Hätte ich doch noch schnell bei bwin gewettet… Es war ein Samstag Mitte April, so um den 30. Spieltag rum. Eigentlich viel zu früh, um sich zu einer ebenso gewagten wie nachher auch falschen Prognose über den kommenden Meister hinreißen zu lassen. Aber ich war mir ganz sicher.

Ich war im Daimler-Stadion, VfB gegen Hannover. Ausnahmsweise mal privat. Richtig herrlich, so ein freier Samstag. Stuttgart war die letzten Wochen gut drauf. Aber diesmal bissen sie sich an Hannover die Zähne aus.

96 war das bessere Team, hatte die Überflieger voll im Griff. Aber der VfB operierte mit einem ganz perfiden Plan. Völlig unbemerkt hatten die cleveren Schwaben die Sportskameraden Zuraw und Balitsch für einige Sekundenbruchteile völlig verwirrt. Hirnwäsche? K.o.-Tropfen? Oder hier... wegen ihr vielleicht? Man weiß es nicht genau.

Die beiden armen Tropfe erledigten ihr Tagwerk jedenfalls gar vorzüglich.

Strellers Lupfer senkte sich am Fünfer ungefährlich, ein Blindgänger, kein Problem für erfahrene Haudegen. Einfach weg das Ding und Ende. Aber Zuraw und Balitsch wollten sich nicht so recht einig werden und plötzlich packte die beiden der gefährliche Tor-Jieper.

Ohne großen Firlefanz beförderten Zuraw und Balitsch den Ball gemeinsam mit Brust und Oberschenkel über die Linie. Gerd Müller muss drei Salti gemacht haben vor Freude über so viel Kaltschnäuzigkeit (Kernsatz: "Wennst denkst, is schon zu spät.").

Gemein nur, dass Balitsch in den Annalen keine Ehre zu Teil wird, da die DFL ja partout immer nur auf einen Torschützen beharrt. (Hier das Zeitdokument zum Ausschneiden und Sammeln!)

So gewann Stuttgart ein Spiel, das der VfB nie, nie, nie gewinnen durfte. Aber was soll's!? Haben sich die Bayern nicht genau so zahlreiche ihrer zahlreichen Meistertitel erschlichen? Eben.

Der Rest war Formsache. Eigentlich kaum zu glauben bei einer Saison, die so bedrohlich und zähflüssig begann, wie die davor geendet hatte. Trainer Armin Veh war ja quasi nach der Auftaktniederlage gegen Nürnberg schon zum Abschuss freigegeben.

Es waberte und rauschte im Klub, aber Veh und sein Partner Hotte Heldt bekamen das alles in den Griff und so langsam wurde klar, dass die beiden aus einem zufälligen Durcheinander – wie noch unter Trapattoni – doch tatsächlich eine Mannschaft geformt hatten.

Die Eckpunkte der Saison im Zeitraffer: Sieg in Bremen nach 0:2-Rückstand. Mario Gomez Superstar. Hilde geht nach der Saison. 4:1-Reise für Werder. Hilde hält überragend (obwohl er geht). Pardo entpuppt sich als bester Einkauf seit Jose Basualdo. Gomez fällt lange aus. Egal, gibt ja noch Cacau. Neuer Schub durch Einzug ins Pokalfinale. Bayern auf den 70-Millionen-Trip gebracht (durch's 2:0). Dritter Platz schon mal sicher. Zweiter Platz schon mal sicher. Titel ganz sicher.

Die Meisterschaft 1984 hatte ihre Helden im Karle Allgöwer und Karl-Heinz Förster. Von 1992 bleiben Fritz Walter und Guido Buchwald in Erinnerung. Und diesmal? Neben Hildes Monsterparade gegen Bochum eben auch Dariusz Zuraw und Hanno Balitsch, obwohl die beiden nie für den VfB gespielt haben. Oder hab ich was verpasst?