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31.12.2012 um 01:39 Uhr
Der Tod der Fußballromantik (2)
Mit seinem Handeln steht Hecking jedoch nicht alleine dar. Die Wahrheit bleibt im Fußball, insbesondere was Transfers angeht, immer mehr auf der Strecke. Ähnliche Situationen gab es bereits zuvor bei Transfers, wie dem von Ricardo Kaka vom AC Mailand zu Real Madrid oder dem von Fernando Torres vom FC Liverpool zum FC Chelsea. Immer gibt es ein Treuebekenntnis und kurz darauf doch den Wechsel. Diese falschen Treuebekenntnisse sind jedoch auch auf Seiten der Vereine keine Seltenheit. So ist es mitlerweile fast üblich geworden, einem Trainer, der in der Kritik steht, erst den Rücken zu stärken, um ihn dann kurz darauf zu entlassen. Aktuelle Beispiele hier sind Felix Magath beim VFL Wolfsburg oder Huup Stevens bei Schalke 04. Ein Trend, der Treuebekenntnisse jeglicher Art unglaubwürdig macht und kaum noch mit Vereinstreue zu assoziieren ist.


Wird selbst der Respekt im Fußball immer nebensächlicher?

Neben der Wahrheit scheint auch dem Respekt immer weniger an Bedeutung zuzukommen. Damit ist zum einen der Respekt gegenüber Spielern und ihren Leistungen gemeint. Beim FC Chelsea beispielsweise bekommt eine Vereinslegende wie Frank Lampard, der dem Verein immer treu blieb und große Erfolge mit dem Verein feierte, plötzlich gesagt, dass sein Vertrag nicht verlängert wird und er sich einen neuen Verein suchen muss, da er zu alt sei. Ein deutsche Legende wie Michael Ballack wird von den eigenen Fans ausgepfiffen, trotz seiner großen Leistungen für die Nationalmannschaft und den deutschen Fußball.
Zum Anderen ist damit jedoch auch der Respekt gegenüber ehemaligen Vereinen gemeint. Mit Klaus Allofs wurde hier ein gutes Beispiel bereits genannt, doch es gibt noch zahlreiche weitere. Der Brasilianer Leonardo, Geschäftsführer bei Paris Saint Germain, heuerte zunächst, nach einer langen Karriere als Spieler und später auch als Trainer beim AC Mailand, beim Lokalrivalen Inter Mailand an, um dann nach seiner Entlassung nach Paris zu wechseln, wo er mit viel Geld dem Verein und der Liga, die ihn bekannt gemacht hat, einem Star nach dem anderen wegzukaufen. Ein weiterer ehemaliger Spieler des AC Mailands scheint es mit dem Respekt auch nicht so streng zu nehmen. Nachdem ihm der Verein nach einem Herzinfakt unterstütze, ihm versicherte immer einen Platz für ihn freizuhalten und ihn wieder an den Fußball heranführte, drängte Cassano als er wieder bei voller Stärke war auf einen Wechsel, ging zum Lokalrivalen Inter Mailand und provozierte im Derby mit aufheizenden Gesten zu den Fans. Auch Manchester Citys Stürmer Carlos Tevez ist offenbar nicht sonderlich an Sympathie interessiert. Er wechselte erst von Manchester United zu Manchester City, wo er nach kleineren Streitigkeiten erst die Einwechslung verweigerte, sich dann einige Wochen in Argentinien vergnügte und schließlich, nachdem er keinen Verein fand, der für ihn die geforderte Ablöse zahlte, wieder beim Training auftauchte, um sich für alles zu entschuldigen.


Wird der Fußball immer mehr zum Geschäft?

Dieser Verlust der Wahrheit und des Respekts sind jedoch nur zwei negative Trends von vielen im Fußball. Weltmeisterschaften werden aus finanziellen Aspekten in Länder vergeben, in denen die Voraussetzungen für ein Turnier kaum gegeben sind, Spiele finden aus Marketing-Zwecken zu für die Spieler ungünstigen Zeiten statt und jegliche Erholungspausen für die Spieler werden für maximalen Gewinn auf ein Minimum gekürzt. Bei all diesen Entwicklungen steht nicht der Fußball und die Fans, sondern lediglich das Geld im Mittelpunkt, was gleichzeitig der größte Negativtrend im Fußball ist. Auch wenn sich mit dem Fußball, so Milan-Patron Silvio Berlusconi, „kein Geld mehr machen lässt", wird die große Bühne immer mehr von Unternehmern, Firmen und selbst Beteiligten genutzt, um finanziell vom Ruhm und der Popularität dieses Sports zu profitieren. Wenn sich diese Entwicklung verstärkt, wird der Fußball immer mehr zum Geschäft verkommen. Fans und Spieler werden sich allerdings einig sein, dass die Leidenschaft, die gemeinsame Liebe zum Spiel und nicht zuletzt der Spaß im Mittelpunkt stehen sollte. In diesem Sinne kann man nur hoffen, dass der Fußball auch in Zukunft mehr ein Sport als ein Geschäft sein wird und Tugenden wie Ehrlichkeit und Treue wieder mehr an Bedeutung gewinnen.



Soweit mein Kommentar zu der ein oder anderen Entwicklung im Fußball. Kommentare und Bewertungen sind natürlich gerne gesehen.
milan07
Aufrufe: 3279 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 6 | Erstellt:31.12.2012
ø 6.0
der  |tod  |der  |Fußballromantik  |(2)  |
KOMMENTARE
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Resettozero
02.01.2013 | 10:25 Uhr
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02.01.2013 | 10:25 Uhr
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Zwei Sachen erstaunen mich immer wieder mal. Zum einen, dass auch so lange Zeit nach den 70ern Leute immer noch glauben, Fussball sei in erster Linie eine Frage der Romantik (und der Ehre und der Dankbarkeit, usw.) trotz zahlloser Gegenbeispiele; zum anderen aber, und dies vor allem, erstaunt mich die Annahme, dass Profifussballer gefälligst einen höheren moralischen Standpunkt einzunehmen haben als die meisten anderen Leute und prinzipiell nicht das Recht zu haben scheinen, ihr Talent auch zu Geld machen zu dürfen wenn sie nicht das Glück haben, ihre Laufbahn gleich in der Bayernjugend begonnen zu haben anstatt bei der von Hintertux.
Glaubt man allen Ernstes, es gäbe einen einzigen Grund für einen Spieler mit genügend Talent bei einem Kreisligisten zu verbleiben wenn er in der ersten Liga spielen kann? Sicherlich wäre es ehrenwert, zu versuchen, den TV Hintertux in die Bundesliga zu hieven, es ist aber anzunehmen, dass ein solcher Versuch eher nicht funktioniert. Der entsprechende Spieler, nennen wir ihn mal "Gerd", würde ausgelacht werden und nicht wenige würden sagen, Gerd habe sein Talent verschwendet anstatt ihn dann für seine Vereinstreue zu loben. Irgendwann in ferner Zukunft würde es Leute geben, die dann mit einem milden Lächeln im Gesicht sagen würden: "Ja, der Gerd... der hätte es zu was bringen können, damals, als die Scouts aus Frankfurt hier aufgetaucht sind. Da wäre er gewachsen, und vielleicht hätte er bei den Bayern spielen können, noch ein paar Jahre später. Weisst du noch, wie er gesagt hat, einmal Hintertuxer, immer Hintertuxer?"
Natürlich macht sich die Geschichte mit Del Piero gut, aber warum ist das so? Weil es die Ausnahme ist... würde jeder so handeln, wäre es nichts besonderes. Ausserdem konnte sich Del Piero diese Haltung seinerzeit auch schon leisten - ich denke nicht, dass er das als aufstrebender Spieler mit 18 oder 19 auch so gemacht hätte.
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Resettozero
02.01.2013 | 10:25 Uhr
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02.01.2013 | 10:25 Uhr
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Genauso hätte man übrigens die Aussage eines Albert Streit, er wolle auf Schalke bleiben, als Ausdruck seiner Vereinstreue nehmen können. Hat man aber nicht.
Daraus ziehe ich den Schluss, dass "moralisches Verhalten" eines Fussballers doch sehr fallorientiert bewertet wird. Will er bleiben, obwohl eine Mehrheit der Fans ihn bei dem Verein nicht mehr haben will, ist der Spieler geldgeil, denn so einen Vertrag bekommt der bestimmt nie wieder, deshalb sitzt er den ja aus. Will er gehen, obwohl eine Mehrheit der Fans ihn bei diesem Verein halten will, ist der Spieler geldgeil, denn er hat ja schon genug und könnte doch bei "seinem Verein" bleiben. Dabei übersehen mache, dass des Spielers Verein für ihn selbst ein Arbeitgeber ist und nicht zwangsläufig auch der Verein seines Herzens. Er verdient seinen Lebensunterhalt damit - und zwar über das Karriereende hinaus. Da kann eine Million mehr oder weniger schon einen Unterschied machen, vor allem, wenn er die Überlegung miteinbezieht, dass seine Karriere möglicherweise durch eine Verletzung frühzeitig enden könnte.
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Werderkater
02.01.2013 | 11:17 Uhr
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02.01.2013 | 11:17 Uhr
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Da het der Reset aber mal sowas von Recht.

Zudem muss man auch immer sehen wo die leute spielen, die da ihre Vereinstreue bekunden. Gerrard, Del Piero, Müller etc. Das sind doch alles hochklassige Vereine wo die Leute auch hochklassig bezahlt werden. Wohin sollen die denn noch wechseln? Vereinstreue scheint bei den Spielern ausgeprägter, die eh schon ein gewisses Niveau erreicht haben. Was ich irgendwie dann wiederum in Ordnung finde, nur als Beispiel schon ein bisschen zweideutig, denn ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass einer dieser Spieler auch genauso lange bei einem "schlechteren" Team geblieben wäre. Ein Del Piero hat in Liga 2 sicherlich mehr verdient, als ein normaler Spieler aus Liga 1. Dafür werden seine Berater auch schon sorgen.

Viele Dinge sollte man immer von zwei Seiten betrachten und nicht immer bloß mit der rosa Romantikbrille. Die ist zwar auch nett, aber im heutigen Fußballgeschäft eher altmodisch. Ist nun mal so. Ob leider oder nicht bleibt jedem selber überlassen.
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