26.01.2011 um 13:11 Uhr
Aktenkundig in Neuseeland
Guten Morgen, Guten Abend oder Gute Nacht!
Alles kann richtig sein, es kommt nur auf den Standpunkt an. Meiner ist im Augenblick zeitlich genau 12 Stunden von Mitteleuropa versetzt, würde man irgendwo in Spanien ein 12.700 km tiefes Loch buddeln, würde man an diesem Strand etwa hinauskommen.
Dieses Bild zeigt einen Teil des kilometerlangen Sandstrandes südlich des Mount Maunganui, gelegen an der Ostküste der Nordinsel von Neuseeland. Am Fuße des erloschenen Vulkans verbringen wir gerade mit Teams aus Neuseeland, Frankreich und Holland den ersten Teil unseres 5-wöchigen Trainingslagers in Neuseeland/Australien. Das Leben hier ist - zumindest abseits des Trainingcourts - in etwa so entspannt wie es das Bild vermittelt.
Unter anderem deshalb haben wir den weiten Trip nach Ozeanien einem Trainingsaufenthalt in Rio vorgezogen, denn dort wurde das tägliche Leben in den vergangenen Jahren nicht nur immer teurer, sondern vor allem auch etwas anstrengender weil nicht gänzlich ungefährlich. Zwar werden auch hier schon mal Straftaten verübt worden sein und auch das Preisniveau gleicht in etwa dem in gediegeneren Gegenden Deutschlands, doch fühlt man sich hier absolut sicher und wohl.
Grund dafür ist vermutlich die Mischung aus der entspannten, fröhlichen und freundlichen Atmosphäre einer kleineren Küstenstadt, gutem Wetter, sowie einem sehr netten und zuvorkommendem Menschenschlag. Doch, doch, auch Neuseeland wurde von den Engländern besiedelt aber im Gegensatz zu Mallorca scheint diese Insel andere Instinkte geweckt zu haben ;)
Die meisten Einwohner des nicht sehr dicht bewohnten Landes (Einwohnerdichte Deutschlands ist ca. 14 mal höher) sehen also entweder sehr britisch aus oder gehören zur Abstammungslinie der Maori die als Polynesier - noch vor den Engländern - im 14. Jahrhundert diese Inselgruppe entdeckten und besiedelten. Dies soll aber auch schon genügen als Mix aus Halb- und Wikipediawissen, stattdessen kann ich mal kurz erwähnen wie es dazu kam, dass Julius und ich bereits 5 Minuten nach der Landung in Neuseeland aktenkundig geworden sind und streng genommen eine Straftat begangen haben.
Sehr müde bin ich letzte Woche aus dem Flieger gestiegen und hatte noch kurz überlegt ob ich auf Julius warten soll aber der schälte sich noch vom Tiefschlaf benommen aus seinem Sitz und musste sich erst mal ein wenig sortieren. Somit ging ich also schon mal vor in Richtung Passkontrolle obwohl ich aus diversen Berichten in Privatfernsehdokumentationen wusste, dass zumindest die Zöllner und Sicherheitsbeamten an deutschen Flughäfen am ehesten diejenigen Reisenden am auffälligsten finden und gerne mal genauer kontrollieren, die mittleren Alters sind und alleine reisen.
Mittlerweile erfülle ich beide Kriterien und dass die Augen der Beamten am anderen Ende der Welt ähnlich geschult werden, wurde mir dann auch nach gerade einmal 50 Metern auf neuseeländischem Boden noch vor der eigentlich Kontrolle klar. Freundlich aber verbindlich wurde ich befragt woher ich komme, was ich vorhabe und wie meine Adresse lautet. Hört sich zwar an wie eine billige Anmache, passte aber nicht zu Uniform und Tonfall. Ich war zwar sehr erschöpft, wollte nur noch den Mietwagen abholen und Kurs auf unseren Zielort nehmen, doch ich riss mich noch mal zusammen. Ich betonte sofort, dass ich nicht alleine reisen würde und beantwortete artig und freundlich alle Fragen. Als ich unbehelligt weiter gehen durfte, dachte ich schon, dass die letzte Hürde vor dem Stempel in meinem Pass genommen worden wäre aber 30 Schritte weiter fing mich dann sein Kollege ab - vermutlich über Funk informiert worden. Dieser fragte mich ob ich Medikamente wie zum Beispiel Schmerz- oder Schlaftabletten dabei hätte. Ersteres konnte ich guten Gewissens verneinen, letzteres allerdings nicht - auch wenn ich so aussah als hätte ich garantiert auf dem Flug keine Schlafunterstützung gehabt...! Daraufhin legte sich seine Stirn ein wenig in Falten, er bat mich mitzukommen und nahm auch gleich Julius noch mit, der mittlerweile zu uns aufgeschlossen hatte.
In einem separaten Raum wurden wir dann gebeten, unsere Medikamente vorzuzeigen und staunten nicht schlecht als man uns sagte, dass Schlaftabletten in Neuseeland als Drogen klassifiziert werden und man jetzt leider einen Polizisten rufen müsse, der den Fall dann aufnimmt, da wir auch kein Rezept für die Schlaftabletten bei uns geführt haben. Die Adrenalinrestbestände in meinem Körper wurden angezapft und auf einmal hellwach schwirrten mir diverse Gedanken durch den Kopf. Noch bevor ich mich entscheiden konnte was schlimmer wäre: Gefängnis oder sofortige Rücksendung ins nasskalte Deutschland wurden uns die größten Sorgen erst einmal genommen: Dies sei nichts Unübliches, ausländische Touristen kennen dieses Gesetz fast nie und es sei alles halb so wild, müsse jedoch korrekt ablaufen und polizeilich aufgenommen werden. Es wurden Notizen gemacht, festgehalten, dass wir kooperiert haben und anschließend kam ein leicht gelangweilter Vortrag des Officers. Zum Glück hatte uns eine nette Dame von der Emigrationsbehörde darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht erschrecken sollten, wenn wir im Laufe des Gesprächs gefragt werden ob wir einen Anwalt anrufen möchten, das gehöre zum Protokoll. Somit hörten wir dann schon etwas gelassener zu und nahmen die Verwarnung zur Kenntnis, bei Wiederholung würden wir mit einer Geldstrafe bedacht.
Es folgte ein ähnlicher förmlicher Vortrag von der Einreiseleiterin, diese drohte für den Wiederholungsfall mit einem Einreiseverbot.
Letztendlich war alles gar nicht so schlimm, ich habe mich nur ziemlich geärgert, denn hätte ich mal meine Schlaftablette während des Flugs genommen (hierfür war sie ja gedacht), wäre ich vermutlich zum einen etwas weniger gerädert gewesen und zum anderen hätte ich mir diverse Belehrungen und 90 Minuten Aufenthalt im Flughafengebäude sparen können...
Letztendlich durften wir dann aber doch weiter in Richtung Mietwagenstation und bekamen während der etwas mehr als zweistündigen Fahrt zu unserem Zielort schon mal eine kleine Kostprobe dieses wunderschönen, abwechslungsreichen Landes.
Wir bleiben noch ein paar Tage hier bevor es weitergeht in Richtung Sydney, genauer gesagt "Manly Beach" - auch ein nettes Fleckchen!
Von dort melde ich mich dann mit dem nächsten Bericht - hier wird dann auch erklärt, warum es im Haus unseres Trainers zu einem tragischen (tierischen) Todesfall gekommen ist.
Damit jetzt aber nicht alle denken, meine Hauptabsicht wäre es, in der kalten Heimat Neid zu wecken: Schaut Euch mal dieses kleine Video an und ihr könnt nachvollziehen warum am vergangenen Wochenende der letzte Wettkampftag des Turniers der nationalen Serie leider abgebrochen werden musste.
Viele Grüße aus Mount Maunganui
Alles kann richtig sein, es kommt nur auf den Standpunkt an. Meiner ist im Augenblick zeitlich genau 12 Stunden von Mitteleuropa versetzt, würde man irgendwo in Spanien ein 12.700 km tiefes Loch buddeln, würde man an diesem Strand etwa hinauskommen.
Dieses Bild zeigt einen Teil des kilometerlangen Sandstrandes südlich des Mount Maunganui, gelegen an der Ostküste der Nordinsel von Neuseeland. Am Fuße des erloschenen Vulkans verbringen wir gerade mit Teams aus Neuseeland, Frankreich und Holland den ersten Teil unseres 5-wöchigen Trainingslagers in Neuseeland/Australien. Das Leben hier ist - zumindest abseits des Trainingcourts - in etwa so entspannt wie es das Bild vermittelt.
Unter anderem deshalb haben wir den weiten Trip nach Ozeanien einem Trainingsaufenthalt in Rio vorgezogen, denn dort wurde das tägliche Leben in den vergangenen Jahren nicht nur immer teurer, sondern vor allem auch etwas anstrengender weil nicht gänzlich ungefährlich. Zwar werden auch hier schon mal Straftaten verübt worden sein und auch das Preisniveau gleicht in etwa dem in gediegeneren Gegenden Deutschlands, doch fühlt man sich hier absolut sicher und wohl.
Grund dafür ist vermutlich die Mischung aus der entspannten, fröhlichen und freundlichen Atmosphäre einer kleineren Küstenstadt, gutem Wetter, sowie einem sehr netten und zuvorkommendem Menschenschlag. Doch, doch, auch Neuseeland wurde von den Engländern besiedelt aber im Gegensatz zu Mallorca scheint diese Insel andere Instinkte geweckt zu haben ;)
Die meisten Einwohner des nicht sehr dicht bewohnten Landes (Einwohnerdichte Deutschlands ist ca. 14 mal höher) sehen also entweder sehr britisch aus oder gehören zur Abstammungslinie der Maori die als Polynesier - noch vor den Engländern - im 14. Jahrhundert diese Inselgruppe entdeckten und besiedelten. Dies soll aber auch schon genügen als Mix aus Halb- und Wikipediawissen, stattdessen kann ich mal kurz erwähnen wie es dazu kam, dass Julius und ich bereits 5 Minuten nach der Landung in Neuseeland aktenkundig geworden sind und streng genommen eine Straftat begangen haben.
Sehr müde bin ich letzte Woche aus dem Flieger gestiegen und hatte noch kurz überlegt ob ich auf Julius warten soll aber der schälte sich noch vom Tiefschlaf benommen aus seinem Sitz und musste sich erst mal ein wenig sortieren. Somit ging ich also schon mal vor in Richtung Passkontrolle obwohl ich aus diversen Berichten in Privatfernsehdokumentationen wusste, dass zumindest die Zöllner und Sicherheitsbeamten an deutschen Flughäfen am ehesten diejenigen Reisenden am auffälligsten finden und gerne mal genauer kontrollieren, die mittleren Alters sind und alleine reisen.
Mittlerweile erfülle ich beide Kriterien und dass die Augen der Beamten am anderen Ende der Welt ähnlich geschult werden, wurde mir dann auch nach gerade einmal 50 Metern auf neuseeländischem Boden noch vor der eigentlich Kontrolle klar. Freundlich aber verbindlich wurde ich befragt woher ich komme, was ich vorhabe und wie meine Adresse lautet. Hört sich zwar an wie eine billige Anmache, passte aber nicht zu Uniform und Tonfall. Ich war zwar sehr erschöpft, wollte nur noch den Mietwagen abholen und Kurs auf unseren Zielort nehmen, doch ich riss mich noch mal zusammen. Ich betonte sofort, dass ich nicht alleine reisen würde und beantwortete artig und freundlich alle Fragen. Als ich unbehelligt weiter gehen durfte, dachte ich schon, dass die letzte Hürde vor dem Stempel in meinem Pass genommen worden wäre aber 30 Schritte weiter fing mich dann sein Kollege ab - vermutlich über Funk informiert worden. Dieser fragte mich ob ich Medikamente wie zum Beispiel Schmerz- oder Schlaftabletten dabei hätte. Ersteres konnte ich guten Gewissens verneinen, letzteres allerdings nicht - auch wenn ich so aussah als hätte ich garantiert auf dem Flug keine Schlafunterstützung gehabt...! Daraufhin legte sich seine Stirn ein wenig in Falten, er bat mich mitzukommen und nahm auch gleich Julius noch mit, der mittlerweile zu uns aufgeschlossen hatte.
In einem separaten Raum wurden wir dann gebeten, unsere Medikamente vorzuzeigen und staunten nicht schlecht als man uns sagte, dass Schlaftabletten in Neuseeland als Drogen klassifiziert werden und man jetzt leider einen Polizisten rufen müsse, der den Fall dann aufnimmt, da wir auch kein Rezept für die Schlaftabletten bei uns geführt haben. Die Adrenalinrestbestände in meinem Körper wurden angezapft und auf einmal hellwach schwirrten mir diverse Gedanken durch den Kopf. Noch bevor ich mich entscheiden konnte was schlimmer wäre: Gefängnis oder sofortige Rücksendung ins nasskalte Deutschland wurden uns die größten Sorgen erst einmal genommen: Dies sei nichts Unübliches, ausländische Touristen kennen dieses Gesetz fast nie und es sei alles halb so wild, müsse jedoch korrekt ablaufen und polizeilich aufgenommen werden. Es wurden Notizen gemacht, festgehalten, dass wir kooperiert haben und anschließend kam ein leicht gelangweilter Vortrag des Officers. Zum Glück hatte uns eine nette Dame von der Emigrationsbehörde darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht erschrecken sollten, wenn wir im Laufe des Gesprächs gefragt werden ob wir einen Anwalt anrufen möchten, das gehöre zum Protokoll. Somit hörten wir dann schon etwas gelassener zu und nahmen die Verwarnung zur Kenntnis, bei Wiederholung würden wir mit einer Geldstrafe bedacht.
Es folgte ein ähnlicher förmlicher Vortrag von der Einreiseleiterin, diese drohte für den Wiederholungsfall mit einem Einreiseverbot.
Letztendlich war alles gar nicht so schlimm, ich habe mich nur ziemlich geärgert, denn hätte ich mal meine Schlaftablette während des Flugs genommen (hierfür war sie ja gedacht), wäre ich vermutlich zum einen etwas weniger gerädert gewesen und zum anderen hätte ich mir diverse Belehrungen und 90 Minuten Aufenthalt im Flughafengebäude sparen können...
Letztendlich durften wir dann aber doch weiter in Richtung Mietwagenstation und bekamen während der etwas mehr als zweistündigen Fahrt zu unserem Zielort schon mal eine kleine Kostprobe dieses wunderschönen, abwechslungsreichen Landes.
Wir bleiben noch ein paar Tage hier bevor es weitergeht in Richtung Sydney, genauer gesagt "Manly Beach" - auch ein nettes Fleckchen!
Von dort melde ich mich dann mit dem nächsten Bericht - hier wird dann auch erklärt, warum es im Haus unseres Trainers zu einem tragischen (tierischen) Todesfall gekommen ist.
Damit jetzt aber nicht alle denken, meine Hauptabsicht wäre es, in der kalten Heimat Neid zu wecken: Schaut Euch mal dieses kleine Video an und ihr könnt nachvollziehen warum am vergangenen Wochenende der letzte Wettkampftag des Turniers der nationalen Serie leider abgebrochen werden musste.
Viele Grüße aus Mount Maunganui
Aufrufe: 4654 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 19 | Erstellt:26.01.2011
ø 9.5
KOMMENTARE
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26.01.2011 | 19:43 Uhr
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heino63 :
Schöner Blog und auch wenn er keinen Neid erzeugen soll, das tut er bei 5 Wochen in der südlichen Hemisphäre dann doch ordentlich. Aber so ist das harte Leben eines Beachvolleyballers, noch neidischer macht mich allerdings die Tatsache, dass ihr immer dabei seid, bei den Mädels in den knappen Höschen - aber während eines Turniers habt ihr vermutlich weniger Augen dafür, als der Zuschauer, oder?
1
27.01.2011 | 00:58 Uhr
0
Danke für die Kommentare!
Ist wirklich ein Traum hier aber bei jedem Tag zweimal Training bleibt leider zu wenig Zeit für noch mehr Neuseeland. Sind halt immer recht punktuelle Erlebnisse in diesen schönen Ländern - aber die sind schon nicht so schlecht ;)
FC wird natürlich auch an diesem Wochenende geschaut und mehr Aufmerksamkeit drauf verwendet als auf die Höschen der Mädels, Heino63.
Hoffe, damit alle Fragen beantwortet zu haben, muss jetzt aufhören, die Sonne ruft ;)
Grüße
2
27.01.2011 | 09:09 Uhr
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xxlhonk :
Das ihr EffZehler aber auch immer mit Drogen in Konflikt kommen müsst...Ach ja. Leben ist schon sehr hart.
So als Profisportler.
Aber es sei Euch auch gegönnt.
Von ganzem Herzen.
Oder ist es, wenn man dem aktuellen Blog von Marie traut, vllt. doch nur ein warm-up fürs Dschungelcamp 2015?
Man weiß es nicht., hofft aber nicht!
Ich jedenfalls drücke die Daumen, dass sonst alles so laufen wird, wie geplant.
Und das ihr auch diese Saison ein paar dicke Dinger gewinnt.
Ach ja.
Ansonsten schließe ich mich ausnahmesweise mal dem Don an.
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27.01.2011 | 11:35 Uhr
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Dr_D :
Klasse Blog.
Ich werde das niemals mehr vergessen. Wenn ich in Neuseeland einreisen möchte darf ich keine Schlaftabletten mitnehmen.
Ich schliesse mich niemanden an. Verdammte Klüngelei hier
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27.01.2011 | 18:29 Uhr
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Zyrock :
Super Blog! Interessant, witzig, unterhaltsam, wie immer!Und, bevor ich es vergesse: wenn du nach dem Drogenschmuggel-Bericht in der BILD nächstes Jahr im Dschungelcamp bist, könntest du dann ein bisschen Werbung für EFFZEHspox machen?
Spaß beiseite: wirklich tolles Teil, ich freue mich schon auf den nächsten Blog!
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