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NBA Finals - Erkenntnisse zu Nuggets vs. Heat, Spiel 1: Wie Miami Denver um Nikola Jokic in die Karten spielte

Von Robert Arndt
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Die Denver Nuggets haben in Spiel 1 der NBA Finals die Miami Heat recht souverän geschlagen. Miami fehlen Antworten auf Nikola Jokic, während Jimmy Butler ein seltsam passives Spiel absolviert.

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Bam Adebayo gefällt beim 104:93-Sieg der Nuggets dagegen offensiv, spielt den Nuggets aber voll in die Karten.

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NBA Finals - Nikola Jokic ist zu gut für Miami

Diesen Film haben wir in den Playoffs schon zu Genüge gesehen. Die Heat gehen mit einem zweistelligen Rückstand ins vierte Viertel, um am Ende doch noch zu gewinnen. Nicht so in Spiel 1 der Finals. Zugegeben: Miami lag bereits mit 21 Punkten hinten und konnte zwischenzeitlich auf -9 verkürzen, doch Denvers Sieg geriet nicht mehr in Gefahr.

Nikola Jokic machte hier einmal mehr den Unterschied aus. Während in den Runden zuvor Milwaukee, New York und Boston bei solchen Heat-Runs ins Schwanken gerieten, behielt der Joker die Nerven und brachte den Sieg ins Ziel. 12 seiner 27 Punkte markierte der Center im Schlussabschnitt und wurde nun zum Scorer, nachdem er drei Viertel lang mit insgesamt 14 Assists seine Mitspieler in Szene gesetzt hatte.

Miami spielte nun viel Zonenverteidigung, sodass Jokic vermehrt von der Freiwurflinie operierte. Mal war es ein Postup, mal nahm er einen Floater. Das alles brachte die Zone zum kollabieren und war ein Schlüssel für die Nuggets vor dieser Serie. Es hat sich gezeigt, dass Denver vor allem dank Jokic zu talentiert ist, als das Miami damit davonkommt.

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Ausgerechnet Shaq, inzwischen eher für seine Plattitüden bekannt, brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: "Er lässt das Spiel auf sich zukommen und will nichts erzwingen. (...) Das ist die Definition eines großartigen Spielers. Er glänzt nicht nur selbst, sondern lässt auch die anderen gut aussehen. Ich bin froh, dass ich ihn live sehen kann."

Es hätte auch noch schlimmer kommen können, doch Denver traf in diesem Spiel zum erst zweiten Mal in diesen Playoffs unter 30 Prozent von draußen (8/27, 0/9 im Schlussabschnitt). In der Regular Season gewannen die Nuggets dann nur sechs von 14 Spielen, diesmal reichte es trotzdem zu einem zweistelligen Sieg.

Es bleibt also weiter noch jede Menge Luft nach oben für Denver, die nur ein Offensiv-Rating von 111,4 auflegten. Auch Jokic hat mit Sicherheit noch einen Extragang im Repertoire, diesmal begnügte er sich mit gerade einmal 12 Würfen und konzentrierte sich lieber darauf, seine Mitspieler ins Rollen zu bringen.

Übrigens: Gegen die Zone erzielten die Nuggets 1,16 Punkte pro Play, im Halbfeld waren es 1,15.

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NBA Finals: Miami limitiert Denvers Transition

Positiv aus Heat-Sicht war zumindest, dass sie das Tempo kontrollieren konnten. Das gelang mit gerade einmal 8 Ballverlusten, was die Nuggets aber zu 13 Punkten nutzten. Dennoch: Mit gerade einmal 9 abgegebenen Punkten in Transition werden die Heat leben können, damit beraubte man Denver zumindest einer großer Stärke.

Trotzdem fanden die Nuggets gerade in Halbzeit eins Wege für einfache Punkte. Miami war zwar meist schnell hinten, allerdings passten dann oft die Matchups nicht. Aaron Gordon ist inzwischen so gut darin, schnell umzuschalten, dass er oft der erste am gegnerischen Korb ist und ein Guard gegen ihn aushelfen muss. Bei der Power des Forwards sind das fast immer zwei leichte Punkte.

Hierbei hilft auch, dass Jokic solche Dinge sehr schnell wahrnimmt und gut getimte Pässe spielt. Gordon verbuchte 12 seiner 14 Zähler im ersten Viertel, alles Dunks und Layups, Denver erzielte in diesem Abschnitt 20 Punkte in der Zone, für den Rest der Partie waren es nur noch weitere 26.

Miami hatte weniger Abstimmungsprobleme, stellte die Zone besser zu und konnte mit Dreiern von Michael Porter Jr. und Co. leben, weil sie diese in Spiel 1 nicht verwerten konnten.

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NBA Finals: Heat und Butler viel zu passiv

Das galt lange auch für die Heat, die dank 6/12 im Schlussabschnitt auf letztlich noch akzeptable 33,3 Prozent (13/39) kamen, obwohl Max Strus (0/9) und Duncan Robinson (1/5) einen Wettstreit veranstalteten, wer mehr Fahrkarten schießen kann. Viele dieser Versuche waren offen, allerdings auch nicht ohne Druck, da Denver meist gut rotierte und zumindest immer in der Nähe war, wenn die Dreier flogen.

Das Positive war immerhin, dass Miami überhaupt 39 Dreier nahm. Gegen ein so gute Offense brauchen die Heat einfach Distanzwürfe, um genug zu scoren und am Volumen lag es an diesem Abend nicht. Die Heat werden Spiele haben, in denen sie besser treffen und dann werden sie vermutlich Denver auch wirklich Paroli bieten können.

Schwerer wiegt dagegen der Mangel an Freiwürfen. Nur ein gezogenes Shooting Foul über 48 Minuten gab es in den Playoffs noch nie und das lag nun wirklich nicht daran, dass die Schiedsrichter bei Plays ihre Pfeife verschluckten. Zwar versuchten einige Reporter von den Heat Antworten herauszukitzeln, dass dies so war (Gegenfrage Adebayo: "Zahlst du dann meine Strafe?"), doch das war nicht der Grund für diese historisch niedrige Zahl.

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Vielmehr versäumten es die Heat, den Korb konsequent zu attackieren. Normalerweise ist dafür Jimmy Butler zuständig, doch dieser wirkte seltsam passiv. Im gesamten Spiel zog Butler nur achtmal zum Korb, lediglich einmal schloss er dann auch ab. So ist es kein Wunder, dass der Superstar der Heat zum ersten Mal seit Oktober ohne einen einzigen Trip an die Freiwurflinie blieb.

Um das mal einzuordnen. In diesen Playoffs legt Butler 17,8 Drives pro Partie auf, nur in Spiel 2 gegen die Bucks zog er ähnlich selten zum Korb (9). Gerade das war aber das Erfolgsrezept der Heat. Harte Butler-Drives und Rollenspieler, die ihre Dreier versenken. Davon war in der Mile High City nichts zu sehen. Butler begann zwar gut, hatte gegen den größeren und athletischen Aaron Gordon Probleme sich Platz zu verschaffen.

Butler ist nicht wirklich flink, meist macht er es mit Power und Fakes, doch gegen AG sah er wenig Land und auch Kentavious Caldwell-Pope oder Michael Porter Jr. generierten Stops gegen Butler.

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NBA Finals: Nuggets machen Adebayo zum Scorer

Topscorer der Heat war stattdessen Adebayo, der immerhin bewies, dass er nicht vergessen hat, wo der Korb hängt, nachdem er gegen Boston teils hanebüchene Fehlversuche fabrizierte. 26 Punkte markierte der Center, dafür brauchte er allerdings auch 25 Abschlüsse und nahm davon nur sieben direkt am Ring.

Stattdessen waren es vor allem kurze Jumper, meist nach einem Pick'n'Roll. Die Nuggets schienen das in Ordnung zu finden - und hatten damit recht. Sprungwürfe von Adebayo werden Denver keine Kopfschmerzen bereiten, viel mehr ist es ein Gewinn für die Defense der Nuggets, auch wenn er davon über die Hälfte trifft.

Auch Adebayo muss aggressiver auftreten und zumindest Jokic auch einmal testen. Der Serbe lief nie Gefahr in Foulprobleme zu geraten. Die Drop Coverage konnte Miami nur bedingt bestrafen, auch wenn Miami sich durch die Adebayo-Handoffs jede Menge gute Würfe erspielte (diese aber zu selten nutzte).

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NBA Finals: Die Nuggets sind zu groß für Miami

Es war zu befürchten, aber die Heat haben massive Größennachteile. Aaron Gordon bekam im ersten Viertel, was immer er wollte, dazu half er auch defensiv. Neben Gordon machte hier vor allem Michael Porter Jr. auf sich aufmerksam, der mehrfach am Ring aushalf und sogar einen Jumper von Butler blockte.

Erst im vierten Viertel hatten die Heat mit Haywood Highsmith eine sinnvolle Lösung, auch wenn dieser nur 1,96 Meter groß ist. Mit ihm versuchten die Heat auch, das Lakers-Konzept zu kopieren. Adebayo wurde zeitweise auf den Flügel gestellt, Highsmith musste Jokic beackern. Das kann für ein paar Possessions gut gehen, langfristig wird das aber keine Lösung sein.

Miami fehlt schlichtweg ein großer Forward, um solche Dinge über einen längeren Zeitraum zu spielen. Alternativen sind rar gesät, was sich schon darin bemerkbar macht, dass Miami wirklich ein paar Minuten Cody Zeller gegen Jokic spielen ließ. Vielleicht werden wir bald auch mal wieder Kevin Love sehen. Stoppen werden die Heat Jokic nicht, dann kann man es auch mal mit Only Offense versuchen.

Es zeigt aber auch: Denver ist die klar bessere Mannschaft und musste in Spiel 1 nicht einmal sein bestes Spiel zeigen, um komfortabel zu gewinnen. Keine guten Nachrichten für Miami, die erstmals in diesen Playoffs ein Auftaktspiel verloren.

NBA Finals - Nuggets vs. Heat: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
12. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat104:93
25. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat
38. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
410. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
5*13. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat
6*16. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
7*19. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat

*falls benötigt