Den Samstagabend verbrachte Luiz Felipe Scolari wegen Nierensteinen im Krankenhaus, doch so richtig weh tat dem Trainer von Michael Ballacks FC Chelsea erst tags darauf das 1:1 seiner Blues gegen den Lokalrivalen West Ham United.
Denn statt sich mit einem Sieg vor den FC Liverpool an die Tabellenspitze der Premier-League zu setzen, schwächelten Ballack & Co. erneut zu Hause und blieben zwei Spieltage vor Saison-Halbzeit mit 37 Punkten einen Zähler hinter den Reds.
Beim 0:1-Rückstand zur Pause wurde der deutsche Nationalmannschaftskapitän sogar ausgewechselt und musste Stürmerstar Didier Drogba Platz machen.
Scolari ratlos über Heimschwäche
"Für uns scheint zu Hause nicht mehr zu Hause zu sein. Wir schießen nicht genug Tore. Ich weiß nicht, was los ist", monierte Scolari ebenso besorgt wie ratlos.
Der doppelte Punktverlust gegen West Ham war schon das vierte Unentschieden der Saison im heimischen Stadion an der Stamford Bridge.
Dazu leisteten sich die über Jahre hinweg heimstarken Blues Pleiten gegen Liverpool und den FC Arsenal und ließen somit schon 14 Zähler auf heimischem Terrain liegen.
Zola wohlwollend an der Stamford Bridge empfangen
"Zu Hause ist, wo's weh tut", titelte Chelseas Vereins-Website. Scolari fühlte daher mit den Club- Fans, die ihrem Unmut nach dem Match gegen West Ham mit Buh-Rufen Luft machten, während sein Gegenüber, der neue Hammers-Coach und frühere Chelsea-Star Gianfranco Zola, an alter Wirkungsstätte wohlwollend empfangen wurde.
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"Wenn ich an die Spiele denke, in denen wir hier Punkte verloren haben, kann ich den Anhängern nur zustimmen", sagte Scolari.
Von seiner Entscheidung, Ballack auszutauschen, war Scolari im Nachhinein nicht mehr ganz überzeugt. Zwar brachte Drogba mehr Druck ins Spiel und war entscheidend an dem feinen Spielzug beteiligt, den nach West Hams Führung durch Craig Bellamy (33. Minute) Torjäger Nicolas Anelka (51.) zum 1:1 abschloss.
Deco mit schwachem Auftritt
"Nachdem Drogba kam, haben wir das Mittelfeld verloren", kritisierte Scolari seine Kreativ- Abteilung, in der vor allem Deco weit unter seinen Möglichkeiten blieb.
Immerhin konnte sich Anelka freuen: Der Franzose erzielte sein 100. Tor in der Premier League und schon den 16. Saisontreffer.
Ansonsten blieb Chelseas einziger Trost, dass sich die Konkurrenz nicht besser anstellte.
Konkurrenz patzt ebenfalls
Spitzenreiter Liverpool (2:2 gegen Hull City) und Titelverteidiger Manchester United (0:0 bei Tottenham Hotspur) sowie der FC Arsenal (1:1 bei Robert Huths FC Middlesbrough) patzten.
Fast könne man meinen, Englands Spitzenclub hätten "im Geheimen einen bizarren Nichtangriffspakt geschlossen", um es spannend zu machen, mutmaßte scherzhaft die Zeitung "The Times".
"Die Wahrheit ist, dass Chelsea darum kämpft, in Fahrt zu kommen", urteilte der "Independent" treffend, "sie sind derzeit nicht die Tormaschine vergangener Jahre."
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