Anarchie pur und kranke Bumps dank No DQ

Von Maurice Kneisel
"I can fly!" CM Punk segelt per Flying Elbow Drop auf Triple H hinab
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Night of Champions bot sechs Titelmatches, dazu das absolut chaotische Aufeinandertreffen von Triple H und CM Punk, bei dem unter anderem The Miz, R-Truth und Kevin Nash munter mitmischten. John Cena setzte Alberto Del Rios Regentschaft als WWE-Champion ein frühes Ende. Für den Schocker des Abends sorgte Mark Henry, der sich den Welt-Schwergewichts-Titel von Randy Orton sicherte.

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No DQ-Match: CM Punk vs. Triple H

Keine Regeln - schon klar, und es ging um einiges in dieser sehr persönlichen Fehde. Aber was in den letzten zehn Minuten abging, war nur noch Wahnsinn. Bei "Family Guy" wäre als krönender Abschluss wohl noch der Ring explodiert, aber ansonsten war alles drin. Eingriffe von The Miz, R-Truth und Kevin Nash sowie John Laurinaitis, der einmal mehr Einfluss nahm und dessen Rolle weiterhin offen bleibt. Bei diesem Match werden sicherlich die Meinungen stark auseinander gehen, denn teilweise wirkte das Ganze schon stark overbooked. Vor dem Chaos stand allerdings ein sehr unterhaltsamer Schlagabtausch ohne Regeln, der zwar wenig von einem Wrestling-Match hatte, aber genauso musste es auch laufen. Diese Fehde ist intensiv, sie ist persönlich und entsprechend ging es beiden Männern einfach nur darum, dem Gegner die Seele aus dem Leib zu prügeln. Triple Hs wiederholte Pedigrees und knallharte Attacken mit dem Stuhl gegen CMs Knie, dazu Punks sensationelle Homage an den Macho Man Randy Savage mit dem Flying Elbow nach draußen durch das Kommentatorenpult waren echte Highlights, die auch am Jahresende noch in Erinnerung sein sollten. Und dass Hunter weiterhin COO ist, macht angesichts der Storyline-Entwicklung ebenfalls Sinn. Sieger: Triple H.

WWE-Champion Alberto Del Rio vs. John Cena

Soviel also zu Del Rios erstem Run als WWE-Champ. Die einzige Titelverteidigung erfolgte gegen Rey Mysterio bei RAW am Abend nach dem SummerSlam, danach ging es für den Mexikaner steil bergab. Gegen John Cena hatte er zwar ein gutes und überzeugendes Match, stand letzten Endes, nachdem er im STF abklopfte, aber schon wieder ohne Gürtel da. Auch vor dem Match musster er sich bereits von Cena demütigen lassen, der somit auch bei seinem insgesamt zwölften World-Championship-Gewinn einmal mehr völlig over dargestellt wurde. In der Mitte des Matches hatte Del Rio einige starke Szenen, darunter mit seinem Enzuigiri gegen den auf dem Top Rope hockenden Gegner ein echtes Highlight. Letzten Endes bleibt aber vor allem der bittere Nachgeschmack, dass bei Albertos erstem Run als Champion deutlich mehr drin gewesen wäre. Sieger und neuer WWE-Champion: John Cena.

Divas-Championesse Kelly Kelly vs. Beth Phoenix

Wann gab es zuletzt eine solch tolle Stimmung während eines Diven-Matches? Und dazu noch geschlossen für die Heel-Diva, die bei ihrem Heimspiel in Buffalo das Publikum auf ihrer Seite wusste. Gerade zu Beginn waren die "Kelly sucks"-Rufe unüberhörbar. Und doch lief das Match wieder ganz ähnlich wie schon beim SummerSlam: Kelly bekam überraschend viele Aktionen durch, ließ sich trotz Phoenix' Power nicht unterkriegen. The Glamazon war dieses Mal zwar insgesamt dominanter, musste sich letztlich aber doch wieder geschlagen geben. Das Match war in Ordnung und lebte von der Stimmung. Zudem war Phoenix' Superplex gegen Kelly vom Top Rope ein echter Hingucker - im Gegensatz zu ihrem Leoparden-Höschen. Siegerin und weiterhin Diven-Championesse: Kelly Kelly.

Welt-Schwergewichts-Champion Randy Orton vs. Mark Henry

Nach dem überragenden Aufbau Henrys als Top-Heel und den unzähligen Malen, bei denen er Orton munter einen World's Strongest Slam nach dem anderen verpassen durfte, erschien es noch unwahrscheinlicher als ohnehin schon, dass er ausgerechnet gegen eines der beiden WWE-Aushängeschilder den cleanen Sieg und somit den Titel einfahren würde. Aber genauso kam es, und es war sensationell! Henry dominierte Orton über weite Strecken, erst gegen Ende kam Randy nochmal einigermaßen ins Match, nur um nach gekontertem RKO-Versuch Henrys Finisher und das Pin einzustecken. Ein echter Schocker für alle WWE-Fans, die Mark nach 15 langen Jahren keinen derartigen Erfolg mehr zugetraut hatten, und der krönende Abschluss eines durchweg gelungenen Pushs. Kompliment an die Storyline-Schreiber, gerne mehr davon. Sieger und neuer Welt-Schwergewichts-Champion: Mark Henry.

United-States-Champion Dolph Ziggler vs. Jack Swagger vs. John Morrison vs. Alex Riley

Ein unterhaltsames Match, dem etwas mehr Zeit aber sicher nicht geschadet hätte. Highlight war eindeutig die Szene in der Ecke, als John Morrison im Tree of Woe hing, während Ziggler auf dem Pfosten thronte, dort von Riley attackiert und dieser schließlich von Morrison per Released Belly-to-Back-Suplex aus der Tree of Woe-Position vom Top Rope befördert wurde. Die Storyline zwischen Ziggler und Swagger wurde zwar weiter erzählt, hat allerdings aufgrund Vickie Guerreros eindeutigem Bekenntnis zu Dolph nach dem Match an Potential verloren. Ein Titelwechsel zu Swagger hätte der Fehde vermutlich mehr Würze gegeben. Sieger und weiterhin United-States-Champion: Dolph Ziggler.

Intercontinental-Champion Cody Rhodes vs. Ted DiBiase

Für mich klar der Stinker des Abends. Rhodes zählt derzeit zu den heißesten Aufsteigern in der WWE, konnte in diesem Match aber nur selten zeigen, was er drauf hat. DiBiase, der nach all den Demütigungen der letzten Monate doch eigentlich stiinksauer hätte sein sollen, trat nicht so verbissen auf, wie für das Gelingen des Matches nötig gewesen wäre. Und auch die Schlussszene, in der Ted Cody die Maske abnahm und ihn damit niederschlagen wollte, machte angesichts der Tatsache, dass er der Face sein soll, nur wenig Sinn. Rhodes' Titelverteidigung war berechtigt, er hat wesentlich mehr Momentum als DiBiase, dessen zweiter Solopush auch wieder im Sande verlaufen könnte, bevor er wirklich angefangen hat. Sieger und weiterhin Intercontinental-Champion: Cody Rhodes.

WWE-Tag-Team-Champions Evan Bourne & Kofi Kingston vs. The Miz & R-Truth

Eine gute Wahl zum Einstieg: Vier bekannte und populäre Superstars, dazu ein schnelles und unterhaltsames Match, bei dem sich Kingston und Bourne auch outfit-technisch als echtes Team präsentierten. The Miz und R-Truth dominierten den Großteil des Matches und setzten ihren vermeintlich unterlegenen Gegnern ordentlich zu. Die konnten in erster Linie mit strategisch geschickten Wechseln und schnellen Aktionen dagegen halten. Etwas enttäuschend war allerdings das Ende durch Disqualifikation, welches zwar die Storyline um Awesome Truth auch im Hinblick auf den Main Event schön weitergesponnen hat, die Tag-Champs, auf die doch wieder verstärkt der Fokus gelegt werden soll, aber letztlich schwach aussehen ließ, da sie an der Entscheidung und somit an ihrer Titelverteidigung nicht aktiv beteiligt waren. Sieger und weiterhin Tag-Team-Champions: Kofi Kingston und Evan Bourne.

Fazit

Durchwachsene Show, bei der in erster Linie die drei Main Events zu überzeugen wussten, die übrigen Matches waren recht kurz gehalten. Wrestlerische Highlights boten vor allem CM Punk mit seinem Flying Elbow Drop durch das Kommentatorenpult sowie John Morrison mit seinem Suplex vom Turnbuckle im Four-Way-Match. Hingucker des Abends war aber ohne Zweifel der sensationelle Titelgewinn von Mark Henry, der trotz staken Aufbaus auch angesichts des Matchverlaufs bis zum Ende schwer vorstellbar blieb. Aufgrund der Finishes im Tag-Team- sowie im Haupt-Match zwischen Triple H und CM Punk war für meinen Geschmack schon sehr viel Chaos geboten, zudem endete Alberto Del Rios Titelregentschaft, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Nun gilt es, den Mexikaner schnellstmöglich wieder stark darzustellen, statt den De-Push - ähnlich wie bei Jack Swagger 2010 - weiter zu führen. Denn dass der Mexikaner das Potential hat, um sich als absoluter Top-Heel in der WWE zu etablieren, steht außer Frage.

Seite 2: Night of Champions zum Nachlesen im Ticker