UFC

"Man verwechselt uns mit bezahlten Hooligans"

Nick Hein hat in Hamburg einen Sieg gefeiert
© getty

Noch im Mai musste Nick Hein seinen Kampf gegen Jon Tuck absagen, den Sergeant plagten große Probleme mit der Bandscheibe. Doch innerhalb kürzester Zeit wurde er entgegen der Prognosen wieder fit - jetzt trifft er am Samstag bei der UFC Fight Night in Hamburg auf Tae Hyun Bang (live auf DAZN). Mit SPOX sprach Hein über seine Rolle in der UFC, die knallharte Natur des Sports in jedem Aspekt, Conor McGregor und seinen Draht zur Polizei.

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SPOX: Herr Hein, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es der Bandscheibe? Sie kamen ja doch deutlich schneller zurück, als zum Teil prognostiziert wurde.

Nick Hein: Ich muss mich da ausdrücklich beim Becker Plus Gesundheitszentrum bedanken. Ich wäre nicht jeden Tag eine Stunde dahin gefahren, wenn sie mir nicht das Gefühl gegeben hätten, dass ich es mit Profis zu tun habe. Sie haben es geschafft, dass meine Symptome innerhalb eines Monats komplett weg gegangen sind. Oder sagen wir, zu 95 Prozent weg sind: Ich konnte vorher den Arm nicht einmal richtig bewegen, jetzt merke ich hin und wieder mal ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen. Die Leute fragen immer, wie ich das gemacht habe und sagen, dass das unrealistisch sei - aber es geht eben doch.

SPOX: Also keinerlei Einschränkungen mehr, abgesehen vom Kribbeln in den Fingerspitzen?

Hein: Keine Einschränkungen, nein.

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SPOX: Im Mai allerdings mussten Sie den Kampf gegen Jon Tuck nach Ihrer Verletzung absagen. Sie sprachen damals davon, "am Boden zerstört" zu sein. Wie lief die Vorbereitung jetzt auf den Kampf in Hamburg ab?

Hein: Ganz normal, wie immer. Wir haben alles gegeben und viel trainiert. Ich habe allerdings den Trainingsort gewechselt und habe mich in Los Angeles vorbereitet. Ich werde jetzt auch vermehrt mit Antoni Hardonk trainieren, das ist mein neuer Head Coach. Er ist ein Name, der gekämpft und eine aktive Karriere hinter sich hat. Deshalb hat er auch die Zeit und die Muße, um sich einem Projekt wie einem Kämpfer zu widmen.

SPOX: Schauen wir mal auf Deutschland: In der Heimat haben Sie ja eine ganz gute Bilanz, Ihre beiden Kämpfe hier haben Sie gewonnen. Sehen Sie sich inzwischen auch als das Gesicht der Events in Deutschland? Ist das eine Rolle, die Sie anstreben?

Hein: Natürlich, ja. Ich mache das sehr gerne, ich kämpfe sehr gerne auf heimischem Boden, weil du einfach entspannter kämpfst. Dann hast du auch den Vorteil der Fans im Rücken - da bin ich schon sehr neugierig auf das Wochenende. Wenn man diesen Rückhalt spürt, das kann einem wirklich nochmal einen richtigen Schub geben. 5000 Leute, die hinter einem stehen, die können einen schon motivieren.

SPOX: Wobei die Begeisterung in Deutschland generell noch ein wenig im Kommen ist ...

Hein: ... das würde ich zwiegespalten sehen. Die Tatsache, dass wir ein Event schon mehrere Wochen im Voraus ausverkauft haben, spricht für sich. Die Begeisterung hält sich bei denen zurück, die sich nicht mit dem Sport auskennen. Es gibt wenige Leute, die den Sport kennen und ihn scheiße finden. Es ist einfach noch Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir sind ja froh, dass sich die Medien dem Thema auch mit uns annehmen - SPOX ist da auch ganz, ganz wichtig. Mit Euch rede ich deshalb auch gerne, weil ich weiß, dass ihr euch mit dem Sport auseinandersetzt, anstatt einfach eine reißerische Überschrift zu wollen.

SPOX: Wo sehen Sie denn noch den größten Bedarf an Aufklärungsarbeit?

Hein: Es geht darum, den Sport und vor allem die Menschen, die dahinter stehen, zu repräsentieren. In allererster Linie sind wir alle Sportler, die hart trainieren und die ein weitaus disziplinierteres Leben als manch andere vermeintliche Profis führen müssen, weil die körperliche Belastung uns so viel abverlangt. Aber wir sind auch Menschen. Wir sind eben nicht diese Kampfmaschinen, die skrupellos sind, die keine Angst haben und die sich einfach schlagen wollen. Ich bin ein Mensch, wie du und jeder andere auch. Ich habe meine Ängste, ich habe meine Zweifel. Ich liebe gewisse Sachen, ich kann eigene Emotionen empfinden. Wir sind normale Menschen, die sich entschieden haben, Kampfsport zu machen. Man verwechselt uns aber mit Hooligans, die dafür bezahlt werden. Und das ist eben das, was wir nicht sind. Wir sind keine Hooligans. Wir sind Athleten und das muss sich meiner Meinung nach in den Köpfen festsetzen. Im Boxen hat sich diese Einstellung etabliert, das ist inzwischen ja auch olympisch. Ich denke allerdings, mit dem MMA und Olympia wird es noch eine Weile dauern, weil es eben viele Leute gibt, die sich mit dem Thema nicht beschäftigen wollen. Aber das ist eben so.

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