Hamburg - Der Hamburger SV hat vier Tage nach der Pokal-Pleite in Wolfsburg im Titelrennen der Bundesliga Stärke bewiesen und ist dem Spitzenduo Bayern München und Werder Bremen auf der Spur geblieben.
Vier Tage vor dem deutschen Duell im UEFA-Cup in Leverkusen besiegten die vielbeschäftigten Hanseaten das "letzte Aufgebot" von Eintracht Frankfurt mit 4:1 (1:0). Im Pflichtspiel-Marathon dieser Saison zeigten sich die Hanseaten in ihrer schon 38. Partie frisch und kampfstark.
Paulo Guerrero sorgte vor 53.787 Zuschauern in der Hamburger Arena in der 5. Minute für die Führung (das Tor im SPOX-Replay anschauen), die Nigel de Jong (57.) ausbaute, ehe Sotirios Kyrgiakos gegen die einige Male schlampig verteidigenden Gastgeber der Anschlusstreffer (70.) gelang. Doch Guerrero (79.) mit seinem vierten Saisontor und der eingewechselte Mohamed Zidan (83.) machten alles klar.
Hamburgs Coach Huub Stevens resümierte gewohnt unterkühlt: "Wir haben unsere Chancen genutzt und guten offensiven Fußball gespielt. Frankfurt war aber auch geschwächt. Paolo Guerrero ist heute eben in die Position gekommen, abzulegen und Tore zu machen. Schön für ihn, aber die Hauptsache ist, dass wir gewonnen haben."
Nikolovs Patzer
Bei heftigem Wind und Dauerregen hielt der HSV mit 41 Punkten Anschluss an Rekordmeister Bayern (47) und Bremen (43). Frankfurt (32) hat als Siebter nun vier Zähler Rückstand auf einen Platz im internationalen Wettbewerb. "Der dritte Platz ist mir nicht so wichtig. Wir haben drei Punkte geholt und uns vor dem Abstieg gerettet", so Stevens.
Der HSV-Coach verzichtete auf den bei der Pokal-Pleite in Wolfsburg von Krämpfen geplagten Collin Benjamin, für den Jerome Boateng auflief. Nicht im Team waren weiterhin Thimothee Atouba (Blasen-Operation) und Romeo Castelen (Knieprellung).
Für Vincent Kompany spielte Piotr Trochowski, der sich nach fünf Minuten feiern lassen durfte. Seine genaue Flanke köpfte Guerrero zur Führung ins Frankfurter Tor - auch, weil Keeper Oka Nikolov ausrutschte.
"Das war ein Scheißtag heute - ich habe zwei doofe Tore kassiert", so der Keeper und fügte hinzu: "Wenn ich die Bälle schon nicht halte, muss ich sie eben zur Seite wegmachen. Das dritte geht auf meine Kappe. Über das 4:1 müssen wir reden, aber generell haben wir zu Recht verloren."
Van der Vaart überragend
In die lange Liste der Frankfurter Ausfälle gesellte sich in Hamburg zunächst auch der am kleinen Finger der linke Hand operierte Ioannis Amanatidis, der vor einer Woche den Siegtreffer zum 1:0 gegen Werder Bremen erzielt hatte.
"Er fühlt sich mit der Manschette ängstlich", erklärte Friedhelm Funkel, der den Griechen kurz vor dem dritten Gegentreffer überraschend doch einwechselte. In der Abwehr musste der Eintracht-Coach Patrick Ochs (Gelbsperre) und Chris (Fußsohlenverletzung) ersetzen.
Die neuformierte Frankfurter Verteidigung hatte mit den schwungvollen Norddeutschen ihre liebe Not. Guerrero hätte nach strammer Hereingabe des überragenden Rafael van der Vaart fast das zweite Tor erzielt; und nach einer Viertelstunde parierte Nikolov einen mächtigen Kopfball des aufgerückten Bastian Reinhardt.
Der Killerinstinkt fehlt
Doch die HSV-Defensive agierte schon da teilweise zu sorglos, was bei Keeper Frank Rost nach einer vergebenen Chance von Michael Fink (45.) zu einem Wutanfall führte. Zuvor hatte er in der 30. Minute glänzend gegen Christoph Spycher und Martin Fenin geklärt.
"Unserer Mannschaft fehlt etwas mehr Killerinstinkt. Das Problem hatten wir auch in Wolfsburg schon", sagte Fußball-Legende Uwe Seeler. Doch das änderte sich, als de Jong eine steile Freistoß-Vorlage van der Vaarts eiskalt per Kopf nutzte.
Trochowski hatte gerade seinen Platz Kompany überlassen, was die Frankfurter Abwehr offenbar durcheinandergebracht hatte. Der glatte Erfolg geriet nur einen Moment in Gefahr, als Kyrgiakos nach Weissenberger-Flanke traf.