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21.08.2011 um 14:31 Uhr
Alarmstufe Rot. (1/3)
Ich fürchte, jetzt wird es richtig ungemütlich. Die Heimniederlage gegen Liverpool stellt den bisherigen Tiefpunkt dieser "Saison der Sorgen" dar und macht eines deutlich: So darf es nicht weitergehen. Nahezu alle Befürchtungen haben sich erfüllt und zusammen für ein grauenvolles Bild gesorgt, das den selbst auferlegten Maßstäben nicht gerecht wird. Dieser Verein aber hat Besseres verdient, daran gibt es keine Zweifel.

Eine Niederlage in einem solch prestigeträchtigen Duell ist immer schwer zu verkraften. Wenn sie vor eigenem Publikum geschieht, noch ein wesentliches Stückchen mehr. Mir persönlich schwebt das Ideal vor, dass man zuhause in den wirklich wichtigen Spielen immer wenigstens einen Punkt holt, was jetzt vielleicht zunächst etwas überambitioniert klingt. Doch diese Ausbeute ist eigentlich immer drin, wenn sich eine Mannschaft auf Augenhöhe mit den Konkurrenten befindet oder ihnen sogar eine Nasenlänge voraus ist, wie es sein sollte und früher auch der Fall war. In den letzten Spielzeiten konnten sich die Reds glücklich schätzen, auch nur einen Punkt gegen uns zu holen, und mussten dazu auch Fortuna und Referee auf ihrer Seite haben. Der Samstag zeigte leider, dass diese Phase vorbei ist. Sicher, Liverpool ist in den letzten Jahren unterm Strich besser und variabler geworden und hat zu diesem Zweck auch eine Menge investiert. Doch die Wirklichkeit ist doch: Wir konnten unser Level nicht halten und haben mehr als nur einen Schritt zurück gemacht. Die erhoffte Weiterentwicklung unseres Spiels und unseres Kaders fand in den letzten Monaten und Jahren nicht in einem solchen Maßstab statt, als dass wir weiterhin einfach darauf vertrauen könnten. Einfach nur so weiterzumachen und zu hoffen, dass über die Nacht die Abgezocktheit schon irgendwie erscheint, zusätzliche Stärken erscheinen oder uns klammheimlich Flügel wachsen, wird nicht zum Erfolg führen. Feststeht nun einmal: Wir sind nicht mehr gut genug. Auch sicher ist: Es muss etwas getan werden.

Zudem müssen wir ganz klar sagen: Auch die Philosophie, nach der wir Personalpolitik und Taktik ausrichten, darf nicht unangetastet bleiben - was nicht zwingend heißt, dass auch der Philosoph gehen muss. Da er zugleich aber die Position des einzigen Mannes an den Hebeln bekleidet, kommen wir nun einmal leider nicht mehr umhin, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich ahne, dass sich diese Wortwahl mitunter drastisch liest und sich von meiner sonstigen Haltung zu unterscheiden scheint, aber sie wurde nicht in einem Moment des Zorns getroffen, sondern einem Augenblick kühler Rationalität. Arsène Wenger ist ein großartiger Mann, dem wir große Dankbarkeit entgegenbringen müssen, doch wenn er seinen Kurs verliert und dem Verein damit ernsthaften Schaden zufügt, ist es an der Zeit, das eigene Wort zu erheben. Die beste Lösung wäre immer noch, wenn er seine Irrtümer selbst bemerken und das Ruder herumreißen würde, doch danach sieht es momentan nicht aus. Der Klub aber ist größer als jeder Spieler oder Trainer. Diese Maßstäbe galten schon für so manche Legende, die uns daraufhin verlassen musste, und sie müssen auch für Wenger gelten. Das Bedauerliche ist: Eigentlich wollen doch wir alle zurück zu den Grundsätzen und Ideen, die ihn und seine Interpretation von Arsenal einst groß gemacht hatten. Keiner hat die Absicht, sich von diesem Wenger zu entfremden, eher ist das Gegenteil der Fall. Der Monsieur hat sich von sich selbst entfremdet.

Wir haben einen konkreten Fixpunkt in der Geschichte, an den wir uns halten können und an dem es unbestreitbar so lief, wie es laufen sollte: Die Saison 2003/04. The Invincibles. Eine der größten englischen Mannschaften, die es je gab und je geben wird. An entire league campaign undefeated. Vielleicht sogar das größte Team aller Zeiten, das sich jemals Arsenal nennen durfte.

Damals hatten wir einfach alles. Selbst in der Höhle des Löwen, dem Old Trafford, hat man uns nicht bezwingen können. Mit Sol Campbell hatte unser bester Verteidiger gefehlt, unser Kapitän Patrick Vieira wurde zehn Minuten vor Spielschluss vom Platz gestellt. Auch damals lief nicht viel zusammen, doch wir schenkten dem Gegner trotzdem nichts und hielten das Remis, bis es in der neunzigsten Minuten nach einer niederländischen Flugshow zu einem fragwürdigen Strafstoß kam. Sollten unsere Nerven nun versagen? Nein, sie taten es nicht. Lehmann konfrontierte den Schützen Ruud van Nistelrooy mit einem Psycho-Duell, das er nicht gewachsen war. Das Ding knallte an die Latte.

Wenn wir auf die heutigen Innenverteidigung schauen, sehen wir einen Ausnahmespieler und ein großes Fragezeichen, das nur nicht zu wackeln hofft. Vermaelen kann nicht gleichzeitig die Welt retten und babysitten, doch genau das versuchen wir ihm zuzumuten. Die Frage ist nicht, was wir für den Abwehrchef tun können, sondern was er sonst noch für uns tun kann. Und wenn wir auf ihn verzichten müssen, steht kein Stein mehr auf dem anderen. Diese Thematik stellte sich damals erst gar nicht. Im Battle of Old Trafford hielten Toure und Keown den Laden ebenso zusammen, als wenn Campbell auf dem Feld gestanden wäre. Die Sorgen, mit denen der Belgier heute zurecht kommen muss, kannte Sol gar nicht.

Wenn wir heute gegen fantastische Einzelkönner wie Messi oder Drogba antreten müssen, endet das in den meisten Fällen böse. Damals hatte United die Flügelzange Giggs/Ronaldo, sie hatten van Nistelrooy in seinen besten Jahren und das Monster Roy Keane. Alle mögen ihre Momente gehabt haben, doch zerstören, düpieren und vorführen konnte uns niemand. Auch Cristiano Ronaldo musste das zuerst noch am eigenen Leib erfahren, doch denkt nur einmal daran, was der Portugiese wenige Jahre später an der Eckfahne aufführen konnte.

Wenn wir heute gegen ein derartiges Team in Unterzahl geraten, ist das Ding gelaufen. Damals hat es selbst Fergusons Truppe nicht geschafft, und die waren in ihrer eigenen Hütte um einiges umbequemer zu spielen als Dalglishs aktueller Haufen. Das Glück war am Samstag auf Seite der Gäste, weil sie es sich erzwungen hatten. Im Theatre of Dreams hielten Latte und Pfosten zu uns.

Wenn wir die heutigen Außenverteidiger mit der Vergangenheit vergleichen, sehen wir einen starken Spieler, der allerdings keine Flanken schlagen und durch Abschlüsse für Gefahr sorgen kann, und zwei Talente, deren primäres Ziel lautet, keine Fehler zu machen. Damals hatten Lauren und vor allem Cashley nicht nur ihren Laden im Griff, sondern brachten durch Vorstöße, Flanken und Schüsse das Offensivspiel auch dann in Schwung, wenn in der Mitte nichts läuft.

(> DIREKT WEITER ZU TEIL ZWEI | Kommentare beim letzten Teil)
Aufrufe: 19034 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 22 | Erstellt:21.08.2011
ø 9.3
KOMMENTARE
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Aman14061992
22.08.2011 | 14:08 Uhr
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22.08.2011 | 14:08 Uhr
-2
naja Arsenal ist ja auch selbst schuld wenger versucht immer mit diese junge mannschaft hat sich nix gebracht... man hätte auch mal 2-3 neue spieler kaufen können keine junge spieler sondern spieler die man schon kennt kein wunder das nasri weg will weeil auch diese sasion wird arsenal nix holen deswegen ist auch fabregas gegangen...
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ality
22.08.2011 | 15:23 Uhr
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ality : 
22.08.2011 | 15:23 Uhr
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ality : 
Ich sehe das ähnlich. Anstatt immer nur auf den Nachwuchs zu setzten, wäre Wenger besser gefahren, wenn er sein eingespieltes Team sinnvoll mit 2-3 gestandenen Spielern ergänzt hätte. Junge Spieler bringen sicherlich immer ein Plus an Kreativität und Explosivität in den Kadern, ihnen fehlt allerdings auch die Erfahrung. Eine Mannschaft die diese Art Kaderausbau meiner Meinung nach seit Jahren perfekt umsetzt, ist Manchester United. Liverpool ist auf einem guten Weg und City MUSS aufgrund der immensen Investitionen lieber früher als später Erfolg haben. So sehr man Arsene Wenger für seine Gabe junge Spieler für Stars zu formen loben kann, langfristigen Erfolg bringt jedoch nur ein Team mit einer harmonischen Balance zwischen hungrig und abgeklärt...
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Ste
22.08.2011 | 16:25 Uhr
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Ste : 
22.08.2011 | 16:25 Uhr
-1
Ste : 
So sehr mich eure Stellungnahmen freuen: Es gibt gute Gründe, warum in der letzten Zeile "Kommentare beim letzten Teil" steht. Würde das Ganze etwas übersichtlicher und Diskussionen möglich machen.
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Ajaxmyclub
22.08.2011 | 17:05 Uhr
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Ajaxmyclub : 
22.08.2011 | 17:05 Uhr
-1
Ajaxmyclub : 
Arsenal hat glaub ich 12 Millionan für Gervinhio bezahlt, und das ist schon etwas und letztes jahr haben sie für Chamackh haben sie auch eine grosse summe bezahtl.

Sie habe vol allem pech gahabt das van Persie oft verletzt war,

und letzte saison haben sie auch lange um alle titeln mit gespielt. bis zum Newcastle spiel.
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Pinocchio
22.08.2011 | 17:39 Uhr
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Pinocchio : 
22.08.2011 | 17:39 Uhr
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Pinocchio : 
Jede Topmannschaft in Europa, jetzt ja sogar auch noch die Russen geben viel Geld aus für Transfers. Wir haben jetzt Jahre lang nie richtig Geld ausgegeben und waren immer oben dabei, aber jetzt muss er endlich mal Geld in die Hand nehmen sonst seh ich ganz schwarz für diese Saison ..


p.s. Super Blog 10 punkte
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MeXx
22.08.2011 | 18:26 Uhr
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MeXx : 
22.08.2011 | 18:26 Uhr
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MeXx : 
Ach wenn sie jetzt wirklich Kaka holen, was ich mir wünschen würde, wäre doch alles wieder im Lot.
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SimonTheGooner
22.08.2011 | 18:30 Uhr
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SimonTheGooner : Ajaxmyclub
22.08.2011 | 18:30 Uhr
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SimonTheGooner : Ajaxmyclub
Chamakh kam ablösefrei.

Alles weitere unter dem letzten Teil, Ste.
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