Kittel gewinnt erste Etappe

SID
Marcel Kittel gewann die erste Etappe der 2014er Rundfahrt
© getty

Bei Triumphator Marcel Kittel flossen vor Freude über das Gelbe Trikot Tränen, Altmeister Jens Voigt glänzte in seiner Paraderolle als willensstarker Einzelkämpfer: Die deutschen Radprofis haben zum Auftakt der 101. Tour de France brilliert und dem größten Radrennen der Welt auf der ersten Etappe ihren Stempel aufgedrückt.

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Der Brite Mark Cavendish erlebte dagegen bei seinem Heimspiel einen der schwärzesten Momente der Karriere.

"Ich bin so glücklich und stolz. Es ist der Wahnsinn", sagte Kittel. Nach 190,5 km von Leeds nach Harrogate hatte er einen dramatischen Massensprint gewonnen und sein Tour-Märchen aus dem Vorjahr in beeindruckender Manier fortgeschrieben. Durch seinen fünften Tagessieg bei der Frankreich-Rundfahrt durfte sich der 26-Jährige zum zweiten Mal das begehrte "Maillot jaune" überstreifen: "Das zweite Mal ist immer schwieriger, als einmal zu überraschen."

Kittel, der 2013 den Auftakt auf Korsika gewonnen hatte, stach bei der hektischen und taktisch anspruchsvollen Zielankunft in der Grafschaft Yorkshire Peter Sagan (Slowakei/Cannondale) und Ramunas Navardauskas (Litauen/Garmin) aus. Voigt trägt nach einer nach einer 54 km langen Solofahrt erstmals seit 1998 das gepunktete Bergtrikot.

Die 1. Etappe in der Übersicht

"Etwas ganz besonderes"

"Es ist unglaublich, etwas ganz besonderes. Wir haben ganz hart dafür gearbeitet und immer daran geglaubt", sagte Kittels Teamkollege John Degenkolb (Gera), der auf den letzten Kilometern mit Giant-Shimano Kittels Sieg maßgeblich vorbereitete.

Zur tragischen Figur wurde Lokalmatador Cavendish. Rund 500 Meter vor dem Ziel geriet der 29-Jährige mit dem Australier Simon Gerrans (Orica) aneinander und stürzte schwer auf die rechte Schulter. Womöglich übermotiviert ließ Cavendish damit eine einmalige Chance aus. Das gesamte Jahr war für den "Manxman" auf diesen Tag, diesen Sprint, diesen einen Sieg im Heimatort seiner Mutter ausgelegt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag Cavendish auf dem Asphalt. Eine herbe Enttäuschung - auch für seine Landsleute, die zu Hunderttausenden an die Strecke gepilgert waren und mit einer begeisternden Stimmung zum Tour-Auftakt auf der Insel beitrugen.

"Ich bin enttäuscht. Es war mein Fehler, ich werde mich bei nächster Gelegenheit bei Simon Gerrans entschuldigen. Ich habe eine Lücke gesucht, doch es war keine da", sagte Cavendish, der eine Schultereckgelenksverrenkung und mehrere Bänderrisse erlitt. Am Sonntagmorgen soll entschieden werden, ob es für den Sprinter weitergeht.

Kate und William dabei

Für einen royalen Start bei der Königin der Radrennen hatte zu Beginn Herzogin Kate gesorgt. Im Beisein ihres Gemahlen Prinz William sowie Prinz Harry durchtrennte sie vor dem Start symbolisch ein Band und schickte das Peloton mit besten Wünschen auf die Reise.

Auf diese machte sich unmittelbar nach dem scharfen Start um 12.00 Uhr Ortszeit Oldie Jens Voigt. In dem Moment, in dem der 42-Jährige mit seinem 17. Start den Teilnahmerekord von George Hincapie (USA) und Stuart O'Grady (Australien) einstellte, zeigte sich der Trek-Profi in der Angriffslust, die ihn zur Tour-Legende werden ließ: Voigt fletschte die Zähne, trat wild in die Pedale und machte sich mit zwei Mitstreitern auf die Flucht.

Dramatisches Finale

Lange hielt die Gemeinschaft aber nicht. Bei der Sprintwertung nach 77 km düpierte Voigt seine jungen französischen Begleiter Nicolas Edet (Cofidis) und Benedict Jarrier (Bretagne) mit einem Antritt und spielte dabei seine ganze Erfahrung aus.

Der gebürtige Grevesmühlener legte die großen Gänge ein, setzte sich deutlich ab und gewann die Bergwertungen an der Côte de Buttertubs und der Cote de Grinton Moor. Rund 60 km vor dem Ziel wurde Voigt eingeholt. Im dramatischen Finale schlug dann die Stunde von Kittel.

"Ich hatte ein paar Minuten Spaß. Dann dachte ich - was habe ich mir bloß dabei gedacht", sagte Voigt: "Es war echt hart, ich habe einen hohen Preis gezahlt." Im aufregenden Finale schlug dann die Stunde von Kittel.

Ein weiterer klassischer Massensprint ist am Sonntag nicht zu erwarten, der Kurs zwischen York und Sheffield gleicht dem Frühjahresklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Auf 201 Kilometern müssen die Radprofis neun Bergwertungen bewältigen, unter anderem sogar eine der zweiten Kategorie. Auf diesem Terrain sind sowohl Kletterqualität als auch Endschnelligkeit gefragt, denn es ist gut möglich, dass der Tagessieger aus einer Fluchtgruppe kommt.

Tour de France 2014: Die Gesamtwertung

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