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21.06.2011 um 20:55 Uhr
Das Sporttrauma Clevelands
Vor fast genau einem Jahr verkündete LeBron James in einer einstüdigen Fernsehshow, dass er nach South Beach wechseln würde um fortan für die Miami Heat zu spielen.
Die Auswirkungen dieses Interviews wird vermutlich nicht einmal er selbst geahnt haben. Auf der ganzen Welt kritisierten ihn Experten und Fans für sein arrogantes und wichtigtuerisches Auftreten und er wurde von einem beliebten Hometownboy zum verhassten "Söldner", der Heimatverbundenheit gegen Erfolg eintauschte.
Doch nirgendwo fiel die Reaktion heftiger aus als in Cleveland, der Heimat des in Akron, Ohio geborenen und aufgewachsenen Vorzeigeathleten. Trikots brannten, Plakate wurden abgerissen und bitterböse Anfeindungen von Seiten der Fans, aber auch des Cavaliers-GMs waren zu vernehmen.
Diese Reaktionen trafen vielerorts auf eben so viel Unverständnis wie LeBrons auftreten. Um die Reaktionen der Sportfans Clevelands zu verstehen, muss man sich jedoch der sportlichen Vergangenheit der Stadt bewusst sein. Einer Vergangenheit, die seit dem letzten Titelgewinn der Cleveland Browns (American Football) von Chancen, Pech, Enttäuschungen und Versagen in den entscheidenden Momenten geprägt war.
Mein Ziel ist es im Folgendem, diese Vergangenheit genauer zu erläutern um ein tieferes Verständnis dafür zu vermitteln, welche Tragweite der Weggang von LeBron James tatsächlich hatte.


1964: Cleveland Browns holen den NFL-Titel

Im Finale der NFL besiegen die Cleveland Browns den haushohen Favoriten, die Baltimore Colts mit 27:0, dank drei gefangenen Touchdownpässen von Wide Receiver Gary Collins. Dies bleibt bis heute der letzte Titel, den ein Sportteam aus Cleveland gewinnen konnte. Die Browns erreichten in den Folgenden acht Jahren drei weitere Male das Finale, jedoch kam es bei keiner Gelegenheit zum Titelgewinn.

1974: Ten-Cent Beer Night

Auch wenn dies keine verpasste sportliche Gelegenheit darstellt, symbolisiert dieses Ereignis doch den damaligen Zustand der Sportteams in Cleveland. Vor allem die Indians zogen kaum noch Fans an, sodass man am 4. Juni Bier für 10 Cent anbot. Trotz dessen kamen nur erbärmliche 25.134 Zuschauer und zu allem Überfluss stürmten diese, angetrieben vom Alkohol, das Spielfeld, stahlen Spielerausrüstung und hinterließen große Zerstörung.

1978: Rückzug der Cleveland Barons

Im Jahr 1978 zog die NHL das in Cleveland ansäßige Team auf Grund von finanzieller Schieflage und zwei katastrophalen Saisons zurück und verpasste damit der Sportstadt Cleveland einen schweren Schlag.

Ted Stepien

Die bis dahin größte Schande über Clevelands Sport brachte jedoch ein gewisser Ted Stepien, Besitzer der Cleveland Cavaliers von 1980-1983. Er tradete jeden Erstrundendraftpick den er in die Finger bekam (und sorgte damit für die Regelung, dass man keine Erstrundenpicks in aufeinanderfolgenden Saisons mehr traden darf) und machte Aussagen wie jene, dass mindestens sein halbes Team aus Weißen bestehen muss, da es nicht möglich sei sich mit schwarzen Idolen zu identifizieren. Zum Glück für die Franchise, dauerte seine Zeit bei den "Cavs" nur drei Jahre.

Doch all dies waren noch Geschehnisse, die auch anderen Sportstädten wiederfahren können und wiederfahren sind. Die Legende des Versagens nahm ihren eigentlichen Lauf in den späten 80ern

1987: The Drive

Nachdem es um die Browns jahrelang ruhig geworden war, erreichten sie im Jahre 1987 erstmals wieder das AFC Championship Game gegen die Denver Broncos. Und bis 5:32 Minuten vor Schluss sah es so aus, als sollten die Browns tatsächlich wieder das Finale der NFL erreichen, denn sie führten mit 20:13 und die Broncos bekamen den Football in einer Aussichtslosen Situation an der eigenen 2-Yard-Linie. Doch was folgte, ist heutzutage allerorts bekannt als "The Drive". Angefügrt von Quarterback John Elway legten die Broncos innerhalb wenigster Minuten einen 98-Yard Touchdown Drive hin, der mit einem 20-Yard TD-Pass bei einer 3rd & 18 Situation beendet wurde. Dass die Broncos in der Verlängerung per Field Goal gewannen, bekamen die meisten völlig resignierten Fans der Browns nur noch halb mit.


1988: The Fumble

Noch knapper, noch bitterer und noch bekannter war das Scheitern der Browns im folgenden Jahr. Erneut AFC Championship Game, erneut gegen die Broncos und erneut scheiterte man in den letzten Sekunden. 1:12 Minuten sind noch zu spielen, als die Browns beim Spielstand von 38:31 für die Broncos kurz vorm ausgleichenden Touchdown stehen. Doch es kam anders. Running Back Earnest Byner verliert den Ball an der 2-Yard-Linie - Fumble und die Broncos gewinnen erneut. Die Franchise konnte diese zwei Enttäuschungen im Folgenden nicht verkraften, Trainer Schottenheimer wird gefeuert, Byner kriegt keinen erneuten Vertrag (und gewinnt in der nächsten Saison in Washington den Titel) und die Browns versinken erneut in der Bedeutungslosigkeit, aus der sie bis heute nicht auferstanden sind.


1989: The Shot

Die unglaubliche Serie des Scheiterns in letzter Sekunde nimmt auch im nächsten Jahr keinen Abriss. Im Schatten der erfolgreichen Browns etablieren sich die Cavaliers als eins der Spitzenteams. Das damalige Team gilt bis heute als das beste Team der Franchise-Geschichte mit Spielern wie Brad Daugherty, Mark Price, Ron Harper, Larry Nance oder John Williams.

In den Playoffs ging es nun gegen die Chicago Bulls mit einem gewissen Michael Jordan, ein Team das man in der Regular Season in allen sechs Aufeinandertreffen besiegte.
Doch die Serie war umkämpfter, nach jeweils zwei Siegen für beide Teams in den ersten vier Spielen, ging es ins entscheidende fünfte Spiel.
Vielen ist dieses Spiel als der endgültige Aufgang des Sterns von MJ bekannt, der bis zu den Schlusssekunden 40 Punkte auf dem Konto hatte. Doch Clevelandfans haben dieses Spiel aus einem anderem Grund in besonderer Erinnerung. Denn trotz dessen starker Leistung führte Cleveland im Grunde das gesamte Spiel, bis Jordan sechs Sekunden vor Schluss zur 99:98 Führung für seine Bulls traf. Craig Ehlo antwortete jedoch für die Cavs und es stand 100:99 mit noch drei Sekunden auf der Uhr. Kein Problem jedoch für Jordan, der in den Jubel der Cavaliersfans hinein mit noch drei verbleibenden Sekunden den Ball aufnimmt und zum Sieg versenkt.

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Aufrufe: 5035 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:21.06.2011
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Die_Kartoffel
21.06.2011 | 20:56 Uhr
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21.06.2011 | 20:56 Uhr
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