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06.11.2009 um 18:51 Uhr
Das neue Werder
Ein ganz ungewohntes Bild gibt unsere Bundesligatabelle aktuell irgendwie ab. Nunja, es stehen schon die üblichen Verdächtigen vorne, zumindest die meisten, und auch das Auftauchen des Namens "Werder Bremen" ist nicht wirklich ungewohnt, auch wenn die letzte Saison anderes befürchten ließ. Was aber überrascht ist die Anzahl der Gegentore. Nur 9 kassierte Treffer in 11 Spielen, noch dazu 2 nur aus dem letzten Spiel als die Abwehr beschloss zu schlafen. Das ist im Grunde genommen internationales Spitzenniveau. Wie kommt es dazu?

Werder Bremen? Das ist doch diese Mannschaft die Jahr für Jahr nur Spektakel macht und gerne mal 5:4 spielt oder nicht? So ungefähr würden die meisten Menschen Werder Bremen wohl in der Tat beschreiben. Aber stimmt das überhaupt noch? Derzeit heißt die Antwort wohl ganz klar NEIN. Und das, obwohl Werder dieses Image am ersten Spieltag gegen Frankfurt noch pflegte, heute muss man wohl sagen:"Alles Taktik!". Werder foppte nur die ganze Liga und ließ sie glauben, man könne nach wie vor trotz 2er Weltklasse-Verteidiger nicht verteidigen. Doch danach spielte man sogar 5mal zu null, geschlagen wurde man gar nicht mehr. Und woran liegt das? An veränderter Taktik! In Deutschland war die viel zu lange kein richtiges Thema, die Taktik der meisten Teams war es immer, ein Tor mehr zu machen als der Gegner. Dass international alle Spitzenteams vor allem durch gute Defensive glänzten schien niemanden zu interessieren, es wurde bloß irgendwann einmal festgestellt, dass eine gute Defensive durchaus Titel gewinnen könne. Mittlerweile hat ein gewisser Wandel eingesetzt, doch nirgends ist er so deutlich wie bei Werder.

Von der offensiven Raute wurde auf ein 5er Mittelfeld umgestellt, es wird weniger blind angerannt, der Raum wird viel enger gemacht. Vielleicht fragen sich manche Leute jetzt seit wann Werder denn bitteschön ein 5er Mittelfeld hat, denn meist werden nominell entweder Marin oder Hunt zum 2. Stürmer gemacht. Stimmen tut das allerdings mit nichten, im tatsächlichen Spiel ist Pizarro der einzige echte Stürmer. Dahinter steht eine offensive 3er Reihe bestehend aus Marin, Özil und Hunt (von links nach rechts). Übrigens ist auch das international nicht ungewöhnlich für Spitzenteams, ein Stürmer, 2 offensive Außen und wenigstens ein weiterer offensiv begabter Spieler aus dem Mittelfeld, gleichzeitig aber in der Defensive viel Pressing und enge Räume. So spielen unter anderem ManU, Chelsea, Liverpool und Barca. Also 4 der besten Teams überhaupt.

Defensiv stehen Frings und bei gegnerischem Ballbesitz auch Borowski als 6er vor der 4er Kette. So gibt es weniger Raum für den Gegner, Mertesacker und Naldo können kaum überlaufen werden, ihr Stellungsspiel ist so gut wie immer fehlerfrei. Bombensicher also. Auch die 3 offensiven Mittelfeldspieler ziehen sich weit zurück, Pizarro übt Pressing auf den Gegner aus. So muss der Gegner schnell spielen und die Räume optimal nutzen, dazu fehlt den meisten Teams aber die Qualität. Zu knacken wäre eine solche Formation normalerweise über die Außen. Eigentlich sollte das auch bei Werder funktionieren denn Fritz in seiner aktuellen Form und Boenisch sind nicht stark genug um es mit schnellen Dribblern aufzunehmen. Problem: Werder hat das größte Team der Bundesliga, Mertesacker, Naldo und Borowski sind defensiv in der Luft praktisch nicht zu schlagen. Nun könnte man natürlich meinen, die neue defensive Ausrichtung müsste Werder doch defensiv schwächen. Tatsächlich hat Werder schon 2mal 0:0 gespielt, aber trotzdem ist die Offensive mit 22 Toren die 2.beste der Liga. Auch das lässt sich erklären, dieses mal allerdings abgesehen von der Taktik auch mit der individuellen Qualität der Offensivakteure. Denn Marin, Özil und Hunt haben alle etwas sehr wichtiges gemeinsam. Sie sind alle dribbelstark, sie können alle als 2. Stürmer in die Spitze rücken und das wichtigste, jeder kann die Position der anderen übernehmen. Ständige Rotationen der Spieler sind die Folge, die Zuordnung ist für die Defensive ein großes Problem. Wenn dann noch jeder dieser Spieler im 1 gegen 1 eine Gefahr darstellt kann einer Abwehr wohl schnell mal Angst und Bange werden. Oftmals wird also gefoult oder man lässt den Wirblern durch zögerliches Angreifen zuviel Zeit zum Flanken. Beides ist im Endeffekt ein Problem. Denn in der Mitte steht bei einer Flanke mit Pizarro der aktuell ganz klar stärkste Kopfballstürmer aller Bundesligisten. Das ist vielleicht nicht grundsätzlich so, aber in der aktuellen Form vielleicht mit Barrios schon. Außerdem rückt Borowski in die Mitte. Noch schlimmer sind aber Standards. Der linke Zauberfuß von Özil machte schon letzte Saison viele Tore nach Ecken oder Freistößen möglich, diese Saison wurde das Prozedere perfektioniert. Bei Standards stehen außerdem noch Mertesacker und Naldo mit vorne drin, geballte Kopfballpower, so stark wie in praktisch keinem anderen Team.

Durch all diese Aspekte muss man ganz klar feststellen, dass Werder ein Kandidat für die Meisterschaft ist. Und nicht nur dafür, auch die Gegner in der Europa League und im DFB-Pokal müssen sich warm einpacken. Denn Werder hat endlich entdeckt, wie man ein internationales Spitzenteam ist. Nicht dadurch, dass man 10 Tore in einem Spiel zeigt, sondern dadurch, dass man keine zulässt und selbst eiskalt zuschlägt.
Aufrufe: 1034 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 4 | Erstellt:06.11.2009
ø 7.3
KOMMENTARE
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jackoncrack
06.11.2009 | 19:02 Uhr
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06.11.2009 | 19:02 Uhr
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Lese ich später, gerade keine Zeit, scheint aber top zu sein, das Ding....
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