Geschrieben am 12.03.2014
22 ist meine Lieblinszahl, denn sie reflektiert meinen Geburtstag. 2013/14 bricht die 22. Auflage der UEFA Champions League an. Was spricht also dagegen, dass ich den Gewinner dieses Jahres nicht richtig vorhersage?
Im Estádio da Luz, im Stadion des Lichts, der Kathedrale, der Heimstätte Benfica Lissabons werden am 24.05.2014 sicherlich 66. 000 Menschen, plus Offizielle, Ersatzspieler, Trainer und 22 Spieler auf dem Rasen der nach Georg Friedrich Händel arrangierten Hymne lauschen und sich spätestens dann den Regeln des Sports, des Fußballs, des Kampfes, der Trophäe, der Geschichte, des Finals unterwerfen. Doch wer wird am Ende ganz oben stehen und Fußball Geschichte schreiben?
FC Bayern München: Der FC Bayern München steht wie erwartet im Viertelfinale der UEFA Champions League. Knapp aber verdient konnte man sich Arsenal London wie im Vorjahr durchsetzen. Den Traum vom Triple konnte man sich schon erfüllen, doch nun gilt es, das zu tun, was zuvor noch keiner Mannschaft in Europa gelungen ist: Den Henkelpott der UEFA direkt zu verteidigen. Es ist wahrscheinlich mehr der Hunger Guardiolas als der Hunger der Mannschaft, der nach diesem Titel lechzen wird. Guardiola hat der Mannschaft nach 7 Monaten ganz klar seinen Stempel aufgedrückt. Hoch stehende Innenverteidiger, Außenverteidiger, die im Falle Philipp Lahms und David Alabas entweder zentrale oder Flügelspieler sind, Überzahl im Mittelfeld und gelebte Offensive. Die Bayern dürften sich die deutsche Meisterschaft mit Leichtigkeit sichern. Auch im spannendsten Wettbewerb der Saison führt kein Weg an den Münchnern vorbei: Es ist schwer vorzustellen, wer die Bayern in diesem Jahr (von Red Bull Salzburg abgesehen) schlagen soll. Die Mannschaft wirkt gefestigt und hat bestimmt noch Potenzial nach oben; dafür wird der katalanische Perfektionist schon sorgen.
Atlético Madrid: Diese Mannschaft zählt vielleicht zu den wenigen Außenseitern des Viertelfinals, doch wenn man sich das Spiel der Colchoneros ansieht, relativiert sich dieser Eindruck. Diego Simeone hat aus dem madrilenischen Arbeiterverein einen ernstzunehmenden Aspiranten für Titelgewinne geschaffen. Der UEFA Supercup, die Europa League oder die Copa del Rey sprechen dafür Bände. Sogar in der spanischen Meisterschaft konnte man aus dem für ewig sicher geglaubten Zweikampf Real-Barça einen Dreikampf formen. Wie stehen die Chancen in der Champions League? Je nach Gegner ist Madrid vieles zuzutrauen. Doch auch sie werden gegen Kaliber wie Chelsea, Stadtrivale Real oder Bayern in Probleme geraten - dann nämlich, wenn ihnen eine Mannschaft deren Spiel aufzwingt und kein Platz zum Kontern bleibt. Vieles ist auch von Diego Costa abhängig, der den abgewanderten Falcao beinahe 1:1 ersetzen konnte.
Manchester City / FC Barcelona: Ich selbst sehe mich als Culé, und mir fehlt der Pessimismus um davon auszugehen, dass die Citizens das 0:2 aus dem Hinspiel noch drehen können. Sollte es jedoch so kommen, brennt in Katalonien endgültig der Baum. 27 Spiele, 20 Siege, 3 Unentschieden, 4 Niederlagen werden wohl bei den seltensten Klubs als Krise angesehen. Doch bei den verwöhnten Barcelonisten schrillen die Alarmglocken: Der ewige Rivale Real scheint in dieser Saison die Nase vorne zu haben. Auf Atlético muss man auch noch Acht geben. Doch noch viel brisanter: Das Team von Gerardo Martino wirkt phasenweise ideen- und antriebslos. Ursachen? Vielleicht liegt es an der hohen Belastung, die Spielern wie Xavi, Iniesta oder Messi seit Jahren die Kraft raubt. Vielleicht am Prozess des Alterns, des Zenits, an dem sich Ikonen wie Xavi oder Puyol befinden. Ein Umbruch wird in Barcelona stattfinden, wenn Führungsspieler wie Xavi, Valdés oder Puyol den Verein verlassen. Barcelona wird dann auch um seine Stärke beraubt: Es war bestimmt 5 Jahre das homogenste Team der Welt. Doch welche Mannschaft der Welt kann den Verlust von Stars wie Xavi, Puyol oder Valdés ersetzen? Es fehlen wahrscheinlich die Mittel, um frühzeitig entgegenzuwirken. Marc-André ter Stegen, Marc Bartra oder Sergi Roberto werden die entstehenden Lücken nicht, oder nicht sofort schließen können. Dafür sind Druck oder Fußstapfen zu groß. Das beste Team der Welt scheint auseinanderzufallen. Die sportliche Leitung hat die Aufgabe, das Gerüst des Teams aufrecht zu erhalten und bestenfalls langsam generalzuüberholen. Der Trainer muss es schaffen, den Spielern Inspiration, eine Idee mit auf den Weg zu geben. Der Geist Guardiolas, der Kreative, der Motivator scheint den Spielern zu fehlen. Barcelona ist ein spezieller Verein und braucht spezielle Leute. Ich bin mir nicht sicher, ob "El Loco" Marcelo Bielsa dem Verein nicht mehr "Verrücktes" hätte geben können, als es der europäisch unerfahrene Martino derzeit tut. Trotz der wackelnden Abwehr, der "Messidependencia" oder formschwachen Spielern ist mit den Katalanen aufgrund ihrer antrainierten Klasse und individuellen Kraft eines Iniesta, Messi oder Fàbregas an guten Tagen sicherlich im Viertel- bzw. Halbfinale zu rechnen. Ob sie die Leistung des Vorjahres aus dem Vilanova-Jahr, in dem es in der Liga länger besser lief, übertreffen können, ist fraglich.
Bayer Leverkusen / Paris SG: Der Verein Leverkusen steht hier nur der Vollständigkeit wegen. Nur eine Niederlage gegen 20 Siege stehen dem französischen Meister Paris SG zu Buche. Das Team um Silva, Cavani, Zlatan scheint sich gefunden und etabliert zu haben. Die Frage nur: kann das Niveau in der französischen Liga auf Europa übertragen werden? Paris lebt sicherlich mehr von seinen Individualisten als es andere Vereine in Europa tun, deren Gerüst schon seit mehreren Jahren steht. Das "Projekt Paris" mit diesem Team steht noch nicht sehr lange. Zwar lebt das Team in guten Tagen besonders vom egozentrischen Schweden, allerdings stellt Paris für mich kein Top-Favorit dar. Ähnlich wie bei Manchester City fällt das Tagesgeschäft in der Liga leichter. In Europa sollte es jedoch Kaliber geben, die den Franzosen trotz Ibra und co. eine Nummer zu groß sein dürften.
Zenit St. Petersburg / Borussia Dortmund: Die Dortmunder sollten zuhause im Signal Iduna Park das Ticket zum Viertelfinale buchen können. Seit letztem Jahr hat sich in Europa eigentlich gar nicht so viel getan. Mannschaften wie Madrid, München oder Chelsea haben zugelegt, doch Dortmund ist eigentlich auch nicht schlechter geworden. Die Transfers rundum Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang sind gelungen. Das Team hat das angestrebte Ziel um Platz 2 momentan erreicht. Aufgrund der unfassbaren Verletzungssorgen scheint momentan nicht mehr drin zu sein. Von der Anlage des Spiels von Jürgen Klopp ist Dortmund prinzipiell für jedes Team der Welt eine Gefahr. Das schnelle Umschalten und Gegenpressing kann gegen Mannschaften wie Madrid wie im letzten Jahr gesehen sehr gefährlich werden. Wenn das Team seine Konstanz, auch mit Neven Subotic oder Ilkay Gündogan wieder finden könnte, wäre es für mich wieder ein Top-Favorit auf das CL-Halbfinale oder sogar Finale geworden. So muss man sich sicherlich durchbeißen und auf gute Lose, Spieler und Unversehrtheit der Spieler hoffen.
Olympiakos Piräus / Manchester United: Sicherlich: Das Team um David Moyes wird alles Mögliche versuchen, um im "Theatre of Dreams" das 2:0 aus dem Hinspiel gegen die Griechen zu egalisieren. Im letzten Jahr scheiterte man schon im Achtelfinale an einem starken Madrid. Dieses Jahr sieht es wieder eng aus im Achtelfinale, doch mit ganz anderen Vorzeichen: Die Ära Ferguson ist beendet und Moyes bleibt die schwere Aufgabe, das Team und dessen Qualität aufzufangen. In der Liga ist das mit Platz 6 nach 28 Spielen deutlich daneben gegangen. Das Team wird sich ohne einen Ferguson, Vidic oder Ferdinand neu aufstellen müssen und in dieser Champions League Saison hat man stark das Gefühl, dass für die Red Devils nicht viel zu holen sein wird. Schon der Einzug ins Viertelfinale scheint einem ja einem Drahtseilakt gleichzukommen. Und Piräus? Bei einem Weiterkommen wären sie höchstens Kanonenfutter für die Bayern, Madrilenen und die, die es noch so gibt.
FC Schalke 04 / Real Madrid: Auch hier taucht der Name Schalke eher sporadisch auf. Mal wieder hat sich Real Madrid mit unfassbar viel Geld verstärkt. Mal wieder hat man es geschafft, in der Liga Konstanz zu finden und die ewigen katalanischen Rivalen abzuhängen. Das dürfte für einen Real Trainer wie Carlo Ancelotti schon die halbe Miete sein. Doch die andere Miete trägt den Namen "La Decima", und den gemeinen Wunsch eines Cristiano Ronaldo oder Iker Casillas sowie den zahlreichen Merengues, die 10. Champions League Trophäe nach 14 Jahren wieder in die spanische Hauptstadt zu holen. Meiner Meinung nach ist Madrid mit dem Defensiv-Verbund aus Pepe, dem sehr offensiven Marcelo, dem jungen Carvajal oder Routinier Arbeloa keine europäische Spitzenklasse. Das Mittelfeld mit Alonso, Modric und Di María ist sicherlich originell. Der Sturm mit einem CR7, Benzema und GB11 ist an guten Tagen sicherlich der Beste und Teuerste in Europa. Die Frage ist: kann es Madrid schaffen, die Form zu steigern und in Europa auch endlich ganz oben mitzuspielen? Im Vergleich zum Vorjahresaus im Halbfinale hat man sicherlich nochmal nachgelegt, doch andere Teams wie die Bayern oder Chelsea haben auch nicht geschlafen. Am Ende könnte es eine enge Kiste und abhängig von winzigen Details oder einzelnen Spielern werden, wie sich das Schicksal der Königlichen in dieser Saison entwickelt.
Galatasaray Istanbul / FC Chelsea: Die Blues haben sich die Top Leistung wohl für die Stamford Bridge aufgehoben, denn in der "Hölle von Istanbul" reichte es nur zu einem 1:1. Doch schon allein Erfolgstrainer José Mourinho wird dafür sorgen, dass es für die Londoner wohl zum Viertelfinale und noch weiter reichen dürfte. In der Premier League hat es José wieder einmal geschafft, Chelsea nach ganz oben zu führen. Mit einigem Abstand VOR Liverpool, Arsenal, Man City und dem schwächelnden Man United. Mourinho muss in der Lage sein, seinem Team etwas Besonderes zu geben. Mit einem Eden Hazard hat er sicherlich einen der besten jungen Spieler der Welt in seinem Kader, doch mit Juan Mata hat man den quasi besten Spieler Chelseas der Jahre 2012 und 13 verkauft - diese Auszeichnung hat er zumindest von den Fans erhalten. Mit Mourinhos Chelsea ist schon aufgrund der taktischen Gabe des Trainers zu rechnen. Duelle wie Chelsea vs. Madrid oder Chelsea vs. Bayern würden wohl immer eng werden. Duelle gegen die Bayern sind ja nach dem verlorenen Endspiel "dahoam" und dem Elfmeterduell in Prag eh schon sowas wie länderübergreifende Clasicos geworden. Mit den Blues ist zu rechnen!
PROGNOSE: bzgl. Wahrscheinlichkeit auf den Gewinn des CL-Titels der Saison 2013/14
1. FC Bayern München (CL-Gewinner)
2. Real Madrid (CL-Finalist)
3. FC Chelsea (Halbfinale)
4. FC Barcelona (Halbfinale)
5. Borussia Dortmund (Halbfinale)
6. Atlético Madrid (Halb- oder Viertelfinalaus)
7. Paris SG (Halb- oder Viertelfinalaus)
8. Olympiakos Piräus / Manchester United
FAZIT: Das Finale sähe für mich also demnach nach Bayern - Madrid aus. Real muss mal wieder gegen die Bestia Negra ran, und momentan könnte ich mir nicht vorstellen, dass die Bayern besiegt werden können - auch wenn es natürlich sehr knapp werden könnte. Mit einem Trainer, der weiß, wie es geht und einem solchen Kader mit so vielen verschiedenen Typen wie Martínez, Schweinsteiger, Thiago, Kroos, Müller, Robben, Ribéry, Götze und Mandzukic ist den Bayern die erste internationale Titelverteidigung in der CL-Historie zuzutrauen. Madrid und Chelsea haben in diesem Jahr zugelegt und dürften Barça ein Quantum vorraus haben. Dortmund ist von den Verletzungssorgen abhängig. Madrid und Paris sind objektiv schwer einzuschätzen, haben aber realistisch betrachtet doch nur Außenseiterchancen. Unabhängig vom Ausgang dürfte es um Piräus ODER ManU in der Champions League in diesem Jahr um nicht mehr viel gehen.
