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"90.000? Das ist ja krasser als bei uns!"

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
Das Wembley Stadium zu London war für einen Tag 49ers-Country
© Getty

Sollen die San Francisco 49ers nach London umziehen? Immerhin war die Stimmung beim dortigen Spiel gegen die Denver Broncos besser als im heimischen Candlestick Park - sagen jedenfalls einige Spieler. SPOX sprach mit den Frisco-Stars Vernon Davis und Patrick Willis über die englischen Fans, einen neuen Hoffnungsträger und eine Party im Flugzeug.

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Das Wembley-Stadion ist ausverkauft. Fast 90.000 Fans jubeln den San Francisco 49ers zu. Es ist ein echtes Heimspiel, schlappe 8600 Kilometer vom eigenen Stadion entfernt. Und die 49ers nutzen diesen Rückenwind. Sie besiegen die Broncos und hoffen auf mehr.

Kein Wunder: Nach zwei Siegen in den letzten drei Spielen glaubt das Team von Coach Mike Singletary an die Wende - hofft sogar noch auf die vor der Saison als Ziel ausgegebenen Playoffs.

SPOX hat Tight End Vernon Davis und Linebacker Patrick Willis nach dem Spiel in der Kabine getroffen - und mit ihnen über das ungewöhnliche Heimspiel, die Chancen auf die große Wende und den neuen Hoffnungsträger, Quarterback Troy Smith, gesprochen.

SPOX: Wie war es für Sie, in London zu spielen?

Patrick Willis: Es war großartig, ein Riesen-Event. Schließlich hatten wir die einzigartige Chance, der ganzen Welt das Spiel zu präsentieren, das wir lieben. Deshalb wollten wir es auch besonders gut machen. Für viele Zuschauer ist es ja vielleicht ihr erstes Football-Spiel. Da will man einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich hoffe, das ist mir gelungen.

SPOX: Das ist es. Jedenfalls waren die Fans begeistert.

Willis: Und wie! Ich dachte ernsthaft, dass wir zu Hause in San Francisco wären. Gigantisch.

SPOX: Also ein echtes Heimspiel für Sie - und das hier in Wembley?

Vernon Davis: Es war unglaublich, einfach unglaublich. Vor diesen Zuschauermassen zu spielen, war ein Segen. Und ich hoffe, wir können auch im nächsten Jahr wieder nach London kommen. Nicht viele Teams haben die Chance, so etwas zu erleben. Es war einfach großartig.

SPOX: Kein Wunder. Das waren schließlich fast 90.000 Zuschauer.

Willis: 90.000? Das ist ja krasser als bei uns! Ehrlich, das sind deutlich mehr Zuschauer, als wir bei unseren Heimspielen im Moment haben. Bei uns passen ja nur 70.000 rein.

Davis: Das ist wirklich heftig. Und die meisten haben nur uns angefeuert. Immer wenn wir in Ballbesitz waren, haben alle gejubelt. Und wenn die Broncos am Zug waren, wurde es richtig laut. Das hat wohl nicht nur uns, sondern auch unseren Gegner beeindruckt.

SPOX: Einige Ihrer Teamkollegen haben nach dem Spiel sogar gesagt, dass hier in London bessere Stimmung herrschte als bei Ihren letzten Heimspielen im Candlestick Park.

Davis: Das stimmt schon. Und wir sind extrem dankbar für diese Unterstützung.

SPOX: Von der Stimmung befeuert haben Sie zwei der letzten drei Spiele gewonnen. War das vielleicht der Wendepunkt in der bisher miesen Saison? Geht es jetzt bergauf?

Willis: Vielleicht. Aber jetzt müssen wir jede Woche genauso hart angehen wie diese. Immer unser Bestes geben, uns auf alles vorbereiten - so wie wir es jetzt getan haben. Dann haben wir die große Chance, doch noch das zu erreichen, was wir uns am Anfang der Saison vorgenommen hatten: die Playoffs. Nach der Bye-Week können wir einen echten Run starten.

Davis: Das stimmt. Der Sieg war enorm wichtig. Er kann den Rest unserer Saison bestimmen, alles verändern. Aber nur, wenn wir das Momentum jetzt am Laufen halten. Wir waren schon enthusiastisch, als wir hier ankamen - und sehr aufgeregt, wegen der Veränderungen.

SPOX: Sie sprechen die Neuerungen an. Was sagen Sie zum neuen Quarterback Troy Smith?

Davis: Ich liebe ihn. Und ich kann es gar nicht abwarten, endlich richtig mit ihm zu trainieren. Das haben wir bisher nämlich in der Kürze der Zeit gar nicht geschafft. Deshalb war seine Leistung auch umso beeindruckender. Er kannte uns ja kaum. Wenn wir jetzt erst einmal zusammen ins Rollen kommen, dann wird das eine große Sache. Eine riesengroße Sache!

SPOX: Dabei hatte er gegen die Broncos eine miese erste Halbzeit...

Davis: ...oh ja, das stimmt. Aber wir wussten, dass es am Anfang hart für ihn wird. Er hat schließlich so gut wie keine Erfahrung mit uns. Er musste erst seinen Groove finden, in unseren Rhythmus kommen. Als er den dann hatte, lief alles wunderbar.

SPOX: Wie konnten Sie als Team ihm dabei auf dem Feld helfen?

Davis: Wir haben viel mit ihm gesprochen, ihn nach allen Aktionen weiter ermuntert und bestärkt, damit er einen freien Kopf behält und sich nicht zu viele Gedanken macht. Und wir haben versucht, ihn zu Höchstleistungen zu pushen. Das hat am Ende geklappt.

SPOX: Was hat Sie an Troy am meisten beeindruckt?

Willis: Dass er nach dem verhaltenen Start allen bewiesen hat, dass er ein Mann ist. Dass er zurückkommen kann, auch wenn es mal nicht läuft. Dass er nicht aufgibt, sondern kämpft. Damit hat er sich nicht nur unseren Respekt verdient. Und das ist entscheidend.

SPOX: Klingt nach ausgelassener Stimmung auf dem Rückflug...

Willis: Und wie. Wir können mit einem Sieg im Gepäck zurückfliegen. Das ist deutlich angenehmer als mit einer Niederlage. Es wären sonst wohl elf lange Stunden geworden...

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