Champions League am 6. Spieltag: Der FC Barcelona schenkt mit einer B-Elf gegen Donezk ab, Rom feiert Francesco Totti, Chelsea-Coach Felipe Scolari muss nicht zurück nach Brasilien, Atletico spielt trotz Morddrohungen von Marseille-Ultras, Werder Bremen qualifiziert sich immerhin für den UEFA-Cup - und Jose Mourinho ist alles egal.
Das Geschehen am Dienstag kurz und knapp zusammengefasst im SPOX-Zapping:
Gruppe A
FC Chelsea - CFR Cluj 2:1 (1:0):
Tore: 1:0 Kalou (39.), 1:1 Kone (54.), 2:1 Drogba (71.)
"Wenn wir gegen Cluj ausscheiden, kehre ich nach Brasilien zurück." So sprach Chelsea-Coach Felipe Scolari vor dem letzten Gruppenspiel gegen die rumänische Überraschungsmannschaft. Die Vorstellung schien Cluj zu beflügeln. Der Außenseiter spielte an der Stamford Bridge munter mit und brachte die Blues durch das 1:1 von Kone auch kurz zum Zittern.
Didier Drogba, der zu Beginn erneut nur auf der Bank saß, sorgte aber mit seinem Tor sechs Minuten nach der Einwechslung dafür, dass Scolari vorerst doch nicht nach Brasilien fliehen muss. Michael Ballack spielte übrigens eine ordentliche Partie.
AS Rom - Girondins Bordeaux 2:0 (0:0):
Tore: 1:0 Brighi (61.), 2:0 Totti (79.)
Wer hätte das gedacht? Trotz zweier Niederlagen zum Start der Gruppenphase qualifizierte sich die Roma dank eines 2:0-Erfolgs gegen Bordeaux sogar noch als Gruppenerster fürs Achtelfinale.
Die Champions-League-Rechnung der Giallorossi ist denkbar einfach: Matteo Brighi und Francesco Totti treffen, das Team gewinnt. Wie schon gegen Cluj zuletzt netzte das Duo auch gegen Girondins. Für den Kapitän war es das 13. CL-Tor im 40. Spiel. "No Totti - no Party", sagen die Roma-Fans.
Die Gruppe A im Überblick
Gruppe B
Werder Bremen - Inter Mailand 2:1 (0:0):
Tore: 1:0 Pizarro (63.), 2:0 Rosenberg (81.), 2:1 Ibrahimovic (88.)
Genauso gleichgültig wie sich Inter-Coach Jose Mourinho in den Pressekonferenzen vor der Begegnung gab, agierten auch seine Spieler. Lediglich Muntari fiel bei den Italienern mehrfach durch übertriebene Härte negativ auf und wurde für sein Benehmen bestraft. GettyAllerdings nicht von Schiedsrichter Vink, sondern vom Inter-Trainer persönlich, der den leicht übermotivierten jungen Mann in der 2. Halbzeit auswechselte.
Völlig verdient gewann Werder damit endlich sein erstes Champions-League-Spiel seit über einem Jahr und schaffte - dank der Schützenhilfe von Panathinaikos - sogar noch den Einzug in den UEFA-Cup. Inter stand schon vor der Partie in der K.o.-Phase, verspielte lediglich den Gruppensieg. Doch wie sagte Mourinho schon auf der Pressekonferenz: "Gruppensieg? Mir egal!"
Panathinaikos Athen - Anorthosis Famagusta 1:0 (0:0):
Tor: 1:0 Karagounis (69.)
Fast 70 Minuten lang durfte das Überraschungsteam aus Famagusta sogar noch von der K.o.-Runde in der Champions League träumen, dann kann der Auftritt des tragischen Helden Zoltan Nagy: Der Ersatz-Keeper der Zyprer kam zur Pause für den angeschlagenen Arian Beqaj in die Partie. 24 Minuten lang hielt er, was zu halten war, doch in der 69. Minute war er das letzte Glied in der spielentscheidenden Fehlerkette. Cedric Bardon legte im eigenen Sechzehner quer, Panathinaikos-Angreifer Giorgios Karagounis spritzte dazwischen und stocherte den Ball aufs Tor. Eigentlich ein Kullerball - doch Nagy fiel geschmeidig wie eine Bahnschranke und ließ den Ball über sich hinweg ins Tor hoppeln. Aus der Traum! Dank Werders Sieg auch der vom UEFA-Cup.
Athen dagegen steht zum ersten Mal seit 2002 wieder in der K.o.-Phase - und das gleich als Gruppensieger. Kleiner Aufreger am Rande: The Return of the Laserpointer! Die Panathinaikos-Fans, die schon die Bremer einst mit ihrem grünen Lichtpunkt malträtierten, schlugen auch gegen Famagusta wieder zu.
Die Gruppe B im Überblick
Gruppe C
FC Barcelona - Schachtjor Donezk 2:3 (0:1):
Tore: 0:1 Gladiky (32.), 0:2 Gladiky (57.), 1:2 Sylvinho (58.), 1:3 Fernandinho (76.), 2:3 Busquets (83.)
GettyWeil in Gruppe C schon vor dem letzten Spieltag die Platzierungen in Stein gemeißelt waren, gab es im Camp Nou ein reines Freundschaftsspiel - immerhin ein unterhaltsames. Barca spielte mit der zweiten oder dritten Garde - sieben Spieler in der Startelf waren 21 oder jünger - und schonte seine Stars für den Clasico am Samstag gegen Real Madrid.
Donezk nahm die Einladung an und machte drei blitzsaubere Buden gegen Barcelona - das gab's im Camp Nou seit zehn Jahren nicht mehr. Für Barca gleichzeitig die erste Heimniederlage in der Champions League seit dem Achtelfinal-Hinspiel gegen Liverpool im Februar 2007. Trotzdem bleibt das Team von Pep Guardiola Gruppensieger - und einer der Favoriten auf den Sieg in der Königsklasse. Denn Messi, Eto'o, Xavi und Henry kommen garantiert wieder.
FC Basel - Sporting Lissabon 0:1 (0:1):
Tor: 0:1 Yannick (19.)
Ebenfalls ein Freundschaftsspiel, allerdings ein schlechtes. Einzig spannend war das Fernduell des FC Basel (1 Punkt) mit Steaua Bukarest (1 Punkt), das erst am Mittwoch ran muss. Es geht um die bedeutende Frage: Wer ist das schlechteste Team der diesjährigen Champions League? Die Schweizer legten gegen relativ lustlose Portugiesen jedenfalls schon mal vor. Trotz 10:0 Ecken ging die 0:1-Niederlage gegen Sporting auch in Ordnung. Es bleibt also bei einem Punkt - der allerdings gelang ausgerechnet im wohl schwersten Spiel: in Barcelona. Und einen Titel hat Basel damit auch schon sicher: "Schwächste Schweizer Mannschaft aller Zeiten in der Königsklasse" - Glückwunsch!
Die Gruppe C im Überblick
Gruppe D
Olymique Marseille - Atletico Madrid 0:0:
So sieht das aus, wenn Schlecht gegen Gut spielt, und Gut keine Lust hat: In der 17. Minute ein Torschuss von Atletico, in der 88. einer von Marseille - und dazwischen: nix! Atletico war schon vorher für die K.o.-Runde qualifiziert, Marseille reichte die Nullnummer immerhin für das Minimalziel UEFA-Cup - mit mageren vier Punkten! Das war vorher nur dem FC Thun, Olympiakos Piräus und Ajax Amsterdam gelungen.
Unangenehme Randerscheinung: Nach den Ausschreitungen im Hinspiel schickten Marseille-Ultras Morddrohungen an Spieler, Trainer und Fans nach Madrid. Atletico reiste deshalb mit einer Sondergenehmigung der UEFA erst kurz vor Anpfiff mit Polizeieskorte an. Die Fans blieben gleich ganz zuhause. Sie haben auch wirklich nichts verpasst.
PSV Eindhoven - FC Liverpool 1:3 (1:1)
Tore: 1:0 Lazovic (35.), 1:1 Babel (45.+2.), 1:2 Riera (68.), 1:3 N'Gog (79.)
Weil auch Liverpool schon vorher sicher qualifiziert war, schonte auch Trainer Rafa Benitez die Stars. Steven Gerrard saß 90. Minuten lang auf der Bank und legte lässig seine Beine hoch. Er war schon fürchterlich am Gähnen als seine Kollegen eine Slapstick-Nummer hinlegten: Ecke für Eindhoven, Mascherano zieht den Kopf ein, der Ball landet im Gesicht von Daniel Agger, fliegt vor die Füße von Danko Lazovic und der trifft zum 1:0 für Eindhoven.
Liverpools Ryan Babel traf gegen seine Landsmänner noch mit dem Pausenpfiff zum Ausgleich. Ein Kunstschuss von Riera und ein Kontertor durch N'Gog führten zum verdienten Sieg. Eindhoven verabschiedet sich damit verdient aus Europa - vor allem die Defensive reicht nicht für gehobenere Ansprüche. Merkwürdig eigentlich: Der Trainer nämlich heißt Huub Stevens.
Die Gruppe D im Überblick