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15.04.2009 um 16:20 Uhr
Der Weg des VFB
0:0 zu Hause gegen Bielefeld, 1:4 Schlappe gegen den VFL aus Wolfsburg - der Vorstand des VFB Stuttgart kam Ende November 2008 nicht drumherum, mit der Entlassung des Meistertrainers Armin Veh eine bei weiten Teilen der Fans unpopuläre Entscheidung zu treffen. Sie sollte sich jedoch als ersten Schritt einer grundlegenden Wandlung der Schwaben herausstellen, an dessen Ende ein frisch gekorener Meisteraspirant stehen wird.



Zum damaligen Zeitpunkt war Armin Veh schlicht und ergreifend nicht mehr haltbar, der gebürtige Augsburger wirkte mit abnehmenden Erfolg zunehmend desinteressiert und planlos. Wie häufig in Folge einer Sensation wie die Meisterschaft 2007 eine war, hielt er mit sinkender Formkurve nur noch umso verbissener an zu diesem Zeitpunkt unterirdisch spielenden Akteuren wie Roberto Hilbert und Jan Simak fest.

Die Folge waren ganz schwache Auftritte, und das obwohl der VFB in Folge seiner Auftritte in der Champions League und den damit aufkommenden Begehrlichkeiten bei Spielern und Konkurrenz einen der teuersten Kader der Liga stellte. Auf das System mit einer Raute hatte sich Armin Veh festgelegt und wich trotz aufkommender Kritik nicht davon ab. Ob Veh sich in dieser Frage standhaft oder doch eher stur zeigte, die Mannschaft aus der Landeshauptstadt hatte wohl schlicht und ergreifend nicht das Personal, um diese 4-4-2 Variante effektiv und erfolgreich vorzutragen.

Die Folge war, dass Spieler wie Sami Kedirha und Christian Träsch aus Systemgründen entweder vollkommen auf der Bank schmorrten, oder auf Positionen spielen mussten, die ihrer Spielanlage alles andere als entgegenkamen. Anders als Martin Jol beim HSV passte Veh seine Spieler an das System an und nicht umgekehrt.


Die Personalie Khedira soll es dann auch gewesen sein, die zum ersten kleinen Cut zwischen Veh und seinem Freund Heldt geführt hat. Gerüchten zufolge wollte der Trainer um jeden Preis seinen Wunschspieler Boateng von Tottenham loseisen, ohne ihn laut Kritikern auch nur einmal richtig beobachtet zu haben. Heldt winkte ab, Boateng sei zu teuer und stehe nur der Entwicklung des Eigengewächses Khedira im Weg.
Veh's Vorschlag: den Deutsch-Tunesier an den zu diesem Zeitpunkt interessierten Schalke 04 verkaufen.
Die Antwort von Heldt zu umschreiben dürfte in diesem Fall Makulatur sein.

Armin Veh hatte also den Draht verloren - zur Mannschaft, zum Vorstand, zum Manager. Die Entlassung zum damaligen Zeitpunkt war nur folgerichtig.


Mit Markus Babbel folgte sein Lehrling und dieser sollte es bedeutend besser machen als der Meister. Der geborene Münchner verlor in den darauf folgenden Partien nur zwei. Auf die beiden herben Rückschläge gegen die Bayern im Pokal und Bremen in der Liga schien er jedes Mal die richtige Worte an die Mannschaft gefunden zu haben, beides Mal folgten Siege in den darauffolgenden Begegnungen, zuletzt gegen den damaligen Tabellenführer aus Berlin ein mehr als überzeugendes 2:0.


Doch was macht Babbel anders als zuvor Armin Veh? Sicherlich lässt sich der Erfolg der letzten Wochen nicht nur auf vier Punkte reduzieren, sie sind jedoch wesentlich für die Entwicklung der Schwaben unter Markus Babbel:


1.Konkurrenzkampf:
Anders als Veh sorgt Babbel für einen harten Konkurrenzkampf, davon können sowohl Thomas Hitzlsperger als auch Ricardo Osorio ein Lied singen. Der Eine fand sich im Derby gegen den KSC auf der Bank wieder, dem Anderen wurde vom jungen Christian Träsch der Rang abgelaufen.

2.Mentalität:
Der Europameister von 1996 lebt einen unglaublichen Erfolgshunger vor und fordert von jedem Spieler in jedem Spiel 100 Prozent. Babbel will jede Partie gewinnen und immer das Maximale aus der jeweiligen Situation herausholen. Diese Mentalität scheint er inzwischen auch seinen Spielern eingebläut zu haben, denn kaum eine Mannschaft hat in der Rückrunde soviele Spiele noch in der Schlussphase gedreht wie der VFB Stuttgart.

3.Selbstvertrauen:
Manche nennen es das Bayern-Gen, Babbel bezeichnet die Fähigkeit, Spiele auch noch in der Schlussphase zu drehen, als "absoluten Glauben an sich selbst und die Mannschaft jedes Spiel noch gewinnen zu können".

4.Flexibilität:
Anders als mancher Trainer in der Bundesliga und Vorgänger Armin Veh zeigt sich Markus Babbel in allen Belangen flexibel, speziell in Sachen System stellt der 36-Jährige seine Präferenzen hinter den gegebenen Möglichkeiten an.
Durch die Umstellung auf zwei defensive Mittelfeldspieler schuf Babbel Platz für Sami Khedira, der damit auf seiner Lieblingspostition voll und ganz seine Stärken ausspielen kann: hohe Laufbereitschaft, Zweikampstärke, ein gutes Auge und enorme Torgefahr aus dem Mittelfeld.



Markus Babbel fordert diese Dinge nicht nur, wie es zum Teil sein Vorgänger Armin Veh gegen Ende getan hat, er lebt sie auch ständig konsequent vor und macht sich dadurch bei seinen Spielern glaubwürdig und berechenbar.
Durch das reine Leistungsprinzip und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten blühen Spieler wie Sami Khedira oder Serdar Tasci förmlich auf, Mario Gomez traf zu Beginn der Rückrunde nach Belieben und zuletzt gegen den HSV jegliches Krisengerede im Keim erstickt.


Der VFB Stuttgart unter Markus Babbel ist also in seiner jetzigen Verfassung mindestens ein Kanditat für die Champions League Plätze, den Optimisten sei es vorbehalten auf die Parallelen zur Saison 2006/2007 hinzuweisen und die Schwaben als einen weiteren Meisterschaftsfavoriten neben den VFL Wolfsburg, den Münchner Bayern und dem HSV zu klassifizieren.

Gegen ein Endspiel am 34.Spieltag gegen Jürgen Klinsmann und seine Bayern würde sich in Stuttgart wohl niemand wehren...


Aufrufe: 2181 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 18 | Erstellt:15.04.2009
ø 8.8
Babbel  |Khedira  |Veh  |
KOMMENTARE
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Mba13
20.04.2009 | 14:26 Uhr
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Mba13 : 
20.04.2009 | 14:26 Uhr
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Mba13 : 
@gomez

Ein guter Bekannter von mir hat solche Infos quasi aus erster Hand...
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