THW Kiel wehrt sich gegen Nielsen-Attacken

SPOX
19. April 200914:37
Der Mann der für heftige Diskussionen sorgt: Jesper Nielsen von den Rhein-Neckar LöwenGetty
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Der THW Kiel hat auf die heftigen Vorwürfe von Jesper Nielsen reagiert. "Der THW benötigt keine öffentlichen Ratschläge des Herrn Nielsen", heißt es in einer Erklärung der Kieler.

Jesper Nielsen hat seine heftigen Vorwürfe gegen den THW Kiel erneuert, der Handball-Rekordmeister reagierte auf die Attacken des Gesellschafters des Liga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen unterdessen mit deutlichen Worten.

"Ich schließe nicht aus, dass Kiel auch jetzt noch Schiedsrichter besticht", sagte Nielsen in einem Interview mit der "Hamburger Morgenpost".

Kiel reagiert auf Attacken

Die Antwort der Kieler ließ nicht lange auf sich warten. "Der THW benötigt keine öffentlichen Ratschläge des Herrn Nielsen, der mit seinen Hasstiraden gegen Uwe Schwenker und den THW Kiel offensichtlich auch von der eigenen unrühmlichen Rolle der Rhein-Neckar Löwen bei Abschluss und Beendigung des Trainervertrages mit Noka Serdarusic im Zusammenhang mit der geplanten Spielerverpflichtung von Nikola Karabatic ablenken möchte", heißt es in einer Erklärung der Kieler.

Die Staatsanwaltschaft Kiel, die unter anderem gegen den langjährigen THW-Manager Schwenker und Ex-Trainer Serdarusic wegen Betrugs- und Untreueverdachts ermittelt, geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hingegen derzeit davon aus, den Vorwurf der Untreue in einem Hauptverfahren vor Gericht belegen zu können.

Nielsen hält erneuten Titelgewinn des THW für unverdient

Demnach seien die Ermittlungen im Inland abgeschlossen, weitere Vernehmungen werde es nach derzeitigem Stand nicht geben.

Allerdings fehlen den Ermittlern noch Antworten auf Rechtshilfeersuchen nach Kroatien, Slowenien, Polen und die Ukraine.

Während sich die Staatsanwaltschaft mit Bestechungsvorwürfen bei Champions-League-Spielen in der Vergangenheit beschäftigte, hält Jesper Nielsen auch einen erneuten Titelgewinn, den der THW schon mit einem Punktgewinn beim TBV Lemgo am Sonntag perfekt machen kann, für nicht verdient.

Schließlich sei auch der Gewinn der Champions League 2007 nur durch Betrug zustande gekommen. Nielsen: "Und ohne diesen Betrug hätte der THW keine Titelprämie gewonnen, hätte nicht so hohe Sponsoreneinnahmen und keinen Acht-Millionen-Etat, mit dem man sich so eine Mannschaft leisten kann."

THW wies alle Vorwürfe zurück

Der THW wies erneut alle Vorwürfe zurück. Vor den direkten Duellen im Champions-League-Halbfinale versuche Nielsen offenbar, die Stimmung aufzuheizen, hieß es in einer durch die Anwälte Gerald Goecke und Stefan Purrucker gezeichneten Erklärung.

Bereits am Freitag hatte der Klub angekündigt, wegen des Verdachts einer "falschen uneidlichen Aussage" Anzeige gegen den Dänen Nielsen erstatten zu wollen.

"Wir fühlen uns sportlich betrogen"

Zugleich nahm der Druck auf den Europäischen Handball-Verband (EHF) zu. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" reagierte die EHF auf einen Hinweis des Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt über Unregelmäßigkeiten im Champions-League-Spiel bei HC Croatia Zagreb (25:29) am 24. Februar 2008 erst, als die Manipulationsvorwürfe gegen den THW Kiel Anfang März dieses Jahres bekannt wurden.

"Wir fühlen uns sportlich betrogen", hieß es in einer Mitteilung der Flensburger an die EHF. Der Verband schickte laut "Focus" aber erst nach mehr als einem Jahr eine unabhängige Analyse des Spiels.

Die Flensburger Vereinsspitze geht nach internen Recherchen davon aus, dass bei vier entscheidenden internationalen Spielen das Ergebnis nicht korrekt zustande gekommen sei. Darunter auch das Final-Rückspiel der Champions League 2007 beim THW Kiel.

Daher schaltete die SG laut "Morgenpost" inzwischen den renommierten Sportrechtler Thomas Summerer ein, der Schadenersatzklagen vorbereitet.

Schadensersatzklagen sollen anlaufen

Die Flensburger wollen demnach den THW, die Schiedsrichter und den EHF verklagen. Dabei geht es um die Siegprämie in Höhe von 160.000 Euro.

Summerer erstritt einst für Katrin Krabbe in einem siebenjährigen Gerichtsmarathon 1,2 Millionen Mark Schadenersatz gegen den Leichtathletik-Weltverband IAAF.

Jesper Nielsen kann unterdessen nicht verstehen, dass der inzwischen zurückgetretene Manager Schwenker noch bis 30. Juni im Verein sei.

"Ein Witz. Das sagt mir, dass die Gesellschafter Grote und Wegner mit drinhängen. Sie haben Angst, dass Uwe auspackt. So macht Kiel den ganzen Handball kaputt. Sie sind es uns allen und dem ganzen Sport schuldig auszupacken", meinte Nielsen, der bereits am Freitag in einem ersten Interview schwere Anschuldigungen gegen den THW erhoben und vor allem Schwenker und Serdarusic belastet hatte.

THW Kiel so gut wie Meister