NBA

Das irisch-ägyptische Biest

Von Florian Regelmann
Omar Samhan will sich in der Summer League empfehlen
© Getty

Im Schatten des Free-Agent-Spektakels findet auch in diesem Jahr wieder die NBA Summer League statt. Die Dallas Mavericks treten dabei in Las Vegas mit einem ganz interessanten Kader an. Vielleicht kann sich einer für die NBA empfehlen. Mit dabei im Team von Headcoach Monte Mathis: Roddy B., das Großmaul und der Riese aus dem Senegal.

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Guard:

3 Rodrigue Beaubois (Guadeloupe/22 Jahre)

Die Geschichte von Roddy B. muss hier nicht mehr groß erzählt werden. Noch heute werden Mavs-Fans auf der ganzen Welt Wutanfälle bekommen, wenn sie daran denken, dass Beaubois von Headcoach Rick Carlisle in den Playoffs nicht genug Einsatzzeit erhielt.

Beaubois hat in der letzten Saison gezeigt, dass er die Zukunft der Mavs und ein potenzieller All-Star ist. Der Schlüssel: Beaubois soll in der Summer League und bei der WM in der Türkei ausschließlich als Point Guard eingesetzt werden. Die Mavs hoffen, dass er bis zum Start der neuen Saison so weit ist, dass er eine tragende Rolle einnehmen kann. Als eine Art Combo-Guard, so wie es die Spurs mit George Hill vorgemacht haben.

5 J.R. Giddens (New Mexico/25 Jahre)

Interessanter Spieler. Giddens gibt offen zu, früher viele Fehler gemacht und falsche Entscheidungen getroffen zu haben. So war er 2005 in einer Bar in einen Fight verwickelt, bei dem ihm ein Messerstich in die Wade versetzt wurde.

Sein Charakter war fragwürdig, sein Talent war es nie. Giddens galt immer als explosiver Scorer, sehr athletisch, mit gutem Mitteldistanzwurf. Und vor allem als exzellenter Verteidiger, der viele Bälle klaut und sogar als Guard Würfe blockt. Wegen dieser Attribute wählten ihn die Celtics 2008 in der ersten Runde (30. Pick) aus. Doch weder in Boston noch in New York konnte er sich bislang durchsetzen.

7 Jeremy Lin (Harvard/21 Jahre)

Jeremy Lin heißt eigentlich Jeremy Shu-Hao Lin und wurde als Sohn taiwanesischer Einwanderer in Kalifornien geboren.

Trotz einer starken Saison (16,4 Punkte, 4,4 Rebounds, 4,5 Assists, 2,4 Steals und 1,1 Blocks) für Harvard und der Wahl ins erste Team der Ivy League wurde Lin im Draft nicht gezogen. Nun sucht der Spielmacher über die Summer League seine Chance.

20 Dominique Jones (South Florida/21 Jahre)

Alle Augen werden auf Jones gerichtet sein. Weil er der diesjährige Erstrundenpick der Mavs ist. Weil sich die Mavs extra bis an Position 25 hochtradeten und drei Millionen Dollar ausgaben, um ihn zu bekommen. Und weil Jones mit seinem Mundwerk jetzt schon ein Großer ist.

"Es gibt nicht viele Spieler im Draft, die jetzt schon bereit sind, auf den Court zu treten, aber ich bin einer von ihnen", sagte Jones, der fest davon überzeugt ist, gegen jeden scoren zu können. 21,4 Punkte erzielte er im Schnitt für South Florida, ob er in Las Vegas andeuten kann, dass sich die Mavs richtig entschieden haben?

30 Shan Foster (Vanderbilt/23 Jahre)

Ein vergessener Mann. Vor zwei Jahren zogen die Mavs "Sugar Shan", der so gerne in der NBA spielen will und das auch musikalisch so schön rüberbringt, in der zweiten Draft-Runde (51. Stelle), aber seitdem hört man von Foster wenig. Gut, wenig stimmt nicht. Man hört nichts.

Nach einem Jahr in Italien bei JuveCaserta Basket spielte Foster in der letzten Saison in der Türkei für Antalya. 9,1 Punkte im Schnitt und eine Dreierquote von 39 Prozent sind gar nicht mal so schlecht in einer guten europäischen Profi-Liga. Wer weiß, vielleicht spielt sich Foster noch in den Vordergrund.

Forward:

9 Amara Sy (Frankreich/28 Jahre)

Schon bald 30 Jahre alt, aber den Traum von der NBA hat Sy immer noch nicht aufgegeben. Seit 1999 liefert Sy in Europa für angesehene Vereine (Villeurbanne, Le Mans, AEK Athen, Murcia) sehr respektable Leistungen ab - und im letzten Jahr versuchte er sich über die Development League in die Notizblöcke der NBA-Scouts zu spielen.

Trotz durchschnittlich 15 Punkten und 7,3 Rebounds und guten Quoten (55 Prozent aus dem Feld, 42 Prozent von der Dreierlinie) für die Bakersfield Jam flatterte aber kein Angebot ins Haus. Jetzt startet Sy seinen nächsten Versuch. Typ Streetballer. Sehr athletisch, guter Rebounder, guter Verteidiger, gut am Korb, aber auch von außen - eigentlich vom Potenzial ein NBA-Spieler.

10 DeShawn Sims (Michigan/22 Jahre)

Erzielte in seinem Senior-Jahr im Schnitt 16,8 Punkte und 7,6 Rebounds für die Wolverines und zeigte dabei ein sehr variables Spiel für einen Power Forward. Hat für Michigan viele Spiele in der Crunchtime entschieden.

35 Mouhammad Faye (SMU/24 Jahre)

10,7 Punkte im Schnitt für die Southern Methodist University hauen einen nicht um. Der gebürtige Senegalese wird wohl nur eine Zukunft im D-League-Team der Mavs haben.

42 Eric Tramiel (North Texas/22 Jahre)

Verbuchte für die North Texas Mean Green im Schnitt 12,9 Punkte und will so schnell es geht Profi werden. Nach eigenen Angaben egal wo. Wir sehen ihn eher in Bremerhaven als in Dallas.

Center:

34 Omar Samhan (St. Mary's/21 Jahre)

Flashback! Wir erinnern uns an die March Madness und daran, wie der Underdog von St. Mary's für Furore gesorgt und unter anderem Mitfavorit Villanova aus dem Turnier geschmissen hat. Und wer fällt einem sofort ein, wenn man an St. Mary's denkt? Richtig, Omar Samhan.

Samhan, halb-irischer und halb-ägyptischer Herkunft, war nicht nur beispielsweise gegen Villanova (32 Punkte) absolut überragend, er musste sich letzte Saison mit seinen Zahlen (21,3 Punkte, 10,9 Rebounds und 2,9 Blocks im Schnitt) vor keinem anderen College-Big-Man verstecken.

Ja, er muss körperlich noch einiges tun, aber er hat eine Unmenge an Talent. Sehr beweglich am Brett, mit guten Moves und tollem Touch. Eine Wildcard, die man auf dem Zettel haben sollte. Hat definitiv das Zeug dazu, um bei den Mavs im NBA-Kader zu landen. Einer der besten Spieler, die nicht gedraftet wurden. Will allen beweisen, dass das ein Fehler war. Bezeichnet sich selbst als Biest.

44 Moussa Seck (Senegal/23 Jahre)

Vielleicht so was wie ein Rohdiamant. Seck hat etwas, das kaum ein anderer hat und man nicht erlernen kann. Er ist groß. Verdammt groß. 2,23 Meter um genau zu sein. Dazu hat er die Mavs-Scouts mit seinem natürlichen basketballerischen Talent überzeugt.

Seit einigen Jahren ist Seck deshalb jedes Jahr im Sommer in Las Vegas dabei. Die Mavs glauben, dass sie da vielleicht ganz langsam jemanden aufbauen können. Abwarten.

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