13 mal Europa. Drei mal Asien. Fünf mal Süd- und drei mal Nordamerika. Zwei mal Ozeanien und fünf mal Afrika. Plus Gastgeber Südafrika. Sechs Kontinente. 32 Nationen.
Aufgeteilt in 8 Gruppen starten sie alle im kommenden Sommer in der Hitze von Südafrika unter blauen Himmel und Vuvuzuela-Klängen in die FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2010.

Schon Monate zuvor spekulieren Presse, Fans und Experten über die 736 Flugtickets, die bis zum Eröffnungsspiel im Royal Bafokeng Stadium vergeben werden müssen.

Auch die dafür verantwortlichen Nationaltrainer stecken mittlerweile voll in der heißen Phase. Der Kern des Kaders steht. Überall. Im Normalfall sind schon heute knapp 50% der Fahrkarten verteilt. Die Ballacks, Kakas, Messis oder Ronaldos dieser Welt werden einen Teufel tun und einen Heimaturlaub für die Sommerferien 2010 buchen. Zusätzlich wird die Nachfrage von Reiserücktrittsversicherungen enorm gestiegen sein. Denn hier und da finden wir auch schon Spieler, die ihr Schicksal selbst in der Hand haben. Genesene Hoffnungsträger und die einen oder anderen Jungtalente dürfen Familienreisen buchen, sollten jedoch mit ziemlicher Sicherheit auch ein Ticket vom jeweiligen Fußballverband spendiert bekommen. Ziel: King Shaka International Airport of South Africa.

Und zu guter Letzt bleibt die Gruppe von Spielern übrig, die mit vollem Engagement in die Saisonrückrunden starten und sich dem erbarmungslosen Konkurrenzkampf stellen müssen. Vor allem in den Kadern der großen Nationen wie Spanien, Italien, Deutschland oder Brasilien sind meist nur noch 3-4 Plätze frei, um die sich manchmal 5-10 Spieler bis zu Letzt streiten.

Ich möchte diese freien Plätze in der nächsten Zeit für euch beleuchten. Wer beantwortet wie die ''T-Frage''? Sind Vier Weltklasse-Spielmacher einer zu viel? Stimmt die Harmonie? Wer leidet darunter, wenn nicht?


Anfangen möchte ich gleich mit der bereits erwähnten Torwart-Frage.

Besonders wir Deutschen kennen das Problem. Üblicherweise nimmt man drei Torhüter mit zu einem großen Turnier. Doch was macht man, wenn man einen Weltklasseschlussmann zu viel hat? Oder schlimmer? Garkeinen.


E N G L A N D

DIE AUSGANGSLAGE
So wie es in England der Fall ist. Traditionell. Fabio Capello hat in seiner langen Karriere bereits Torwarte wie Gianluigi Buffon oder Iker Casillas trainieren dürfen. Mittlerweile ist der charmante Italiener Nationaltrainer der ''Three Lions'' und findet dort ein mageres Torhüterkontingent vor. Es gibt keine wirkliche Nummer 1. Schlimmer: Eigentlich jeder der Kandidaten gilt als ''Fliegenfänger''. Oft gelten sie in jungen Jahren als die ''Erlöser des T-Problems'' und machen dann mit der Zeit immer häufiger mit Patzern auf sich aufmerksam.

DIE KANDIDATEN
In den vergangenen Jahren pendelte das Trikot mit der Nummer 1 mit ziemlicher Regelmäßigkeit immer öfters zwischen David James (39, Portsmouth) und Paul Robinson (30, Blackburn) hin und her. Doch immer wenn man auf der Insel dachte, der Coach hätte sich festgelegt, patzte der Stammtorhüter und fand sich dann folgerichtig auf der Bank wieder. Diese Schwächephase nutzte dann meist Robert Green (30, West Ham) für sich aus und übernahm streckenweise den Platz hinter Terry und Ferdinand. Für viele gilt er mittlerweile als bester englischer Torwart und hat somit zur Zeit die besten Chancen als Nr. 1 zur WM zu fahren.

Sollte sich Capello auf Green festsetzen, ermöglichen sich für ihn mehrere Optionen zur Besetzung der letzten beiden Torwartpositionen. Nimmt er die erfahrenen Robinson und James mit, könnte er ihnen die Möglichkeit geben, zum letzten Mal bei einer WM dabei zu sein und danach einen Schlussstrich unter die beiden Routiniers setzen. Andererseits könnte er die beiden auch schon vor dem Turnier streichen und mit dem wohl hoffnungsvollsten Talent Joe Hart (22, Birmingham) und dem ManUtd (!) Reserve-Keeper Ben Foster (26) zwei Perspektivmännern die Chance geben, mit Green endlich ein festgesetztes Trio zu bilden. Auch nach Südafrika. Dabei räume ich persönlich Hart sogar eine nicht zu unterschätzende Chance ein, sich vor Green zu positionieren.

In letzter Zeit scheint sich noch eine Alternative zu ergeben. Manuel Almunia (32, Arsenal). In seiner Heimat ohne Chance auf einen Platz in der Nationalelf liebäugelt der Stammtorwart der Gunners angeblich mit einem Engagement unter Capello für die englische Nationalmannschaft. Sollte da was dran sein und Almunia würde die englische Staatsbürgerschaft so schnell noch erhalten, dann wäre er sicherlich die beste Alternative für das Taktikmonster Capello.

DIE PROGNOSE
An Almunias Interesse ist nichts dran und Capello setzt sich noch vor Mai auf Green als Nummer 1 fest. Dahinter wird er James nochmals überreden können, sich als erfahrenen Mentor für den jungen Hart als Nummer 3 hinter ihm auf die Bank zu setzen.


F R A N K R E I C H

DIE AUSGANGSLAGE
..ist genauso eindeutig wie spannend. Dreikampf.

DIE KANDIDATEN
In der Quali setzte Domenech zwei Torhüter ein. Die in Europa heißbegehrten Ausnahmetalente Steve Mandanda (24, Marseille) und Hugo Lloris (23, Lyon) teilten sich ihre Spielzeit (mit Vorteilen für Mandanda) ungefähr gleich auf. Ähnlich wie in Deutschland gehört den beiden unumstritten die Zukunft im Tor Frankreichs. Klar ist: Wer bis Saisonende die bessere Leistung zeigt, steht beim Auftakt im Tor. Möglich ist auch, dass die beiden selbst während des Turniers einen harten Konkurrenzkampf führen werden und jeder auf einen Fehler des anderen hofft. Ich, persönlich schätze das als sehr gefährlich ein und hoffe für Domenech, dass er schon vor der WM eine Nummer 1 ernennt. In der Liga nehmen sich die beiden nicht viel (24:28 Gegentore für Mandanda) und sind somit beide statistisch schlechter als die momentane (noch) Nummer 3, Cédric Carrasso (28, Bordeaux). Carrasso spielt eine sehr gute Saison und steht mit seinem Verein momentan auf Platz 1 in der Ligue 1. Zudem hat er auch in der Champions-League anständige Spiele gemacht und gilt deswegen auch nicht zu Unrecht als Geheimtipp für die Position zwischen den Pfosten in der Équipe Tricolore. Zudem könnte er der Nutznießer sein, wenn sich Lloris und Mandanda gegenseitig aus dem Rennen kicken und Domenech dem Zweikampf entgehen will.

DIE PROGNOSE
Meiner Meinung nach wäre Carrasso unter diesen Umstände die beste Wahl. Doch Domenech hat bereits in den Playoffs gegen Irland ein Zeichen gesetzt, als er Lloris zweimal ins Tor stellte. Die Tendenz geht momentan noch zu ihm. Jedoch ist klar, dass sich keiner der drei einen großartigen Patzer leisten kann.


Anderswo auf der Welt scheinen die Trainer ihre Wahl getroffen zu haben. Spanien, Deutschland, Italien, Brasilien und die Niederlande haben ihre Nummer 1 bereits bestimmt. Zu Maradona sag ich mal nichts.

Teil 2: Link s. Kommentare!