Voller Fokus auf die K.o.-Runde: Die perfekte Gruppenphase ohne Gegentor verleiht den DFB-Frauen Rückenwind für das EM-Viertelfinale gegen die guten Bekannten aus Österreich.
Almuth Schults Zwillinge schauten als zuckersüße Zaungäste mit großen Augen zu, da rief Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach kurzer Nacht schon wieder lautstark Anweisungen über den Trainingsplatz.
Die deutschen Fußballerinnen hatten keine Zeit zu verlieren, bereits auf der späten Rückfahrt zum Teamquartier nach Brentford schalteten sie für das knifflige EM-Viertelfinale gegen Österreich in den K.o.-Modus.
"Wir tun gut daran, uns ganz seriös ab 23.00 Uhr auf den Gegner vorzubereiten. Es wird kein Spaziergang", mahnte Voss-Tecklenburg vor der Abreise aus Milton Keynes.
Das 3:0 (1:0) gegen Finnland im sportlich bedeutungslosen Gruppenabschluss hakte sie schnell ab, denn: "Wir haben einfach vor, noch drei Spiele zu absolvieren."
DFB-Frauen: Erstes Halbfinale seit 2016 im Visier
Nach dem 4:0 gegen Dänemark und dem 2:0 gegen Spanien soll im ersten K.o.-Duell am Donnerstag (21.00 Uhr) der "nächste große Schritt" folgen. Erstmals seit Olympiagold 2016 in Rio will der Rekordeuropameister wieder bei einem großen Turnier ins Halbfinale einziehen. Im verflixten Viertelfinale war zuletzt bei der WM 2019 wie bei der EM 2017 Endstation.
Neun Punkte und neun Tore ohne Gegentreffer, so kann es auf dem Weg zum neunten EM-Titel weitergehen. "Wäre halt cool, wenn es zu null bleibt, das wäre eine gute Basis", sagte "MVT" grinsend.
Beim Verweis auf den zweiten deutschen WM-Triumph 2007 komplett ohne Gegentor winkte sie aber ab: "Ob wir jetzt zu null spielen oder 2:1 gewinnen, wäre mir am Ende egal."
DFB-Frauen wollen "noch ekliger" zu Werke gehen
Gegen den EM-Halbfinalisten von 2017 wolle man "noch ekliger und effektiver" zu Werke gehen, versprach Sophia Kleinherne, die vor 20.721 Fans ihr erstes Länderspieltor erzielte (40.). Das gleiche Kunststück gelang nach dem dritten Turniertreffer von Kapitänin und "Kopfballungeheuer" Alexandra Popp (48.) auch der eingewechselten Nicole Anyomi (63.).
Die gelernte Offensivkraft überzeugte als umgeschulte Rechtsverteidigerin. "Ich habe ihr morgens gesagt: Nici, mein Bauchgefühl sagt, du schießt ein Tor", verriet Voss-Tecklenburg. "Ich hätte niemals gedacht, dass das sofort beim ersten EM-Spiel klappt", staunte Anyomi nach ihrem neunten Länderspiel. Da auch Laura Freigang ab der 76. Minute zum Zuge kam, haben alle 20 Feldspielerinnen EM-Spielzeit auf dem Konto.
"Das bedeutet mir viel", sagte die Eintracht-Stürmerin Freigang, die beim Nachbarschaftsduell den bestens bekannten 13 Bundesliga-Profis im ÖFB-Team "einen Strich durch die Rechnung" machen möchte. Klubkollegin Kleinherne betonte nach regem Handykontakt mit den Vereinskolleginnen wie Laura Feiersinger: "Das wird ein interessantes Battle."
Österreich mit Kampfansage
Die erste Kampfansage des vermeintlichen Underdogs ließ nicht lange auf sich warten. "Wir werden Deutschland auf jeden Fall zeigen, wer wir sind", kündigte die zukünftige Hoffenheimerin Julia Hickelsberger-Füller an.
Gegen die kampflustigen Alpen-Kickerinnen kann "MVT" wohl wieder mit ihrer Wunschelf planen, Lena Oberdorf und Felicitas Rauch kehren nach Gelbsperren zurück. Torjägerin Lea Schüller ist nach Corona-Infektion auch auf einem guten Weg.
Die Bundestrainerin sieht ihr Team gegen den "eingeschworenen Haufen" aus Österreich "leicht" in der Favoritenrolle, betonte aber: "Wir haben uns vorgenommen, in dieses Stadion zurückzukommen." Am 27. Juli steigt das Halbfinale erneut in Milton Keynes, vier Tage vor dem Endspiel in Wembley.
Die Unterstützung aus der Heimat ist jedenfalls gewiss. "Bärenstark, @DFB_Frauen", twitterte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und freute sich "riesig" darauf, "am Donnerstag unser Team im Stadion anzufeuern". Auch Tribünengast Bastian Schweinsteiger postete ein Foto mit zwei nach oben gereckten Daumen, an den deutschen TV-Bildschirmen schauten 5,76 Millionen ZDF-Zuschauer zu.
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