NFL

Licht und Schatten für Favre

Von SPOX
Brett Favre ist enttäuscht. Die Pleite gegen die Jets ging auch auf seine Kappe
© Getty

Erst bricht Brett Favre eine magische Marke, dann wirft er die entscheidende Interception im Monday Night Game gegen die New York Jets. Die 49ers verlieren trotz einer Aufholjagd auch gegen die Eagles. Der Meister aus New Orleans kassiert die nächste Pleite - und macht ein ratlosen Eindruck. Green Bay hatte in Washington alle Trümpfe in der Hand, doch in der Endphase reihte sich Fehler an Fehler. Die Colts beenden die Serie der Chiefs, St. Louis und Houston waren sauschlecht.

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New York Jets (4-1) - Minnesota Vikings (1-3) 29:20 (3:0, 6:0, 6:7, 14:13)

"Thrilling" nennen die Amerikaner so ein Spiel wohl. Faszinierend, spannend, abgefahren sagen wir Deutschen. Oder anders ausgedrückt: Im Monday Night Game in East Rutherford ging es richtig ab. Da war zum einen das Vorgeplänkel um Vikings-Quarterback Brett Favre, der während seiner Zeit bei den Jets eine Reporteerin belästigt und ihr sogar per MMS Fotos von seinem besten Stück geschickt haben soll. Der Fall wird erst jetzt näher untersucht.

Favre entschuldigte sich bei seinem Klub für diesen Nebenkriegsschauplatz, betonte unmittelbar vor der dem Kickoff jedoch, dass er und seine Kollegen die Geschichte ausblenden müssten. Und Favre deliverte, das kann man nicht anders sagen. Zumindest gelang ihm Historisches: Seine 14 angekommenen von 34 Pässen, seine 264 Yards waren okay, aber nichts Besonderes. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass der 41-Jährige mit den Jets gegen die wohl beste Defense des Landes zu Felde zog, sehen die Zahlen schon stärker aus.

Dass ihm allerdings mit seinem ersten von drei Touchdown-Pässen an diesem Abend der 500. seiner Karriere gelang, ist wiederum ein Meilenstein, den noch niemand vor ihm erreichte. Neuzugang Randy Moss war der Empfänger. Platz zwei in dieser Kategorie belegt auch heute noch Legende Dan Marino, der mit 420 Touchdowns aber schon weit abgeschlagen ist. Zudem durchbrach er die 70.000-Yards-Grenze.

BLOG New York Jets - Minnesota Vikings in der Analyse

"Wir haben das Spiel verloren. Ich bin sehr enttäuscht", war aber Favres erster Kommentar zu diesem Spiel. Der Spielmacher war offenbar besonders heiß auf diese Partie. Ein Eindruck, den Percy Harvin bestätigte: "Niemand wollte den Sieg so sehr wie er, das hat man deutlich gemerkt." Dass es letztlich nicht klappte, lag trotz guter Leistung auch an Favre. Denn seine Interception etwa anderthalb Minuten vor Schluss war es, die Minnesota das Genick brach. Dwight Lowery schnappte sich das Ei und trug es über 26 Yards zurück in die Endzone.

Auch aus Jets-Sicht war dies ein unglaublich wichtiger Moment, weil der Gastgeber nach souveräner und bärenstarker Vorstellung das Spiel aus der Hand zu geben drohte. Favre war heiß gelaufen und arbeitete am Comeback. "Wir haben anfangs super gespielt, aber gegen Favre reicht eine starke Hälfte nicht", sparte Coach Rex Ryan deshalb auch nicht mit Kritik. "Er ist einer der besten im Business."

So stark die Jets spielten, in der Offense kam das Team auch nicht vollends zum Zug. Shonn Greene (20 Carries, 94 Yards) gelang der einzige Touchdown eines Offensivspielers, ansonsten musste man sich mit Field Goals von Nick Folk und eben dem Return-Touchdown zufrieden geben. Aber so sind sie, die Jets: Sie definieren sich zunächst über ihre Defense, die Offense um Quarterback Mark Sanchez (21/44, 191 Yards, 0 TD, 0 INT) muss folgen. Ein Rezept, das bislang voll aufgeht.

San Francisco 49ers (0-5) - Philadelphia Eagles (3-2) 24:27 (7:7, 3:10, 0:0, 14:10)

Es bleibt dabei: Die 49ers können scheinbar nicht mehr gewinnen. Trotz eines 14-3-Runs in den letzten sieben Minuten verlor San Francisco auch Saisonspiel Nummer fünf. So schlecht waren die Kalifornier zuletzt vor 31 Jahren gestartet.

49ers-QB Alex Smith passte für 309 Yards, fabrizierte aber auch drei Turnovers und wurde deshalb von den eigenen Fans böse ausgebuht. "Ich werde so lange hier rausgehen, bis sie mir das Gegenteil sagen", sagte Smith nach der Partie.

Bei den Gästen war Michael-Vick-Ersatz Kevin Kolb der gefeierte Mann. Der QB kam auf 253 Passing-Yards, einen Touchdown und brachte 21 seiner 31 Pässe an den Mann. "Wir waren da, als es drauf ankam", sagte Kolb. "Sie standen mit dem Rücken zur Wand und wir spielten ein sehr physisches Spiel, das wir gebraucht haben, um zu siegen."

LeSean McCoy erzielte trotz einer gebrochenen Rippe 92 Rushing-Yards für die Eagles.

Arizona Cardinals (3-2) - New Orleans Saints (3-2) 30:20 (0:10, 10:3, 3:0, 17:7)

Mit den eigenen Waffen geschlagen: Treffender kann man nicht beschreiben, wie Arizona zu diesem Überraschungscoup kam. Weil die offensiven Mittel der Cardinals beschränkt sind, musste die Defense herhalten. Und die war verdammt opportunistisch - saintsmäßig eben. Ein Sack hier, ein aufgenommener Fumble oder eine Interception dort: und schon hat man in aussichtsreicher Position den Ball.

Ganz anders die Saints: Der Meister ist personell arg dezimiert, keine Frage. Vielleicht scheint er gerade deshalb derzeit wenig Gegenwehr leisten zu können. Selbst die Kicker haben ihr Mojo verloren. Nach Garrett Hartley in den ersten Wochen versemmelte diesmal auch Ersatzmann John Carney ein relativ einfaches Field Goal.

Auch Quarterback Drew Brees wirkt nicht unfehlbar: Zwar brachte er 24 seiner 39 Pässe an den Mann und verbuchte 294 Yards sowie 2 Touchdowns, aber 2 kritische Interceptions trugen maßgeblich zur zweiten Saisonpleite bei.

Gegenüber Max Hall war allerdings nicht viel besser. Erster Pass: 3 Yards. Zweiter Pass: Interception. So macht man sich natürlich in Arizona unglaublich beliebt. Der Rookie-Quarterback startete für den bislang katastrophalen Derek Anderson, kam insgesamt aber auch nur auf 17 von 27 Pässen, 168 Yards, keinen Touchdown und 1 Interception.

Immerhin sorgte Hall für das kuriose Highlight des Abends, als er einen beherzten Lauf Richtung gegnerischer Endzone startete, kurz davor hart gestoppt wurde und den Ball Richtung Mitspieler fumbelte. Levi Brown schnappte sich das Leder und erzielte die Punkte.

Positiv außerdem: Im Gegensatz zu Anderson scheint sich Hall gut mit Super-Receiver Larry Fitzgerald zu verstehen: Die Nummer 11 der Cardinals wurde neun Mal gesucht, sieben Mal gefunden und verbuchte 93 Yards. Mit der Pleite rutschen die Saints in der NFC South hinter Atlanta und Tampa Bay zurück, Arizona führt die NFC West an.

Dallas Cowboys (1-3) - Tennessee Titans (3-2) 27:34 (3:10, 7:7, 7:3, 10:14)

Tony Romo (31/46, 406 Yds, 3 TD, 3 INT) wandelte einmal mehr zwischen Genie und Wahnsinn. Man tut sich schwer, dem Quarterback eine Schuld an der dritten Saisonpleite zuzuschreiben. Immerhin waren seine Touchdown-Pässe auf Roy Williams, Miles Austin (166 Yds) und Jason Witten richtig stark. Aber dann hat die Nummer neun auch immer wieder wilde Dinger dabei, die nur mit viel Glück nicht beim Gegner landen.

Drei Mal passierte es dann doch. Und alle Interceptions waren teuer. Eine unterlief Romo in der generischen Endzone, die zweite in der eigenen Red Zone. Eine Miunte vor Schluss hätte Dallas mit einem langen Drive für den Ausgleich sorgen können, aber wieder verlor der Quarterback den Ball.

Mit zwei kurzen Runs in die Endzone machte Tennessees starker Running Back Chris Johnson (131 Yds, 2 TD) den Sack zu. Sehr solide: Titans-Spielmacher Vince Young (12/25, 173 Yds, 2 TD, 0 INT).

Washington Redskins (3-2) - Green Bay Packers (3-2) 16:13 OT (0:7, 3:3, 0:3, 10:0, 3:0)

Drama pur in der Hauptstadt: Erst vier Minuten vor Schluss glichen die Redskins eine schon sicher geglaubte Führung der Packers per Field Goal aus. Drei Minuten später hätte Mason Crosby trotzdem alles klar machen können: Sein Field-Goal-Versuch aus 53 Yards traf aber nur den linken Pfosten.

Es ging in die Verlängerung, in der Green Bays Aaron Rodgers (27/46, 293 Yds, 1 TD, 1 INT) und Washingtons Donovan McNabb (26/49, 357 Yds, 1 TD, 1 INT) nacheinander gesackt wurden.

BLOGS@SPOX Ein verschenktes Spiel der Packers

Nachdem beide Teams so ihre ersten Versuche verschenkten, warf Rodgers eine Interception zu LaRon Landry, der das Ei bis tief in die Hälfte der Packers zurück trug. Bei dieser Aktion zog sich Rodgers laut "ESPN" zudem eine Gehirnerschütterung zu.

Doch damit war Green Bays Fehlerkette noch nicht durchbrochen: Gleich zweimal kassierte die Defense Strafen und schenkte den Redskins so First Downs - und irgendwann konnte der Gastgeber nicht mehr anders: Aus 33 Yards trat Graham Gano an und verwandelte das entscheidende Field Goal zum Sieg.

Der Vollständigkeit halber: Mit Jermichael Finley, Donald Lee, Ryan Pickett und Clay Matthews verlor Green Bay im Laufe des Spiels vier Akteure mit Verletzungen. Für die Packers erlief Brandon Jackson 115 Yards, für die Redskins machte Wide Receiver Santana Moss (7 Rec, 118 Yards) ein famoses Spiel.

Houston Texans (3-2) - New York Giants (3-2) 10:34 (0:14, 3:10, 7:3, 0:7)

Mit kann derzeit mit Fug und Recht behaupten, dass die Texans-Defense zum Schlechtesten gehört, was die NFL zu bieten hat. Gegen die Giants war der Ausgang der Partie schon im ersten Viertel vorgezeichnet, als nacheinander Hakeem Nicks (12 Rec, 130 Yds, 2 TD) nach Zuspiel von Eli Manning (27/42, 297 Yds, 3 TD, 2 INT) und Running Back Brandon Jacobs (10 Carries, 41 Yds, 1 TD) Touchdowns erzielten. Als Nicks Anfang des zweiten Abschnitts nachlegte, war schon alles klar.

Offensiv kam Houston auch kaum zum Zug: Besonders das Laufspiel um den bisher bärenstarken Arian Foster (11 Carries, 25 Yards) fand nicht statt. Einziger Lichtblick: Der angeschlagene Wide Receiver Andre Johnson, der trotz einer Sprunggelenkverletzung auf 5 Receptions und 95 Yards kam. Quarterback Matt Schaub (16/34, 196, 0 TD, 1 INT) war allenfalls mittelmäßig.

Oder anders ausgedrückt: Die Giants waren offensiv gut drauf und machten defensiv aus den Texans wie in der Vorwoche aus Chicago Hackfleisch. Starke Performance!

Cincinnati Bengals (2-3) - Tampa Bay Buccaneers (3-1) 21:24 (7:0, 3:7, 3:7, 8:10)

Diese Buccaneers können einem langsam unheimlich werden. Mit dem jüngsten Coach der gesamten NFL und einer vermeintlichen Gurkentruppe gewinnt das Team aus FLorida inzwischen sein drittes Spiel. Und das auch noch in der Höhle des Löwen, ähm, Tigers.

Die Bengals machen allerdings keinen guten Eindruck derzeit. Allen voran Carson Palmer (21/36, 209 YDs, 2 TD, 3 INT): Mit zwei Interceptions in den letzten 3:17 Minuten verschenkte der Quarterback quasi im Alleingang den Sieg. Zuvor hatte die Truppe aus Ohio alles im Griff.

Unter anderem, weil Cedric Benson (23 Carries, 144 Yds) und Terrell Owens (7 Rec, 102 Yds, 1 TD) richtig gut drauf waren. Aber Tampas Defense schlug zum richtigen Zeitpunkt zurück, Quarterback Josh Freeman (20/33, 280 Yds, 1 TD, 1 INT) sorgte 1:26 Minuten vor Schluss mit einem Pass auf Mike Williams für den Ausgleich, Kicker Connor Barth gab Cincinnati den Rest.

Indianapolis Colts (3-2) - Kansas City Chiefs (3-1) 19:9 (3:0, 3:3, 3:6, 10:0)

Das war es dann: Das letzte ungeschlagene Team hat zum ersten Mal verloren. Dass es die Chiefs irgendwann erwischen würde, war klar. Dass es gegen die Colts dazu kam, ist auch nicht weiter überraschend. Trotz der peinlichen Niederlage in Woche 4 gegen die Jaguars ist und bleibt Indianapolis eine Spitzenmannschaft.

Auch wenn Peyton Manning (26/44, 244 Yds, 0 TD, 1 INT) mal keinen Touchdown-Pass wirft, hat das Team genug Mittel, um ein Spiel zu gewinnen. Zum Beispiel über das Laufspiel, dass dank Joseph Addai (17 Carries, 50 Yds) und Mike Hart (11 Carries, 50 Yds, 1 TD) ordentlich funktionierte. Oder aber, indem Adam Vinatieri vier Field Goals verwandelt.

Die CHiefs waren alles in allem enttäuschend. Jamaal Charles tat am Boden, was er konnte (16 Carries, 87 Yds), in der Luft sorgte Matt Cassel (16/29, 156 Yds, 0 TD) aber nicht für die nötige Durchschlagskraft.

Oakland Raiders (2-3) - San Diego Chargers (2-3) 35:27 (12:0, 3:17, 7:7, 13:3)

Jason Campbell: 13/18, 159 Yds, 1 TD - Philip Rivers: 27/42, 431, 2 TD

Michael Bush: 26 Carries, 104 Yds, 1 TD - Malcolm Floyd: 8 Receptions, 213 Yds, 1 TD

Baltimore Ravens (4-1) - Denver Broncos (2-3) 31:17 (7:0, 10:7, 0:0, 14:10)

Joe Flacco: 14/25, 196 Yds, 0 TD - Kyle Orton: 23/38, 314 Yds, 2 TD

Ray Rice: 27 Carries, 133 Yds, 2 TD - Brandon Lloyd: 5 Receptions, 135 Yds, 2 TD

Detroit Lions (1-4) - St. Louis Rams (2-3) 44:6 (3:3, 21:3, 7:0, 13:0)

Shaun Hill: 21/32, 227 Yds, 3 TD - Sam Bradford: 23/45, 215 Yds, 0 TD, 2 INT

Jahvid Best: 18 Carries, 67 Yds - Steven Jackson: 25 Carries, 114 Yds

Carolina Panthers (0-5) - Chicago Bears (4-1) 6:23 (3:17, 0:0, 3:0, 0:6)

Jimmy Clausen: 9/22, 61 Yds, 0 TD, 1 INT - Todd Collins: 6/16, 32 Yds, 0 TD, 4 INT

DeAngelo Williams: 12 Carries, 51 Yds - Matt Forte: 22 Carries, 166 Yds, 2 TD

Cleveland Browns (1-4) - Atlanta Falcons (4-1) 10:20 (0:0, 7:6, 3:7, 0:7)

Seneca Wallace: 11/15, 139 Yds, 1 TD; Jake Delhomme: 13/23, 97 Yds, 0 TD, 2 INT - Matt Ryan: 16/28, 187 Yds, 1 TD

Peyton Hillis: 10 Carries, 4 Receptions, 83 Yds, 1 TD - Michael Turner: 19 Carries, 140 Yds; Roddy White: 5 Receptions, 101 Yds, 1 TD

Buffalo Bills (0-5) - Jacksonville Jaguars (3-2) 26:36 (10:3, 3:10, 7:14, 6:9)

David Garrard: 16/20, 178 Yds, 3 TD, 1 INT - Ryan Fitzpatrick: 20/30, 220 Yds, 3 TD

Maurice Jones-Drew: 19 Carries, 84 Yds - Lee Evans: 5 Receptions, 87 Yds, 1 TD

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