Dafür sorgte Volksheldin Issinbajewa für den stimmungsvollen Höhepunkt der Weltmeisterschaften. Die 31-Jährige, die seit Olympia 2008 keine große Freiluft-Meisterschaft mehr gewonnen hatte, gewann nach 2005 und 2007 ihren dritten WM-Titel. Silber ging an Olympiasiegerin Jennifer Suhr (4,82), Bronze hatte zuvor die Kubanerin Yarisley Silva mit ihrem letzten Versuch über 4,82 m Spiegelburg (4,75) entrissen.
Spiegelburg frustriert
"Wieder Vierte, immer werde ich Vierte. Irgendwann will man es einfach nicht mehr wahrhaben", hatte Spiegelburg vor genau einem Jahr bei den Olympischen Spielen in London mit verquollenen Augen gesagt, niemand hatte es der Leverkusenerin gewünscht, dass sich die Serie nach Platz vier bei der Hallen-WM, Olympia und der EM fortsetzt.
Sie selbst hatte gar nicht mehr darüber reden wollen, "das letzte Jahr ist ein Tabu-Thema", hatte sie gesagt. Doch die Erinnerungen kehrten zurück, als noch vier Springerinnen übrig geblieben waren. Spiegelburg hatte bis dato einen blitzsauberen Wettkampf gezeigt und keinen ihrer Versuche gerissen. An ihrem eigenen deutschen Rekord von 4,82 m scheiterte sie jedoch deutlich.
Issinbajewa ohne Nerven
Den gewaltigen Druck, den eine ganze Nation ausgeübt hatte, bewältigte dagegen Jelena Issinbajewa wie zu ihren besten Zeiten. Selbstbewusst war sie als Letzte bei 4,65 m in den Wettbewerb eingestiegen. Es ist noch gar nicht lange her, da schmunzelte das Glamour Girl der Leichtathletik, das insgesamt 30 Weltrekorde aufgestellt hat, über solch eine Höhe, diesmal riss sie im ersten Versuch. Die Zuschauer hielten den Atem. Im zweiten Anlauf meisterte sie ihre Einstiegshöhe - und endlich reagierte das Publikum, wie es sich Issinbajewa gewünscht hatte.
"Unterstützen Sie mich. Schreien Sie. Springen Sie von den Sitzen auf. Drücken Sie mir die Daumen", hatte sie gefordert und versprochen: "Den Rest mache ich." Dabei hatte die zweimalige Welt- und Olympiasiegerin zu einem Start bei ihrer Heim-WM überredet werden müssen, wie es heißt sogar von höchster Stelle. Staatschef Wladimir Putin, schon immer glühender Verehrer der ehemaligen Kunstturnerin, brachte Issinbajewa angeblich dazu, ihren Baby-Wunsch zu verschieben.
"Ich will heiraten und Kinder haben", hatte sie gesagt, relativierte ihre Aussage aber jetzt: "Ich bin ein Mensch, der seine Meinung sehr oft ändert, ein richtiger Zwilling." Im Auftrag Putins schuftete Issinbajewa im Training, knüpfte an ihre goldenen Zeiten an und warf ihre berühmten Kuss-Hände ins Publikum.