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NFL, Week 1 - Gewinner und Verlierer: Super-Bowl-Vibes in Dallas, Elfen in Cleveland und die alte Leier bei den Bears

Von Stefan Petri
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Week 1 der neuen NFL-Saison ist so gut wie absolviert. Was haben wir gelernt? In Dallas und San Francisco herrschen zurecht Super-Bowl-Hoffnungen, Rekordmann Joe Burrow patzt und Jordan Love führt eine liebgewordene Tradition der Green Bay Packers fort. Außerdem: C.J. Stroud erinnert an Brett Favre, bei den Browns sind die Elfen los - und dann war da noch ein fast fataler Aussetzer. Die Gewinner und Verlierer vom Sonntag.

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NFL, Week 1 - Gewinner: Defense der Dallas Cowboys

Starten wir direkt mit dem Sunday Night Game. Die Dallas Cowboys haben eine glorreiche Geschichte vorzuweisen, auch wenn die großen Tage schon ein paar Jährchen her sind. Was sie beim 40:0 gegen die Giants boten, macht auf jeden Fall Grund zur Hoffnung. Einen so hohen Sieg, ohne einen einzigen Punkt zuzulassen, hat es in der Franchise-Historie noch nie gegeben. Sieben Sacks, ein Special-Teams-Touchdown, ein Pick-Six, eine weitere Interception und ein Fumble - die G-Men wurden derart dominiert, dass es in der Halbzeit beim Stand von 0:26 zur Pause Buhrufe für das Heimteam von den Rängen regnete.

"Nach oben sind dieser Defense und diesem Team keine Grenzen gesetzt", sagte Superstar Micah Parsons, der zu den heißen Anwärtern auf den Defensive Player of the Year gehört. "Wir haben gezeigt, dass man uns ernst nehmen muss - wir kommen", betonte Pass Rusher DeMarcus Lawrence. Es ist natürlich noch sehr früh in der Saison, aber die Cowboys dürften absolut zu den komplettesten Teams der NFC gehören. Ähnlich übel vermöbelt hatte Dallas die Giants übrigens 1995 (35:0). Im gleichen Jahr gewann man den Super Bowl ...

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NFL, Week 1 - Verlierer: Joe Burrow

Erst vor zwei Tagen hatte Burrow einen neuen Vertrag über fünf Jahre und bis zu 275 Millionen Dollar unterschrieben: 55 Mio. Jahresgehalt sind neuer Rekord. Gegen die Browns sollte der MVP-Kandidat beweisen, dass er jeden Cent wert ist. Stattdessen wurde er rund fünf Minuten vor Spielende auf die Bank beordert, weil die Partie längst gelaufen war - und Burrow so schlecht wie vielleicht noch nie zuvor in seiner Karriere. 82 Passing Yards sind über 50 Yards weniger als sein bisher niedrigster Wert (148 Yards gegen Las Vegas im Jahr 2021), zum ersten Mal waren es weniger als fünf Yards Raumgewinn pro Pass und ein Spiel ohne einen Zehn-Yard-Pass durch die Luft hatte es für den 26-Jährigen ebenfalls noch nie gegeben.

Daran waren auch die Umstände schuld: Es regnete in Cleveland in Strömen, was das Passing Game deutlich erschwerte. Die Browns-Defense machte Burrows O-Line die Hölle heiß. Und dann ist da noch die Tatsache, dass der Quarterback in der Vorbereitung aufgrund einer Verletzung wochenlang ausfiel, was man der Offense durchaus anmerkte. Trotzdem: Dieser Auftakt in die Saison war eine herbe Enttäuschung für Burrow und die Bengals.

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NFL, Week 1 - Panik des Tages: Geno Smith

Wie reagiert ein Normalsterblicher, wenn Aaron Donald ungeblockt auf ihn zuläuft? Ziemlich genau so. Man sollte meinen, dass ein gestandener NFL-Quarterback vor so gut wie nichts Angst hat. Aber bei DER Trainingsmethode würde ich persönlich einem Zusammenstoß mit Donald auch aus dem Weg gehen ...

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NFL, Week 1 - Zitat des Tages: Ja'Marr Chase

Der Wide Receiver der Cincinnati Bengals hatte sich unter der Woche in Sachen Trash Talk weit aus dem Fenster gelehnt und die Browns unter anderem als "Elfen" bezeichnet, passend zu ihrem Maskottchen "Brownie the Elf". Die Browns nahmen das offenbar persönlich, zumindest lässt die 24:3-Abreibung vom Sonntag darauf schließen.

Hatte Chase also seine Lektion gelernt? Im Gegenteil! Der 23-Jährige setzte direkt noch einen drauf. "Es ist frustrierend, weil ich ihre Ärsche Elfen genannt habe - und jetzt haben wir gegen ein paar Elfen verloren. Deshalb bin ich angepisst." Das Rückspiel findet übrigens in Week 18 im Januar statt.

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NFL, Week 1 - Gewinner: Jordan Love

Seit 1993 hatten die Green Bay Packers zwei nominelle Starting Quarterbacks: Bis 2007 war es Brett Favre, danach Aaron Rodgers. Beide holten Titel, beide gewannen MVP-Awards. In riesigere Fußstapfen kann man kaum treten - doch Jordan Love bestand seine Feuertaufe als Nummer eins der Packers mit Bravour. 245 Passing Yards, drei Touchdowns, keine Interception - und ein klares 38:20 über die Bears nach einer Leistungssteigerung in Halbzeit zwei. "Es fühlt sich großartig an. Das war definitiv eine lange Zeit, drei Jahre als Backup. Endlich kann ich die Jungs dort draußen anführen."

Ein großes Lob gab es auch von Head Coach Matt LaFleur, der seinem QB anschließend den Game Ball überreichte. "In der Kabine glauben sie an Jordan Love, die Jungs stehen hinter ihm und freuen sich für ihn. Sie lieben und respektieren ihn."

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NFL, Week 1 - Verlierer: Chicago Bears

Jahrelang hatte Aaron Rodgers im Packers-Jersey die Bears terrorisiert - man denke nur an seinen "Ihr gehört mir, ihr gehört immer noch mir!"-Ausruf vom Oktober 2021. Von 29 Spielen gegen den südlichen Nachbarn hatte er stolze 24 gewonnen. Aber jetzt, wo der Hall of Famer zu den New York Jets abgewandert ist, sollte endlich alles anders werden. Eine neue Zeitrechnung! Sportlicher Erfolg für die Bears - und endlich wieder eine Rivalität auf Augenhöhe.

Nun, danach sah es am Sonntag nicht aus. Love machte da weiter, wo Rodgers aufgehört hatte, und die Bears um Justin Fields waren gerade in Halbzeit zwei komplett chancenlos. "Das tut richtig weh. Nicht nur, weil wir das erste Saisonspiel verloren haben, sondern weil wir gegen sie verloren haben", gab Quarterback Justin Fields zu. "Ich will mich bei meinen Teamkollegen und unseren Fans entschuldigen." Die nächste Chance gegen die Cheeseheads wird es Anfang Januar in Week 18 geben.

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NFL, Week 1 - Pass des Tages: C.J. Stroud

Als Rookie-Quarterback den ersten Passversuch an den Mann zu bringen, ist nicht immer einfach. Ein richtiges Kunststück wird es dann, wenn man selbst der entsprechende Mann ist. So war es bei C.J. Stroud, Nummer zwei des vergangenen Drafts. Der versuchte beim Spiel seiner Texans gegen die Baltimore Ravens einen schnellen Screen, doch dieser wurde von Roquan Smith abgefälscht und sprang hoch in die Luft.

Stroud reagierte am schnellsten, fing das Ei aus der Luft - und wird im Boxscore jetzt auch als Receiver geführt. Leider schaffte er es nur bis zurück an die Line of Scrimmage, Receiving Yards verbuchte er also nicht. Dafür befindet er sich in bester Gesellschaft: Niemand Geringeres als Hall of Famer Brett Favre fing seinen ersten Pass ebenfalls selbst.

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NFL, Week 1 - Zahl des Tages: 25:9

Wisst Ihr, was ein "Scorigami" ist? Der Begriff hat sich in NFL-Kreisen für einen Endstand eingebürgert, den es so in der Geschichte der Liga noch nie gegeben hat. 1.075 verschiedene Ergebnisse waren bis Sonntag laut Twitter-Account @NFL-Scorigami schon registriert worden. Die Ravens und Texans lieferten mit ihrem 25:9 Nummer 1.076.

Drei Field Goals auf der einen Seite, drei Touchdowns, ein Field Goal und eine Two-Point-Conversion auf der anderen. Das hatte es bisher tatsächlich noch nie gegeben.

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NFL, Week 1 - Gewinner: Tua Tagovailoa

Mindestens zwei üble Gehirnerschütterungen hatte der Quarterback der Miami Dolphins in der letzten Saison einstecken müssen. In der Folge verpasste er mehrere Spiele, darunter auch das Playoff-Duell mit den Buffalo Bills. Im April gab Tua zu, sogar über ein vorzeitiges Karriereende nachgedacht zu haben. Mit Gehirnerschütterungen ist schließlich nicht zu spaßen. Dann machte der 25-Jährige aber doch weiter - und trainierte unter anderem mit einem Jiu-Jitso-Coach das richtige Fallen.

Gegen die Chargers musste er das nur bedingt einsetzen, schließlich blieb er beim 36:34-Erfolg ungesackt. Dafür zeigte er aber, dass er als Passer nichts verlernt hat: 28/45 für 466 Yards, drei Touchdowns und eine Interception - ein meisterhafter Auftritt. Mit einem Tua und einem Tyreek Hill in dieser Form können die Fins zumindest in Sachen Scoring mit jedem Team der NFL mithalten. Man kann ihm nur wünschen, dass er gesund bleibt.

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NFL, Week 1 - Verlierer: J.K. Dobbins

Manchmal ist Football einfach brutal. Der 24-jährige Running Back, 2020 von den Ravens gedraftet, riss sich 2021 im letzten Preseason-Spiel das Kreuzband und verpasste die komplette Spielzeit. 2022 kam eine schwere Knieverletzung in Week 6 dazu - und jetzt ein Achillessehnenriss in Week 1. Wieder ist die Saison für den Back vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. 24 Regular-Season-Spiele hat er bisher in vier Saisons absolvieren können, zum Saisonende läuft sein Vertrag aus.

Dabei hatte alles so gut begonnen: 22 Yards sammelte Dobbins in seinen ersten acht Carries, darunter ein Touchdown. Dann verletzte er sich bei einem kurzen Catch-and-Run über fünf Yards. "Es bricht mir das Herz", sagte Head Coach John Harbaugh. "Er wird zurückkommen, er ist noch jung." Aber wer gibt einem verletzungsanfälligen Running Back mit dieser Vorgeschichte heutzutage noch einen Vertrag?

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NFL, Week 1 - Rede des Tages: Tom Brady

Einen Sieg gab es für die New England Patriots gegen die Philadelphia Eagles nicht zu feiern, aber gefeiert wurde dennoch: Quarterback-Legende Tom Brady war zurück und wurde in der Halbzeitpause vom Publikum gebührend gefeiert. Er werde die vorgeschriebene vierjährige Wartezeit aussetzen und Brady, der in der Offseason endgültig zurückgetreten war, schon im kommenden Sommer in die Patriots Hall of Fame aufnehmen, kündigte Teameigner Robert Kraft an.

Brady selbst hielt ebenfalls eine rauschende Rede und erinnerte sich an seine glorreiche Karriere. "Vor 23 Jahren hätte niemand gedacht, dass unser Weg uns heute hierher führen würde. Das Leben führt uns auf unterschiedliche Pfade, an unterschiedliche Orte und zu unterschiedlichen Menschen", sagte Brady. "Aber eines ist sicher, und das wird sich niemals ändern: Ich bin ein Patriot for Life!" Zwischen 2000 und 2019 hatte er mit den Pats insgesamt sechs Titel gewonnen und zahlreiche NFL-Rekorde gebrochen.

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NFL, Week 1 - Gewinner: Brock Purdy

Es war eine wahre Cinderella-Story, wie Brock Purdy in der vergangenen Saison den Job als Starter bei den San Francisco 49ers übernommen hatte, nach einer Verletzung von Jimmy Garoppolo. Der letzte Spieler des Drafts, der aufgrund dieser Tatsache wohl Zeit seines Lebens mit dem Spitznamen "Mr. Irrelevant" konfrontiert werden wird, spielte stark, riss den Starting Job an sich - und blieb bis zum NFC Title Game ungeschlagen. Dort verletzte er sich schwer am Ellbogen, die Niners verloren.

Würde er rechtzeitig für die neue Saison fit werden? Das war bei Purdy bis zuletzt unklar. Nach dem klaren 30:7 gegen die Pittsburgh Steelers bestehen aber keine Zweifel mehr: Purdy ist wieder voll da - und die Niners sind ein heißer Super-Bowl-Anwärter. Der 23-Jährige zeigte sich beweglich und spielfreudig, antizipierte die gegnerischen Pass Rusher und warf auch noch zwei Touchdowns. "Purdy hat ein paar Kritikern das Maul gestopft", lautete das Fazit von Defensive End Nick Bosa.

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NFL, Week 1 - Verlierer: Will Lutz

Mit dem 29-Jährigen hatte sich der neue Broncos-Head-Coach Sean Payton einen alten Bekannten nach Denver geholt: Lutz spielte schon bei den New Orleans Saints einige Jahre unter Payton und sollte in Colorado alle Kicking-Probleme lösen. "Ich hatte meine besten Jahre mit ihm, weil ich irgendwo Angst hatte, ihn zu enttäuschen", sagte Lutz über seinen alten und neuen Signal Caller. "Ein solcher Anführer ist er."

Gebracht hat dieser gesunde Respekt gegen die Las Vegas Raiders zumindest nichts. Lutz verschoss zunächst einen Point-After-Touchdown und dann zu Beginn der zweiten Hälfte ein Field Goal aus 55 Yards. Das macht vier Punkte weniger - Denver verlor am Ende mit 16:17. "Er wird das wegstecken", sagte Payton über seinen Kicker, der nach dem Spiel am Boden zerstört war: "Ich habe meinen Job nicht gemacht."

Doppelt bitter: Vorgänger Brandon McManus, der im Mai entlassen worden war und anschließend bei den Jacksonville Jaguars unterschrieb, legte dort einen perfekten Auftakt hin: Ein Field Goal aus 45 Yards, dazu vier PATs.

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NFL, Week 1 - Aussetzer des Tages: Tank Bigsby

"Spielt so lange, bis die Referees pfeifen", wird jedem Football-Spieler von klein auf eingebläut. Tank Bigsby muss diese Lektion wohl verschlafen haben: Der Rookie-Running-Back der Jacksonville Jaguars schaltete gegen die Colts nämlich komplett ab, als ein vermeintlicher unvollständiger Pass seines Quarterbacks Trevor Lawrence in seine Richtung flog. Er fing den Ball zwar, ließ ihn sich jedoch ohne Gegenwehr aus dem Arm schlagen - Ballverlust, Touchdown und 21:17 für die Colts.

Ein solches Missgeschick kann schnell einen Stammplatz auf der Bank bedeuten. Zu Bigsbys Ehrenrettung sei aber gesagt, dass er ein paar Minuten später seinerseits mit einem kurzen Touchdown antwortete und die Jags das Spiel am Ende 31:21 gewannen. "Das war ein komisches Play", verteidigte Lawrence seinen Rookie. "Wir haben uns alle hinter ihn gestellt. Er hat weiter den Ball bekommen und unser Vertrauen belohnt. Das war ein wichtiger Touchdown."

NFL: Die letzten fünf Super-Bowl-Sieger

SaisonSiegerVerliererErgebnis
2022Kansas City ChiefsPhiladelphia Eagles38:35
2021Los Angeles RamsCincinnati Bengals23:20
2020Tampa Bay BuccaneersKansas City Chiefs31:9
2019Kansas City ChiefsSan Francisco 49ers31:20
2018New England PatriotsLos Angeles Rams13:3

 

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