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Benitez' Zukunft am seidenen Faden

Richard RotherSPOX
27. November 200713:37
SPOXGetty
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München - Rafael Benitez' Haltbarkeitsdatum an der Anfield Road scheint überschritten. Der Trainer des FC Liverpool spuckte Gift und Galle in Richtung Klub-Eigentümer, die ihm von Übersee aus den Mund verbieten.

Der Coach ignorierte Tom Hicks' und George Gilletts Anweisung, seine Meinung über die Transferpolitik des Klubs offen anzusprechen. "Ich muss jetzt drei neue Spieler verpflichten", hatte Benitez konstatiert.

Die beiden Großunternehmer machten deutlich, wer in Liverpool die Fäden in der Hand hat. Transfer-Angelegenheiten würden frühestens auf den Tisch kommen, wenn sie im Dezember nach England fliegen und mit Geschäftsführer Rick Parry darüber sprechen würden. 

Wie eine Marionette 

Auf diese Verzögerungstaktik hin platzte Benitez endgültig der Kragen: "Die wissen überhaupt nicht, wie der Transfer-Markt in Europa funktioniert - es ist schließlich kein amerikanisches Draft-System", so der Spanier, der den Meistertitel erstmals seit 18 Jahren wieder an die Anfield Road holen soll.

Benitez fordert Mitspracherecht, was ihm die Klub-Eigentümer nicht zugestehen. Hicks und Gillett verlangen von ihm, dass er genau das macht, was man von ihm verlangt - und sich damit zur Marionette machen würde. "Er soll sich nur darauf konzentrieren, die Spieler auf die wichtigen Spiele gegen Porto, Bolton und Reading einzustimmen", lautete es aus Übersee.

Die schnippische Antwort 

Auch darauf ließ Benitez' Antwort nicht lange auf sich warten und im Laufe einer Pressekonferenz griff er die Aussage seiner Vorgesetzten auf: "Wie immer konzentriere ich mich darauf, mein Team entsprechend zu trainieren", wiederholte sich Benitez nicht weniger als 15 Mal wie ein hängengebliebener Plattenspieler.

Von einem Willigen wird Willenlosigkeit gefordert. Kaum entwickelte die spanische Marionette Eigensinn, schon hängt sie am seidenen Faden. Die einzige Rettung für Benitez: Eine bußfertige öffentliche Entschuldigung und hochkarätige sportliche Erfolge.

Der 3:0-Sieg über Newcastle am Samstag sorgte vorerst ein wenig für Entspannung. Ungeschlagen rangieren die Reds mit sechs Punkten Rückstand auf Arsenal auf dem fünften Tabellenplatz. In der Champions League gastiert Porto am Mittwoch in England: nicht nur für Liverpool, sondern auch für Benitez eine Art Endspiel.

Sorry Rafa, Du bist raus! 

Gerüchte, die Kündigung Benitez' sei schon beschlossene Sache, wurden als voreilig dementiert. Doch schnell wurden der Presse mögliche Nachfolger präsentiert, darunter auch der derzeit arbeitslose Jose Mourinho.

Der Ex-Coach von Chelsea kann in dieser Saison allerdings keinen Trainerjob in der Premier League mehr annehmen. Und seinen eigenbrötlerischen Ruf dürften auch Hicks und Gillett in den USA bereits vernommen haben.

Die Vorstellung Benitez' in Liverpool ist noch nicht vorbei. Der Spanier wird aber aus der Ferne mundtot gemacht und seine Reaktion war ein deutlicher Ansatz von Aufmüpfigkeit. Unterschwellig hört man "Sag sorry, oder Du bist raus, Rafa!" aus der Ferne hallen. Ein stolzer Spanier lässt sich das nicht zweimal sagen.

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