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13.11.2007 um 10:40 Uhr
"Nachtmahr"
Einjede Gesellschaft spiegelt sich in ihrem Massenverhalten wieder. Unzufriedenheit zeigt sich am häufigsten in der anonymen Masse. Ja, vom italienischen Fußball ist die Rede.

Meine eigenen Erfahrungen in italienischen Stadien sind blendend und höllisch zugleich. Als, wie in Italien üblich, geborener Juvefan, erinnere ich mich an spiele, deren Fanchoerographien, meiner Meinung nach, weltweit unerreicht bleiben. Meine Kinder würde ich bei diesem Spektakel aber nicht mit ins Stadion nehmen. Da genau liegt das Problem.

Obwohl und das kann ich bezeugen, der Italiener an sich, einer der Kinderfreundlichsten Menschen ist und Kindsmissbrauch in diesem Land äußerst Hart bestraft wird und ich meine damit nicht gerichtlich, mutiert der Italienische Fußballfan zu einem Monster sondergleichen. Im italienischen gibt es ein Wort dafür " Menefregismo", Gleichgültigkeit. Die gleiche Gleichgültigkeit die der Fan empfindet, wenn er es mit dem Staat zu tun hat. Wenige hier können sich ausmalen wovon ich spreche. Der Staat Italien ist mit einer Maske belegt, was sich darunter verbirgt, hat so garnichts mit dem zu tun, das wir als Urlaubsland kennen. Ab und an reinigt Fieber den Organismus, heisst es. Im italienischen Fußball bräuchte es einen Glutofen. Selbst dann könnte man nicht sicher sein jeden Bazillus erwischt zu haben. Dies ist leider die bittere Wahrheit. Klar gibt es in jedem Sport Abmachungen und innere, eigene Strukturen. "Die" betreiben es aber mit einer Perfektion, die erschreckt. Dem Standardfan bleiben diese Formen verborgen. Die aber, sich länger und intensiver sich in Kurven aufgehalten haben, wissen von der ganzen Misere. Der Sport verkommt zur Nebensächlichkeit. Im Vordergrund stehen kriminelle Ultragruppierungen, die mit Genehmigungen der Vereine, z.B. die Tickets auf dem Schwarzmarkt kontrollieren. Jeder weiss es, keiner unternimmt was, weil jeder mit drin steckt. Polizeibeamte schauen bei den Kontrollen etwas weniger genau hin, Richter entlassen Hooligans schneller, Präsidenten schützen ihre Ultraleader und werden selbst geschützt durch diese, als sogenannte Bodyguardarmee. Der Stellenwert den Fußball in Italien hat, kann man als Nichtitaliener kaum in Größenordnungen packen. Im negativen Sinne , wie auch im Positiven. Nur in Italien ist es möglich ein MOPED als Wurfgeschoss aus den oberen Rängen zu mißbrauchen, wie geschehen im Meazza vor einigen Jahren.

Diese Mentalität weiss sich perfekt zu verteidigen und zu mutieren je nach Bedarf..( Schau an welch Zufall und Praralelle ). In einem Land, wo man Kindern in frühesten Zeiten den Sinn von 3er oder 4er Kette erklärt und auch so spielen lässt. Gehorsam und Aufgabenerfüllung höher einzuschätzen sind, als Individualität. Dass Fußball nicht bloß ein Sport ist, nicht bloß Religion, es ist mehr. Es ist Fluch und Segen zugleich. Und so wie in Jedem von uns ein Genie steckt, steckt auch in jedem ein Irrer, der nur drauf wartet entfesselt zu werden.

Ich gehe schon lange nicht mehr ins Stadion. Turin ist eine tolle Stadt, wie auch Mailand meine Geburtsstadt, ausser zu Heimspielen der jeweiligen Mannschaften. Ich vermisse diese Athmospäre, die es nur dort gibt. Hier in Deutschland reicht es nicht aus, finde ich. Schalke ist ganz nett, aber verglichen mit Mailand oder Turin erscheint mir die Bundesliga, wie eine Kinoaufführung. Ein Stadion in Italien erscheint dazu wie das wahre Leben. Emotional, dramatisch, melancholisch und deart surrealistisch, wie es nur das Leben kreieren kann.

Bleibt die Frage, was machen mit soviel Potienzal im Herzen und soviel Unvermögen im Kopf. Die Insulaner haben es vorgemacht, ob es in Italien auch greifen würde, bezweifle ich. Das ist aber eine andere Geschichte.

Das Ganze lastet auf mir, wie in einem Bild von Füssli "Nachtmahr". Dort geht es um Alpträume. Ich wünschte dieser Mahr würde sich endgültig verdrücken. Allein die Hoffnung, dass es so kommt bleibt mir. Realistisch gesehen, muß ich mir eingestehen, im Guten wie im Bösen, Italienische Defensivsysteme sind fast unmöglich zu knacken. Eben nur fast.

In diesem Sinne...
Aufrufe: 1565 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 5 | Erstellt:13.11.2007
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