UFC

Lesnar verliert Titel im Schwergewicht

Von Oliver Copp
Cain Velasquez baute seinen MMA-Rekord auf 9-0 aus
© Getty

Am vergangenen Samstag fand im Honda Center in Anaheim, Kalifornien "UFC 121: Lesnar vs. Velasquez" vor 14.856 Zuschauern statt. Im Hauptkampf setzte der Schwergewichtsmeister der Ultimate Fighting Championship, Brock Lesnar, seinen Gürtel gegen Cain Velasquez aufs Spiel - und verlor.

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Auf dem Papier war Herausforderer Velasquez dem Champion in allen Bereichen mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen. Die Experten waren sich bis auf wenige Ausnahmen einig, dass es einen neuen Weltmeister geben würde.

In dieser Situation befand sich Lesnar schon mehrfach. Er ging als Außenseiter gegen Ex-Weltmeister Frank Mir ins Rennen, als Außenseiter in seinen Titelkampf gegen Randy Couture, als Außenseiter in die Titelverteidigung gegen Shane Carwin. Doch bislang gelang es ihm fast immer, die Kritiker und Experten Lügen zu strafen.

In den letzten Tagen vor dem Kampf wurde zudem ein Aspekt mehr diskutiert als alles andere: der Druck, unter dem Cain Velasquez stehen musste. Er ging als ungeschlagener Herausforderer ins Rennen, als die große Hoffnung der hispanischen Bevölkerung der USA - und ohne jemals einen Kampf gegen einen wirklichen Topstar absolviert zu haben. Es kamen erhebliche Zweifel auf, ob dieser junge, unerfahrene Kämpfer dem Druck standhalten können würde.

Lesnar stürmt gleich auf Velasquez los

Alle diese Überlegungen waren völlig überflüssig. Lesnar stürmte für seinen Kampfstil völlig überraschend sofort mit dem Rundengong auf seinen Herausforderer zu und nutzte seinen Gewichtsvorteil, um Velasquez zunächst gegen den Käfig zu drücken und ihn dann mit Schwung auf den Boden zu befördern.

Die Frage, ob Velasquez unter ihm festhängen würde, war nur zwei Sekunden später beantwortet: Er stand ohne Probleme wieder auf. Lesnar ging kurzzeitig mit Schlägen und einem Flying Knee in die Offensive im Stand und zeigte einen weiteren Takedown, der im Ergebnis ebenso nichts brachte.

Velasquez siegt nach 4:04 Minuten

Velasquez traf Lesnar mit einer Barrage an Schlägen, die den Weltmeister taumeln ließen. Der Herausforderer setzte am Boden nach, während der Champion die Deckung oben hielt und somit die meisten Schläge verpuffen ließ. Lesnar stand noch einmal auf, fand sein Gleichgewicht jedoch nicht wieder, ging abermals zu Boden, und Ringrichter Herb Dean brach den Fight nach 4:04 Minuten der ersten Runde ab.

Die Publikumsreaktionen, die Velasquez bekam, erinnerten zu diesem Zeitpunkt mehr an eine Parade anlässlich des mexikanischen Nationalfeiertags Cinco de Mayo, und ein neuer Superstar war geboren. Lesnar zollte dem neuen Champion Respekt und sagte, er sei an diesem Abend der bessere Mann gewesen und betonte, dass er genau eine solche Leistung von ihm erwartet gehabt hatte.

Punktsiege für Shields und Sanchez

Martin Kampmann stieg im zweiten Hauptkampf gegen den früheren Weltmeister der Konkurrenzorganisation Strikeforce, Jake Shields, ins Octagon. Für Shields war es der erste Kampf in der UFC, doch der Ringer und Experte für Aufgabegriffe bekam mit dem ehemaligen dänischen Kickboxmeister Kampmann gleich zu Beginn einen wahren Prüfstein vorgesetzt. Nach drei vollen Runden sah ein Punktrichter den Dänen vorn, während zwei Punktrichter Shields zum Sieger kürten.

Der Brasilianer Paulo Thiago traf in einem weiteren mit Spannung erwarteten Kampf auf den Sieger der ersten Staffel der UFC-Realityshow "The Ultimate Fighter", Diego Sanchez. Thiago, der im wirklichen Leben immer noch im brasilianischen Sonderkommando zur Drogenbekämpfung, BOPE, tätig ist, brannte ein wahres Grappling-Feuerwerk ab, doch am Ende reichte es nicht, und Diego Sanchez wurde einstimmig zum Punktsieger erklärt.

Lehrmeister Ortiz gegen Schüler Hamill

"Lehrmeister gegen Schüler" was das Thema des Aufeinandertreffens von Ex-Weltmeister Tito Ortiz und Matt Hamill. Der gehörlose Hamill war in der dritten Staffel von "The Ultimate Fighter" der erste Kämpfer, den Coach Ortiz in sein Team wählte. Auch nach dem Ende der Show blieb der Ringer seinem Coach treu - doch heute treten sie in derselben Gewichtsklasse an, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie gegeneinander kämpfen mussten.

Ortiz ist bereits seit Jahren von Rücken- und Nackenverletzungen geplagt, während man auch bei Hamill unweigerlich den Eindruck hat, dass er sportlich stagniert. Zwar war diese Begegnung über drei Runden spannend, doch am Ende war klar, dass keiner der beiden im nächsten Jahr auch nur in die Nähe eines Titelkampfes kommen wird. Hamill gewann einstimmig nach Punkten.

Ex-Titelanwärter Gonzaga schwach

Der frühere Titelaspirant im Schwergewicht, Gabriel Gonzaga, traf auf den aufstrebenden Ultimate Fighter-Finalisten Brendan Schaub. Der Brasilianer Gonzaga hat seit seiner Niederlage im Titelkampf gegen Randy Couture im August 2007 mit einem Formtief zu kämpfen, und auch in diesem Kampf war keine wesentliche Verbesserung zu erkennen. So war es auch keine Überraschung, dass alle drei Punktrichter Schaub am Ende mit 30-27 vorn sahen und ihn somit zum Sieger jeder einzelnen Runde bestimmten.

Court McGee bezwang Ryan Jensen nach 1:21 Minuten der dritten Runde durch Aufgabe mit einer Arm Triangle. Der Kanadier Patrick Cote meldete sich mit einer wenig überzeugenden Punktniederlage nach drei Runden gegen Tom Lawlor aus der Verletzungspause zurück. Mike Guymon zwang Daniel Roberts nach 1:13 Minuten der ersten Runde mit einem Anaconda Choke zur Aufgabe.

Stout gewinnt umstritten gegen Taylor

Im umstrittensten Kampf des Abends gewann Sam Stout nach Punkten gegen den Engländer Paul Taylor. Der Fight war extrem knapp, sodass mit zwei Runden für den einen und einer Runde für den anderen gerechnet werden konnte. Zwei Punktrichter sahen entsprechend auch jeweils einen der Kontrahenten vorn. Der dritte Punktrichter hatte jedoch alle drei Runden an den Kanadier Stout gegeben - eine kaum zu rechtfertigende Sichtweise.

Der Südkoreaner Dongi Yang unterlag in seinem UFC-Debüt Chris Camozzi durch geteilte Punktrichterentscheidung. Gilbert Yvel aus den Niederlanden verlor nach 1:48 Minuten der ersten Runde, als Ringrichter John McCarthy den Kampf abbrach, weil sich Yvel am Boden nicht mehr intelligent verteidigte.

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