Formel 1 - Erkenntnisse zum Portugal-GP: Schumacher braucht neue Konkurrenz - Vettel wird für gute Leistung nicht belohnt

Christian Guinin
02. Mai 202122:51
Mick Schumacher kämpfte in Portimao mit Fahrern anderer Teams.imago images
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Während Sebastian Vettel beim Großen Preis von Portugal trotz einer ansprechenden Leistung nicht belohnt wird, liefert Mick Schumacher eine gute Performance ab und muss sich wohl bald neue Konkurrenz suchen. Großes Gesprächsthema sind in Portimao einmal mehr die Track-Limits. Die Erkenntnisse zum Portugal-GP.

1. Track-Limits müssen abgeschafft werden

Die Track-Limits und Red Bull werden in dieser Saison wohl keine Freunde mehr. Nachdem Max Verstappen bereits im Qualifying die Poleposition durch ein Vergehen in Kurve vier verloren hatte, wurde ihm am Sonntag im Rennen auch die schnellste Rennrunde gestrichen, weil er in Kurve 14 zu weit draußen war - dieselbe Kurve, in der ein Fehler auch dazu geführt hat, dass Lewis Hamilton vorbeifahren konnte.

"Jetzt haben wir den Sieg verloren, schnellste Runde, Poleposition. Aller guten Dinge sind drei. Ich hoffe, jetzt ist auch mal Schluss", ärgerte sich Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko im Gespräch mit Sky nach dem Rennen.

Verstappen war zwei Runden vor dem Rennende an die Box gefahren, um sich auf frischen weichen Reifen die schnellste Runde und den Bonuspunkt zu holen. Das hatte auch geklappt, bevor die Zeit wieder gestrichen wurde - sehr zur Verwunderung des Niederländers: "Es ist seltsam, weil sie Track-Limits in Kurve 14 nicht beobachtet haben. Wie auch immer", sagt er nach dem Rennen.

Verstappen liegt mit dieser Einschätzung zwar falsch, schließlich wurde in den Event Notes vor dem Rennen sehr wohl Kurve 14 als einbezogene Kurve festgelegt, der Kritik Helmut Markos an der Umsetzung der Track-Limit-Regelung ist aber dennoch zuzustimmen.

Track-Limits schaden Spannung und Unterhaltung

Generell sind die Definition der Track-Limits an den bisherigen Wochenenden 2021 weder einheitlich, noch sind sie zuschauerfreundlich. In Imola beispielsweise galt in vielen Kurven im Qualifying ein Track-Limit, wobei eine Runde, die unter Überschreitung jener Limits gefahren wurde, gestrichen wurde. Im Rennen galten dann wieder ganz andere Regeln. Auch in Bahrain sorgte das Überholmanöver von Verstappen auf Hamilton, welches außerhalb der vorgegebenen Strecke stattfand, für reichlich Gesprächsstoff.

Zum Wohle der Zuschauer und der Unterhaltung ist deshalb nur zu wünschen, dass die FIA zukünftig wahlweise überhaupt keine Track-Limits ausspricht oder, sollte man unbedingt darauf bestehen, die betroffenen Zonen mit Kies oder Sand präpariert, sodass Piloten eher Zeit verlieren als welche zu gewinnen. Das findet auch Dr. Marko. "Das ist lästig. Da muss sich etwas ändern. Entweder macht man eine Begrenzung mit Kerbs oder man macht Kies oder so. Wenn man rausfährt, dann gibt es automatisch eine Bestrafung", forderte er.

2. Mick Schumacher muss sich neue Konkurrenz suchen

Der große Preis von Portugal war für Mick Schumacher ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. In seinem dritten Formel-1-Rennen ließ der 22-Jährige erstmals einen Fahrer aus einem anderen Team hinter sich. Und das sogar mit einem Überholmanöver auf der Strecke. Am Ende belegte er den 17. Gesamtrang, vor Nichloas Latifi im Williams und Teamkollege Nikita Mazepin.

"Ich glaube, wir können ganz happy mit dem sein, was wir erreicht haben. Wir hatten ein gutes Rennen, wenige Fehler und haben natürlich die Zielflagge wieder gesehen", analysierte er im Anschluss bei Sky.

Es war Schumachers dritte Zielankunft im dritten F1-Grand-Prix, und eine, in der er in der Schlussphase betont aggressiv unterwegs war und sich Latifi zurechtlegte. "Wir hatten schon ein gutes Stück mehr Pace als Nicholas", sagte er. "Da kommt man aber einfach nicht vorbei. Das ist leider zum verrückt werden."

Erst nach einem Verbremser von Latifi bot sich Schumacher eine Chance, und die nutzte er aus. "Ich hatte es davor ein paar Mal schon fast geschafft. Dann hatte ich ein stehendes Rad oder bin auf der Geraden einfach nicht vorbeigekommen. Er scheint ein bisschen besser gewesen zu sein auf den Geraden als wir."

Schumacher überholte Latifi auf der Strecke.imago images / HochZwei

Schumacher: "Hatte so viel Pace mehr in mir"

Deshalb musste Schumacher auf einen Fehler warten, und dieser Fehler kam. Schumacher glaubt sogar, dass mehr drin gewesen wäre, wäre er eher an Latifi vorbeigekommen: "Ich hatte so viel mehr Pace in mir. Ich bin mir auch recht sicher, dass wir George Russell noch geschnappt hätten, wenn das Überholen einfacher gewesen wäre."

Dennoch: Für den 22-Jährigen ist es ein Erfolgserlebnis. Eines, das er in Zukunft häufiger brauchen wird, vor allem weil sein Teamkollege wieder einmal überhaupt nicht performte. Während Schumacher um Plätze kämpfte, fuhr der Russe ein einsames Rennen abgeschlagen am Ende des Feldes.

55 Sekunden hatte Mazepin im Ziel Rückstand auf den Deutschen, hinzu kamen einige Fahrfehler. Für Schumacher heißt das, dass er sich in Zukunft neue Konkurrenz suchen muss. Die Leistungen seines Teamkollegen übertrifft er nämlich schon jetzt um Längen.

3. Sebastian Vettel wird für ordentliche Leistung nicht belohnt

Wer aus den Punkterängen losfährt, der will auch in den Punkterängen ankommen. Das aber hat Sebastian Vettel beim Portugal-Grand-Prix 2021 in Portimao nicht geschafft. Im Gegenteil: Der Aston-Martin-Fahrer büßte im Rennverlauf drei Positionen ein und wurde am Ende als 13. gewertet.

Sein Fazit zum dritten Formel-1-Rennen des Jahres fiel daher durchwachsen aus: "Wir verstehen das Auto besser und besser. Es fehlt uns aber an Speed. Daran müssen wir arbeiten", sagte Vettel. Denn das Rennen habe die großen Schwächen des AMR21 aufgezeigt: Über die Distanz von 300 Kilometern sei das Auto im Vergleich zur direkten Konkurrenz schlicht zu schwach.

"Die Strategie war okay. Unterm Strich aber hatten wir nicht genug Pace, um die Autos vor uns unter Druck zu setzen. Deshalb war es ziemlich knifflig. Und deshalb sind wir nach hinten gerutscht", meinte auch Vettel selbst. Zunächst hatte er seinen zehnten Startplatz noch behauptet. Dann verdrängte ihn der von weit hinten gestartete McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo. Bei der Boxenstopp-Serie verlor Vettel dann weiter an Boden, welchen er später mit abgekämpften Reifen nicht mehr aufholen konnte.

Dabei zeigte der Heppenheimer zum ersten Mal in dieser Saison über das gesamte Wochenende eine äußerst ansprechende Leistung. Obwohl Vettel in Portimao im Vergleich zu Teamkollege Lance Stroll noch auf der älteren Version des AMR21 unterwegs war, schlug er diesen sowohl im Qualifying - als er zum ersten Mal seit knapp einem Jahr wieder Q3 erreichte - als auch im Rennen deutlich. Eine individuelle Performance, auf die Vettel aufbauen muss.

Das Ergebnis kommt für den viermaligen Formel-1-Weltmeister dennoch einer Enttäuschung gleich: "Wir hatten uns erhofft, dass wir vielleicht ein paar Punkte mitnehmen können." Daraus wurde nichts, denn auch Lance Stroll kam nicht in die Top 10, sondern landete als 14. noch hinter Vettel.

Hoffnung macht das kommende Rennen in Barcelona, wo Aston Martin neue Teile an den Start bringen will. "In Barcelona wird ein Update für beide Autos kommen. Die Frage ist, wie groß dieser Schritt im Vergleich zu den anderen ist", so Vettel. Auch das Streckenlayout könnte dem Aston Martin gelegener kommen. "Es gibt sicherlich Unterschiede von Strecke zu Strecke. Hoffentlich kommt uns Barcelona etwas mehr entgegen."

Sebastian Vettel landete außerhalb der Punkteränge.getty

Formel 1: Die WM-Wertung nach 3 von 23 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes69
2Max VerstappenRex Bull61
3Lando NorrisMcLaren37
4Valtteri BottasMercedes32
5Chales LeclercFerrari28
6Sergio PerezRed Bull22
7Daniel RicciardoMcLaren16
8Carlos SainzFerrari14
9Esteban OconAlpine8
10Pierre GaslyAlphaTauri7
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes101
2Red Bull83
3McLaren53
4Ferrari42
5Alpine13
6AlphaTauri9
7Aston Martin5
8Alfa Romeo0
9Williams0
10Haas0