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28.06.2012 um 17:59 Uhr
2000 Kilometer in drei Tagen (3)
Zu später Stunde kehrten wir in unser Hostel zurück. Sascha, der selbsternannte „Hostelmaster", begrüßte uns samt einem weiteren deutschen EM-Touristen an der Tür mit einer Alkoholfahne. Torkelnd geleitete er uns in die Küche. Wir sollen doch noch einen der „besten Wodka der Welt" mit ihm trinken. Je tiefer Sascha ins Glas blickte, desto offener wurde er. „Ich besitze gar keine Lizenz für das Hostel", warf er plötzlich in die Runde. Nur dank „einigen Hundertern" dürfe er die Wohnung vermieten. Doch nicht nur das: Der sympathische junge Mann outet sich als bekennender Rauchbombenbastler. Eine Vielzahl der Rauchschwaden im Lemberger Stadion gingen auf seine Kappe, erzählte Sascha mit reichlich Stolz in der Stimme. Ich frug ihn, ob er mir nicht ein Exemplar zeigen könne. „Kein Problem", so seine Antwort und schwupp war er in einer Ecke des Raumes verschwunden. Hier lagert Sascha seine „Schätze" in einem feuerfesten Safe. Sicher ist sicher. Er präsentierte mir die kaum 20 Zentimeter großen Stangen und fügte hinzu: „Ich kann alle Farben herstellen. Nur für Blau fehlen mir momentan die Zutaten." Sein Rekord waren übrigens 30(!) gezündete Bengalos während eines Spiels von Karpaty Lwiw. Ein Großteil der Bomben fand den Weg auf den Rasen. Die besagte Partie wurde übrigens nach kurzer Zeit abgebrochen. Auch gab Sascha mir noch einen wertvollen Tipp in Sachen Hereinschmuggeln: „Ich verstecke die Teile immer zwischen meinen Beinen. Fragt mich ein Sicherheitsmann, warum es dort so hart sei, sage ich ihm, sein Abtasten habe mir so gut gefallen – und schon bin ich drin!"



Tag 3: Ein Wohnwagen, Stau und Erinnerungen en masse

Nach nur vier Stunden Schlaf mussten wir wieder die Heimreise antreten. Nachdem Sascha seine 90 Euro für eine Nacht im Feldbett bekam machten wir uns auf. Jedoch konnte uns kein Polizist und kein Fußgänger den Weg auf die Autobahn Richtung Heimat weisen. Die Beschilderung taugte ebenso wenig. Kurz vor der ersten Verzweiflung tat sich aus dem nichts ein Wohnwagen mit deutscher Beflaggung vor uns auf. Wir folgten ihm gutgläubig. Vermutlich war der Fahrer in Wahrheit ein Holländer und wollte sich an uns deutschen Touristen für die 2:1-Niederlage rächen, denn wir fuhren dank des Kastenmobils eine geschlagene Stunde im Kreis. Erst nachdem sich das Navigationssystem wieder gefangen hatte, gelang uns der Sprung auf die Autobahn.



Dummerweise erwies sich der Grenzübertritt weniger entspannt als auf der Einreise. Eine ganze dreiviertel Stunde stand unser Vehikel in der Sonne, ehe wir polnischen Boden unter den Füßen hatten. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel" hielten wir an allen erdenklichen Rasthöfen. Doch auch ein Badesee diente zur Spontanerfrischung. Bei 35 Grad im Schatten beinahe ein Geschenk des Himmels. Mit nasser Unterhose fuhren wir stundenlang die Autobahn A4/E40 Richtung Westen. Leider wurde diese Straße dem Beinamen „Autobahn" nicht gerecht: Neben den kilometerlangen Staus, störten immer wieder Tempolimits und unnötige Ampeln den Verkehrsfluss. Beschleunigen auf 100 oder gar 120? Unmöglich. Nach neun Stunden Fahrt waren wir an der deutsch-polnischen Grenze angekommen. Eine nette Gastwirtin beglückte uns hier noch mit Krautsalat, feinster Krakauer und dem Spiel Spanien gegen Irland. Glücklicherweise waren die Straßen der Lausitz weder buckelpistenartig noch befahren: Mit reichlich Tempo sprinteten wir durch die Nacht, ehe wir endlich, nach mehr als 15 Stunden in Berlin ankamen.
Uns kam es vor, als wären wir Wochen unterwegs gewesen, soviel erlebte unsere Reisetruppe auf dem dreitägigen Trip nach Polen und in die Ukraine. Zum Glück waren es dann doch nur drei Tage, denn mehrere Wochen mit Udo Lindenberg in Dauerschleife hätte ich vermutlich nicht überlebt!

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Aufrufe: 2386 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:28.06.2012
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