden sind.
Muss aber nicht unbedingt zum Nachteil werden .Die Unbekümmertheit vieler junger Spieler, könnte das deutsche Spiel auch beflügeln.
Die Mannschaft besitzt im Querschnitt sehr viel Potential ,auch wenn einige Akteure das in der aktuellen BL Saison nicht dauerhaft unter Beweis stellen konnten aber das war ein anderes Umfeld.
Spielerisch gesehen ist Deutschland seit langer Zeit auf dem Niveau von den Topnationen, einzig hinter dem geringen Durchnittsalter der Akteure und der mangelnden Erfahrung steht ein Fragezeichen.
Trotzdem denke ich muss sich Deutschland vor keinem Land verstecken auch andere Nationen haben ihre Schwächen. An guten Tagen kann Deutschland jeden schlagen aber an schlechten auch gegen jeden verlieren.
Die Mentalität der Mannschaft ist gefragt als Team aufzutreten und deutsche Tugenden - Leidenschaft Hingabe und Einsatzbereitschaft - an den Tag zu legen.

Kombiniert mit dem Turniermannschaftsimage, das der deutschen Elf weltweit vorrauseilt d.h." die Deutschen sind dann immer da, wenns drauf ankommt", ist der deutschen Elf eine durchaus erfolgreiche WM zuzutrauen.
Wie weit es dann am Ende geht, entscheiden bei so einem Turnier meist Tagesform und Glück.
Deutschland hat eine Generation hochtalentierter Spieler auf verschiedenen Positionen, die eine Ära um Fußball prägen können. Möglicherweise könnte es 2010 noch zu früh sein, für den großen Coup, da es einigen jungen Spielern doch gänzlich an Erfahrung mangelt aber späterstens bei der WM 2014 wird Deutschland , durch ihre hervorragende Jugendarbeit zu den Topfavoriten zählen.

Ich freue mich auf eine tolle WM mit einer starken deutschen Mannschaft...

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