NBA

"Kobe hat es bis heute nicht verstanden"

Von SPOX
Ettore Messina (r.) hofft darauf, dass in den Playoffs die Erfahrung die wichtigste Rolle spielt
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These: Die Euroleague hat den NBA-Lockout genutzt und aufgeholt

Florian Regelmann: Ich kann damit nichts anfangen, wenn man davon spricht, dass die Euroleague aufgeholt hätte. Die Euroleague kann meines Erachtens gar nicht aufholen, weil es kein Wettbewerb ist. Europäischer Basketball und die NBA sind zwei völlig verschiedene Welten, das kann man nicht vergleichen und man sollte es einfach nicht tun. Das Euroleague Final Four ist qualitativ ganz ohne Frage hochwertiger als so manches grauenvolle NBA-Spiel, die BBL ist spannend wie lange nicht, es macht Spaß, sich das reinzuziehen. Das gleiche gilt für Eishockey, wo in Europa auch Hammersport geboten wird, da muss man nur an die Dramatik der DEL-Finals denken. Das ist klasse, aber niemand würde deshalb eine Konkurrenzsituation zur NHL oder NBA sehen. Die US-Sport-Ligen sind das Nonplusultra und werden das immer bleiben, das soll auch so sein, aber Europa rockt auch. So geht es mir zumindest.

Ettore Messina: Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich liebe die Euroleague. Und sie wird in der NBA durchaus respektiert. Kein Basketballer in den Staaten gibt sich der Illusion hin, dass er einfach mal nach Eurpa wechseln kann und die Euroleague dominiert. Jeder weiß, dass man richtig gut sein muss, um bei einem europäischen Top-Verein unterzukommen. Dennoch muss man nüchtern konstatieren, dass nichts passiert ist. Wie Florian richtig sagt: Die Euroleague und die NBA sich zwei verschiedene Paar Schuhe. Beides ist aufregend, beides ist toll - aber beides zu vergleichen macht keinen Sinn. Was mir persönlich im Zuge des Lockouts überhaupt nicht gefallen hat war das Verhalten einiger europäischer Klubs. Sie nutzten die Chance und verpflichteten Spieler aus der NBA - obwohl sie das Risiko kannten, dass diese ohne Vorwarnung zurückkehren könnten, wenn der Streik beigelegt wird. So kam es zu der Situation, dass eine Mannschaft plötzlich stark geschwächt war und dadurch der Wettbewerb verzerrt wurde. So verliert die Euroleague unnötig ein bisschen an Glaubwürdigkeit.

Philipp Dornhegge: Ich finde es schwierig, dass genau einzuschätzen. Als Sportjournalisten beschäftigen wir uns natürlich tagtäglich und sehr intensiv mit Basketball. Und das wahrscheinlich auf eine Art und Weise, die nicht unbedingt vergleichbar ist mit der Art, wie ein "normaler" Fan Basketball schaut. Es ist ja praktisch unsere Pflicht, BBL-Spiele zu sehen und die Euroleague zu verfolgen. Dadurch können wir genau sehen, dass der Basketball hierzulande so interessant ist wie vielleicht noch nie zuvor. Dazu muss man aber erstmal einschalten, und ich bin nicht sicher, ob die breite Masse das auch tut. Deswegen bleibe ich jetzt mal bei meinem persönlichen Empfinden, und das sagt ganz klar, dass Europa im Kommen ist. Leute wie Kirilenko oder Krstic haben die Euroleague ganz klar aufgewertet, die Bundesliga profitiert enorm von Bayern München. Berlin hat eine riesige Arena, Bonn und Frankfurt haben viele Fans und Bamberg ist ein Hexenkessel, das infrastrukturelle Niveau und der Zuspruch der Fans sind insgesamt richtig gut. Und der BBL scheint es wirtschaftlich ganz gut zu gehen. Wie man hört, beneiden uns viele Länder darum. Die NBA ist halt die NBA, die Fanboys werden weiter nur Richtung USA schauen. Aber ich muss sagen, dass ich total zufrieden bin mit dem, wie sich der Basketball in Europa und Deutschland entwickelt.

Haruka Gruber: Ganz so positiv wie Philipp sehe ich es nicht, die Meinung von Florian ist mir aber wiederum zu negativ. Was mir an der Euroleague sehr gut gefällt: Dass die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt haben und versuchen, Märkte wie Deutschland zu erschließen, die vorher vernachlässigt wurden. Die NBA hätte eine Chance, in jedem Land der Welt große Resonanz hervorzurufen: Sie haben Superstars, sie haben Action, sie haben im Grunde alles - nur: Es ist ein Armutszeugnis, dass es die NBA nicht schafft, in Deutschland als den wichtigsten europäischen Markt präsenter zu sein. Von daher begrüße ich es, wie die Euroleague versucht, nicht nur in tradtionell starken Ländern wie Spanien oder Griechenland stattzufinden. Ob die Offensive irgendwann von Erfolg gekrönt sein wird, weiß ich aber nicht. Nur ein Beispiel: Die BBL ist spannend wie selten und die Bayern bringen Dynamik in die Entwicklung - aber wie man hört, hat bei den TV-Quoten selbst beim Double-Overtime-Thriller FC Bayern gegen Bamberg nicht den Hauch einer Chance gegen Handball, ganz zu schweigen von Fußball. Dass das Final-Four-Turnier der Euroleague in der Nische von "Sport1+" verschwindet, ist ein weiterer Beweis für das fehlende Interesse in der Breite. Aber wer weiß, was passiert, wenn ein deutsches Team, idealerweise die Bayern, in der Euroleague mal erfolgreicher spielt. Doch bis das mal Realität wird, werden mindestens fünf Jahre vergehen.

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