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NBA Playoffs - Devin Booker hält Phoenix Suns am Leben: Der MVP dieser Playoffs

Von Robert Arndt
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Die Phoenix Suns leben - vor allem dank Devin Booker. Der Guard ist in diesen Playoffs der beste Scorer der Liga und macht dies auf eine Art und Weise, die beinahe absurd ist.

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Normalerweise müssten die Suns sich bereits auf dem Weg in den Urlaub befinden. Aber was ist derzeit schon bei Devin Booker normal? Nach 47 Punkten und einer historischen Performance mit 20/25 aus dem Feld, ließ der Suns-Guard in Spiel 4 noch einmal 36 Zähler bei ähnlicher Effizienz (14/18 FG) folgen.

Dafür gab es sogar eine Entschuldigung von Shaquille O'Neal, der nach Spiel 3 prophezeit hatte, dass Booker nicht noch einmal ein solches Spiel machen würde. Und doch tat er es, sodass die Suns erneut einen knappen 129:124-Sieg einfuhren und so auch ohne Chris Paul die Serie wieder ausgeglichen haben.

"Ich habe keine Worte dafür, wie er das macht", sagte Durant nach Spiel 3 über seinen Teamkollegen. "Er führt diese Franchise an und gibt jeden Tag alles. Wir folgen einfach nur seinen Fußspuren." Und in der Tat: In einer Serie mit dem zweifachen MVP (Jokic) und einem der besten 15 Spieler aller Zeiten (Durant), ist Booker klar der beste Spieler dieser Serie und womöglich auch der beste Spieler der kompletten Playoffs (Jimmy Butler hat hier auch noch ein Wörtchen mitzureden).

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Devin Booker: Schluss mit diesem "Effizienz-Scheiß"

So war es auch in Spiel 4, insbesondere im dritten Viertel, als Booker mit 17 Zählern dafür sorgte, dass Phoenix eine Führung in den Schlussabschnitt mitnahm und ein Monsterviertel von Jokic (18 PTS) ohne großen Schaden überlebte. Der Guard netzte jeden seiner sechs Versuche, darunter auch zwei Dreier in Folge zum Ende des Viertels, welche tatsächlich seine letzten Punkte dieser Partie gewesen sein sollten. Denver machte ein Statement: "Jeder darf uns schlagen, nur eben nicht Booker."

Diese Strategie ging letztlich nicht auf. Viermal fand Booker aus dem Double Team den freien Mitspieler, wodurch der Suns-Star das Spiel auch noch mit 12 Assists (persönlicher Playoff-Rekord) beendete. Dass Booker selbst nicht mehr scorte? Völlig egal. "Ich will einfach nur Spiele gewinnen", meinte Booker nach dem Spiel. "Das sage ich KD die ganze Zeit. Geht mir weg mit diesem Effizienz-Scheiß. Ich will einfach nur gewinnen."

Der Stachel sitzt weiterhin tief, die Schmach aus der Dallas-Serie aus dem Vorjahr immer im Hinterkopf. Es war vermutlich Bookers schwächste Serie. Dallas entnervte den heute 26-Jährigen mit Double Teams und schaffte es, seinen Rhythmus zu brechen. In den letzten beiden Spielen der Serie traf Booker nur noch 9/31 aus dem Feld, während Rivale Luka Doncic die Suns beinahe im Alleingang erlegte.

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Devin Booker: Shot Making als Kunstform

Dass der Slowene nun schon lange im Urlaub ist, dürfte Booker kaum interessieren. Stattdessen stellt er dieser Tage unter Beweis, dass er in einem Team mit Durant die klare erste Option ist und auch unter gegnerischem Druck inzwischen die richtigen Entscheidungen trifft. Über die vier Spiele legt Booker 36,3 Punkte und 7,7 Assists bei beinahe absurden Quoten von 64 Prozent aus dem Feld und 57 Prozent von Downtown auf. Achja: Knapp 90 Prozent von der Freiwurflinie sind auch recht solide, was einen True-Shooting-Wert von 71 Prozent ergibt.

Wir sprechen hier von einem Guard und nicht etwa einem Big, der lediglich Lobs verwertet. Man muss nur einen Blick auf das Shot Chart von Booker werfen, um die Schwierigkeit von Bookers Würfen zu erkennen.

Gerade einmal 16 seiner 91 Würfe nahm Booker in der Restricted Area, 70 Versuche waren Jump Shots aus allen erdenklichen Lagen.

Devin Booker: So sieht sein Shotchart gegen Denver aus

ZoneFGsQuote (%)
Restricted Area14/1687,5
Paint (ohne RA)16/2955,2
Mitteldistanz16/2564,0
Eckendreier1/1100
Above the Break11/2055,0
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Devin Booker: Im Eins-gegen-Eins nicht zu stoppen

Bei Booker ist "Good offense beats good defense" Programm, Denver kann Booker Eins-gegen-Eins nicht stoppen. Mit Kentavious Caldwell-Pope oder Bruce Brown haben die Nuggets solide Optionen, doch das reicht einfach nicht. Der Suns-Guard ist mit seinen Attacken so vielseitig, dass es beinahe unmöglich ist, sich darauf einzustellen.

Erschwerend kommend hinzu, dass Denver Jokic das Pick'n'Roll gerne hoch verteidigen lässt, aber Booker den Serben meist problemlos schlagen kann. Dahinter rotierte dann meist Aaron Gordon in Richtung Korb, was gegen Phoenix aber nicht funktioniert, da so ein gewisser Kevin Durant offen stehen würde. Es ist aber auch nicht so, dass Booker einen Screen braucht.

Inzwischen ist der 26-Jährige so bullig, dass er seine Gegenspieler mit seinem Körper wegschieben kann und sich so den nötigen Platz für seine Jumper verschaffen kann. Ist der Gegenspieler nicht nah genug bei ihm, kann er aber auch einfach abstoppen und jederzeit einen Pullup-Jumper nehmen. Dabei spielt es fast keine Rolle, wie groß der Gegenspieler ist.

Hier ein Beispiel aus Spiel 3 gegen Jeff Green, der es nicht besser verteidigen kann. Booker lehnt sich aber so weit zurück und behält dennoch die Kontrolle, um einen für 99 Prozent aller Spieler unmöglichen Wurf zu treffen.

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© NBA.com/stats
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Devin Booker: Er öffnet das Spiel für andere

So ist es verständlich, dass Denver wie in Spiel 4 irgendwann reagiert und versucht, Booker zum Pass zu zwingen. Grundsätzlich eine solide Strategie, da die Suns so dünn besetzt sind. Aber Coach Monty Williams hatte einen Konter und spielte die richtigen Karten. Er setzt nun voll auf Offense, sodass die Spiele zu Shootouts werden. Und wer zwei der besten Tough Shot Makers der NBA in seinen Reihen hat, besitzt trotz personeller Unterlegenheit durchaus Chancen.

Die Minuten der Defensiv-Spezialisten Josh Okogie und Torrey Craig wurden gekürzt bzw. gestrichen, stattdessen bekamen Shooter wie Terrence Ross, T.J. Warren und Landry Shamet mehr Spielzeit. Das Trio ist zwar defensiv anfällig, verschafft den beiden Stars aber offensiv Räume. In Spiel 4 war es dann Shamet, der die Double Teams der Nuggets gegen Booker und Durant bestrafte.

Das Doppel kam, Phoenix ließ den Ball laufen und fand immer wieder in Shamet einen 39-Prozent-Schützen in der Ecke für einen offenen Dreier. Denvers Strategie wurde so über den Haufen geworfen und kam nicht mehr richtig ins Spiel, auch wenn Nikola Jokic beständig in Korbnähe scoren konnte und 53 Punkte auflegte.

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Devin Booker: Kann er das Scoring halten?

Phoenix machte Jokic zum Scorer und die Rechnung ging auf. Während der Serbe einen Zweier nach dem anderen traf, gewannen die Suns das Duell an der Dreierlinie (13:7), was ein immenser Faktor ist. Acht davon gingen auf das Konto des Trios Shamet, Ross sowie Payne. Es war die benötigte Unterstützung für die beiden Stars, die erneut über 40 Minuten schuften mussten.

Ja, Booker und Durant können Spiele im Alleingang gewinnen, für vier aus sieben wird das aber nicht reichen. So famos vor allem Booker performte, wird er nicht für den Rest der Serie 75 Prozent aus dem Feld treffen und Würfe wie diese beständig treffen. Wenn doch, bleibt Denver nichts anderes übrig, als den Hut vor ihm zu ziehen.

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© NBA.com/stats

"Das ist einfach Book", lautete die nüchterne Analyse von Coach Williams zu diesem Play und auch KD hat überhaupt keine Bedenken. "Ich verstehe gar nicht, wieso das die Leute überrascht. Das macht er seit Tag eins in dieser Liga. (...) Viele haben ihn ignoriert und sind jetzt überrascht, dass er 45 auflegt. Nein, er war schon immer so und wir müssen ihn einfach füttern."

Derzeit geht die Rechnung auf. Phoenix war auch in diesen beiden Spielen vor allem in einer Kategorie besser als Denver und das war Execution. In den beiden Heimspielen der Suns trafen die Nuggets zwar drei Prozent besser als erwartet, Phoenix outperformte sein Shot-Profil jedoch um satte neun Prozent, vor allem dank 58 Prozent aus der Mitteldistanz. Wem das zu verdanken ist, wissen wir alle. Normal ist das nicht.

Suns vs. Nuggets: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
130. April2.30 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns125:107
22. Mai4 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns97:87
36. Mai4 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets121:114
48. Mai2 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets129:124
510. Mai4 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns
612. Mai4 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets
7*14. MaitbaDenver NuggetsPhoenix Suns

*falls benötigt

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