NBA

Rockets-Schock: Saisonaus für T-Mac

Von Florian Regelmann
Tracy McGrady muss die restliche Saison komplett abhaken
© Getty

Von wegen Geheimfavorit: In Houston geht die Saison den Bach runter. Weil Tracy McGrady nicht mehr springen und Ron Artest seinen Mund nicht halten kann. Jetzt fällt T-Mac auch noch für die restliche Saison aus.

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Tracy McGrady führt den Ball an der rechten Seite außerhalb der Dreierlinie. Alles deutet auf ein Set-Play hin, als McGrady explodiert. Er zieht mit einem schnellen ersten Schritt an Chicagos Luol Deng vorbei in die Zone Richtung Korb.

T-Mac hebt ab und stopft den Ball ins Gesicht von Tyrus Thomas. Ein richtiger Monster-Dunk, der die Rockets-Fans im Toyota Center elektrisiert und der zu beweisen scheint, dass der zweimalige Scoring-Champion seine Knieprobleme überwunden hat. T-Mac ist wieder der Alte. Auf diesen Moment hatte McGrady gewartet.

Nur sechs Tage später: McGrady und die Rockets spielen in Milwaukee. Der 29-Jährige klaut Bucks-Forward Luc Richard Mbah a Moute den Ball und läuft einen Fastbreak. McGrady will locker per Dunk abschließen, aber was ist das? Er kommt einfach nicht vom Boden weg und blockt letztlich seinen eigenen Reverse-Layup. Das Knie hatte die Mitarbeit verweigert.

Der Mann, der sich einmal beim Dunk-Contest ein irres Duell mit Vince Carter lieferte, hat offensichtlich nicht mehr viel mit dem McGrady von heute zu tun. Aber vor ein paar Tagen ging es doch noch. Welche Szene stimmt den nun? Es ist verwirrend.

McGrady: Kein Einsatz in diesem Jahr

Fakt ist, dass McGrady bei der Niederlage in Milwaukee nur 3 Punkte gelungen waren und er beim letzten Spiel vor dem All-Star-Game gegen Sacramento pausierte. McGrady versucht immer wieder, trotz seines schmerzenden Knies zu spielen, weil er seine Mitspieler nicht hängen lassen will.

McGrady ist zwar erst 29 Jahre alt, aber er spielt schon seine 12. Saison. Nun fordert der Körper seinen Tribut - und es folgte der Schock: T-Mac verzichtet auf den Rest der Saison unterzieht sich einem neuerlichen Eingriff.

"Es ist echt. Es tut nicht nur ein bisschen weh, ich habe ein Riesenproblem mit meinem Knie und es geht einfach nicht weg. Es ist ein schlechter Zeitpunkt in meiner Karriere, dass ich so etwas durchmachen muss", sagt McGrady.

Die Inkonstanz der Rockets

Aufgrund der Verletzungsproblematik erlebte McGrady eine - für seine Verhältnisse - Horror-Saison. Nur 15,6 Punkte im Schnitt bei einer unterirdischen Trefferquote von nicht mal 39 Prozent sprechen für sich.

Auch wegen T-Macs Qualen ist die Bilanz der Rockets (32-21) zwar nicht so überragend wie von manchen erwartet, aber immerhin noch die achtbeste der Liga. Unerklärlich bleibt die Inkonstanz - Siege in Boston und Orlando stehen Heimniederlagen gegen Washington oder Indiana gegenüber. Sollte McGrady rechtzeitig zu den Playoffs genesen sein, wären die Rockets vom Talent her ein Team, gegen das niemand gerne spielen würde.

Artest greift McGrady an

Zu allem Überfluss ist McGradys Zustand nicht das einzige Problem beim Team von Headcoach Rick Adelman. An zweiter Stelle auf der Liste steht in großen Lettern geschrieben: RON ARTEST.  Alle, die dachten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Artest auch in Houston Ärger macht, haben Recht behalten. Artests Zielscheibe war dabei kein Geringerer als McGrady.

"Tracy muss in der Verteidigung eine Schippe drauflegen. Er ist da sehr unbeständig und muss besser werden." Das hat gesessen. Warum griff Artest McGrady an? Auch hier herrscht Verwirrung. McGradys Antwort auf die Aussagen von Artest war in jedem Fall ebenso deutlich: "Einige Spieler bei uns reden verdammt noch mal zu viel. Ich weiß, dass wir nicht mehr so eine Einheit sind, wie wir es mal waren."

Wenn die Schuldzuweisungen erst einmal losgehen, wird ein Team, das auf dem Papier so talentiert aussieht, ganz schnell zu einem Team, das auch noch die Postseason komplett verpassen könnte.

Adelman gefordert

So wie es Terrell Owens in der NFL immer wieder schafft, eine Mannschaft in zwei Lager zu teilen, so schafft das Artest in der NBA. Der Einzige, der jetzt einschreiten könnte und müsste, wäre Adelman. Dieser pflegt aber nicht unbedingt einen diktatorischen Führungsstil.

"Ich bin schon lange Trainer und weiß genau, was los ist. Mir entgeht nichts. Es ist wichtig, dass man als Trainer immer weiter versucht, mit den Spielern zu sprechen. Und sie müssen untereinander darüber reden. Dass es in einer langen Saison Spannungen und Ärger gibt, ist völlig normal", beschwichtigt Adelman.

Was soll er auch anderes tun? Sein Franchise Player hat ein kaputtes Knie, sein Top-Neuzugang entwickelt sich zum Krebs-Geschwür und in beiden Fällen ist keine Besserung in Sicht.

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