Edition: Suche...
08.02.2012 um 13:32 Uhr
Das Leben ist schön,
aber oft ist es auch knallhart.
Diese Wechselbäder der Gefühle machen aber genau den Reiz aus.
Im Sport (Sieg und Niederlage) wie im normalen Leben.
Und dennoch ist man immer und immer wieder betroffen, wenn man Menschen Leiden sieht.
Sind es fremde Menschen die leiden, ist das schnell aus dem Blick. Sind es Menschen die man kennt, ist man betroffen.
Sind es Menschen in der Öffentlichkeit, ist die Betroffenheit sehr groß, denn den Betroffenen Menschen kennen halte viele.
Manchmal hilft diese Bekanntheit und die dabei entstehende Massen-Betroffenheit dabei, Themen in den Fokus zu rücken, die sonst allzu gerne von uns verdrängt werden.

Ein trauriges Beispiel war der Fall Robert Enke, dessen Depression ist eine schlimme Krankheit an der viele Menschen leiden, doch erst durch seinen Freitod bekam diese Krankheit eine breite mediale Aufmerksamkeit und rückte (zumindest kurzfristig) in den Vordergrund.

Und gestern Abend dann der Film (klick mich um den ganzen Film zu sehen) über Rudi Aussauer und seine Demenz-Krankheit.

Demenz ist laut Wikipedia:
"… Die diagnostischen Kriterien für eine Demenz beinhalten Kombinationen von Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und beruflichen Funktionen führen. Als Leitsymptom gilt die Gedächtnisstörung. Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betreffenden zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren. …."

Eine unheilbare Krankheit, an der in Deutschland unfassbare 1,2 Mio. Menschen leiden, die dennoch, wenn wir nicht unmittelbar Betroffene sind, in unserem Alltag ausgeblendet wird. Es ist einfacher mit den angenehmen Dingen des Lebens umzugehen, als mit Dingen, die uns vermeidlich nicht betreffen...

Und dann zeigt das ZDF gestern um 23.15 Uhr (nach entsprechender Vorberichterstattung durch die BILD, die ich eher unangemessen fand), das Leiden eines Mannes, der allen als Obermacho bekannt war.
Immer.
Egal ob in seinen unzähligen Bierwerbespots oder als Manager bei Werder Bremen und vor allem Schalke 04



Ein Mann der sein ganzes Leben ein Felsen war.
Bzw. einer sein wollte und dementsprechend auftrat.
Ein Mann, und das habe ich selber erleben dürfen, das strikteste Rauchverbot Helmut Schmitt-like einfach aufhob und seine Zigarren rauchte, als gäbe es keine Verbote und keine Grenzen für ihn.

Und dann sieht man diese 30 Minuten, die Rudi Assauers Jahr mit dieser schrecklichen Krankheit und ist einfach nur sprachlos.
Obwohl man um diese Krankheit weiß. Und man ist traurig, obwohl man diesen Mann nicht wirklich persönlich kennt. Und gleichzeitig schießen einem unzählige Gedanken durch den Kopf. Und an so mancher Stelle auch die eine oder andere Träne, weil man mit ansehen muss, wie dieser Mann sagt: „Mein Kopf – das ist nicht mehr so gut."

Und dabei wirkt er eigentlich total normal.
OK, etwas abgemagert, aber eigentlich wirkt Rudi Assauer wie Rudi Assauer. Und selbstverständlich raucht er auch noch. Überall. Und dann sieht man ihn, wie er gegen diese Krankheit und das Vergessen ankämpft. Wie Freunde wie Werner Hansch (Jens Lehmann und viele mehr) ihn dabei unterstützen. Und man hat das Gefühl, dass kann nicht so schlimm sein, weil er so wirkt, als wisse er alles, worüber gerade geredet wird.
Und man sieht, wie sein Umfeld versucht seine Krankheit zu verheimlichen, um ihm die nötige Ruhe zu geben.
Denn Ruhe ist das einzige was hilft, diese Krankheit ein wenig zu verzögern...

Und dann kommt diese Szene in der er beim „Gedächtnis-Training" in der Klinik ist und nicht einmal weiß, welches Jahr wir gerade haben. Einfachste Fragen perlen an ihm ab.
Und man kann seine Verzweiflung darüber nicht nur sehen, sondern förmlich spüren.
Noch mehr als er es nicht schafft die Zahlen einer Uhr richtig einzusetzen.



Und dann zeigt man die letzten Uhren-Testes und sieht so eindringlich, wie sehr diese Krankheit sein Gedächtnis und damit ihn zerstört. Dabei weiß er, weil seine Mutter daran starb und sein ältester Bruder schon lange darunter leidet, wie gemein diese Krankheit ist. Und dennoch kämpft er. Tag ein, Tag aus. Obwohl dieser Kampf schon lange verloren ist.

Ich weiß nicht, ob wir noch viel über ihn uns seine Krankheit lesen/sehen oder hören werden.
Was ich weiß:

Rudi Assauer verliert alle Erinnerungen.
Sorgen wir dafür, dass wir Ihn - und all die anderen 1,2 Mio. Menschen die an Alzheimer leiden - nicht vergessen,
Das sind wir ihm schuldig.
Ob Schalke Fan oder nicht!

Aufrufe: 9839 | Kommentare: 41 | Bewertungen: 31 | Erstellt:08.02.2012
ø 9.6
KOMMENTARE
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HassanS04
08.02.2012 | 13:50 Uhr
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HassanS04 : Grandios
08.02.2012 | 13:50 Uhr
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HassanS04 : Grandios
Sehr guter Blog!

Es geht durch die Liga und die Betroffenheit ist groß. Gute Worte und gut verpackt mein Freund. Ich hab Tränen in den Augen als ich den Beitrag gesehen habe. Rudi ist stark, auch wenn er eine "Niederlage" erleiden wird.

Sein Satz: "So, und hier penn ich!" - gab mir das Gefühl, das er sich im Wesen nicht ändern, oder nur kaum ändern wird.
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Stadtneurotiker
08.02.2012 | 13:50 Uhr
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Stadtneurotiker : Betroffenheit ist nicht alles
08.02.2012 | 13:50 Uhr
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Stadtneurotiker : Betroffenheit ist nicht alles
Ich habe sehr viel Respekt für Rudi Assauer, mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Leider sind es immer noch Prominente, die Krankheiten wie Depression oder Alzheimer ein Gesicht in der Öffentlichkeit geben.

Mir war die Reportage dennoch nicht nur einen Tick zu distanzlos. Ich hätte mir eine Kamera gewünscht, die nicht nur zoomt und somit vor allem auf Betroffenheit abzielt. Ja, und mehr Wissensvermittlung wäre auch sehr gut gewesen.

Betroffenheit ist nicht alles. Und für Patienten vor allem wenig hilfreich.
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xxlhonk
08.02.2012 | 14:03 Uhr
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xxlhonk : 
08.02.2012 | 14:03 Uhr
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xxlhonk : 
@Stadtneurotiker
Aber Betroffenheit schafft Aufmerksamkeit.
Und diese muss man dann nutzen, um Aufzuklären.
Alles andere funktioniert in den 30 Min. leider nicht.
Dafür ist die Zeit zu knapp.

Und ja, ich fand das auch ein Tick zu viel Betroffenheit.
ich hätte auch gerne noch mehr erfahren.
Aber es ist ein erster Schritt.

Und ich, alleine dafür hat es sich gelohnt, habe mich heute den ganzen Vormittag mit dem Thema näher auseinander gesetzt.
Ein Thema, das man natürlich als halbwegs gebildeter Mitteleuropäer kennt. Aber nicht in seiner vollen Wirkung.
und auch nicht in seinen auslösenden Momenten.

Und ja, mir ist der zeitnahe VÖ-Termin des Buches auch suspekt.
Aber darum geht es mir und hfftl. dem ZDF auch nicht.
Es geht um Aufmerksamkeit und Sensibilität für ein Thema, das 1,5% aller Deutschen plus deren Angehörige unmittelbar betrifft. Und das dennoch kaum Aufmerksamkeit genießt.
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Stadtneurotiker
08.02.2012 | 14:18 Uhr
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08.02.2012 | 14:18 Uhr
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@xxlhonk
Es sind nicht die parallele Buch-Veröffentlichung und die Sendung, die ich kritisiere.

Natürlich ist es schwierig, in einer halben Stunden zu reportieren UND zu vermitteln. Man hätte jedoch die Sendung oder eine andere Reportage locker auf eine einstündige Dokumentation strecken können, anstatt nach 37 Grad das Thema in seltsamer Talkatmosphäre zu verlanzen.
Vor allem um diese Uhrzeit.

Natürlich schafft Betroffenheit Aufmerksamkeit. Dafür gibt es im Fußball mittlerweile einige traurige Beispiele.
Aber öffentlich-rechtliche Sender haben noch so etwas wie Wissenschaftsredaktionen. Da kommt mir einfach zu wenig. Nicht jeder macht sich die Mühe, wie Du ein Thema zu recherchieren.
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UliFan
MODERATOR
08.02.2012 | 15:57 Uhr
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UliFan : 
08.02.2012 | 15:57 Uhr
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UliFan : 
Ich hab die Sendung gestern leider vergessen, werd es aber sicher noch anschauen

Toller Blog jedenfalls
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Schnumbi
08.02.2012 | 16:03 Uhr
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Schnumbi : 
08.02.2012 | 16:03 Uhr
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Schnumbi : 
@ XXLhonk: das hast du sehr schön geschrieben.

ich will mich nicht brüsten aber ic hweiß was diese krankheit anstellt, weil ich tag täglich mit menschen, mit diagnose "alzheimer" zu tun habe.

ich hoffe einfach für ihn das er von viele schöne jahre hat. man kann diese krankheit leider nicht aufhalten nur mit medikamenten etwas erträglicher machen.

wichtig ist ein starkes umfeld und ich hoffe das er das hat.
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Zyrock
08.02.2012 | 16:19 Uhr
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Zyrock : 
08.02.2012 | 16:19 Uhr
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Zyrock : 
Ein sehr schöner Text, wie man ihn von dir gewohnt ist, honk! Leider zu einem sehr traurigen Thema, denn gerade eine scheinbar unverwüstliche Person wie Rudi Assauer zeigt uns, dass es jeden treffen kann.
Als ich davon gehört habe, war ich sehr betroffen und er tut mir einfach nur leid, genau wie sein Umfeld. Sehen zu müssen, wie ein Mensch, den man liebt, langsam innerlich zerfällt, ist grausam. Ich musste das teilweise auch durchmachen (wenn auch nicht mit Demenz) und es zerreißt einen förmlich. Deshalb wünsche ich nicht nur Rudi Assauer, sondern auch seiner Familie den bestmöglichen Krankheitsverlauf, denn Chancen auf Heilung gibt es leider nicht.
Jetzt gerade bin ich auf jeden Fall nur schockiert, denn diese Uhren-Bilder finde ich erschreckend.
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HassanS04
08.02.2012 | 16:32 Uhr
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HassanS04 : 
08.02.2012 | 16:32 Uhr
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HassanS04 : 
Willkommen auf der Startseite Honkey Kong...

Jetzt kriegt dein Blog die große Bühne, die er verdient...
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Schnumbi
08.02.2012 | 16:35 Uhr
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Schnumbi : 
08.02.2012 | 16:35 Uhr
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Schnumbi : 
@ hassan: honckey kong ich kenne nur honckey tonk
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SunnyB
08.02.2012 | 16:52 Uhr
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SunnyB : 
08.02.2012 | 16:52 Uhr
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SunnyB : 
ganz schlimme krankheit... ich kenne zwar niemanden persönlich aber das muss schon verdammt verdammt hart sein!
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