Es ist, als ob es gestern gewesen wäre.
Das eigentliche Highlight der NBA Saison 2001/2002 war nicht das eigentliche Finale der Sieger des Osten gegen den Sieger des Westen, sondern die Western Conference Finals.
Auf der einen Seite das janusköpfige Biest der Lakers in Form von Kobe Bryant und einem Shaquille O' Neal in der Form seines Lebens. Auf der anderen Seite eine der besten Starting Fives, die wohl je in der NBA gespielt hat. Mit Chris Webber der zu diesem Zeitpunkt beste Power Forward, mit Pass-Fähigkeiten wie ein Aufbauspieler ausgestattet und mit einem tödlichen Midrange-Jumper. Mit Mike Bibby und Peja Stojakovic zwei Distanzschützen per Excellence, die das Spiel auseinander zogen. Mit Doug Christie, der damals zu den besten Verteidigern der Liga zählte und jede Position verteidigen konnte. Mit Vlade Divac, dem Routinier, der alle Tricks und Kniffe drauf beherrschte, für einen Center ein verblüffend weiches Händchen besaß und mit seinen Bank-Shots viele Verteidiger zur Verzweiflung brachte.
Auf der Bank den besten 6th Man der Liga, Bobby Jackson, Big Man Scot Pollard, dessen Hauptaufgabe es war, die Bretter abzuräumen und die Boards zu pflücken sowie Youngster wie Hedo Turkoglu und Gerald Wallace, die von der Bank kommend für neue Energie sorgen sollten.
Die Serie, welche die Lakers mit 4:3 und einem 112:106 Sieg für sich entschieden, zog damals die Aufmerksamkeit einer ganzen Nation auf sich.

Heute, mehr als sechseinhalb Jahre später, ist als Einziger Bobby Jackson noch im Team, der vor der Saison nach einer Odyssee (er spielte u.a. für die Hornets und die Rockets) wieder zu seiner früheren Wirkungsstätte zurückkehrte. Und der Rest des damaligen Kaders?
Chris Webber - zurückgetreten
Vlade Divac - zurückgetreten
Doug Christie - zurückgetreten
Scot Pollard - zurückgetreten

Mike Bibby wurde als Letzter der damaligen ersten Fünf vor knapp einem dreiviertel Jahr nach Atlanta abgegeben und mit diesem Trade endete die damals hochgepriesene Webber/Bibby Ära endgültig ohne jemals einen Titel in den Händen zu halten.
Die damaligen Nachwuchsspieler Turkoglu und Gerald "Crash" Wallace sind mittlerweile Leistungsträger und Go-to-Guys bei ihren neuen Vereinen (Orlando Magic und Charlotte Bobcats).
Stojakovic erzielt seine 3-Punktewürfe, nachdem er 2005 zu den Indiana Pacers für Ron Artest abgegeben wurde, mittlerweile für den Geheimfavoriten New Orleans Hornets und zählt dort zu den Topverdienern.

Aber wer sind die Nachfolger der damals hochtalentierten Kings-Generation um C-Webb und dem Publikumsliebling Divac?

Erfolgslos wurden ständig Spieler ausgetauscht und neu dazugeholt zum Roster der Könige, doch weder Shareef Abdur-Rahim, noch der von den Sixers gekommene Kenny Thomas oder der bereits vorher erwähnte Troublemaker Ron Artest konnten den Kings eine erfolgreiche Periode verschaffen.
Nun, nachdem auch Abdur-Rahim verletzungsbedingt die Schuhe an den Nagel hängen musste, Thomas nur noch sporadisch Minuten sieht und Artest für Jackson und einen First Round Pick im nächsten Jahr wieder die Zelte abgebrochen hat, liegt die Zukunft nun in den Händen von Kevin Martin, seit 2004 im Team. Bereits im letzten Jahr landete der Ball bei knappen Spielständen öfter in den Händen des schmächtigen Shooting Guards als in denen des extravaganten Ron Artest. Martin hat einen ästethisch zweifelhaften, aber sehr sicheren Wurf, eine gute Penetration zum Korb und ist ein überaus sicherer Freiwurfschütze. Allerdings besticht er nicht durch seine Verteidigung und außer Punkten kann er oft weder mit Rebounds noch mit direkten Korbvorlagen glänzen.
Seine Teamkameraden sind momentan nicht mehr als unterer NBA Durchschnitt. Center und Ex-Pacer Brad Miller läuft seit Jahren vergeblich seiner All-Star-Form von vor einigen Jahren hinterher, Aufbauspieler Beno Udrih wäre wohl in keinem anderen NBA Team Starter und Power Forward Mikki Moore ist wohl der beschränkteste Starter auf dieser Position in der gesamten Liga. Einzig John Salmons zeigt momentan, wieso er als jahrelanger Bankspieler oft und vergeblich einen Starterposten einforderte. Mit Allroundfähigkeiten, Spielintelligenz und starker Verteidigung hat Salmons seinen Platz auf der Small Forward Position erst einmal zementiert. Salmons und der momentan noch verletzte Francisco Garcia werden wohl am meisten von Artests Weggang profitieren.
Die Kings, die erst mit dem Bibby-Trade den längst überfälligen Rebuild eingeleitet haben, setzen nun ihre Hoffnungen neben Martin vor allem auf Sophomore-Center Spencer Hawes und Rookie Jason Thompson, welche das Big Man Duo der Zukunft personifizieren. Hawes, der ähnlich wie Mehmet Okur von den Jazz über einen exzellenten Dreipunktewurf verfügt, ließ bereits in der laufenden Saison aufblitzen, zu was er mit genügend Freiraum und Zeit in der Lage wäre. Und Thompson ist die Überraschung der Kings der laufenden Saison und wird früher oder später dem Coach keine andere Wahl lassen, ihn statt Mikki Moore in die erste Fünf zu nehmen.

Doch dass die junge Kingsmannschaft erst in ein paar Jahren wieder für Paukenschläge sorgen wird, ist in der laufenden Saison mehr als deutlich geworden. Die ersten vier Spiele wurden allesamt verloren, erst zuhause gegen die als ähnlich schwach einzuschätzenden Memphis Grizzlies gelang der erste Saisonsieg. Martin erzielte dabei 33 Punkte, Salmons überzeugte mit 23 Zählern und neun Rebounds. Die Fans der Sacramento Kings werden weiterhin davon träumen, dass sie diese Zahlen demnächst auch wieder in den Conference Finals von ihren Idolen zu bewundern sein werden.