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Moubarak Djeri nach dem Sprung in die NFL: "So richtig habe ich es noch nicht realisiert"

Von den Cologne Crocodiles schaffte Moubarak Djeri aus der deutschen GFL den Sprung in die NFL
© Arizona Cardinals

Schon jetzt hat Moubarak Djeri einen bemerkenswerten Weg hinter sich gebracht: Erst vor wenigen Jahren startete der heute 22-Jährige seine Football-Karriere in der GFL, vor einigen Tagen unterschrieb er einen NFL-Vertrag bei den Arizona Cardinals. Jetzt kämpft der Deutsch-Togolese um seine Chance, auch in der NFL auf dem Platz zu stehen. In einem Conference Call berichtete er jetzt gegenüber deutschen Medienvertretern von den vergangenen Tagen sowie seinen Erwartungen, auch SPOX war mit dabei.

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Moubarak Djeri von den Arizona Cardinals über...

...die Frage, ob er das alles schon realisiert hat: "So richtig habe ich es noch nicht realisiert. Aber ich freue mich jeden Tag, hier zu sein, zu trainieren und besser zu werden. Langsam werde ich fokussierter und realisiere, dass ich jetzt hier bin. Aber die Arbeit ist noch nicht getan."

...das Training bisher: "Auf einer Skala von 1-10 ist es aktuell was die Anstrengung angeht noch eine 2, alles noch okay. Das Training ist noch nicht so anstrengend, das Playbook und all diese Dinge zu lernen ist aktuell schwieriger. Am ersten Tag wurde getestet, wo unsere Stärken sind, am ersten Tag etwa wurden viele Oberkörper-Übungen wie Bankdrücken gemacht. Da wurde geschaut, wo die Stärken bei den jeweiligen Spielern liegen. Jeweils nach dem Training hatten wir Sprinttraining."

...die Frage, wo seine Stärken und Schwächen im Kraftraum liegen: "Ich würde nicht sagen, dass Bankdrücken meine Stärke ist. Meine Stärke liegt eher in den Beinen. Ich habe auch direkt am ersten Tag gesehen, dass ich noch viel stärker werden muss. Ich hatte zwar kein Problem mit dem Bankdrücken, aber ich habe gesehen, dass die anderen Jungs viel stärker sind als ich. Darüber habe ich mit den Trainern gesprochen, ich will stärker werden und auf das Level der anderen Jungs kommen. Ich kann glaube ich schon mithalten, aber die anderen Jungs sind deutlich stärker. Daran muss ich noch arbeiten."

...die Frage, wie viel er aktuell beim Bankdrücken schaffe: "Die 100 Kilo habe ich 19 Mal gedrückt. Aber für einen Defensive Lineman ist das relativ wenig."

...die Frage, wo er sich vor allem verbessern muss: "Ich muss zuallererst das Playbook und das System, welches die Cardinals spielen, in meinen Kopf bekommen. Das ist der erste Schritt. Dann muss ich an meiner Schnelligkeit, Explosivität und Kraft arbeiten. Aber zuerst geht es ums Playbook. Bisher haben wir etwa 55 Spielzüge bekommen, aber da kommt noch einiges dazu, das ist auf jeden Fall viel. Das Playbook kann man nicht mit dem vergleichen, was wir in der GFL hatten. Klar, wir werden auch eine 4-3 oder eine 3-4 spielen, auch wenn es hier vor allem eine 4-3 sein wird. Aber vom System her ist es komplett anders."

...die Frage, welche Position er in der Defense spielen soll: "Konkret haben wir darüber noch nicht gesprochen, aber die Rede war seit dem Vertrag von Defensive End, also eher Pass-Rush."

...die Frage, wie sich sein Alltag verändert hat: "Ich lebe meinen Alltag wie vorher. Dadurch, dass ich in Amerika bin, bekomme ich die Dinge, die in Deutschland gerade passieren, gar nicht so mit. Das ist auch besser, denn so kann ich mich auf das fokussieren, für das ich hier bin - und eigentlich lebt es sich so ganz entspannt."

...die Frage, was die Cardinals beim Tryout von ihm sehen wollten: "Es ging darum, wie ich mich als Defensive Lineman bewege. Es wurden D-Line-Workouts gemacht, geschaut, wie ich die Hüfte bewege und anschließend wollten sie sehen, wie gut und wie schnell ich mit den Händen bin. Es wurde außerdem mein Get-Off überprüft. Das war alles Movement-Stuff, da wurde geschaut, wie ich mich bewege und wie explosiv ich bin."

...die Frage, wie er im Team aufgenommen wurde: "Das Team ist wirklich super nett, die Jungs sind sehr flexibel. Obwohl das so Topspieler sind, sind sie relativ entspannt. Markus Golden kam am ersten Tag direkt auf mich zu und hat mich angesprochen, dann haben wir ein bisschen geredet. Chandler Jones ist entspannt, heute im Training hatten wir wirklich viel Spaß. Das sind alles korrekte Jungs. Wir Spieler, so kenne ich das auch von den Crocodiles, sind, wie wir sind; wir haben Spaß am Training, so ist das hier auch."

...seine Unterstützung vor Ort: "Zur Zeit bin ich alleine hier, aber ich rufe meine Freundin jeden Tag an, ich telefoniere mit meinem Bruder, mit meiner Mutter schreibe ich jeden Tag und mit meinem Trainer auch. Der Kontakt nach Hause ist gut. Alleine hier ist es manchmal etwas öde, aber ich weiß ja, weshalb ich hier bin und deshalb fokussiere ich mich erstmal darauf."

...die Frage, ob er Kontakt zu anderen deutschen (Ex-)NFL-Spielern aufgenommen hat: "Björn Werner hatte mir nochmal bei Facebook privat geschrieben und hat mir Hilfe angeboten, falls ich irgendetwas brauche. Er hat mir auch seine Telefonnummer gegeben. Aber ansonsten versuche ich, mich erst einmal vom Handy und von Social Media fernzuhalten und hier Fuß zu fassen. Damit ich die ganzen Trainings-Sachen und das Playbook verstehe und verstehe, wie das hier läuft. Ich versuche, mich mehr auf das, was ich hier gerade aufbaue, zu konzentrieren."

...seinen Ablauf über den Sommer: "Aktuell trainiere ich mit den Profis, ich denke in zwei oder drei Monaten kommen die Rookies vom Draft und da werde ich auch dabei sein, da ich ja auch ein Rookie bin."

Moubarak Djeri und der Weg zu den Cardinals

Der Deutsch-Togolese - Djeri kam im Alter von elf Jahren nach Deutschland - hat einen kuriosen Weg zum Football hinter sich, nur der Zufall brachte ihn auf den Pfad, der ihn jetzt bis in die NFL geführt hat: Im Alter von 16 Jahren wurde Djeri von Crocodiles-Trainer Patrick Köpper auf der Straße gesehen.

Gegenüber ran.de berichtete Köpper, dass es dann schnell ging: "Wir haben ihn damals an einer Bushaltestelle gesehen. Er war schon damals eine beeindruckende Persönlichkeit. Wir haben ihn angesprochen, ob er nicht Lust hätte, Football zu spielen. Ein paar Tage später kam er dann zum Training und war auch direkt Feuer und Flamme für den Sport."

In der vergangenen Saison glänzte Djeri mit 12 Sacks, 40 Tackles und zehn Tackles for Loss sowie zwei Forced Fumbles. Die Cardinals luden ihn anschließend zum Probetraining ein - und Djeri überzeugte. Kölns Offensive Coordinator David Odenthal hatte zuvor Djeris Tape an verschiedene NFL-Teams verschickt, Arizona zeigte prompt Interesse.

"Er konnte es gar nicht fassen, als die Bosse in die Kabine kamen und ihm den Vertrag unter die Nase hielten", berichtete Köpper laut dem Express weiter. "Er sagte zu mir 'Coach, ich habe die Übungen noch nie so schnell und so gut absolviert, wie an diesem Tag'. Er war sehr aufgeregt und freut sich riesig über diese einmalige Chance."

Nachdem er in Arizona unterschrieben hatte teilte er auf der Team-Website mit: "Das war ein riesiger Traum für mich. Ich freue mich unglaublich, hier zu sein. Ich weiß, dass die NFL viel schneller ist als die Liga, aus der ich komme. Aber ich werde weiter hart arbeiten."

NFL: Wie lange läuft Djeris Vertrag in Arizona?

Der Defensive Lineman hat bei den Cardinals einen Dreijahresvertrag unterschrieben, zunächst einmal steht er im 90-Mann-Kader. Doch bis die nächste Saison Anfang September beginnt, wird das Team auf 53 Spieler reduziert - Djeri hat also noch einen weiten Weg vor sich, will er tatsächlich den finalen Cut und den Sprung in den Regular-Season-Kader schaffen.

Eine andere Möglichkeit wäre es, sich über das Practice Squad weiter zu empfehlen und so in Position zu bringen, um im Laufe der Saison in den 53-Mann-Kader hochgezogen zu werden. Doch auch die Practice-Squad-Plätze sind begrenzt.

Auf seine Chancen angesprochen erklärte Djeri gegenüber ran.de: "Das kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich bin neu in dieser Liga. Das, was ich bisher in Deutschland gemacht habe, hat mich hierhin gebracht und ich würde es genauso weiter machen und versuchen, noch besser zu werden. Das ist das einzige, was ich machen kann. Mein Agent hat mir den Tipp gegeben: Mach es, wie du es immer gemacht hast. Aber denke immer daran: step by step, day by day."

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