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Von: Logan2010
23.11.2014 | 3242 Aufrufe | 2 Kommentare | 9 Bewertungen Ø 5.2
Wir hassen, was uns ähnlich ist
Der gemeine Erfolgsfan
Was sind eigentlich Erfolgsfans? Eine humoristische Aufklärung.

Für alle Fußballfans welche ihren Verein seit Jahrzehnten unterstützen sind sie die größte Seuche dieses wunderschönen Sports: Erfolgsfans. Oft wechseln sie die Fanlager, wenn ihr aktueller Verein keinen Erfolg mehr hat oder sie verteufeln die einstigen Helden nur weil diese nicht mehr die Sterne vom Himmel spielen.

Es lag schon immer in der Natur des Menschen, sich Dinge anzueignen die ihm nicht gehören. Schließlich sonnt es sich dort am besten, wo dem werten Kollegen die Sonne aus dem Allerwertesten scheint. Nicht anders ist es im Fußball. Erfolg zieht nicht nur Neider sondern auch neue Fans an. Wir Anhänger der gepflegten Tradition sprechen liebevoll von der großen Pest des Fußballs: Erfolgsfans.

Als Erfolgsfan kann wohl so ziemlich jeder bezeichnet werden. Wie viele von uns schlossen sich in den 90er Jahren dem BVB an? Wie viele in den 70er Jahren dem FC Bayern? Und wie viele von uns fieberten plötzlich mit dem FC Barcelona? Oft werden diese Werdegänge eines Fans unterschlagen. Die Traditionalisten, welche nicht im zarten Kleinkindalter vom Onkel ins Stadion geschleppt wurden, verdrängen aus welchen Gründen sie Fan geworden sind.

Wer Erfolg hat, bekommt Aufmerksamkeit. Wer die große Aufmerksamkeit besitzt, zieht das große Publikum an. So wie im Circus werden auch im Fußball nur dann große Menschenmassen bewegt, wenn es etwas zu bestaunen gibt. Wie treffend dieser Vergleich ist, fällt dem gewitzten Leser wohl leider erst nach dem nächsten Interview, der Herren Sammer, Rummenigge, Tönnies, Heldt und den anderen Pappnasen auf.

Was aber macht den verhassten Erfolgsfan aus? Es gibt verschiedene Arten dieses Erzeugnisses aus der Natur. Zum einen schmücken sie sich mit dem Erfolg der besten Mannschaft, nur um sie zum nächst besten Zeitpunkt in Grund und Boden zu stampfen und nur bei Erfolg stolz wie Bolle zu sein. Zum anderen dürfen manche des Vereins-Hoppings bezichtigt werden. Kaum hat ihre aktuelle Liebe den Anschluss an den besseren Verein verloren, erwerben sie statt einem gelben Shirt plötzlich ein rotes Trikot. Letzteres ist die schlimmste Art des gemeinen Erfolgsfans.

Listig und auf seine Beute wartend hockt er vor dem heimischen Rechner und studiert die Tabelle mit geschultem Auge. Und noch bevor sich ein neuer Verein in der Spitze etablieren kann, ist dieser um einen Anhänger reicher. Wer 2010 noch Bremen Fan war und 2011 wegen Michael Ballack noch ein rotes Trikot trug, bevorzugte anno 2012 dann doch lieber die familiäre schwarzgelbe Atmosphäre. Nur blöd, dass niemand solch ein Familienmitglied braucht.

Andererseits wirft ja auch niemand die Omi aus dem Hause, wenn diese statt Florian Silbereisen plötzlich auf Heino abfährt, nur weil dieser ein paar verrostete Songs neu aufpoliert hat. Vielleicht also sollten wir alle ein Stück toleranter werden und die Brut aus dem Vorhof der Hölle einfach akzeptieren. Denn schwarze Schafe gibt es immer.

Keine Gesellschaft ist frei von ahnungslosen Intelligenzbestien, welche uns üblicherweise als Schalker vorgestellt werden. Und doch bleibt zumindest den Blauen zu gute zu halten, dass sie zweifellos den geringsten Ärger mit ihren erfolgsverwöhnten Anhängern haben. Denn wer keinen Erfolg hat, besitzt auch keine Erfolgsfans.

Nun wollen wir uns nicht mit dem ungeliebten Nachbarn beschäftigen, sondern lieber zum nächsten Fakt kommen: Erfolgsfans bringen nichts als Unheil über einen Verein! Dies ist die fundamentale Meinung eines jeden Traditions-Fans. Doch so richtig kann diese kühne These nicht sein. Schließlich ist der FC Bayern, trotz 70.000 Exemplaren bei jedem Heimspiel, noch recht erfolgreich, oder?

Und wer zusätzliche Beweise für das nötige Unnötige braucht, sollte einen Blick in die Finanzen und Bilanzen seiner Herzensangelegenheit werfen. Wer als Erfolgsfan gilt, bringt Geld mit. Die neue Dazugehörigkeit muss gefeiert werden. Am liebsten mit einem neuen Trikot, einer Kappe, einem Schal, Gläsern, Flaschenöffnern und nicht zu vergessen dem frisch aufgestellten Fahnenmast, an dessen Spitze die Fahne des besten Klubs der Welt weht.

All dies bedeutet Geld. Geld, welches jedem Verein gut tut und das der normale Fan nicht auszugeben vermag. Ihm reicht es, sich pro Saison einen Schal vom größten Spiel und ein Trikot mit dem persönlichen Liebling drauf zu besorgen. Mehr muss es nicht sein. Denn den vollkommen überteuerten Online-Shop gibt es auch noch in der nächsten Saison. Dem Erfolgsfan aber ist dies zuwider. Schließlich läuft ihm die Zeit davon.

Hat sein Herz gerade angefangen zu brennen, ist dieser Rausch in ein paar Monaten womöglich vorbei. Schnell muss gehamstert werden was geht. Panikkäufe bereichern die Vereinskasse und unterstützen so selbst die kränkelnde deutsche Wirtschaft. Doch um seine neue Liebe kund zu tun, ist dem Erfolgsheini nichts zu peinlich. Vom Erreichten geblendet und den Farben des Vereins angezogen, bereichert er sich an allen möglichen Fan-Artikeln.

So und nicht anders helfen uns Otto Normalverbrauchern die verhassten Neuankömmlinge beim Niedrighalten der Ticketpreise. Die Kassen gefüllt vom Geld des Erfolgsfans, ist der Verein so gütig und schlägt statt den geplanten 10 Prozent, nur 5 Prozent auf die Dauerkarte drauf. Das ist zweifellos echtes Mitgefühl. Den Verweis auf "echte Liebe" lassen wir mal getrost dort stecken, wo der Erfolgsheini seine verjährten Trikots verstaut.

Was bleibt uns abschließend zu sagen? Der Erfolgsfan ist eine eigenartige Spezies. Doch wie bei allem Lästigem, hatte die Natur auch hier einen Plan im Hinterkopf. So wie die Fliege die Spinne ernährt, füllt der Erfolgsfan die Kassen seiner neuen Liebe. Und Gott sei Dank stirbt diese Rasse wohl nie aus. Denn nur sie garantiert uns muntere Diskussionen und liefert dem Deutschen seine liebste Beschäftigung: Das Lästern über den eigenartigen Nachbarn.

ø 5.2
KOMMENTARE
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ausLE
MODERATOR
23.11.2014 | 16:56 Uhr
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ausLE : 
23.11.2014 | 16:56 Uhr
-1
ausLE : 
Yep, als Traditionserfolgskunde weiß ich, was Du damit meinst.
Heute waren in LEipzig ja beim 4:1 wieder fast 40000 Erfolgsfans anwesend.


Ach ja.
Denn wer keinen Erfolg hat, besitzt auch keine Erfolgsfans.


0
Der_Typ
25.11.2014 | 16:03 Uhr
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Der_Typ : 
25.11.2014 | 16:03 Uhr
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Der_Typ : 
"Intelligents-"bestien...AUTSCH!!! Tat beim Lesen schon weh.

Ansonsten guter Blog.
Aber bezüglicher der Erfolgsfans: Ohne Erfolg, hat der Verein Misserfolgsfans.
Also quasi Traditionalisten.
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