Außerdem dabei: Anthony Richardson rehabilitiert sich, Doug Pedersons Rauswurf ist nur eine Frage der Zeit - und die San Francisco 49ers kriegen das Ruder nicht mehr herumgerissen.
NFL, Week 11 - Erkenntnis: Die Playoff-Teams stehen schon fest
Sieben Wochen hält diese Regular Season noch für uns bereit. Für die Teams bedeutet das noch sechs oder sieben Spiele (Bye Weeks gibt es nur noch in Week 12 und Week 14), bevor am 11. Januar die Playoffs starten. Zu früh ein Blick auf das Playoff Picture?
Nein, selbst wenn sich noch kein Team vorzeitig für die Postseason qualifiziert hat. Selbst die Chiefs oder Lions (je 9-1) könnten noch abgefangen werden. Trotzdem sind die Tabellen beider Conferences mittlerweile so klar, dass sich ein Blick lohnt. Fünf Teams haben erst zwei Siege auf dem Konto (Giants, Jaguars, Raiders, Titans, Browns), vier weitere haben dreimal gewonnen (Panthers, Cowboys, Patriots, Jets). Diese darf man mit ziemlicher Sicherheit abschreiben.
Wem ist noch eine Aufholjagd zuzutrauen? Und wer könnte noch aus den Playoffs herausfallen?
NFL: Diese Teams wären aktuell in den Playoffs
AFC | NFC | |
Platz 1 | Kansas City Chiefs (9-1) | Detroit Lions (9-1) |
Platz 2 | Buffalo Bills (9-2) | Philadelphia Eagles (8-2) |
Platz 3 | Pittsburgh Steelers (8-2) | Arizona Cardinals (6-4) |
Platz 4 | Houston Texans (6-4) | Atlanta Falcons (6-5) |
Wild Card | Los Angeles Chargers (7-3) | Minnesota Vikings (8-2) |
Wild Card | Baltimore Ravens (7-4) | Green Bay Packers (7-3) |
Wild Card | Denver Broncos (6-5) | Washington Commanders (7-4) |
Verfolger | Indianapolis Colts (5-6) | Los Angeles Rams (5-5) |
Verfolger | Miami Dolphins (4-6) | Seattle Seahawks (5-5) |
Verfolger | Cincinnati Bengals (4-7) | San Francisco 49ers (5-5) |
- Top-Seeds: Die Chiefs gewannen letzte Saison auch ohne Heimvorteil, aber unverwundbar sind sie definitiv nicht. Den direkten Vergleich gegen die Bills hat man verloren, aber ein Auswärtsspiel bei den Steelers steht am 1. Weihnachtstag an (Mittwoch). Dazu Duelle mit den Chargers, Texans und bei den Broncos - KC kann also durchaus noch abgefangen werden. Andererseits spielen die Steelers in einer knallharten Division - und die Bills müssen noch nach Detroit. In der NFC führt kaum ein Weg an den Lions vorbei, zumal man die auf dem Papier härtesten Gegner (Green Bay, Buffalo, Minnesota) allesamt im Ford Field begrüßt.
- Division-Sieger: Wer bekommt die Heimspiele in der Wildcard-Runde? In der AFC profitieren die Texans von ihrer schwachen Division, die übrigen drei Tabellenführer haben mindestens zwei Niederlagen weniger als die Verfolger. Besonders den Ravens droht so ein hammerhartes Playoff-Programm. In der NFC sind die Eagles in der NFC North kaum noch zu stellen, in den übrigen drei Divisions geht es aber sehr eng zu - ganz besonders in der NFC West, wo die Rams, Seahawks und 49ers den Cardinals dicht auf den Fersen sind. Atlanta muss lediglich die Buccaneers (4-6) und Saints (4-7) weiter auf Distanz halten, wenn man das Playoff-Ticket lösen will.
- Wild Cards: Die Ravens und Chargers wird man kaum noch verdrängen können, selbst wenn man die eigene Division nicht gewinnen sollte. Sollte es keine Überraschung geben, kämpfen damit die Texans, Broncos und Colts um zwei Playoff-Tickets - oder mischt Miami (4-6) doch noch mit? In der NFC macht die West-Division alles etwas komplizierter, aber wenn dort keiner der Verfolger durchstartet, sollten die Wild Cards eigentlich außer Reichweite sein: Washington beispielsweise schwächelte zuletzt, darf aber noch zweimal gegen die Cowboys und die Titans ran. Green Bays Restprogramm ist etwas härter, die Packers könnten es mit Niederlagen gegen San Francisco und Seattle auch noch spannend machen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Verfolger nur noch auf die Division-Krone schielen sollten.
Prediction: Buffalo und Detroit holen die Freilose, Houston, Atlanta sichert sich die Division dank des Tiebreakers über Tampa Bay. Auch die Cardinals werden nicht mehr abgefangen. Heißt: Die aktuellen 14 Playoff-Teams spielen den Champion unter sich aus.
NFL, Week 11 - Zitat der Woche: Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs)
Das Selbstvertrauen des Patrick Mahomes kann so schnell nichts erschüttern. Ja, es gab beim 21:30 in Buffalo schon die vierte Regular-Season-Niederlage in Folge gegen die Bills. Deren Quarterback Josh Allen schob sich im Kampf um den MVP-Award weiter nach vorn, während Mahomes (15 TDs, 11 INT) damit endgültig nichts mehr zu tun haben sollte. Selbst die gefürchtete Defense der Chiefs ließ zum ersten Mal seit dem Super Bowl vor zwei Jahren wieder 30 Punkte zu.
Und doch sprach Mahomes' Botschaft an Allen beim Handshake nach der Partie Bände. "We'll do it again, baby", raunte er seinem Dauerrivalen zu. Mit anderen Worten: Wir sehen uns im Januar in den Playoffs. Und da herrschen bekanntlich andere Gesetze: 27:24, 42:36 und 38:24 lauteten die Ergebnisse in den letzten vier Jahren in der Postseason. Allesamt Siege für KC. In den Playoffs ist der dreifache Champion Mahomes immer noch der große Bruder.
Kommt es im Januar zum erneuten Aufeinandertreffen? Verteidigt man die beiden Top-Seeds in der AFC gegen den Verfolger aus Pittsburgh, wäre es wie vier Jahre zuvor erneut das AFC Championship Game. Ein Hauch von Tom Brady vs. Peyton Manning: In der berühmten Rivalry gewann Brady neun von zwölf Spielen in der Regular Season, aber nur zwei von fünf Playoff-Duellen. Zu diesem Level fehlen Mahomes und Allen aber noch ein paar Jahre - und zu früh freuen will man sich auch nicht. "Wenn man sich unsere Geschichte anschaut, treffen wir uns immer wieder in den Playoffs", gab Allen zu. "Aber so weit sind wir noch nicht. Darauf konzentrieren wir uns, wenn es so weit ist."
NFL, Week 11 - Gewinner: Anthony Richardson (Indianapolis Colts)
Die Karriere von Anthony Richardson schien nach dem miserablen Auftritt gegen die Houston Texans vor drei Wochen (10/32 für 175 Yards, TD, INT) auf wackligen Füßen zu stehen. Head Coach Shane Steichen sattelte um auf Backup Joe Flacco, der bis dato im Passing Game deutlich besser ausgesehen hatte, und erhoffte sich dadurch offenbar einen ähnlichen Playoff-Push wie er Flacco im Vorjahr bei den Browns gelungen war. Daraus wurde nichts, in seinen zwei Starts spielte Flacco wie der 39-Jährige, dessen NFL-Karriere vor einem Jahr praktisch schon beendet schien.
Also bekam Richardson eine neue Chance. Doch die musste er gegen die New York Jets erst einmal nutzen. Mission geglückt: 20/30 für 272 Yards, einen Touchdown und keine Interceptions. Besonders war sein Spiel in der Schlussphase: Erst ein Touchdown-Drive über 80 Yards (5/7 für 69 Yards), dann einer über 70 Yards zum Sieg. In diesem brachte er Pässe über 39 und 17 Yards an, bevor er den Ball selbst über die Linie drückte. Sein vielleicht bester Tag in der NFL bisher: Bei Pässen über mindestens zehn Yards downfield fanden laut ESPN nur zwei nicht ihr Ziel (9/11).
"Er hat hart gearbeitet und war heute bereit", lobte Steichen. Den Colts kann man nur raten, Richardson bis Saisonende die Reps zu geben, selbst wenn es mal nicht so gut laufen sollte. Wie der 22-Jährige seine Auszeit wegsteckte, war aller Ehren wert. Ja, es waren "nur" die Jets, deren Defense in den letzten Wochen deutlich abgebaut hat. Für Richardson könnte es aber ein wichtiger Schritt in seiner Karriere gewesen sein.
NFL, Week 11 - Erkenntnis: Höchste Zeit für einen Neuanfang bei den Jaguars
Dass in Jacksonville die Reißleine gezogen werden muss, ist offensichtlich. 6:52 gegen die Detroit Lions, die höchste Niederlage der Franchise-Geschichte. Dass Starting-QB Trevor Lawrence verletzt fehlte, kann keine Ausrede sein - und er wäre ohnehin nicht dafür verantwortlich, dass die Lions Franchise-Rekorde in Sachen Raumgewinn (644 Yards) und First Downs (38) feierten. Einen so großen Unterschied, was Raumgewinn angeht, hatte es zuletzt vor 45 Jahren gegeben. Das wird nicht folgenlos bleiben: NFL-Insider Ian Rapoport deutete schon vor dem Spiel einen Rauswurf von Head Coach Doug Pederson im Falle einer Niederlage an - und viele Argumente konnte dieser gegenüber Besitzer Shad Khan nicht liefern.
Zwei Saisons mit positiver 9-8-Bilanz dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Jags letzte Saison im Playoff-Rennen kollabiert waren und mittlerweile 14 ihrer letzten 17 Spiele verloren haben. Jetzt steht die Bye Week an, mit QB-Coach Mike McCoy hat Erfahrung als Head Coach und könnte übernehmen. Pedersons Super-Bowl-Triumph mit den Philadelphia Eagles, er ist lange her.
Die Probleme in Jacksonville liegen aber tiefer. Drei Jahre nach dem Rauswurf von Urban Meyer liegt das Team erneut am Boden, und das, obwohl Khan vor Saisonbeginn vom "besten Team der Franchise-Geschichte" sprach. "So ist das Business eben", sagte Linebacker Devin Lloyd nach der Klatsche am Sonntag. "Natürlich wünschen wir uns [seinen Rauswurf] nicht, aber das ist die Realität. Wir gewinnen einfach nicht, und so ist das dann eben."
Mit Pederson dürfte auch der Stuhl von GM Trent Baalke wackeln, spätestens in der Offseason. Lawrence hat in der Offseason einen teuren Vertrag unterschrieben, diesen aber noch nicht gerechtfertigt. Die Puzzleteile im Kader passen nicht zusammen. Höchste Zeit für ein Großreinemachen. Vielleicht schon im Laufe des Montags.
NFL, Week 11 - Verlierer: San Francisco 49ers
Woche für Woche warten die Fans in der Bay Area darauf, dass es endlich klickt beim Super-Bowl-Teilnehmer des vergangenen Jahres. Zuletzt machte die Rückkehr von Running Back Christian McCaffrey Hoffnung, doch auch der ist in dieser Saison kein Heilsbringer. Es läuft einfach nicht in den entscheidenden Momenten, ob es nun die Offense ist, die Defense, dumme Penalties oder die Special Teams. Letztere waren es zur Abwechslung beim 17:20 gegen die Seahawks mal nicht, aber dafür gelangen der Offense ohne Tight End George Kittle nur 277 Yards, so wenige wie zuletzt vor über einem Jahr, und die Defense ließ Geno Smith in den Schlussminuten über das ganze Feld marschieren.
Zum dritten Mal schon verlor man ein Division-Duell trotz Führung in den letzten zwei Minuten - NFL Rekord eingestellt. Und die Saison ist noch lang. Gegen Seattle verletzte sich auch noch Pass Rusher Nick Bosa, der so in den entscheidenden Momenten nicht helfen konnte. Wie lange er fehlt, ist noch offen. Aber auch er könnte dieses Team nicht retten, sonst stünde man besser da als 5-5. Das ist aktuell der letzte Platz in der NFC West. "Das macht mich fuchsteufelswild", sagte Linebacker Fred Warner. "Das passt nicht zu uns. Aber wir spielen schon das ganze Jahr so, also passt es wohl doch, bis wir damit endlich aufhören."
Noch ist die Saison nicht verloren, der Rückstand auf Division-Spitzenreiter Arizona (6-4) beträgt nur ein Spiel. Aber wer will nach einer solchen Performance darauf wetten, dass die Niners in den nächsten zwei Wochen in Green Bay und Buffalo gewinnen? Oder an Silvester daheim gegen die Detroit Lions? Eigentlich ist das Team zu gut, um es jetzt schon abzuschreiben. Aber vielleicht hat Fred Warner auch recht und die Niners sind diese Saison einfach nicht besser.
NFL, Week 11: Weitere Gewinner
Taysom Hill (New Orleans Saints)
Gegen die Cleveland Browns legte der Tight-End-Quarterback-Running-Back eine Statistik auf, die es so vielleicht nie wieder geben wird: 138 Rushing Yards und drei Touchdowns, 50 Receiving Yards, 42 Kick-Return-Yards. Und 18 Passing Yards. Und eine Interception. Und ein verlorener Fumble. Wann spielt der 34-Jährige endlich auch noch Defense? Da geht noch mehr!
Bo Nix (Denver Broncos)
Psst, das Rennen um den offensiven Rookie des Jahres wird vielleicht noch einmal spannend. Während Jayden Daniels bei den Washington Commanders seit ein paar Wochen schwächelt, kommt Nix in seinen letzten sieben Auftritten auf 13 Touchdowns bei nur zwei Picks. Er ist der einzige Rookie-Quarterback neben Peyton Manning, der in vier Heimspielen in Folge mindestens 200 Yards und zwei Touchdowns aufgelegt hat. Und er könnte tatsächlich der QB sein, der nach Mannings Rücktritt 2015 die Suche der Broncos nach einem würdigen Nachfolger endlich beendet.
Karl Brooks (Green Bay Packers)
Der Defensive End hatte mit seinen Special-Teams-Kollegen spitzgekriegt, dass Bears-Kicker Cairo Santos bei langen Field-Goal-Versuchen eine tiefe Flugkurve ansetzt - und seine Protection durch die Mitte angreifbar war. Also stieß er im entscheidenden Moment durch und bekam seine Hand noch an den Ball. Field Goal geblockt, Sieg für Green Bay. Für die Bears die nächste bittere Niederlage nach dem Hail-Mary gegen Washington. Man könnte statt 4-6 genauso gut 6-4 stehen.
Miami Dolphins von 1972
Durch die Niederlage der Chiefs bleiben die Dolphins von 1972 weiterhin das einzige Team mit einer perfekten Saison. Darauf musste natürlich angestoßen werden, so wie jedes Jahr. Prost!
NFL, Week 11: Statistiken der Woche
- Bears-Quarterback Caleb Williams in seinen letzten vier Spielen: Null Touchdowns - weder als Passer, noch als Runner - und null Interceptions.
- Vikings-Receiver Justin Jefferson ist nach 81 Yards gegen die Tennessee Titans jetzt der Spieler mit den meisten Receiving Yards in seinen ersten fünf NFL-Jahren: Mit 6.811 Yards knackte er den Rekord von Torry Holt (6.784).
- Tight End Brock Bowers von den Raiders hält Kurs auf zwei Rookie-Rekorde: Mit 70 Catches und 706 Yards fehlen ihm noch 370 Yards zur Bestmarke von Mike Ditka - und nur noch 16 Catches, um Sam LaPorta bei den meisten Receptions einzuholen.
- Jared Goff schaffte gegen die Jaguars zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Spiel mit mindestens 400 Passing Yards und einem perfekten Passer Rating von 158.3. Zweimal ist dieses Kunststück noch keinem anderen Quarterback gelungen.
- Die Detroit Lions schafften als erstes Team seit den New England Patriots 2007 in den ersten sieben Drives eines Spiels sieben Touchdowns.
- Die New York Jets schafften gegen die Colts zum dritten Mal in dieser Saison kein First Down in den ersten vier Drives. Alle anderen Teams zusammen brachten das ebenfalls genau dreimal fertig.
NFL Saison 2024: Week 11 im Überblick
Datum | Heim | Auswärts | Ergebnis |
Freitag, 15. November | Philadelphia Eagles | Washington Commanders | 26:18 |
Sonntag, 17. November | Chicago Bears | Green Bay Packers | 19:20 |
Sonntag, 17. November | Detroit Lions | Jacksonville Jaguars | 52:6 |
Sonntag, 17. November | Miami Dolphins | Las Vegas Raiders | 34:19 |
Sonntag, 17. November | New England Patriots | Los Angelos Rams | 22:28 |
Sonntag, 17. November | New Orleans Saints | Cleveland Browns | 35:14 |
Sonntag, 17. November | Pittsburgh Steelers | Baltimore Ravens | 18:16 |
Sonntag, 17. November | Tennessee Titans | Minnesota Vikings | 13:23 |
Sonntag, 17. November | New York Jets | Indianapolis Colts | 27:28 |
Sonntag, 17. November | Denver Broncos | Atlanta Falcons | 38:6 |
Sonntag, 17. November | San Francisco 49ers | Seattle Seahawks | 17:20 |
Sonntag, 17. November | Buffalo Bills | Kansas City Chiefs | 30:21 |
Montag, 18. November | Los Angelos Chargers | Cincinnati Bengals | 34:27 |
Dienstag, 19. November | Dallas Cowboys | Houston Texans | 10:34 |