NFL

Sam sorgt weiter für Wirbel

Von Adrian Bohrdt
Michael Sam sorgt nach seinem Outing weiter für Wirbel
© getty

Michael Sam, der potenzielle NFL-Spieler, der sich vor dem Draft als schwul geoutet hat, ist weiter das Top-Thema der Liga, die Reaktionen sind allerdings gemischt. New Orleans schafft derweil Platz auf der Gehaltsliste und trennt sich von vier Routiniers. Richie Incognito wettert gegen Jonathan Martin, Michael Bennett wird den Seattle Seahawks keinen Rabatt geben und John Elway bleibt bei den Denver Broncos.

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Sam sorgt weiter für Wirbel: Am Sonntag bekannte sich Defensive End Michael Sam, der sich in diesem Jahr zum Draft angemeldet hat, öffentlich zu seiner Homosexualität. Seitdem ist der 24-Jährige das Gesprächsthema in und um die NFL. Negative Reaktionen in der Öffentlichkeit sind eher selten, dafür klopfen jetzt Unternehmen an. "Jedes Mal wenn ich am Telefon bin, klingelt es. Irgendwelche Firmen haben immer Interesse an Michael, aus allen Geschäftsbereichen", bestätigte Sams Berater Joe Barkett.

Unmittelbar nach seinem Coming Out in einem Interview wurde Sam von allen Seiten beglückwünscht. So twitterte die First Lady Michelle Obama: "Wir könnten nicht stolzer sein auf deinen Mut, sowohl auf dem Spielfeld als auch jenseits des Platzes." Auch NFL-Commissioner Roger Goodell stärkte Sam: "Er ist stolz darauf, wer er ist und hat den Mut, das zu sagen. Unsere Richtlinien verbieten Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung. Wir werden weitere Lehrgänge haben, um das zu verstärken."

Zwar betonte ebenso NFLPA-Präsident Domonique Foxworth dass Spieler Sam mit offenen Armen empfangen würden, doch es gibt auch negative Stimmen. Experten vermuten, dass Sam jetzt im Draft nach unten rutschen könnte und Giants-Cornerback Terrell Thomas erklärte: "Ich denke die Gesellschaft ist dafür bereit und Amerika ist dafür bereit, aber die NFL noch nicht." So könnte Sam zusätzlich ungewollte Aufmerksamkeit auf Teams lenken und einen Medienrummel verursachen, der auch seine Trainer und Mitspieler erfasst.

Saints trennen sich von Routiniers: In New Orleans steht ein Umbruch an. Die Saints trennten sich am Mittwoch gleich von mehreren Defensiv-Veteranen und Super-Bowl-Champions von 2009: Will Smith, Jonathan Vilma, Roman Harper und Jabari Greer müssen das Team allesamt verlassen. "Das waren keine einfachen Entscheidungen. Sie waren alle exzellente Spieler und ein wichtiger Teil unseres Super-Bowl-Sieges", erklärte Geschäftsführer Mickey Loomis.

Wirklich überraschend waren die Entscheidungen allerdings nicht, immerhin hatten die Saints keinen Platz im Gehaltsgefüge und der Vertrag von Star-Tight-End Jimmy Graham läuft aus. Vilma wäre ohnehin ein Free Agent gewesen, doch die anderen drei Spieler sollen New Orleans in diesem Jahr bis zu 19,2 Millionen Dollar sparen, je nachdem wann die noch ausstehenden Boni gezahlt werden.

Ohnehin waren die Routiniers in der Vorsaison nur noch sporadisch im Einsatz. Smith (Knie) verpasste die komplette Saison, Vilma (ebenfalls Knieverletzung) spielte nur ein Spiel. Greer fiel nach einer Verletzung im November den Rest der Saison aus und Harper kam nur als Backup zum Einsatz. Die Saints sind damit aber erst 3,4 Millionen Dollar unter dem festgeschriebenen Salary Cap Maximum und müssen wohl weiter umstrukturieren.

Incognito wettert gegen Martin: Der Mobbing-Skandal um Miamis Richie Incognito und Ex-Mitspieler Jonathan Martin geht weiter. Incognito, dem vorgeworfen wird, Martin bedroht zu haben, hatte sich zuletzt ruhig verhalten und auf das Ergebnis der offiziellen Untersuchung gewartet. Doch am Mittwoch ließ der Offensive Lineman dann via "Twitter" seinem Frust freien Lauf.

"Lieber Jon Martin. Die Wahrheit wird dich und deine ganze Gruppe begraben. Du hättest die ganze Zeit die Wahrheit sagen können", hieß es dort in einem von fünf Tweets. Weiter erklärte Incognito: "Tatsache ist: Jonathan Martin hat mir im Mai 2013 gesagt, dass er über Selbstmord nachdenkt, weil er nicht gut spielte. Er sagte mir, dass er sich wertlos fühle." Er sei letztlich nur schuldig, ein "loyaler Freund und guter Mannschaftskamerad" zu sein.

Während sich Incognito, dessen Vertrag bei den Dolphins auslief, wohl ein neues Team suchen muss, könnte Martin entgegen früherer Prognosen in Miami bleiben. Der Vertrag des 24-Jährigen in Miami läuft noch zwei Jahre und NFL-Insider Ian Rapoport berichtete am Mittwoch, dass durch den Abgang von Geschäftsführer Jeff Ireland ein Umdenken stattfinden könnte. Martin hatte das Team nach psychischen Problemen, die später vor allem Incognito angelastet wurden, im Oktober verlassen.

Bennett gibt Hawks keinen Discount: Ein Super-Bowl-Champion ist nicht billig. Seattles Defensive End Michael Bennett hat in einem Interview mit "NFL Network" klargestellt, dass er den Seahawks bei den anstehenden Vertragsverhandlungen keinen Rabatt geben wird: "So etwas wie einen Discount gibt es nicht. Das hier ist kein Supermarkt. Das ist das echte Leben."

Bennett hatte vor der Saison für ein Jahr in Seattle unterschrieben, wodurch er jetzt ein Unrestricted Free Agent ist und mit anderen Teams verhandeln könnte. In der abgelaufenen Saison war er einer von Seattles besten Defensive Lineman. "Man gibt jeden Tag sein bestes und kämpft für seine Mitspieler. Dann will man auch für seine Leistungen und dafür, ein guter Teamkollege zu sein, belohnt werden."

Dass Seattle den Franchise Tag nutzt um Bennett ein weiteres Jahr zu halten, ist unwahrscheinlich: Der 28-Jährige würde damit in der kommenden Saison 12,6 Millionen Dollar kosten. "Es ist definitiv ein Geschäft", so Bennett weiter: "Ich würde gerne weiter für die Seahawks spielen, aber sie müssen mich auch haben wollen und die Zahlen müssen stimmen."

Broncos verlängern mit Elway: John Elway bleibt geschäftsführender Vizepräsident der Denver Broncos. Elways ursprünglicher Vertrag wäre nach der kommenden Saison ausgelaufen, allerdings verkündeten die Broncos jetzt eine Verlängerung um drei weitere Jahre bis einschließlich 2017.

"Unsere Organisation ist mit der Arbeit von John Elway in den letzten drei Jahren extrem zufrieden. Er hat große Weitsicht und Führungsfähigkeit gezeigt und ein schlagkräftiges Team zusammengestellt", lobte Präsident Joe Ellis in einem Statement.

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